Es gibt vielleicht 2 Sichtweisen:
die eine - Frau von verzweifelterMann ist "kaputt", hat ein Problem, hat keine Spannung mehr an der Steckdose - irgendetwas ist nicht in Ordnung. Es gibt einen "Zustand, wie er eigentlich sein soll", und da gibts einen Weg hin. Und solange man noch nicht dort ist oder zumindest dorthin auf dem Weg ist, macht er oder sie etwas "falsch". Den allergrößten Teil der Ratschläge würde ich zu dieser Sichtweise zählen. Die Aufforderung, die Frau solle halt mal mit Essen anfangen, der Appetit kommt dann schon (früheres parallel-Forum) ist vielleicht etwas plump.....nein nein, viel einfühlsamer, alles offensichtliche vermeiden, gaaanz gaaanz liebevoll mit laaaanger Zeit gaaar nichts fordern....und wenn alle alles richtig machen kann man wieder zu diesem paradiesischem Zustand streben.....trautes Paar, umeinander bemüht und beide miteinander im sexuellen Gleichgewicht - so wie es "eben sein soll". Wenn es nicht auf irgendwie absehbare Zeit gelingt die Frau wieder "in Gang zu setzen", dann allerdings geht die Beziehung "den Bach runter", im verzweifeltenMann stirbt immer mehr ab und die Trennung ist unausweichlich.
die zweite Sichtweise - die Beziehung von verzweifelterMann und seiner Frau kommt recht harmonisch rüber. Sie meistern den Alltag und haben das mit dem finanzellen, existentiellen Auskommen gut gemeinsam auf die Reihe und aufgeteilt bekommen. Sie gelernt, sich gegenseitig Freiräume auch in der stressigen Kinderzeit zu geben. In ihren sexuellen Wünschen haben sie sich aktuell ziemlich auseinander entwickelt. Er hat ein Wunschbild von "Sex in der Beziehung" im Kopf, das sich mit ihren Vorstellungen nach den bisherigen Schilderungen gar nicht deckt. Ihr ist, wieder gemäß der Schilderung, zumindest aktuell gar nichts daran gelegen, dass sich an der sexuellen Flaute in ihrer Beziehung etwas ändert. Sie ist mit der Flaute eigentlich hochzufrieden. Wieviel Chancen hat eine Bemühung, jemanden von einer Position, in der er eigentlich hochzufrieden ist weg zu locken??? Man kann in dieser zweiten Sicht jetzt das positive der Paar-Beziehung so stehen lassen und weiter pflegen. Das hat gute Chancen, denn so sieht ja die Realität aus. Und man kann jetzt - im Idealfall sogar gemeinsam!! - überlegen, wie man mit den so überdeutlich unterschiedlichen Bedürfnissen zur Sexualität dauerhaft umgehen will. Denn die Unterschiede scheinen ja "Realität" zu sein und nicht nur eine "kleine Funktionsstörung". Ob sie früher schon bestanden oder sich erst entwickelt haben ist dabei eigentlich komplett zweitrangig. Diese "Realität" der Unterschiede scheinen aber die meisten Beiträge nicht wahr haben zu wollen.....es wäre doch viel einfacher, wenn es doch nur eine "kleine Funktionsstörung der Frau" wäre.....dann könnte man reparieren. Und reparieren tut verzweifelterMann mit Feuereifer und die meisten Ratgeber mit intimen Hinweisen bis hin wie man den Rücken streichelt......
Kurzum, wenn es also doch keine Funtionsstörung ist sondern die Realität von 2 sehr unterschiedlich ausgeprägten Bedürfnissen und man findet eine Lösung, wie BEIDE mit ihren Bedürfnissen glücklich werden können - dann müsste diese schöne und finanziel unbesorgte und umeinander bemühte Familie nicht den Bach runter gehen nur weil Mann und Frau sexuell ganz unterschiedlich ticken......allerdings müsste man dann ein romantisches Traum-Bild einer Ehe in die Ecke stellen und eigene Wege suchen.
Dass ich eher ein Anhänger von Sichtweise 2 bin kam ja schon rüber. Bevor das ganze positive, das verzweifelterMann von seiner Ehe schildert den Bach runter geht würde ich ihm wirklich wünschen, dass er sich ein wenig an seine romantischen Moralvorstellungen ran wagt.....und seiner Frau wünsche ich das mindestens genau so. Aber er scheint einem solchem Ansatz noch keinen Milimeter näher gekommen zu sein.
Gucki -