Aber selbst wenn ich heute quietschfidel sein könnte, dann würde meine Frau ja sagen: ist doch alles gut, kein Bedarf was zu tun.
Ich halte es für einen Irrglauben, dass deine Frau besonders etwas tun wird wenn sie spürt wie deprimiert du bist und du, bildlich gesprochen, den ganzen Tag als melancholisch tragischer Held herum läufst.
Meiner Meinung nach bewirkt das Umgekehrte viel mehr, gerade wenn jemand weiter aufrecht, souverän, gelassen, humorvoll und freundlich damit umgeht, seine Mitte in dem ganzen Chaos behält und ja, auch wieder gute Laune hat, dann weiß sie viel eher für was es sich lohnt zusammen zu bleiben und das auch zu wollen.
Aber du hast deine Bedingungen für die Ehe und die sagen nun mal dass sie dafür zuständig ist und nicht du.
Es ist genauso schwierig nicht mehr fröhlich zu sein, wie es schwierig ist zu lachen und gelöst zu sein, der Weg den man verfolgt den gewöhnt man sich dann genauso an wie Frau sich angewöhnen kann Sex nicht mehr zu mögen.
Der Weg nicht mehr fröhlich zu sein, ist der bequemere, am Ende aber auch der zerstörerischere.
Guck immer grimmig wenn du sie siehst, dann wird das irgendwann automatisch und immer so sein, auch vom Gefühl her, gewöhne dir an zu lächeln und ihre Gegenwart einfach zu genießen, dann wird das auch auf dein Gefühl übergehen.
Für wen wird sich Frau denn überwinden wollen, ihre "Hemmschwellen" zu überwinden, für den der sie überwiegend trotzig und erwartungsvoll anblickt, oder für den bei dem sie spürt dass es schön und fröhlich ist, ohne diesen auffordernden Blick an sie?
Und dann kommen bei ihr vielleicht Reaktionen ganz von selber, ohne das große Kino der Versuche sie dahin zu bekommen, denn das Verhalten und vor allem die Ausstrahlung eines anderen hat es an sich übertragbar zu sein, so dass man sich mit ihm wohl oder unwohl fühlt.
Jemanden der "wegen mir" traurig ist und das auch sichtbar ist und immer spürbar, bei jedem gute Nacht sagen, den würde ich eher meiden wollen als jemand der genau das Gegenteil lebt.
Den würde ich nicht meiden, sicher auch weil keine Erwartung zu spüren wäre ihn von seinem Leiden zu erlösen, sondern es einfach schön ist auch wenn die Zeiten schwierig sind, mit dem würde ich auch eher Sex haben können, als mit jemanden der sein Darben als Spiegel meiner Pflichten in sein Verhalten projiziert.
Ja, das ist meine „Erwartung“ und Interpretation einer Ehe. Kompromissbereitschaft, für den anderen da sein, Liebe, Verständnis, Zweisamkeit, Vertrautheit, ... das ist nun mal meine Ansicht, an der sich nichts geändert hat.
Natürlich ist die Definition der Ehe jedem selber überlassen, aber ist es auch die Definition deiner Frau, oder macht sie das vielleicht nicht längst so, nur nach ihrer Interpretation?
Das Problem ist, wenn jeder ein kompromissloses Bild von der Ehe im Kopf hat dass sich nicht eins zu eins deckt und dieses Bild beim anderen vorausgesetzt wird.
Du setzt voraus, sie setzt voraus und weil alle denken das gleiche vorauszusetzen, werden Unstimmigkeiten zu spät erkannt, bzw. gar nicht verstanden.
Klare Rahmenbedingungen, die lassen aber vieles andere nicht zu, begrenzen die Möglichkeiten und als erstes muss halt deine Frau genau da wieder rein passen, das tut sie im Moment nicht, was es unmöglich macht weiter zu kommen.
Also ist sie am Zug, damit sie wieder genau in diese Rahmenbedingungen hinein passt, auch wenn es gerade nicht geht, im Umkehrschluss hast du nicht die Pflicht dich anders zu verhalten oder anders zu denken, zu fühlen, weil dies ja nicht zu deinen Vorstellungen passen würde, sie muss dazu passen, nur sie ist in der Lage sich passend zu machen und wenn sie das nicht kann, dann kommt sie ihrer ehelichen Verantwortung nicht nach.
Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen deine Ansichten, mein Geschreibe sind nur Versuche den Sinn dafür zu wecken dass es außerhalb dieser eben noch viel mehr, andere Ansichten, andere Verhaltensweisen, andere persönliche Gefängnisse gibt.
Deine Frau könnte vielleicht momentan außerhalb dieser Vorstellungen sein, aber um das besser erfassen zu können müssten starre Vorstellungen weichen, zumindest in der Betrachtung, was man damit tut oder nicht ist wieder eine andere Sache, aber man kann es dann mit weniger Enttäuschung und Groll tun, weil die Erwartungen an den anderen sich relativeren, man ist eben nicht der andere und erwartet wird nun mal fast nur was man selber als richtig und vorgegeben erachtet.
Das hat nicht unbedingt etwas mit der Situation und deiner Frau zu tun, sondern mit Vorstellungen und Regeln die "du" hast.