Hallo! Du Tired sag mal habe ich keine Geduld dieses mal? Erwarte ich mir einfach wieder zuviel nach 11 Tagen 20mg Citalopram?
Irgendwie pendelt auch immer ein wenig resignation mit wenn ich nicht komplett fokusisert bin. Die letzten 2 Tage habe ich auch am Nachmittag für 2 Stunden geschlafen. Am Abend bin ich sowieso meistend müde.
Ich bin jetzt zwar nicht direkt angesprochen

Aber ich hatte ja schonmal geschrieben, daß es auch bei mir länger gedauert hat.
Nach meinem ersten akuten Depri-Loch hab ich ja auch Cita bekommen, und die haben vergleichsweise schnell angeschlagen, zumindest soweit, daß ich aus dem akuten Loch rausgekommen bin. Heißt: Ich bin nach zwei Wochen wieder arbeiten gegangen - aber ich teilweise trotzdem arg neben mir gestanden. Ich hab mich fünf Wochen nach meinem akuten Zusammenbruch mit meinem Bruder und nem Freund für die Sauna verabredet - und mußte mich vor der Abfahrt erstmal ne halbe Stunde auf's Sofa legen, weil ich ne leichte Panikattacke bekommen habe. Ich bin noch zwei drei Monate später im Büro und Besprechungen gesessen und hatte immer wieder Anflüge von Angst und Depri in den Gliedern, richtig spürbar.
Das Fluoxetin ab Sommer 2014 hat drei Wochen gebraucht, bis "nur noch" wacklig war - von Unternehmungslust, Motivation und Sorgenfreiheit war ich allerdings noch Monate (!) entfernt. Irgendwann ab Nov/Dez '14 herum stabilisierte es sich dann ganz langsam. Trotzdem hab ich noch ewig lang echt Geduld und nen verdammt langen Atem gebraucht.
Auch insgesamt über längere Zeiträume hinweg ist es schon exakt so, wie Du es selbst geschrieben hast:
Das verläuft in Wellen. Insgesamt zwar mit einer Aufwärts-Tendenz zum Besseren - aber es sind immer wieder auch lokale Flauten, Stagnationen und Täler möglich.
Anhand meiner Dailyo-App auf dem Handy kann ich zum Beispiel sagen:
- 2017 war ein mittelprächtig unterdurchschnittliches Jahr (hab da erst im April mit der App begonnen) - 2016 war im Rückblick einen Hauch besser, 2015 aber noch ziemlich bescheiden
- 2018 war dann schon deutlich besser, überdurchschnittlich; mit dem Höchst-Wohlfühlwert im Mai
- 2019 wieder schlechter - mit zwei Tiefstwerten im Mai und im Juni
- 2020 war insgesamt wieder besser und nochmal nen Hauch besser als 2018
- Anfang 2021 hab ich erst geschludert und dann aufgehört, Buch zu führen - da war ich dann stabil genug und hatte genug Vertrauen und Geduld entwickelt - die drei ersten Monate da sind nicht mehr repräsentativ
Kannst ja en detail mal hier gucken:
(Falls das direkte Einbetten nicht funktionieren sollte, hier der direkte Link:
https://imgur.com/ByiCsT0
=> Ein ständiges Auf und Ab.
Kurz:
Ja, Du brauchst da mehr Geduld.
Und zweitens:
Du brauchst aktuell Zeit zur Regeneration! Is'so
Wir sind jetzt über das lange Himmelfahrts-Wochenende vier Tage in Paris gewesen.
Ich hab das soweit auch gewuppt bekommen, war echt wunderschön.
Aber es war auch scheiße anstrengend:
Mittwoch Abend erst um elf im Hotel angekommen, erst gegen Mitternacht dann richtig im Bett gewesen und eingeschlafen. Nach nem 3/4-Arbeitstag plus sechseinhalb Stunden Autofahrt sind wir allesamt arg platt gewesen. Entsprechend müde dann am Donnerstag erst gegen zehn aus dem Bett, gegen elf gefrühstückt, erst gegen zwölf nach Paris rein. Dort den ganzen Tag rumgelaufen (insg. 17km nach meiner Uhr), abends wieder erst gegen halb elf im Hotel gewesen. Am nächsten Morgen wieder spät raus, da ging's schon besser, weniger gelaufen, mehr gefahren und Pausen gemacht, einen Programmpunkt gestrichen. War aber wieder erst halb elf im Hotel. Dasselbe Spiel Samstag nochmal, dieses Mal Versailles - und Sacre Coeur und Bootsfahrt abends haben wir dann gestrichen, weil es eben einfach nicht mehr ging - weder bei mir, noch bei meiner Frau, noch bei Sohnemann. Also nachmittags 2-3 Stunden zurück ins Hotel gefahren, was ausgeruht und Schläfchen gemacht, und abends dann gemütlich Abendessen in Versailles und anschließend noch mit dem Auto ne kurze Paris-by-Night-Tour gemacht. Zwölf Uhr im Bett... Gestern dann ausgeschlafen (Check-out war zum Glück bis 12 Uhr möglich), gefrühstückt - und das Schloß von Pierrefonds auf der Rückfahrt auch gestrichen, weil wir einfach nur nach Hause wollten, um dann für den Arbeitstag heute wieder fit zu sein.
Ergebnis:
Mir geht's einigermaßen, bin lediglich etwas neben der Spur, weil Paris auch eine alte Kindheitsheimat von mir ist (11 Jahre dort gelebt) und ein Teil meiner Seele da eben auch verwurzelt und noch nicht wieder ganz hier Zuhause in Deutschland angekommen ist

Hab dann vorhin in der Mittagspause auch ein Stündchen Nickerchen gemacht.
Meine Frau hingegen - nicht depressiv - hat gestern Abend noch ein Geschenk für unseren Sohn organisiert, der nächsten Samstag Geburtstag hat, und konnte danach bis um zwei nicht einschlafen... war entsprechend gerädert heute Früh um sieben und hat sich k.o. gemeldet. Wie gesagt: Nicht depressiv! (Wenngleich sie durchaus aktuell so ihre Sorgen und Problemchen hat.)
Lange Rede, kurzer Sinn:
Was ich Dir damit zeigen will: Auch unabhängig von einer Depression geht es einem mal weniger gut, auch mit Depression kann es einem mal besser gehen als jemand anders ohne.
=> Wir sind keine Mitte 20 mehr!!
Ich weiß, daß das hart zu verknusen ist - das geht mir gerade anläßlich des Paris-Besuchs so: Ich bin dort zwar mit 19 weggezogen, auch damals war nicht immer alles Eitel Sonnenschein, und ich bin auch seit über zehn Jahren nicht mehr dort gewesen (hat sich nicht ergeben; zeitlich nie gepaßt). Aber ich erkenne trotz der verstrichenen Zeit soviel wieder; meine alte Schule sieht praktisch auch noch so aus wie damals, Straßenverläufe, Ortsnamen, Eindrücke, etc. pp.
Und gleichzeitig muß ich anerkennen, daß trotzdem über 25 Jahre seitdem vergangen sind!
Ich bin keine 19 mehr, und auch nicht mehr 23, als ich mit nem Kumpel in ner Marathon-Tagestour früh morgens hin und abends wieder zurück bin - und hab danach nur nen knappen Tag Regenaration gebraucht. Da kann ich heute nur von träumen

*hahaha*
Ich glaube, Du tust Dich noch schwerer damit als ich, die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind und wie sie sich - und Du auch Dich! - im Laufe der Zeit verändern.
So hart es ist - aber ich sag's Dir jetzt trotzdem nochmal knallhart und hoffe, Du siehst es mir nach
Du bist Mitte 40!
Du bist keine 20 oder 30 mehr.
Is'so.
Hör auf, Dich unter unnötigen Erfolgs- und "Ich-muß-permanent-funktionieren-"Druck zu setzen!
Spar Dir die Energie für die Momente auf, in denen Du sie brauchst - davon gibt's genug.
Aber wenn gerade nix anliegt, ruh Dich aus. Mach ne Meditation. Iß ein Eis. Leg Dich schlafen.
Aber knall Dir nicht die ein oder zwei Stunden mit scheinbar produktiven Dingen zu oder mach Dir ein schlechtes Gewissen, weil Du nicht "produktiv genug" bist. Drauf gepfiffen.
Ja - an der Seitenlinie läuft so ein blödes kleines Männchen hektisch auf und ab, führt Buch und guckt Dich immer wieder mißbilligend an. Kenne ich

=> Red mit ihm. Mach ihm klar, daß
Du der Boss bist und nicht er. Und laß ihn ansonsten laufen. Der verliert das Interesse, wenn Du ihm nicht zuhörst
So, mal wieder genug Text zum Sacken-lassen
Halt die Ohren steif! Es wird weiter aufwärts gehen, versprochen. Eins nach dem andere. Ganz in Ruhe. Geduld. Wie die Elefanten
LG,
Alex