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Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

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Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo an alle,

ich wende mich heute nur in Kürze an euch, da es mir gesundheitlich nicht sehr gut geht. Viele von euch haben mir Mut gemacht und mir Ratschläge zum bevorstehenden David-gegen-Goliath-Gespräch gegeben. So möchte ich wenigstens berichten, dass es statt gefunden hat und dass es einigermaßen befriedigend ausging. Ich hoffe nur, dass die Zugeständnisse von Heim-Trägerseite nicht nur wegen des anwesenden Kommunalpolitikers gemacht wurden und dass die gemachten Versprechen auch gehalten werden.

Leider klappte ich einen Tag nach dem Gespräch (das fast 4 Stunden dauerte) zusammen. Ich hoffe, ich erhole mich und kann dann denen, die es interessiert, mehr berichten.

Grüße und Danke!
Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Lieber Leona, irgendwann ist für uns alle die Kraft am Ende...erhole dich gut, ich bin in Geanken bei dir. Lass uns wissen, was gesagt wurde.....
liebe Grüße
Arielle
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Forumsmitglieder,
nachdem es mir wieder etwas besser geht, will ich kurz über das Gespräch und die jüngsten Ereignisse berichten.

Beim Gespräch anwesend waren von Trägerseite der Geschäftsführer Deutschland, die Qualitätsbeauftragte H. und T., die Heimleitung, ein von mir alarmierter Kommunalpolitiker, eine weitere betroffene Angehörige, mein Sohn und ich.

Nachdem ich all die bitteren Erfahrungen und Mängel der letzten Monate vorgetragen hatte, schloss sich auch die andere Betroffene an. Es folgte eine angedeutete Entschuldigung seitens der Geschäftsführung mit Hinweis darauf, dass viele Mängel an der Aufbauphase (inzwischen 7 Monate)lägen und es bei meinem Vater in der Tat zu einer unglücklichen Ansammlung von Missgeschicken gekommen sei. Dies wolle man nun aber verbessern und meinen Vater besonders im Auge behalten. Die Qualitätsbeauftragte griff mich wegen der Email an meine Gemeinde ziemlich massiv an, sprach von Rufschädigung und möglichen Konsequenzen, verteidigte ihr Konzept und konnte sich nicht vorstellen, dass meine Schilderungen der Wahrheit entsprächen. Mein Eindruck war, dass sie selbst zwar sehr engagiert schien, aber zu oft und zu weit von der Praxis entfernt ist. Sie deutete immer wieder an, dass man mit dem Vertrauensverlust, der offenbar bei mir vorliege, nur noch schwer zusammen arbeiten könne...

Die Heimleitung verhielt sich eher still, warf nur hin und wieder eine wenig relevante Bemerkung ein. Der Politiker verhielt sich vermittelnd neutral, er hatte aber die Plattform zu diesem Gespräch geboten, was ich ihm hoch anrechne.

Die Runde ließ sich dann noch auf die von mir vorbereiteten Fragen zur Zukunft der Versorgung in dem Haus ein (Ich hatte jedem ein Arbeitspapier mit den Fragen vorbereitet) und hier ergaben sich durchaus gemeinsame Vorstellungen und es zeigten sich auch viele Berührungpunkte zwischen mir und der Qual.Beautragt., die mich vorher noch unsanft angegangen hatte.

Das Gespräch dauerte fast 4 Stunden und verlief insgesamt fair und friedlich.

In der Woche davor war auch ein Herr von der Heimaufsicht bei meinem Vater, allerdings auf Voranmeldung und wie mir von einer anwesenden Bekannten gesagt wurde, war mein Vater nie netter, sauberer, ansprechender zurecht gemacht, als an diesem Vormittag...dazu brauche ich sicher nichts zu kommentieren.

Trotzdem setzte ich Hoffnungen auf unser Gespräch und dachte, dass zumindest in den nächsten Wochen Ruhe herrschen würde...

Irrtum.
Als ich Vater gestern aufsuchte, war er wieder völlig am Ende, konnte nicht laufen (4 Tage vorher war noch alles o.k.!!!),war unfähig ein Glas zu halten und zum Mund zu führen, konnte nicht selbständig essen, brabbelte nur Unverständliches, selbst gerade sitzen war nicht drin, er kippte immer wieder um.

Mein Sohn und ich waren entsetzt. Inzwischen klüger geworden, hielten wir den Zustand diesmal bildlich fest. Ich fragte höflich, wo man die Ursachen für diese erneute Verschlechterung sähe (wie gesagt, 4 Tage vorher ging noch alles - Vater fand sogar in einem mitgebrachten Text mehrere Rechtschreibfehler und machte mich darauf aufmerksam!)und ob irgendetwas Besonderes vorgefallen sei. Das Personal gab sich hilflos und meinte, dies sei wohl krankheitsbedingt, sie könnten es sich auch nicht erklären...

Also tat ich wieder meinen Job - fütterte, flößte Tee,Wasser, Saft ein, massierte und redete bis ich Vater endlich soweit hatte (nach Stunden), dass wir ein paar Schritte zu dritt zur Terrasse gehen konnten - ein bisschen frische Luft, die ersten zusammenhängenden Sätze an diesem Tag, ganz langsam lüftete sich der Schleier.

Ich blieb auch noch zum Abendbrot, fütterte Vater wieder und man reichte mir die abendlichen Tabletten...tja, und da stellte ich fest, dass das entscheidende Medikament, das Antidementivum Exelon, nicht dabei war!!! Ich fragte sofort nach - Überraschung seitens des Personals, leichte Unruhe, Kruschpeln in den Unterlagen...hm..hm..

Offenbar waren die Medikamente für die gesamte Woche falsch zusammengestellt worden und keiner hatte es bemerkt. Vater hat sein wichtigstes Medikament über Tage nicht erhalten. Von Exelon ist bekannt, dass man es überhaupt nicht einfach absetzen darf, wenn überhaupt, muss es ausgeschlichen werden...des weiteren stellte sich heraus, dass Vater auch morgens seine Medikamente n i c h t bekommen hatte, weil er sie wieder ausgespuckt habe und man nicht gewusst habe, wie man sie ihm denn verabreichen könne...no comment!

Ich gab meinem Vater dann die Medikamente selbst, es erforderte Geduld, aber es war möglich. Einen Teil kann man sogar in Flüssigkeit auflösen.

Da war nun die Erklärung für die massive Verschlechterung seines Zustandes, aber es kam noch nicht mal eine Entschuldigung.

Wenig später fand ich dann in seinem (sehr schmuddeligen) Zimmer eine Stofftasche mit einem geöffneten und ausgelaufenen Fresubinpäckchen...es war abgesprochen, dass Vater wegen seines Untergewichtes täglich ein solches kontrolliert bekommt, also im Glas/Tasse serviert und unter Beisein eines Pflegers o.ä.

Bezahlt habe ich die 60 Päckchen, wer das Mittel kennt, weiß, es ist kostspielig. Wenn die Dinge dann so laufen, wie beschrieben, kostet es fast unmenschliche Kraft - nach allem was voraus gegangen ist - ruhig zu bleiben.

Ich heulte erst auf der Heimfahrt im Auto.

Ich bin seit 10 Tagen im Gespräch mit einer WG in einer nahen Kleinstadt und hoffe - auch wenn die Räumlichkeiten gewisse Mängel haben und auch wenn die Kosten etwas höher liegen - dass ich Anfang kommender Woche eine Zusage für Vater bekomme.

Dort, wo er ist,kann er nicht bleiben. Das wurde mir gestern nochmals drastisch klar. Es wird sich nichts ändern in diesem Haus, noch nicht einmal Grundpflege und Grundversorgung funktionieren, von den Bedürfnissen eines Demenzpatienten ganz zu schweigen.

Haltet mir die Daumen, dass ich eine Zusage bekomme und dass ich meine Restkräfte nochmal mobilisieren kann und das durchziehe und vor allem - dass es für Vater nochmal ein wenig besser wird.

Euch allen einen lieben Gruß
Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Leona, ich habe deinen Bericht gelesen und fühle deine Ohnmacht!
Schalte doch einfach die Betreuungsbehörde ein!!! Diese nimmt nach deiner Kritik am Heim garantiert Einblick in das dortige Geschehen. Ich muss zugeben, ich habe mit dieser damals, als das mit meinem Mann wegen der Magensonde war, nur gute Erfahrungen gemacht. Mach es!!!
Heute kam mein Mann nach haus zurück. Ich habe das Gefühl, er hat es gemerkt. Eigentlich sollte das schon zum 15.4. passieren aber am 14. am Nachmittag wurde er wegen des Verdachts auf ein Magengeschwür in das Krankenhaus eingeliefert. Er hatte Blut erbrochen....so kam wieder einmal alles anders. Nun ist er hier und ich hoffe, ich kann ihm das geben, was ein Mensch in diesem Zustand benötigt.
Er hat so gut gegessen, dass es mir ein unwahrscheinlich gutes Gefühl gibt.
Liebe Leona, befolge meinen Rat, ich glaube, du wirst positiv überrascht sein.
liebe Grüße
Arielle
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Leona,
ich bin echt entsetzt!!! Ich glaube nicht, dass ich sehr naiv bin, aber das hätte ich mir nicht träumen lassen. Das ist wirklich die Höhe. Sollte es wirklich in den meisten Heimen so gehen, dann braucht einen wirklich gar nichts mehr wundern. So ist das zwar nicht nur im Gesundheitswesen sondern auch in der Industrie, dass es schöne Zertifikate und Qualitätsbeauftragte hin oder her gibt aber letztendlich alles nur auf dem Papier gepflegt wird, aber da ist es schlicht und einfach nicht so tragisch. Ich sagte ja schon ein paar Mal, es ist nicht schlecht sich die Verabreichungspläne für Medikamente zeigen zu lassen, bzw. um das Personal nicht ganz so vor den Kopf zu stossen, einfach mal nachzufragen "was hat sie/er denn heute schon für Medikamente bekommen", dann müssen sie nachsehen und man sollte mit rein schauen können, aber bei ganz gewieftem Personal und wenn das die Regel wird, dann würden solche Pläne wohl einfach "nachgepflegt" werden. Dass so etwas vorkommt, liegt sicherlich an überfordertem Personal, aber vor allem auch an der Pflegeleitung; es ist ein großer Unterschied, ob das Personal mal nicht zum Rasieren oder Zahnpflege kommt, oder so etwas wesentliches wie die absolute Regelmäßigkeit und strikte Einhaltung der verordneten Medikamente mißachtet wird. Und dass nach all der vorangegangenen Geschichte... die trauen sich was.
Das einzige was sich an der traurigen Wahrheit positives sehen läßt ist, dass du nun weißt warum dein Vater so oft total in den Seilen hing. Von meiner Seite habe ich glaube ich relativ ausführlich beschrieben wie es bei meinem Vater aussah, als er die Medis zwar von uns bekam, aber klammheimlich weil sie sich in seinem Mund aufgelöst haben und das bestimmt nicht gut schmeckt aus dem Mund gepopelt hat. Diese Schwankungen sind unerträglich, und auch jetzt merken wir bei der kleinsten Änderung schon die offensichtlichen Auswirkungen.
Natürlich drücken dir alle die Daumen, dass es mit der WG klappt, und es wird ihm dort bestimmt besser gehen!
Liebe Grüße, Flieder

P.S. Auch wenn das jetzt durch diese Wendung untergeht, ein 4-Stunden Gespräch durchzuziehen, wow!
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo, liebe Flieder, ich freue mich dich zu sehen...ich schreibe dir in den kommenden Tagen wieder einmal eine Mail.
...was passiert nur mit den Menschen, die keine Angehörigen haben, die sich um einen kümmern. Man mag gar nicht daran denken.
liebe Grüße
Arielle
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo,
ich drücke Ihnen die Daumen das es mit der WG für Ihren Vater klappt und er wieder etwas mehr lebensfreude bekommt und er dort die Zuwendung , richtige Medigabe ect. bekommt , damit er in Würde , seinen Lebensabend verbringen kann !!!!!!!!!!!!!

Bin auch total schockiert was ich gelesen habe, sowas darf nicht vorkommen !!!!!!!!!!!!!!

Lieben Gruß
Blumenkind
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebes Blumenkind,
danke für Ihren Zuspruch. Sind Sie selbst in der Pflege tätig? Übrigens zu Ihrem eröffneten Thema, wie es mit der Erblichkeit von Demenz steht, gibt es einen aktuellen Bericht hier bei onmeda.Schauen Sie mal auf der Themenseite rechts - unter Alzheimer. Demnach sieht es offenbar so aus, dass Kinder beiderseits von Alzheimer betroffener Eltern deutlich höhere Erkrankungsraten haben als der Durchschnitt. Aber lesen Sie am besten selbst. Trotzdem würde ich sagen: Ruhe bewahren. Es wird gerade in Sachen Alzheimer fieberhaft geforscht und irgendwann wird man fündig werden. Auch wenn ich ansonsten die Gentechnologie kritisch sehe, so könnte doch gerade im Bereich Demenz hier eine Chance liegen.
Alles Liebe
Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo, Leona ,
danke für Ihren Hinweis , werde ich mir durchlesen .
Njan , habe zwar meine Ausbildung in der Pflege gemacht aber in Kinderpflege / keine Altenpflege , habe 15 Jahre in meinen erlernten Beruf gearbeitet und musste in aus gesundheitlichen Gründen aufgeben , habe dann 2 Jahre bei der Diankonie gearbeitet in dieser Zeit meinen an Alzheimererkrankten Vater Zuhause gepflegt , dann wurden bei der Diakonie auch Stellen gekürzt , so wurde ich wieder arbeitslos. Also machte ich bei meinem Vater einen Vollzeitjob , meine Mutter erkrankte in dieser Zeit an Krebs , konnte durch die Chemo nicht so mithelfen . Wie das Schicksal es wollte , sollte ein Heim für Demenz und Alzheimererkrankte Menschen bei uns in der Nähe erbaut werden ( früher war es ein "normales Altenheim ")
Da ich durhc die Pflege meines Vaters auch viele negative Erfahrrunen gemacht habe sei es die damligen sogenannten guten Freunde und die Umwelt , habe ich mir geschworen diese Menschen und ihren Angehörigen zuhelfen durch Angehörigentreffen usw. , wie geschrieben , bei so einem Angehörigentreffen kam es dann auch Zusprache mit diesem Heim , die damalige Leiterin der Gruppe , stellte das Konzept vor und ich war so angetan, das ich mich daraufhin beworben hatte und sie mich dann genommen haben *freu* das war vor 2,5 Jahren .
Nach einer internen Schulung habe ich nun eine Festanstellung und ich hätte meinen Vater dort auch hingegeben, erst einmal als Tagesgast , leider ist er während dieser Zeit verstorben, für ihn sicher eine Erlösung , aber ich hätte ihn dort untergeracht ! Ich bin froh das ich den Meschen nun bei Ihren letzten Lebensweg begleiten darf und das sie diesen / ihren Weg bei uns in Würde gehen dürfen !!!!!!!
Ich arbeite dort als Präsenzkraft , betreue und begleite die Bewohner durch den Tag , wir leben in einer WG mit 12 Bewohner , kochen , malen , singen , spielen Brettspiele ect. ,Vormittags werden hauswirtschaftliche Tätigkeiten angeboten wie Abwaschen , kochen , Blumenpflege ect. , Nachmittags Spiele, Blumenstecken, Malen , Singen ! Die Bewohner dürfen bei ns so lange auf bleiben wie sie wollen .
Mittlerweile ist unser Haus vollständig belegt und es stehen viele Auf unser Warteliste !
Sie merken , ich mache meine Beruf so gerne , das ich noch Romane schreiben könnte , es macht mir sehr viel Spaß auch wenn es eine schwere Arbeit ist, aber es gibt mir so viel , wenn mich ein Bewohner einfach nur anlächelt oder mich einfach so in den Arm nimmt und sagt "Du bist lieb " .

Lieben Gruß
Blumenkind

Lieben Gruß
Blumenkind
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebes Blumenkind,
Ihre Einstellung und Ihr Engagement zu Ihrer Arbeit ist bewundernswert.Glücklich alle jene, die in ein Haus Ihrer Beschreibung kommen! Wenn Sie meinen Thread zur Erfahrung mit Pflegeheimen (Seniorenresidenzen!)gelesen haben, wissen Sie, wie traurig, aber auch empörend das Leben der alten Menschen dort sein kann. Es gäbe viel zu tun - aber zu wenige engagieren sich oder zeigen Zivilcourage. Die alten Menschen können in der Regel nicht mehr für sich selbst sprechen, sie brauchen die Unterstützung der jüngeren Generation, unsere Unterstützung. Ihnen weiter viel Erfolg bei Ihrer nicht leichten Arbeit und einen lieben Gruß, Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo zusammen,

bin ich froh auch mal etwas positives zu lesen.
Arbeite ebenfalls auf einer Dementenstation.
Auch "unsere" Bewohner werden mit Würde und Respekt über den Tag begleitet. Nach ihren individuellen Wünschen gepflegt. Dass jeder aufsteht oder zu Bett geht wie er dies gern möchte ist selbstverständlich.
Man liest hier soviel negatives,menschenunwürdiges, dass ich mich nicht wundere dass das Bild der Gesellschaft über die Pflegeheime so negativ ist.
Aber es gibt auch richtig Gute.
Nur davon spricht niemand......

Lb. Gruß
Wildrose
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

...und man findet sich nicht, liebe Wildrose oder man kann sie nicht bezahlen. Ich habe mir wirklich bereits 2 Jahre bevor es soweit war, möglichst viele Seniorenhäuser in unserem Einzugsgebiet angeschaut. Da, wo es mir gefiel, setzte ich meinen Vater auf die Warteliste und fragte halbjährlich nach. Es tat sich nichts. Es wurden einfach immer die Menschen vorgezogen, die in dem jeweiligen Ort ansässig waren und Vater blieb ewig auf Platz 11 oder 13. Wir haben in unserer Gemeinde noch kein eigenes Heim, es ist geplant, aber es wird noch dauern. Als es dann im letzten Sommer immer klarer wurde, dass Vater nicht mehr in seiner Wohnung bleiben kann und ich ihn als alleinerziehende und für den Lebensunterhalt sorgende einzige Tochter auch nicht bei mir aufnehmen kann, schien das neu eröffnete Haus in 14 km Entfernung die Rettung. Dass dies sich zu einem solchen Fiasko auswachsen sollte, hätte ich nach den Versprechungen und dem angepriesenen Pflegemodell nicht gedacht. Der Stress, als Vater zu Hause lebte und ich täglich mehrmals hin musste, war schlimm, aber das was ich jetzt täglich durchlebe ist schlimmer. Wenn Sie sich meine Schilderungen zum Niedergang meines Vaters in diesem Heim durchlesen, halten Sie es vermutlich für eine fiktive Geschichte - nur leider ist es traurige Wahrheit.
Nachdem ich mich schließlich bis zu den höchsten Verantwortlichen durchgekämpft hatte und auch die Missstände belegen konnte, hoffte ich, die erneuten Versprechungen der Geschäftsführung und der Heimleitung würden eingehalten...
Pustekuchen! Vorgestern entdeckte ich die falsche Medikamentenstellung - das Antidementivum Exelon wurde einfach vergessen, Vater hat dadurch eine so massive Verschlechterung zu verzeichnen, die möglicherweise irreparabel ist. Heute nun erhielt ich einen Anruf, ich solle sofort kommen, Vater sei aus dem Bett gestürzt und man müsse den Notarzt rufen...
Dazu müssen Sie wissen, mein Vater ist vor einem halben Jahr zwar dement,aber körperlich unversehrt und sehr mobil in das Haus eingezogen. Jetzt kann er weder alleine sitzen, geschweige denn laufen - und es wird sich immer hinter der Demenz versteckt - man kann nie irgendjemand wirklich für eine Verfehlung haftbar machen. Jede Verschlechterung liegt immer " an der Krankheit" - seltsam nur, dass bei intensiver Betreuung und Versorgung mit Flüssigkeit, Nahrung und den richtigen Medikamenten der Zustand sich auf wundersame Weise verbessert - Vater wieder läuft, spricht, Gedichte vorliest und versteht.
Es ist einfach nur traurig - und ich gebe noch nicht einmal dem Personal die Schuld. Wie sollen 2 Pflegekräfte denn 38 schweren Pflegefällen gerecht werden? Geht doch gar nicht.
Ich setzt im Moment alles daran, meinen Vater da heraus zu holen - hoffentlich erlebt er es noch.Halten Sie uns die Daumen! Gruß Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo Leona,
wie geht es, und wie ist die Entwicklung mit der WG?
Gab es ein Nachspiel zu den Ereignissen im Heim?
Liebe Grüße, Flieder
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebes Blumenkind,
es tut wirklich gut, wenn Sie oder auch andere hier berichten, dass es auch positive Aspekte der Pflege gibt. Und ich finde es total toll, wenn jemand so aufgeht in seiner Arbeit mit Menschen wie Sie! Und wenn dann noch so viel Gefühl für das Individuum da ist. Natürlich sehr schade, dass Ihr Vater nicht mehr dort hin konnte. Aber Sie tun so vielen Menschen Gutes, das ist doch das Schönste was man machen kann; auch wenn sicherlich nicht immer einfach.
Es ist wirklich wichtig zu hören, wie es auch gehen kann
Vielen Dank und herzliche Grüße, Flieder
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Hallo Flieder,
über die jüngsten Ereignisse (falsche Medikamentenstellung und Bettsturz, wieder nur 2 Pflegekräfte für 38 schwerst Pflegebedürftige) habe ich dieses Mal direkt den Träger/die Qualitätsbeauftragte informiert, da man mir dies in dem großen Gespräch nahe gelegt hatte. - Ich erhielt umgehend eine Antwort, die eine Entschuldigung und eine Auskunft über die getroffenen Maßnahmen enthielt. Ich vermute, es gab im Pflegeheim eine "kleine atomare Explosion"...

Für mich waren diese erneuten Missstände aber das letzte bisschen Rückenwind,um eine entgültige Entscheidung zu treffen. Ich habe am Montag den Vertrag für die Wohngemeinschaft unterschrieben und habe auch bereits mit dem Hausarzt über die notwendigen Maßnahmen wie Pflegebett, Nachtstuhl etc. gesprochen. Nächste Woche werde ich die Kündigung des Heimvertrages einreichen - mit Wirkung zum 31.5.

Das Zimmer in der WG habe ich ab 15.5. angemietet, also habe ich eine 14tägige Überlappung der Kosten. Da ich das Zimmer noch möblieren muss,kann ein bisschen Zeit aber nichts schaden.

Von Heimseite wird man mir sicher nicht entgegen kommen, also muss ich für kurze Zeit mit der Doppelbelastung leben. Da ich meinen Vater in dem Heim nicht mehr alleine lassen möchte, ist eine alte Bekannte von ihm angereist, die jetzt täglich bei ihm ist, damit ich alles andere regeln kann und den Rücken frei habe.

Ich hoffe, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und dass Vater die massive Verschlechterung,die durch die falsche Medikamentenstellung eingetreten ist, wieder kompensieren kann. Es ist wirklich ungeheuerlich.

Hoffentlich lebt er sich in der WG gut ein und hat noch ein bisschen Freude am Leben - wenn dies einträte, wäre auch meine Lebensqualität wieder besser und ich wüsste, wofür ich die letzten Monate gekämpft habe.

Seit Montag habe ich Vater von Exelon-Hartkapseln auf Exelon-Pflaster umgestellt, weil man im Heim einfach nicht in der Lage war, die Einnahme der Kapseln sicher zu stellen. Die Pflaster sollen laut Forschungsberichten auch besser verträglich sein.

Momentan versuche ich die Logistik des Umzugs in den Griff zu kriegen.Es steht viel an - mit den neuen Verordnungen zur Krankenkasse marschieren, die Pflegekasse informieren, Verbindlichkeiten (Heim,Telefon,Gesellschafterin...)kündigen, parallel dazu das Zimmer möblieren (neue Möbel kaufen und liefern lassen)und gemütlich herrichten...in der WG werden natürlich auch wieder Bettzeug und Bettwäsche sowie Handtücher gebraucht...hatte ich alles veräußert, als Vater letzten Herbst umzog.

So ist die Lage.
Liebe Flieder, schick mir ein paar positive Gedanken und ein bisschen Kraft!

Liebe Grüße von
Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Leona..........
als ich deinen Beitrag gelesen habe, hätte ich vor Freude heulen können! Ich bin einfach nur begeistert, wie sich dein Engagement
und dein Kampf nun hoffentlich auszahlt.....!
Ich weiss wie schwer solche Entscheidungen sind, aber letztlich
wird es sich für dich und deinen Vater lohnen...da bin ich mir ganz sicher!!!!
Du kannst sehr stolz auf dich sein.....vorallem bist du ein echtes Vorbild für deinen Sohn...!!! Du gibst etwas weiter, was wir viel mehr in dieser Gesellschaft bräuchten.......!

Viel, viel Kraft und ich denke an Dich und deinen Vater aus der Ferne!

Liebe Grüsse
Rosenmädchen
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Leona,

Ich wünschen Ihnen alles gute in dieser sehr überforderten Situation,sich mit dem Pflegeheimen Umzügen und den Bedürfnissen Ihres Vaters gleichzeitig auseinanzusetzen erfordert eine ganz besondere menschliche Stärke.

Einst ist ganz sicher, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen für die Pflege Ihres Vaters, den Sie so lieben und für den Sie bereit sind alles menschenmögliche zu tun.

Sei Gottes Segen immer mit Ihnen.

Alfons.
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Leona,
natürlich, ich denk an Dich und sende dir ein bisschen Kraft (hab momentan ja ein bisschen übrig, Gott sei Dank!), und positive Gedanken sowieso, aber die kommen automatisch, da sich deine Dynamik einfach auch auf andere überträgt. Nur dass du dich nicht überanstrengst... klingt nach einigen Handständen, die du bis jetzt schon machen musstest, aber klingt gut!
Das glaube ich auch, dass es rumort hat im Heim, aber ganz ehrlich, wenn sich die Situation wieder so dargestellt hat bedeutet das, dass die Heimleitung oder der Träger auch so arbeiten möchte, nämlich mit so wenig Personal wie möglich. Untragbar.
Melde mich wieder bei Dir
Alles Gute erstmal
Lg, Flieder
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebes Rosenmädchen,
hoffentlich läuft alles so, wie ich es mir momentan wünsche. Danke, dass Du mich mit Deinen aufbauenden Worten unterstützt.
Nun hoffe ich, dass auch bei Dir bald Licht am Ende des Tunnel zusehen ist. Du hast offenbar einige gute Ratschläge zu Entspannungstechniken bekommen. Lass uns wissen, ob Dir das weiterhilft.

Ich hoffe, dass auch die Situation für Deine Eltern in ruhigere Bahnen kommt.Ein entspanntes Wochenende wünscht
Leona
 
Re: Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen

Liebe Forumsmitglieder,
ich bin zur Zeit stark beschäftigt mit den Vorbereitungen zu Vaters erneutem Umzug. Das Heim habe ich zum 31.5. gekündigt, parallel dazu habe ich ein Zimmer in einer WG für Demenzpatienten ab 15.5. angemietet. Nun geht die Rennerei und der Kampf mit den Behörden los...Krankenkasse, Pflegekasse etc. Das Heim ist eine vollstationäre Pflegeeinrichtung, die WG fällt unter ambulante Pflege - das bedeutet Umstellung aller Anträge. Es müssen wieder Sachmittel beantragt werden (Pflegebett, Nachtstuhl, Inkontinenzmittel etc.) Auch finanziell ist alles anders. Den höchsten Satz bekommt man ja nur in der vollstationären Pflege, in der professionellen ambulanten Pflege nur einen Bruchteil davon. Das ist eine sehr ungerechte Angelegenheit und auch die Gesetzesänderungen ab Sommer haben daran nichts verbessert.

Unabhängig davon muss Vaters Zimmer in der WG hergerichtet werden, alles, was ich beim Umzug ins Heim veräußert hatte, muss ich nun wieder neu anschaffen. Umdenken ist angesagt. Hoffentlich geht es Vater in der WG dann auch tatsächlich besser, ich wünsche mir das so sehr. Ich werde über alles berichten, vielleicht kann es für den ein oder anderen hilfreich sein. Alles Liebe, Leona
 
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