RE: Falsche Voraussetzungen - is so, Amica...
RE: Falsche Voraussetzungen - is so, Amica...
Hi Amica,
klar, ich gehe von einer sehr europäisch-abendländisch-aufgeklärten Sicht da ran.
Daß hinter diesem Jahrtausende-alten "Ritual" letztlich ein Wertesystem steht, bei dem die Lustfähigkeit bzw. das Lustempfinden der Frau als "störend", den männlichen "Machtanspruch" eventuell behindernd usw. gewerter wird und die Frau nicht nur symbolisch, sondern durch diese Beschneidung im wahrsten Wortsinn "abgewertet" wird ist mir vollkommen klar.
Du hast es sehr treffend und mit drastischen Worten prägnant beschrieben.
Den Lösungsansatz sehe ich (wieder durch meine abendländische 20-Jh.-Brille) in (und nur in) Aufklärung. Denn nur so läßt sich die teufelkreismäßige Situation, daß hier Frauen Opfer und Täterinnen zugleich sind, durchbrechen.
Die mir bekannten Projekte (ich erwähnte eines) gehen dabei so vor: eine Frau, die möglichst selbst sogar betroffen ist, geht im Gespräch mit den "meinungsführenden" Frauen im Dorf an das Problem heran. Klärt zunächst einmal über die großen Qualen, das Leid und die Gefahren für Leib und Leben der Mädchen auf, dann darüber, daß dieser Eingriff wider die natürliche Funktion des Körpers erfolgt und nicht zur Reinheit, sondern zur Unreinheit des Körper führt (häufig z.B. schwere Infektionen, dauerndes Wundnässen usw.).
Das Wichtigste an der Aufklärungsarbeit ist, daß es für das Wohlergehen des Mädchens (Ehe, Kinderkriegen usw.) sehr wichtig ist, NICHT zu beschneiden und daß alle darum gerankten Mythen (Unreinheit, Geringwertigkeit der Frau ohne Beschneidung) falsch sind.
Ist ungeheuer schwer, aber die Initiativen bestätigen, daß, wenn es gelingt, die MEINUNGSFÜHRERIN im Dorf zu überzeugen, der Bann bzw. das Eis gebrochen ist, und viel Leid verhindert werden kann.
Das ganze Ding ist so ein weiblicher Selbstläufer dort und so tabuisiert, daß sich die Männer in der Regel da gar nicht einmischen (dürfen).
Es ist eine (Selbst)-Unterdrückung der Frauen untereinander geworden über die Jahrhunderte...
Hoffe, daß es vielen (Frauen-)initiativen gelingt, möglichst viele Meinungsführerinnen dort in den Ländern zu überzeugen...
Gruß von Ulli