Hallo Chibi,
schön, von Dir zu lesen

Hab mich vor zwei Tagen noch gefragt, wie es Dir wohl geht mittlerweile.
Ich denke, was Du so schreibst, hört sich in der Tendenz ein wenig besser an, auch, wenn Du sicher noch irgendwo drinsteckst.
Wie Tired schon schrieb, wird es sicher nicht mehr sein. Aber es ist denkbar, daß sich Deine Diagnose konkretisiert oder einfach etwas verändert hat. Alle Dinge im Leben, eben auch Krankheiten und damit auch psychische Störungen, unterliegen einem steten Wandel. Erst recht, wenn man, so wie Du, damit versucht zurecht zu kommen und daran und an sich zu arbeiten.
Daß Du zwischendurch also auch euphorische Phasen hast, würde ich grundsätzlich ebenfalls als positiv werten - ich kann mich an Beiträge von Dir erinnern, da warst Du von Euphorie weiter entfernt als die Sonne von der Erde.
Versuche, diese Phasen irgendwie zu genießen. Was mir auch immer hilft - vor allem, wenn es dann wieder mal schlechter geht -, ist, diese guten Zeiten auch bewußt gedanklich oder laut sprechend in Worte zu fassen, zwei-, dreimal: "Mensch, ist das ein schönes Wetter da draußen

"; "Jaaa, super, daß das geklappt hat. Ich fühle mich richtig zufrieden."
=> Dieses Bewußtmachen hilft meiner Meinung nach, diese gute / bessere Phase besser in Erinnerung zu behalten und sich eben in schlechteren Zeit zurück ins Bewußtsein zu rufen: "Hey, komm, Kopf hoch, gestern Abend, da ging's doch auch gut. Da war ich richtig gut gelaunt. Wird schon wieder." Das zieht einen leider nicht von jetzt auf gleich aus nem Loch, aber es hilft - ein bißchen wie Trittsteine, die man sich damit baut, um leichter aus dem Loch rausklettern zu können.
Ich versuche es , jetzt wo es so warm war , war ich ein paar mal mit meiner Tochter im Freibad , wirklich wohl gefühlt hab ich mich zwar nicht , aber sie hatte massig Spaß.
Versuche und übe, Dich am Spaß Deiner Tochter zu freuen. Gestehe Dir ganz bewußt und klar zu, im Freibad entspannen zu dürfen und Dich von ihrem Elan ein bißchen mitreißen zu lassen. Kann sie schon schwimmen?
Weißt Du, mir geht es vor dem Abmarsch ins Schwimmbad mit Sohnemann immer ein bißchen ähnlich: Klamotten zusammenpacken, hinfahren, umziehen, auf Sohnemann aufpassen (er lernt das Schwimmen noch, ist also noch nicht sicher), nach ner Stunde alles wieder retour... Da bin ich im Vorfeld auch immer unlustig und etwas unruhig.
Sobald ich aber erlebe, was für einen Spaß mein Sohn im Wasser hat; wenn ich mit ihm schwimmen übe und ihn für seine Fortschritte lobe und er dann super stolz über sein Kindergesicht strahlt und begeistert weitermachen will - dann entspannt mich das mittlerweile. Dann sehe ich und weiß ich, daß ich da etwas richtig mache. Und dann kann ich auch mit ihm zusammen lachen ein bißchen meinen Spaß dabei haben. Nicht überbordend, nicht euphorisch. Aber es ist gut so
In der Klinik hatte ich ja ein paar Sachen probiert , hab gestrickt , oder Leinwandbilder gemalt , oder vor kurzem mal Mandalas ( soll ja
entspannen ) , ich erfreue mich nicht wirklich daran , und aufblühn tu ich dabei auch nicht wirklich , und entspannen tut es mich auch nicht .
Nun ja... also meine Erfahrung solcher Aktivitäten während meiner Klinikzeit war da auch nicht die beste... Das lag aber sicher nicht nur an der depressiven Stimmung, sondern auch daran, daß das, was dort zum Werken, Malen und Machen angeboten wurde, einfach nicht so ganz meine Wellenlänge war. Ich liebe meinen Modellbau (auch, wenn ich leider seit bald zwei Jahren keinen Pinsel mehr angerührt habe *schnief*) und denke, daß ich für das Bemalen von Figuren und 3D-Objekten durchaus eine gewisse Begabung habe. Sogar für das Modellieren, in gewissen Grenzen.
Aber 'simple' Malerei liegt mir so grad überhaupt nicht... Was nicht heißt, daß ich ein tolles Bild nicht schön finden würde - aber ich selbst kann es eben nicht.
Und dann macht mir sowas auch wenig Spaß und kann mich nicht mitreißen.
Ok - ich hätte auch Körbe flechten können, so wie andere...
Nur... wo pack ich das Zeug nachher hin...?!? Ne Leinwand kann man ja noch zusammenrollen. Aber ein halbes Dutzend Körbe... ok, ich könnte sie auf dem nächsten Mittelaltermarkt verticken
Allerdings könnte ich durchaus Spaß daran haben, mir mal ein eigenes Kettenhemd oder ein Schwert zu schmieden - dummerweise kriege ich das Equipment dafür nicht ohne weiteres in unser Haus *g*

*lol*
Worauf ich hinaus will:
Daß Dir die Aktivitäten in der Klinik nicht viel gegeben haben, heißt nur, daß Du das Richtige für Dich noch nicht gefunden hast. Nicht, daß Du bei so etwas nicht entspannen kannst. Sondern nur, daß Du vielleicht ein paar andere, verschiedene Dinge ausprobieren solltest, bis irgendwann etwas Deinen Begeisterungsfunken zündet.
Hast Du nicht früher mal gemodelt...?
Schonmal überlegt, selbst Kleidungsstücke zu designen? Oder zu nähen, zu sticken?
Meine Frau geht darin seit 3-4 Jahren richtig auf. Und da sie es nicht einfach nur für sich macht, sondern in der Regel für unseren Sohn, ihre Schwestern, unsere Neffen, Freundinnen zum Geburtstag etc. erntet sie auch wiederum eine ganze Menge Anerkennung, was sicherlich gut für's Selbstbewußtsein ist. Häufig genug kriegt sie jetzt schon kleinere "Aufträge" aus dem Freundeskreis angetragen - hier ne Stickerei, dort ne Applikation... Und der Stoffestapel in ihrem Arbeitsbereich für endlos viele Projekte in spe wächst und wächst *g*
Alles nur Anregungen. Aber eben mit dem Ziel Dir zu verdeutlichen, daß Deine Erfahrungen in der Klinik wirklich nicht zu bedeutsam für Dich sein sollten. Ja - es gibt Patienten, die finden in der Ergotherapie dort ihre künstlerische "Berufung" und malen ab dem Moment ein Bild nach dem anderen. Oder stricken einen Schal nach dem nächsten. Jepp, gibt's. Hab ich dort auch kennengelernt.
Das gilt jedoch beileibe nicht mal für die Masse der Patienten. Aber es kann ein Schubs in die grundsätzliche Richtung sein, im künstlerischen Bereich ein paar Dinge auszuprobieren.
Und eure Tochter ist ja nun mittlerweile auch alt genug, daß Dir nach und nach mehr Zeit bliebe, um ein solches Hobby zu entdecken und aufzubauen
In jedem Fall schlägst Du Dich tapfer

Mach weiter so, es geht aufwärts, ganz bestimmt, versprochen
LG,
Alex