Hallo Chibi,
Ich weiss das ich nun ausserhalb in meinem Umfeld nichtmehr so offen mit den Gedanken um mch werfen werde , das steht für mich fest . Denn was bringt mir die Ehrlichkeit ?? Nichts! Es ist egal ob ich lüge oder Ehrlich bin .
Stimmt nicht!
Für mich stellt sich das Problem nur so da, daß Du gerade absolut nicht in der Lage bist, auch nur die kleinste Entscheidung zu treffen, und deswegen nehmen Dir andere die Entscheidungen ab - allerdings eben auch nur in dem Rahmen, in dem sie befugt sind. Ein Hausarzt kann Dir schlecht zu weiterführenden Therapien raten - das kann nur der Psychiater. Wenn der da etwas unlustig ist, und Du bist es auch... ja... dann bleibt scheinbar nur die Psychiatrie.
Dein Mann schließlich kann Dir Deine Entscheidung bzgl. einer Scheidung auch nicht abnehmen. Du hast ihm ja selbst gesagt, daß Du das nicht wolltest. Ist das die Wahrheit?
Um's mal ganz blöd auszudrücken, Chibi: Aber Du bist aktuell irgendwo entscheidungs- und handlungsunfähig! Du steckst mittendrin in dem Sumpf und kommst da nicht raus.
Aber Du bekommst quasi von allen Seiten Arme ausgestreckt, die Dir helfen wollen, Dich da rauszuziehen!! Mach die Augen auf:
1. Dein Mann sagt Dir ins Gesicht, daß er Dich wiederhaben will! Er weiß nur nicht wie, was erstmal verständlich ist, vor allem, wenn er sich mit der Krankheit nicht so gut auskennt. Also: Er kann Dir im ersten Schritt damit helfen, daß er sich schlau macht! Weise ihn auf entsprechende Literatur hin, ein Buch wie dieses hier sollte reichen:
Niemals aufgeben! Oder:
Die Seele heilen. Du / ihr habt hier schon die Links für Amazon => Draufklicken, ab in den Einkaufskorb und auf die Bestellung warten. Wenn er besser versteht, wogegen Du tagtäglich ankämpfst, versteht er auch, wie er Dir helfen kann: Durch Verständnis, Geduld und Liebe. Und eben nicht durch Vorwürfe. Aber dafür muß er die Krankheit besser verstehen. Okay, vielleicht nicht die beste Feiertagsliteratur. Aber ihr steckt da grad sowieso drin und müßt euch damit auseinandersetzen - dann lieber so konstruktiv, meinst Du nicht auch?
Also: Los jetzt, bestellt eins der beiden Bücher!

Sofort
2. Dein Hausarzt bestätigt Dir ins Gesicht, daß er das Gefühl hat, Dein Psychiater würde Dich nicht ernstnehmen - was ja auch Dein Bauchgefühl ist. Also such Dir einen anderen! Bitte Deinen Hausarzt, Dir eventuell mal eine unverbindliche Empfehlung auszusprechen, wenn er da jemanden kennt. Hochoffiziell darf er das zwar nicht, aber hinter verschlossenen Türen wird er Dir da schon einen Tipp geben, dazumal er Dich offenbar sympathisch genug findet (!!), sonst würde er sich da nicht über Umwege einmischen. Wärest Du ihm egal, könnte er sich auch weiter zurücklehnen und Dir sagen, daß das nicht seine Baustelle ist - tschüß. Tut er aber nicht!
Und bitte Deinen Therapeuten mal um eine Empfehlung. Chibi, nur eine Frage von Dir, eine Antwort von ihm. Mehr nicht. Das geht!
3. Du erhältst hier im Forum von uns zahlreiche Anregungen, was Du machen kannst. Beginne, sie umzusetzen! Such Dir einzelne davon aus, von denen glaubst, daß sie erfolgversprechend sein könnten, und dann probiere es. Stück für Stück, Schritt für Schritt, eins nach dem anderen.
Ich habe das schonmal geschrieben:
Du als Patientin mußt da (leider) ein bißchen Mitverantwortung und -aktivität aufbringen. Es können Dir sehr sehr viele Menschen die Hand reichen, um Dir zu helfen - aber Du mußt zupacken! Und Du bist zumindest soweit beieinander, daß Du eben nicht zwingend in die Klinik mußt! Sonst wärest Du grad nicht Zuhause! Chibi, dann nutz die Chancen!
Ich weiß, daß es teils sauschwer ist, sie erstens zu erkennen und dann zweitens in ihnen auch noch genug Sinn zu erkennen, um sie anzugehen. Hab grad heute wieder nen recht wackligen und ängstlichen Vormittag hinter mir... :/ *hrmpf* Und mehr als einmal schoß mir heute wieder durch den Kopf: "Wozu das alles...?!? etc."
Aber ich hab dann den "gesunden", rationalen Teil meines Verstandes dagegengesetzt und weitergemacht. Nicht mit vollstem Elan, aber Stück für Stück. Nicht perfekt, aber gut genug. In der Gewißheit, daß es mit der Zeit auch wieder besser werden wird.
Schalte doch mal wirklich für ein paar Stunden an einem der nächsten Tage das ganze Depri-Emotions-Gedöns in den Hintergrund - das geht, auch wenn es zugegebenermaßen schwer sein kann, keine Frage. Aber bleib da dran, mach das, nur für ein paar Stunden. Und dann nimmst Du Dir genau die Zeit und überlegst Dir mal ernsthaft, wie eine alternative Therapie für Dich aussehen könnte. Stichwort Elektroschocktherapie - ja, ich wiederhole mich

Überlege Dir, wer Dich dabei unterstützen kann - Chibi, Du HAST die Unterstützung, sie wird Dir aus allen Richtungen angeboten. Du mußt sie nur annehmen und es zulassen und den Rest Entscheidungsfreiheit, den Du aktuell nur nutzen kannst, auch einsetzen. Dann klappt es! Weißt Du, Du machst Dir immer wieder Sorgen, Du würdest Deiner Umwelt zur Last fallen und sie enttäuschen. Das tust Du nicht! Ganz entschieden NEIN, TUST DU NICHT! Aber irgendwann kann das passieren, ja, und zwar dann, wenn Du die ausgestreckten Arme einfach hängenläßt. Ausgestreckte Arme werden irgendwann schwer und lahm - und dann zieht man sie zurück, "es greift ja eh keiner zu".
Laß es soweit nicht kommen, Chibi! Du hast mehr als genug Kraft, die ausgestreckten Arme zu ergreifen und die Unterstützung anzunehmen. Du hast ein riesiges Glück, daß Dich niemand fallen gelassen hat! Und das wird auch nicht passieren, versprochen - aber Du mußt wenigstens ein Minimum mitmachen und zupacken. Nicht zuviel, aber ein bißchen. Und das schaffst Du! Du stehst jeden Morgen auf (ja, mehr schlecht als recht, ich weiß) - aber dann schaffst Du das Hilfe-annehmen auch! Wenn Du den inneren Schweinehund überwunden bekommst, aus dem Bett aufzustehen, dann schaffst Du es auch, Hilfe anzunehmen und Dich aktiv für Deine Genesung einzusetzen! Wenn Du schwierige Ehegespräche mit Deinem Mann führen kannst, könnt ihr euch intensiver mit der Krankheit auseinandersetzen und euch gemeinsam überlegen, womit es Dir besser ginge! Und ich bin mir sicher: Sobald ihr einmal eine Idee habt, wird es Dir schon etwas besser gehen, allein schon deshalb, weil da plötzlich ein Pfad ist. Keine vierspurige Autobahn, auch keine asphaltierte Landstraße. Aber wenigstens ein Trampelpfad, der Dich durchs Dickicht führt und sich stetig verbreitern wird.
Zuguterletzt auch hier eine Wiederholung:
Ich sag Dir das alles nicht, weil ich esoterisch oder wer-weiß-wie abgedreht drauf wäre. Sondern ganz im Gegenteil weil ich in der Schei** auch dringesteckt hab. 2x. Und wenn mir im Sommer meine Frau nicht ein wenig in den Arsch getreten hätte, ebenso wie die Leute in der Klinik, wenn ich durch die Kur meiner Frau nicht selbst wieder hätte stärker aktiv werden müssen - ich weiß nicht, ob es die Medikamente allein geschafft hätten. Genauso, wie ich es allein ohne die SSRI auch nicht geschafft hätte.
Aber darauf will ich hinaus: Uns - DIR - kann geholfen werden, sehr gut! Wir müssen die Chance nur einmal mit dem Funken rationalen Verstand, der einem Depressiven bleibt, erkennen, uns darauf konzentrieren und anfangen, die ersten Schritte zu gehen. Der Rest ergibt sich!
Chibi, ich kann Deinem Mann nur beipflichten: Mach keine Dummheiten! Du sollst es hier nicht versprechen, soll nur ein lieb gemeinter Appell meinerseits sein, mehr nicht.
Und pack's an - Du HAST die Kraft, zuzupacken und die ausgestreckten Arme zu ergreifen. Sammle sie, einmal, ein bißchen, allzu viel Kraft brauchst Du gar nicht. Und wenn der Kopf erstmal wieder frei ist, wird Dir auch alles übrige leichter fallen und mehr Kraft zurückkommen.
Ich wünsch Dir was

Paß auf Dich auf!