Liebe Elektraa,
danke für deine Gedanken!
Verwöhnt ist relativ. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo keiner was mit mir und meinen Interessen anfangen konnte. Nichtmal meine arme Mutter, die mich allein aufzog. Wir gehörten wirklich zu den "Armen" in dem Kaff, wo wir lebten.
Endlich endlich in der Großstadt angekommen, auch durch das Studium, fühle ich mich zuhause. Ich bin dankbar, dass ich viele "Blasen" kenne, eine Art Grenzgänger bin zwischen Millieus. Mit 50 Jahren weiß ich, wo ich hingehöre und wo nicht, und ehrlich gesagt, ich hab es meine ganze Kindheit und Jugend über gewußt. Ich hab auch immer gewußt, dass ich studieren will und meine Talente in Forschung, Lehre, Kunst und Kultur liegen.
Mit Sport halte ich mich körperlich und mental fit, und die Energie von Gruppensport ist nicht zu unterschätzen.
Es ist ja keine völlige Leere in meinem Leben, sondern es ist nun vor allem gefüllt mit Dingen, die ich nicht will (was sicher fast jedem mal so geht), und mir fehlt der Ausgleich.
Ich studiere nur noch online. Ich führe Interviews per email. Ich diskutiere per email. Ich hab nur noch whatsapp- und email-Kontakt zu meinen Freunden. Zwischendurch streite ich mit V.
Dann sehe ich noch, welch ein Ruck durch dieses Land geht bzgl. der Einstellung zu Andersdenkenden, diese Forderung nach Konsens, die ein ganz anderes Regierungssystem bedingen würde. Es ist gruselig. Und der Lockdown wird nicht den gewünschten Erfolg bringen, aber einen schon - die Menschen werden sich an die innere Distanz zu anderen gewöhnen, weil sie Angst haben, und sofern die unbewußt ist, bleibt sie dann auch bestehen. Aber das steht hier nicht zur Diskussion jetzt. Es ist halt so, dass ich nicht nur meine unbedeutende Beziehungssituation sehe, sondern mich im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang.
Diese Geschichte mit A. ist bei weitem nicht meine schlimmste Krise, aber die erste, die ich öffentlich anonym im Internet diskutiere. Vor allem, weil ich noch keine persönliche Erfahrung mit gescheiterten Ehen habe. (Die Ehe meiner Eltern hab ich nicht mitbekommen, die haben sich getrennt, als ich 2 Jahre alt war - aber siehe da, hat auch nicht geklappt.)
Es war immer schwierig für mich, mich aus Beziehungen zu befreien, wenn ich wirtschaftlich verwickelt war. Das fing an mit der Beziehung zu meiner Mutter und setzte sich fort in meinen Paarbeziehungen (gemeinsame Wohnung = Halbkatastrophe, deshalb hab ich das weitestgehend vermieden, wenn es ging). Bisher hab ich es immer geschafft mich zu lösen, aber ich hab schon ganz gut Federn gelassen.
Verletzungen, die mich auf mich zurückwerfen ob Zwangspause etc. hatte ich auch schon. Nicht so drastisch wie du, aber nen Wirbelbruch kann ich auch aufweisen. Ich erinnere mich, wie ich mich gefühlt habe, als man mir sagte, ich dürfe mich keinesfalls bewegen, sonst Querschnitt. Zum Glück stimmte das nicht, der Bruch war stabil. Hat aber ewig gedauert, bis das richtig verheilt war, da hat man ja ewig Schmerzen. Ich schätze mal, du hast möglicherweise auch noch Spätfolgen, oder?
Ich bin im Leben auch schon oft und weit gereist, da hatte ich Glück. Nicht so nen Pauschalreisen-Kram, sondern (verwandte, befreundete) Menschen besuchen in Neuseeland oder USA z.B..
Ich hatte auch schon mal eine "Hütte", d.h. ein ganzes Haus (am Golfplatz, nicht am Wald) zur freien Verfügung, das ich mit meinem damaligen Partner nach unserem sehr bunten Geschmack selbst gestaltet habe, er hat den Garten und die Terrasse schön gemacht. Wir hatten das coolste Haus in der ganzen Umgebung. (Leider ist die Beziehung in die Brüche gegangen, weil er nicht mehr ohne Alk und Drogen konnte. Er hatte tiefliegende Probleme aus einem in der Kindheit erlebten Mißbrauch, die er erst nach unserer Trennung angehen konnte. Und er war gewalttätig mir gegenüber, weil er ständig projiziert hat. Ach, was war das für ne Geschichte... würde ein ganzes Kapitel füllen.. egal, auch nicht das Thema hier. )
Ich weiß, was ich brauche für meine Entwicklung, und auch, woher ich es bekommen kann, aber da dieses "woher" immer auch von anderen abhängt (so isses halt in einer Gesellschaft), klappt das nicht immer zeitig.
Du hast recht in Bezug auf die drei Männer, keiner hat "alles". Aber ich glaube auch nicht mehr daran, dass es einen Partner gibt, der alle Bedürfnisse erfüllen kann. Ich würde sogar behaupten, es ist rücksichtslos und vermessen, sowas zu erwarten (so wie V. es auch von mir immer erwartet hat - das ist einfach zu viel für einen Menschen!).
Andere sind ja nicht dazu da, mir zu dienen. (Auch wenn A. mir sowas versichert hat, er sei geboren, um mich zu lieben, blabla - und sich nun seit 2 Tagen nicht mehr gemeldet hat. Wie soll ich nur leben ohne meinen Diener A.?? Oh je oje... (;o)))
Der kann wirklich nur ganz oder gar nicht, und ich bin glaube ich viel zu komplex und sensibel für den. Und weil ich komplex bin (und das sind ja nicht wenige Menschen, glücklicherweise), geh ich davon aus, dass 1 Partner nie alles abdecken kann. Muss ja auch nicht.
Hab nen schönen Tag!
Ich hab heute so viel zu tun... puh. Einiges davon ziemlich herausfordernd.