Diese Angst vor der Angst bzw. vor einem Rückfall kenne ich auch nur zu gut.
Ich hab seit rund ner Woche auch wieder stärker zu kämpfen. Mal geht's, mal schlechter, aber im Schnitt doch nicht so gut wie in den Wochen davor (und selbst da war's nicht immer perfekt).
Entsprechend hab auch immer wieder die Sorge, daß es wieder viel schlimmer werden könnte.
Ich hab gestern Abend noch im ersten Kapitel eines neuen Buches über das innere Kind in uns gelesen, daß es Studien gibt, wonach rund 80-90% unseres Denkens, Handelns und Gefühlslebens unbewußt gesteuert ist. 80-90%!
Das ist einerseits erstmal eine ernüchternde Information, fast etwas entmutigend.
Andererseits macht es aber gut deutlich, was da an den meisten Stellen in unserem Leben und besonders in solchen Krisensituationen in uns und mit uns geschieht. Das ist immerhin schon mal eine Erklärung und damit wieder ein bißchen ermutigend. Weiterhin verbleiben ja 10-20% Möglichkeit, bewußt und mit Hilfe seines Verstandes Einfluß darauf zu nehmen. Klar - das ist manchmal wirklich mühsam und vor allem langwierig. Aber wenn man sich das nur häufig genug bewußt macht - sowohl die Tatsache als solche als auch, daß man damit übt und daran arbeitet, achtsamer zu denken und handeln -, dann wird sich das mit der Zeit geben.
Meine beiden heftigen Akutphasen sind nun 4-5 Jahre her; letztes Jahr war auch mal wieder ein bißchen ein heftigerer Schub, und die letzte Woche ist es, wie eingangs beschrieben, auch nicht ganz so prickelnd. So gesehen wünsche ich mir definitiv mehr nachhaltige und langfristige Stabilität, keine Frage. Aber wenn ich mir dann immer mal wieder in Erinnerung rufe, wo ich mal stand, wie dreckig es mir ging, und mir ansehe, wo ich jetzt stehe und wie es mir jetzt im Schnitt geht, dann ist das ein himmelweiter und hoffnungsvoller Unterschied
Auch solche Tage und Phasen, in denen ich schlecht und/oder wenig geschlafen habe, mit übler Angst entweder nicht vernünftig einschlafen konnte oder damit wach wurde, kenne ich. Hab mich damals auch mit großer Sorge hier ans Forum gewandt und mich von Tired, crashdog und anderen beruhigen lassen.
Mittlerweile habe ich da durchaus etwas mehr Hoffnung und Zuversicht zurückgewonnen, daß das längstens ein paar Tage anhält und sich dann wieder normalisiert. Sofern Du Deinem Körper und Geist willentlich das Recht zusprichst und es Dir erlaubst, Dich ausruhen zu dürfen, auch wenn es aus anderen, zeitlichen Gründen vielleicht gerade nicht so super paßt, wird sich Dein Körper früher oder später dieses Recht auch nehmen. Achtsames Atmen und bewußtes, leichtes Meditieren im Bett helfen mir da immer sehr gut.
Solange Du da aber die Sorgen-, Angst- und Panikschleife, daß sich das nie wieder normalisiert etc., nicht bewußt durchbrichst und Dir schlimmstenfalls sogar die Erlaubnis absprichst, Dich ausruhen und (so viel) schlafen zu dürfen, wird es natürlich schwer.
Also mach Dich in solchen Phasen und solchen Tagen tagsüber möglichst auch körperlich ein bißchen müde, und dann geh auch einigermaßen früh zu Bett. Laß den TV aus, keine Nachrichten mehr, keine Horrorgeschichten o.ä. Ich leg mich da meist zwischen acht und neun schon zusammen mit Sohnemann ins Bett, nehm noch ne Baldriparan vornedran, und dann Augen zu, atmen und langsam die Gedanken abtreiben lassen. Wenn Angst hochkommt, immer wieder auf den Atem, die Nase, den Luftzug zwischen Nasenspitze und Oberlippe zurückkonzentrieren. Früher oder später döse und schlafe ich dann ein - und wenn es erst elf Uhr oder Mitternacht wird, ist das zwar nicht optimal - aber besser schonmal drei bis vier Stunden geruht, als sich bis zehn oder so womöglich extremen Reizen auszusetzen, die mich danach noch drei Stunden wachhalten.
LG, und ich wünsch Dir alles Gute

Alex