Wirklich schwere Erkrankungen machen keine Pause, die Beschwerden nehmen mit dem Fortschreiten kontinuierlich zu, und zwar sehr deutlich. Da klappt keine Ablenkung mehr.
Mal ein Beispiel von mir selbst: Im Oktober 2016 bemerkte ich, dass meine Leistungsfähigkeit plötzlich rapide abnahm. Schon zwei Wochen später machte sich eine auffällige Muskelschwäche bemerkbar. Wirklich beunruhigt war ich aber erst Ende November 2016. Ich ging wegen der mittlerweile nicht mehr zu ignorierenden Muskelschwäche und neuerdings auch massiven Schluckbeschwerden zum Hausarzt, der mich nach einer kurzen Untersuchung gleich zum HNO schickte. Dort war ich eine knappe Stunde später. Der HNO-Arzt machte einige Untersuchungen, u.a. eine Spiegelung des Kehlkopfs, konnte aber nichts finden. Daraufhin besorgte er mir einen kurzfristigen Termin in unserem Bezirksspital - ungefähr eine weitere Stunde danach. Dort wurde eine CT-Untersuchung gemacht, danach sofort auch noch eine Ultraschall-Untersuchung. Bei dieser wurde ich gefragt, wann ich das letzte Mal bei der Mammographie gewesen sei, man habe nämlich einen sehr verdächtigen Knoten in der rechten Brust gefunden. Zwei Tage später fand eine Stanz-Biopsie statt, wobei ich noch recht lässig von einer banalen Zyste ausgegangen war. Wie Du vielleicht merkst, gehöre ich nicht zur Sorte Mensch, die sofort das Schlimmste befürchtet. In der Nacht darauf hatte ich einen schweren Herzinfarkt und landete im Herzkatheter-Labor der Uniklinik. Auf dem 1,5-stündigen Weg dorthin erlitt ich zweimal einen Herzstillstand. Ich erhielt zwei Stents und wurde nach zwei Tagen auf der Intensivstation der Uniklinik auf meinen Wunsch hin in unser Bezirksspital verlegt. Ich hatte Glück. Am Montag (d.h. eine Woche, nachdem ich zum Hausarzt gegangen war) wurde ein Herzultraschall gemacht, wobei ich erfuhr, dass ich Brustkrebs mit schon befallenen Lymphknoten habe. Die extreme Muskelschwäche, wegen der ich zum Arzt gegangen war, stellte sich als sog. "paraneoplastische Dermatomyositis" heraus, die schon wenige Tage später dafür sorgte, dass ich mich nur noch im Rollstuhl bewegen konnte. Dieser Zustand hielt drei Monate an. Inzwischen befand ich mich längst in der Chemotherapie und hatte eine Ganzkörperglatze.
Übrigens habe ich mich davon bis heute nicht wirklich erholt, obwohl das alles schon ca. 3 Jahre her ist. Dank der Chemo und all den anderen Medis bin ich binnen kürzerster Zeit 8 gesunde Zähne losgeworden. Mein Gewicht ist die helle Katastrophe.
Ich glaube, Du hast überhaupt keine Ahnung, wie sich richtig ernsthafte Erkrankungen anfühlen. Dich bremst vor allem Deine überflüssige Angst aus. Und gegen diese solltest Du unbedingt etwas tun.