Liebe Elektraa,
bei unserem "Treffen" in Alex' Thread hast du mir vorgeschlagen, nochmal ganz genau durchzugehen, warum ich geweint hätte. Das ist einfach: ich "fürchte", mein Leben könnte - für mein Empfinden - tragisch weitergehen, nämlich ohne A.
Das würde für mich bedeuten, ein paarmal von etwas gekostet haben zu dürfen, aber nicht genug, um dahin zu kommen, wo ich hin will. Ein paar Häppchen von der Frucht vom Baum der Erkenntnis, die mir bewußt machten, dass wir "Erleuchtungspotenzial" hätten - aber ich "brauche" noch mehr, um das zu erreichen!
Nicht, dass ich nicht dankbar wäre für das, was ich bekommen habe bisher. Aber als eigentlich sinnlicher Mensch wird es für mich keine sehr große Freude, jetzt schon als keusche Alte zu enden. Denn meine (erotische) Liebe ist allein auf A. fixiert, "Alternativen" gibt es nicht mehr für mich. Die Vorstellung, dass ich A. vielleicht nie wiedersehen oder "wiederhaben" kann, macht mich deshalb sehr traurig. So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt.
Im nächsten Schritt hab ich die Verantwortung, meinem Mann zu erklären, was mit mir los ist, denn er hakt eben immer wieder mehr oder weniger indirekt nach. Und vor seiner Reaktion habe ich auch Angst - ich kann mich ja nicht einfach zurückziehen, wenn er das wollte, wir wohnen zusammen. Auf Abstand gehen würde Auszug bedeuten. Und natürlich habe ich in den letzten Wochen noch keine alternative Bleibe/Zimmer/Atelier gefunden. Und ich weiß auch nicht, wie ich selber den Schmerz aushalten soll, den ich ihm zufügen werde, denn ich stehe ja quasi selber vor dem Nichts. Oder zumindest kommt mir das so vor. Tja, und um die Weihnachtszeit hockt man dann wieder aufeinander (es sei denn, ich hab dann doch schon einen Rückzugsort)... ich hab zwar viel für die Uni zu tun, aber ich kann ihm ja nicht ewig ausweichen. Auch das ist irgendwie alles traurig, finde ich.
Es ist nicht so, dass ich nicht mit mir alleine sein kann und deshalb Angst vor einer Trennung vor meinem Mann hätte. Es ist so, dass er mich nicht alleine lassen kann. Er ist so auf mich fixiert, sicherlich wird das noch verstärkt durch mein "Fluchtverhalten" im gegenüber. Aber ich kann seine Nähe zeitweise physisch nicht ertragen, dann mag ich ihn nichtmal berühren (Umarmung o.ä.). Das ist schon krass, so kenne ich mich gar nicht. Ich bin nicht sicher ob ich verstehe, warum ich so extrem auf ihn reagiere. Er hat mir ja nichts getan und sich auch nicht verändert, außer ca. 10 kg Gewichtszunahme, aber s.o. - das hat nix (mehr) zu tun mit A. und mir ist und dass ich mich "umverliebt" habe.
Übrigens hab ich noch was festgestellt: ich würde A., den ich körperlich überaus attraktiv finde, immer lieben, selbst wenn er völlig entstellt wäre. Egal wie. Ich liebe etwas Inneres an ihm, das von Äußerlichkeiten nicht beeinträchtigt werden kann. Er sagte mir das gleiche in Bezug auf mich. Und ich "weiß", dass er das ernst meint. Hätte ich ihn vor 20 Jahren getroffen, wäre er der Vater meiner Kinder geworden - der Mann, der mich auch mit Schwangerschaftsstreifen, Hängebauch und Falten noch liebt wie zuvor. Und der wohl ein stolzer und liebevoller Vater hätte sein können. (Er hat mit seiner Frau keine Kinder und GV wurde ja bereits vor vielen Jahren eingestellt.)
Mein Mann ist da sehr viel oberflächlicher (ein Grund, warum wir kinderlos geblieben sind) und offenbar bin ich es ja auch, zwischen uns herrscht(e) zwar auch Liebe, aber bedingungslos und hingebungsvoll war und ist die keineswegs. Ich habe mich immer abgerackert in der Hoffnung, ihm zu gefallen. Und hatte immer das Gefühl, nicht wirklich gut genug für ihn zu sein bzw. nicht der Typ Frau, auf den er wirklich abfährt: die geile Business-Tussi, sexy Secretary (war ich ja sogar zufällig, hihi) mit richtig viel Knete (naja, ER hatte niemals mehr als ich, also...), und die alles macht, was der Standard-Porno so hergibt (ich bin aber nicht so der rein mechanisch reizbare Typ, da muss schon mehr im Spiel sein, dass ich "alles" tue...;o)).
(Aus der umgekehrten Perspektive betrachte ich das erst jetzt - nun scheint er "nicht mehr gut genug". Was ich natürlich eigentlich nicht so meine - aber irgendwie eben doch, leider!)
Aber natürlich sucht man sich die Partner selber aus - mein Mann ist eine einzige wandelnde Herausforderung für mich gewesen und ist es immer noch, nun auf andere Weise. Und ich bin eine, die Herausforderungen sucht, weil ich daran wachsen kann. Aber nun hab ich diese wundervolle Liebe gefunden und würde mich so gern mal zurücklehnen und einfach das Leben genießen mit A. und er (A., nicht mein Mann) macht es unmöglich, obwohl er das nicht müßte. Wer sagt denn, dass 2 Jobs, die ihn täglich außer am WE von 5 - 20 Uhr beschäftigen, "nötig" sind? Aber er muss es ja wohl so sehen, sonst würde er sich das doch nicht aufbürden. Vielleicht ist es auch eine seltsame Form von Eskapismus durch Überarbeitung. Ich wünsche ihm nur, dass er sich dabei nicht übernimmt. Zeit für uns hat er ja nicht eingeplant, das muss ihm bewusst gewesen sein bei Vertragsunterzeichnung. Obwohl er das alles für "uns" macht, wie er behauptet. Möglicherweise glaubt er das tatsächlich selber. Da er sich seit 15.11. nicht mehr gemeldet hat und immer noch offline ist, konnte ich mich dazu mit ihm auch nicht weiter austauschen.
Und - damit sind wir wieder beim Ausgangsthema dieses Posts- vielleicht kommt es auch zu keinem Austausch mehr, was für mich absolut ein Grund zu tiefer Traurigkeit ist.
Ich überlege, ein letztes Mal bei ihm aufzutauchen nächsten Donnerstag. Falls ich ihn nicht persönlich antreffe, komme ich auch nicht mehr wieder. Denn so wie es jetzt "läuft", fühle ich mich nicht (mehr) willkommen in seinem Leben. Auch das finde ich traurig (s.o.)
So, es reicht...
Wie sieht es denn bei dir aus? Beißte dich durch? ;o)
Herzliche Grüße
Venus