Lieber Leo,
ich bin schon ein wenig zweckorientiert in meinen Beziehungen zu Männern, das ist wahr. Und zwar insofern, als dass ich eine Anhängerin von Sex beim 1. Date bin. Da sehe ich dann, ob wir dahingehend harmonieren, und wenn sich mein Körper bei wem wohl fühlt, hat das Ganze Potenzial. Dabei gibt es unterschiedliche Abstufungen in der Hingabe meinerseits (und sicherlich auch seitens des jeweiligen Mannes). Und natürlich ist das auch alles ein Lernprozess! Ich muss ja selber erstmal herausfinden, was ich für mich gut finde und was nicht, weil ich so extrem sozialisiert wurde und völlig körperfeindlich erzogen.
Bei KF habe ich schon bei der ersten Begegnung eine besondere Offenheit und Freundlichkeit gespürt, eine Zärtlichkeit im Blick. Als wir uns am Bahnhof trafen, maskiert etc. wg. Pandemie, nahm ich wie selbstverständlich seine Hand, und ich bemerkte ein Leuchten in seinen Augen. Ich wußte, er lächelt unter der Maske, ich wußte, wir beide hatten einen seltsam glücklichen Moment. Es war, als hätten wir uns nach langer Trennung wiedergetroffen. Da war sofort eine sehr große Anziehungskraft zwischen uns und null innere Distanz. Das war was anderes als nur Lust auf den Körper des anderen. Auch wenn es mir offiziell "nur" um Sex ging, hatte ich aber so ein Gefühl, dass er komplett liebenswert ist. Aber ich war mir noch nicht klar darüber, inwiefern ich bereit war, meine Lebenssituation noch weiter auf den Kopf zu stellen - also Trennung von V., ohne Job, kurz vor Studienabschluss, ohne Wohnmöglicheit...
WTF ist denn DTF? ;o)) Die anderen Abkürzungen habe ich enträtselt, bekannt war mir nur ONS. Alles so Dinger, die ich nie praktiziert habe. Ich bin Mitte der 80er in die Pubertät gekommen und habe meine (sexuellen) Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht damals gesammelt, ohne solche Begriffe zu kennen.
Zum Thema Emotionalität lass mich mal eine steile These aufstellen: die Ladies aus deinem Bekanntenkreis, die inzwischen schon selber unter ihrer "Launenhaftigkeit" bzw. Emotionalität leiden, tun dies (auch), weil sie in ihrer Umgebung Zeit ihres Lebens niemals auf Verständnis für ihr Wesen gestoßen sind. Nun sind sie selber davon überzeugt, dass mit ihnen was nicht stimmen kann und richten ihre Gefühle gegen sich selber. An dem Punkt stand ich selber schon des öfteren. "Weibliche Emotionalität" ist in der männerdominierten Geschäftswelt tendenziell verpönt. Nicht, dass ich nicht schon megazickige unbeherrschte Männer in Führungspositionen erlebt hätte. Zuhauf und viel zu oft. DAS ging aber klar, da hieß es dann, "der ist etwas schwierig, da musst du dich drauf einstellen". (Einer warf mit Kaffeekannen, ein anderer mit Unterschriftsmappen, wieder andere schrieen nur herum oder ignorierten einen in passiv-aggressiver Manier, so dass die Kommunikation nicht mehr funktionierte. Die Füße des Chefs in Socken auf dem Schreibtisch, die oben bleiben beim Betreten der Büros waren auch "normal" und von uns Assistentinnen so zu akzeptieren. Alles, um die eigene unantastbare Überlegenheit zu demonstrieren, auch das unmöglichste Verhalten focht die "Autorität" des Vorgesetzten nicht an.)
Es gibt Selbsthilfebücher zum Thema "Umgang mit schwierigen Menschen", aber die werden nicht von ebendiesen schwierigen Menschen gelesen, sondern vom leidenden sozialen Umfeld. Nein, danke. Unbeherrschtheit und das Unvermögen sich zu beherrschen sind nur Gründe, an sich selbst zu arbeiten. Das müssen natürlich auch die beiden Damen erkennen, von denen du schreibst.
Noch eine These, weniger steil: Emotionalität steht in Verbindung mit dem jeweiligen Hormonstatus. Der ist täglichem/stündlichen/lebenslangem Wandel unterzogen, je nachdem um welche Hormone es geht. Deshalb sind Männer und Frauen davon betroffen, bei Frauen mag sich das in manchen hormonellen Phasen etwas auffälliger äußern.
Ich bin phasenweise emotional überhaupt nicht mehr belastbar, und aktuell ist es auch sehr schwierig in der Situation mit V. und dieser Haushaltsauflösung. Nach 20 gemeinsamen Jahren ist das wirklich wirklich hart. Kleinigkeiten lösen Erinnerungen aus, die mir die Tränen in die Augen treiben. Ich bin total verletzlich und kann mich überhaupt nicht abgrenzen.
Es gibt aber noch andere Dinge, die (mir) das Leben schwermachen, die Pandemie-Situation gehört auch dazu. Ich bin mir noch nicht sicher, inwiefern ich das hier ausbreiten möchte, weil es mir eher nicht helfen wird. Da könntet Ihr alle mit den besten Ratschlägen nämlich leider auch nix dran ändern, dass ich aufgrund meiner Autoimmunerkrankung ein hohes Risiko für einen Krankheitsschub durch ne Covid19-Impfung mit den aktuell zugelassenen Impfstoffen habe (aber kein erhöhtes Risiko für eine Covid19-Infektion). Ich bin also bisher ungeimpft und habe Probleme mit der 2G-Regelung, die mich einfach mal ausgrenzt. Das gilt auch für diverse Veranstaltungen der Universität. Ich werde morgen mal mit meinem Hausarzt reden, was ich für Möglichkeiten habe. Nach 4 Jahren in Remission möchte ich meinen Gesundheitszustand nicht riskieren, zumal mich ein neuer Schub studiums- und arbeitsunfähig machen würde.
Meine künftigen Vermieter wollten nun tatsächlich meinen Impfstatus wissen - jetzt muss also ich fast jedem, der fragt, meine Krankengeschichte offenlegen, wenn ich nicht als "Impfgegner" gelten oder in eine sonstige falsche Schublade gesteckt werde will.. Das Ende der Privatsphäre. Ich finde das unfassbar diskriminierend. Natürlich lasse ich mich regelmässig testen, und nun darf man dafür auch noch bezahlen. Noch mehr Druck, Ausgrenzung und soziale Ungerechtigkeit.
Drückt mir die Daumen, dass ich hier eine Lösung finde. Ich gefährde schließlich niemanden, im Gegenteil.
GLG
V
ich bin schon ein wenig zweckorientiert in meinen Beziehungen zu Männern, das ist wahr. Und zwar insofern, als dass ich eine Anhängerin von Sex beim 1. Date bin. Da sehe ich dann, ob wir dahingehend harmonieren, und wenn sich mein Körper bei wem wohl fühlt, hat das Ganze Potenzial. Dabei gibt es unterschiedliche Abstufungen in der Hingabe meinerseits (und sicherlich auch seitens des jeweiligen Mannes). Und natürlich ist das auch alles ein Lernprozess! Ich muss ja selber erstmal herausfinden, was ich für mich gut finde und was nicht, weil ich so extrem sozialisiert wurde und völlig körperfeindlich erzogen.
Bei KF habe ich schon bei der ersten Begegnung eine besondere Offenheit und Freundlichkeit gespürt, eine Zärtlichkeit im Blick. Als wir uns am Bahnhof trafen, maskiert etc. wg. Pandemie, nahm ich wie selbstverständlich seine Hand, und ich bemerkte ein Leuchten in seinen Augen. Ich wußte, er lächelt unter der Maske, ich wußte, wir beide hatten einen seltsam glücklichen Moment. Es war, als hätten wir uns nach langer Trennung wiedergetroffen. Da war sofort eine sehr große Anziehungskraft zwischen uns und null innere Distanz. Das war was anderes als nur Lust auf den Körper des anderen. Auch wenn es mir offiziell "nur" um Sex ging, hatte ich aber so ein Gefühl, dass er komplett liebenswert ist. Aber ich war mir noch nicht klar darüber, inwiefern ich bereit war, meine Lebenssituation noch weiter auf den Kopf zu stellen - also Trennung von V., ohne Job, kurz vor Studienabschluss, ohne Wohnmöglicheit...
WTF ist denn DTF? ;o)) Die anderen Abkürzungen habe ich enträtselt, bekannt war mir nur ONS. Alles so Dinger, die ich nie praktiziert habe. Ich bin Mitte der 80er in die Pubertät gekommen und habe meine (sexuellen) Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht damals gesammelt, ohne solche Begriffe zu kennen.
Zum Thema Emotionalität lass mich mal eine steile These aufstellen: die Ladies aus deinem Bekanntenkreis, die inzwischen schon selber unter ihrer "Launenhaftigkeit" bzw. Emotionalität leiden, tun dies (auch), weil sie in ihrer Umgebung Zeit ihres Lebens niemals auf Verständnis für ihr Wesen gestoßen sind. Nun sind sie selber davon überzeugt, dass mit ihnen was nicht stimmen kann und richten ihre Gefühle gegen sich selber. An dem Punkt stand ich selber schon des öfteren. "Weibliche Emotionalität" ist in der männerdominierten Geschäftswelt tendenziell verpönt. Nicht, dass ich nicht schon megazickige unbeherrschte Männer in Führungspositionen erlebt hätte. Zuhauf und viel zu oft. DAS ging aber klar, da hieß es dann, "der ist etwas schwierig, da musst du dich drauf einstellen". (Einer warf mit Kaffeekannen, ein anderer mit Unterschriftsmappen, wieder andere schrieen nur herum oder ignorierten einen in passiv-aggressiver Manier, so dass die Kommunikation nicht mehr funktionierte. Die Füße des Chefs in Socken auf dem Schreibtisch, die oben bleiben beim Betreten der Büros waren auch "normal" und von uns Assistentinnen so zu akzeptieren. Alles, um die eigene unantastbare Überlegenheit zu demonstrieren, auch das unmöglichste Verhalten focht die "Autorität" des Vorgesetzten nicht an.)
Es gibt Selbsthilfebücher zum Thema "Umgang mit schwierigen Menschen", aber die werden nicht von ebendiesen schwierigen Menschen gelesen, sondern vom leidenden sozialen Umfeld. Nein, danke. Unbeherrschtheit und das Unvermögen sich zu beherrschen sind nur Gründe, an sich selbst zu arbeiten. Das müssen natürlich auch die beiden Damen erkennen, von denen du schreibst.
Noch eine These, weniger steil: Emotionalität steht in Verbindung mit dem jeweiligen Hormonstatus. Der ist täglichem/stündlichen/lebenslangem Wandel unterzogen, je nachdem um welche Hormone es geht. Deshalb sind Männer und Frauen davon betroffen, bei Frauen mag sich das in manchen hormonellen Phasen etwas auffälliger äußern.
Ich bin phasenweise emotional überhaupt nicht mehr belastbar, und aktuell ist es auch sehr schwierig in der Situation mit V. und dieser Haushaltsauflösung. Nach 20 gemeinsamen Jahren ist das wirklich wirklich hart. Kleinigkeiten lösen Erinnerungen aus, die mir die Tränen in die Augen treiben. Ich bin total verletzlich und kann mich überhaupt nicht abgrenzen.
Es gibt aber noch andere Dinge, die (mir) das Leben schwermachen, die Pandemie-Situation gehört auch dazu. Ich bin mir noch nicht sicher, inwiefern ich das hier ausbreiten möchte, weil es mir eher nicht helfen wird. Da könntet Ihr alle mit den besten Ratschlägen nämlich leider auch nix dran ändern, dass ich aufgrund meiner Autoimmunerkrankung ein hohes Risiko für einen Krankheitsschub durch ne Covid19-Impfung mit den aktuell zugelassenen Impfstoffen habe (aber kein erhöhtes Risiko für eine Covid19-Infektion). Ich bin also bisher ungeimpft und habe Probleme mit der 2G-Regelung, die mich einfach mal ausgrenzt. Das gilt auch für diverse Veranstaltungen der Universität. Ich werde morgen mal mit meinem Hausarzt reden, was ich für Möglichkeiten habe. Nach 4 Jahren in Remission möchte ich meinen Gesundheitszustand nicht riskieren, zumal mich ein neuer Schub studiums- und arbeitsunfähig machen würde.
Meine künftigen Vermieter wollten nun tatsächlich meinen Impfstatus wissen - jetzt muss also ich fast jedem, der fragt, meine Krankengeschichte offenlegen, wenn ich nicht als "Impfgegner" gelten oder in eine sonstige falsche Schublade gesteckt werde will.. Das Ende der Privatsphäre. Ich finde das unfassbar diskriminierend. Natürlich lasse ich mich regelmässig testen, und nun darf man dafür auch noch bezahlen. Noch mehr Druck, Ausgrenzung und soziale Ungerechtigkeit.
Drückt mir die Daumen, dass ich hier eine Lösung finde. Ich gefährde schließlich niemanden, im Gegenteil.
GLG
V