Re: Vertrauen nach (kleiner) Affäre.
Ich kann mich den anderen nur anschließen. Du misst hier mit zweierlei Maß. Bei Dir ist es nichts Ernstes, Du hast nur gechattet, aber bei Deiner Frau ist es etwas Ernstes, weil sie sich mit dem Mann auch im realen Leben getroffen hat.
Wieso legst Du diese Maßstäbe an? Welche Rolle spielt es, ob ich nun im Internet flirte, Kontakte hege und pflege und mich mit mehreren potentiellen Partner austausche oder ob ich einen potentiellen Partner im wahren echten Leben treffe! Wirklich passiert ist bei Euch Beiden doch nichts ...
Nur, weil Du diese "Spielregeln" so festlegst, bedeutet dies nicht, daß Deine Interpretationen zu diesem Thema das Maß aller Dinge sind!
Zum anderen solltest Du Dir auch die Frage gefallen lassen, wie konnte es soweit kommen, daß sich Deine Frau mit einem anderen Mann getroffen hatte und sich hier auf enge Gespräche eingelassen hat und sich zu auch mehr oder weniger zu diesem Mann hingezogen fühlte?
Bevor Du hier Deine Frau verurteilst, solltest Du Dir wirklich mal Gedanken machen, wie es um Eure Beziehung VOR dem Treffen mit diesem Mann bestellt war? Eine Frau möchte nunmal das Gefühl haben, daß sie für ihren Partner etwas ganz Besonderes ist, eine Frau möchte das Gefühl haben, begehrt und geliebt zu werden! Hier solltest Du Dir mal an die Nase greifen und Dir Gedanken machen, ob Du all das wirklich Deiner Frau gegeben hattest oder ob Du sie nicht als Pflichtprogramm gesehen hast. Als jemanden, der halt auch zur Familie gehört! Denn keine Frau sucht sich von außen die Bestätigung, wenn in der eigentlichen Partnerschaft alles schick läuft. Wer glücklich ist, mit dem was er hat, muss nämlich nicht die Fühler nach außen ausstrecken, sondern ist gegen solche Reize immun!
Desweiteren hat Deine Frau sich doch für Dich entscheiden und zwar voll und ganz! Wieso bist Du hier nicht zufrieden damit, daß Du sie zurückgewonnen hast und siehst dies nun mal als zweite Chance, endlich eine wirkliche Partnerschaft zu leben mit Akzeptanz, Toleranz und allem, was dazu gehört!
Stattdessen machst Du weiter mit Deiner Singlebörse. Hier verstehe ich Dich wirklich nicht. Du sitzt selbst im Glashaus und wirfst nach Deiner Frau mit Steinen. Wie muss sie sich denn fühlen, wenn sie das weiß oder mitbekommt, wenn sie es nicht inzwischen schon weiß.
Von ihr verlangst Du absolute Offenheit, beäugst misstrauisch jeden Schritt, den sie macht, aber Du hast nach wie vor alle Rechte und nimmst Dir diese auch heraus! Ich möchte Dich mal hören, wenn herauskommen würde, daß Deine Frau in der Singlebörse angemeldet ist! Wie würdest Du Dich dann fühlen? Würdest Du immer noch mit dem Spruch kommen, es ist doch nur ein Spiel, weil es nicht im realen Leben ist oder würdest Du dann schon wieder durchtickern???
Und ja, ich habe es auch erlebt. Einer meiner Ex-Partner ist fremdgegangen. Rausgekommen ist das Ganze dadurch, daß er mit ihr Schluss machte, weil er sich doch für mich entschieden hatte und seine Affäre dann wegen der Trennung so gefrustet war, daß sie sich als neue Kundin ausgegeben hatte und mir dann zu Hause auf ihrem Sofa brühwarm von der Affäre berichtet hatte.
Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, weil ich es nicht fassen konnte. Ich hatte nichts in diesen 2 Monaten gemerkt. Mein Freund war damals nicht auffällig, machte auch nicht groß Überstunden, etc, denn wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg und selbst wenn die Treffen in der Mittagspause stattfinden!
Es folgten dann viele Gespräche, wo er sich entschuldigte, sich erklärte! Daraufhin habe ich meine Entscheidung getroffen. Er war es mir wert, ihm eine zweite Chance zu geben und dies mit allen Konsequenzen. Ich habe von ihm damals Unterstützung bekommen, da er wollte, daß ich ihm wieder vertraue. Er hat vor mir telefoniert, damit ich höre, was er sagt. Er hat sein Handy und sein Laptop offen gelassen, daß ich reinschauen konnte, wenn Mißtrauen hochkam. Er hat viel getan, um quasi sein Leben vor mir auszubreiten und um mir zu zeigen, daß alles wieder ok ist. Und aufgrunddessen, daß er alles zeigte, wollte ich das auch eines Tages nicht mehr sehen, da ich hier keine Bestätigung mehr brauchte.
Natürlich kamen immer mal wieder dumme Gedanken in mir auf, aber dann habe ich mit ihm gesprochen, ihm gesagt, wann und wieso diese Gedanken hochkommen und diese Gespräche haben mir weitergeholfen.
Inzwischen sind wir zwar schon lange wieder getrennt, aber der Trennungsgrund hatte letztendlich nichts mit seiner Affäre zu tun gehabt, sondern hatte komplett andere Gründe.
Es geht also, zu verzeihen und zu vergeben und wieder neues Vertrauen aufzubauen, aber zum einen ist dies wirklich ein hartes Stück Arbeit, bei dem beide am gleichen Strang ziehen müssen und sich einig sein müssen, den Weg gemeinsam durchstehen zu wollen und zum anderen gehört auch absolute Offenheit und Ehrlichkeit dazu. Dies sind die Dinge, die Du hier überdenken solltest, ob Du das wirklich kannst und wirklich diesen Weg gehen möchtest!