Bingo- Lea, es ist Teil dieses Trips, sich wen auszusuchen, der einem Leid zufügt. Der Weg hinunter ist anders, als der hinauf.
Bumis Kameradin hat einen Junkie ins Bett geholt, einen Schuldenberg angehäuft, sich und anderen geschadet, ihre Arbeit sabotiert, nichts auf die Reihe gekriegt- das hat mit Lebensmüdigkeit zu tun, mit nicht mehr wirklich leben wollen, sterben wollen und beschleunigende Talfahrtsmuster einnehmen dadurch. Ich verfaule am lebenden Leib- ab dem Moment, wo ich dieses Leben nicht mehr mag, geht der Abbauprozess los.
Pilz und Co greifen gesundes Holz nicht an. Wenn man geschwächt ist, dann kommt kein Immunsystem mehr zum tragen.
Drum wäre ja so wichtig, sie ins Trockene zu bekommen, Klinik, gute Pflege, schützende Leut um sie, weg von den Sorgen einmal, ausruhen, sich kräftigen wieder. Das wäre als erstes dran. Sinnvoll leben lernen wieder, das würde helfen. Tja, und wie du sagst, tschüß sagen, wenn man in der falschen Beziehung ist- auch das ist Lebenswille, oder?
Die Reihenfolge der Genesung, wie Du sie beschreibst Elektraa, ist der absolut optimale und richtige Weg.
Leider ist aber nachgewiesen, dass der Wunsch, das Ganze zu stoppen, alleine nur vom Betroffenen selbst ausgehen kann.
Er muss im tiefsten Inneren einen extremen Leidensdruck verspüren, wo er seine bereits weit überzogene Grenze wahrnimmt. Wenn die Polizei ins Haus kommt. Manche haben einen anderen Menschen totgefahren und konnten trotzdem die Finger nicht von der Droge lassen. Die Hemmschwelle verschwindet immer mehr.
Wenn Bumi sie jetzt unter Druck setzt und ihr droht, den Geldhahn abzudrehen, wird es passieren, dass sie einen Kredit aufnimmt oder in Diebstahl verfällt. Die meisten Bankeinbrüche werden auf diese Art getätigt. Druck erzeugt Gegendruck, das weisst Du aber alles noch besser wie ich.
Wie Du auch durchblicken lässt, suchen sich Menschen dann ihren Mörder in Raten, um aus dem Teufelskreis auszubrechen.
Eine Psychologin hat mal geschrieben, dass der Alkoholismus die "Krankheit des Selbstwertes" sei.
Andere wiederum reden von Suche nach dem Inneren Selbst. Oder man spricht von Sucht = Sehnsucht.
Eines ist aber sicher. Die Krankheit sitzt nicht in der Flasche sondern in der Seele des Menschen. Der Stoff hält nur eine zeitlang über Wasser.
Ich kenne da noch eine andere Version. Du warst irgendwann mal mit einem Menschen innerlich sehr stark verbunden, ja sogar verwandt. Seine Charakterstruktur wirkte sehr anziehend auf Dich. Er war beschützend und stark im Charakter. Pllötzlich gibt es ihn nicht mehr.
Du gehst unbewusst auf die Suche.Suchst nach einer Liebe. Diese Liebe kommt aber nicht. Wenn jemand aktiv auf einer Droge ist, geht er mit Hinz und Kunz ins Bett. Die Droge gibt ihm das Gefühl, dass dies jetzt der- oder diejenige ist, wonach er ein Lebenlang gesucht hat. Du lebst das Ganze in der Phantasie aus. Wenn Du wieder nüchtern bist, brauchst Du erst nochmals einen Schluck, um z.B. Deine Phantasieliebe wieder zu aktiveren. Die Realität ist ein Graus.
Ich glaube, dass es von jedem ein bisschen ist, was eine Sucht so auflodern lässt.
Fakt ist aber, dass nicht der Mensch den Tiefpunkt bestimmt sondern das Leben selbst. Wenn die Zeit reif ist. Kein Partner hat hier Mitspracherecht und darauf keinerlei Einfluss.
Der Chip ist im betroffenen Menschen drin bzw. das ist die Prüfung in seinem Leben. Jeder hat seinen eigenen Weg.
Eines ist sicher. Diese Sehnsucht wird erst erfüllt, wenn der Mensch frei von einer Droge ist und eine gewisse Entwicklung durchlebt hat. Seine Seele wird ihn an den richtigen Ort schicken und er kann es nicht verhindern. Ein Mensch begegnet Dir, er macht Dir sogar Angst und Du spürst aber, da ist etwas. Sex jedenfalls ist es nicht. Sondern etwas viel Tiefschichtigeres. Höheres. Eine Herausforderung an Dein Inneres.