Ja alles recht und schön, ich würd mir wünschen, dass ich es endlich schaffe und Durchhalte von den Antidepressiva wegzubleiben!
Mittlerweile versuch ich es ja so richtig mir Vorsatz erst das 2x. Kurioserwiese ist das körperliche Beschwerdebild das selbs als vor 2 Jahren bei 2.5mg/1.25mg. Bin seit kurzem im telefonischen Kontakt mit einem ehemals betroffenen aus D, der auch gut vernetzt ist.
Hallo Naturefreak,
ich kann da jetzt nur von mir sprechen, vielleicht hatte ich das auch schonmal gesagt:
Aber in meinem Fall vermuten meine Frau und ich da einen "Nocebo"-Effekt: Das Fluoxetin hilft womöglich nicht unmittelbar und direkt durch seine Inhaltsstoffe, und sehr wahrscheinlich käme ich auch ohne zurecht, irgendwie.
Aber ein Teil von mir könnte davon überzeugt sein, daß ich es ohne nicht schaffe.
=> Ich muß das Fluoxetin also nicht nehmen, weil es mir hilft - sondern weil mir meine Psyche ein Schnippchen schlägt, sobald ich es absetze...
Und ja: Das ist kacke und extrem zermürmend, ich kann Dich da sehr gut verstehen.
Ich schaff's ja auch nicht, eben, weil ich irgendwo auch "funktionieren" muß.
Hatte gestern wieder ein Aha-Erlebnis, an dem ich noch dazu selbst Schuld bin: Mein Bett hat in den vergangenen Wochen wieder eine starke Anziehungskraft. Ich bin zwar nicht akut depri, aber hab immer wieder Sinnkrise, fühle mich auch latent dauermüde, und das warme kuschelige Bett entwickelt da leider einen "ungesunden" Sog immer wieder.
Also hab ich dem gestern um halb zwei nachgegeben, Bürokalender gecheckt und mich dann ne Dreiviertelstunde auf's Ohr gehauen. ... nur um nach dem Aufwachen zwei Anrufe in Abwesenheit festzustellen und einen ungehaltenen Chef hatte, weil ich Blindfisch tatsächlich einen Termin übersehen hatte... darf man eigentlich nicht laut sagen... ist aber nunmal so - ich denke mal, ihr hier im Forum könnt da noch am ehesten nachvollziehen, wie man sich manchmal fühlt und warum man die idiotischsten Dinge tut, die man besser nicht täte...
Hat mich auf jeden Fall einiges an Kraft und Aufwand gekostet, den Schaden zu begrenzen, und das ist mir soweit wahrscheinlich auch gelungen.
Ich erzähle den Vorfall aber hauptsächlich deshalb um deutlich zu machen, wo mein Dilemma liegt:
Ich hab da gestern Scheiße gebaut, obwohl ich das AD nehme - und ich hab zugegebenermaßen Angst davor, wie es aussehen könnte bzw. insgesamt aussehen würde, wenn ich das Fluoxetin abgesetzt hätte und versuchen müßte, mich ausschließlich Kraft meines Willens da überall durchzubeißen!
Und ja:
Vor ner Woche noch in dem Podcast, den ich in meinem Topic verlinkt hab, gehört, daß der Betroffene in seinen 20'ern im Zuge heftiger Angst- und Panikattacken dann irgendwann erkannt hat, daß und was er in seinem Leben verändern muß, um sich auch ohne AD zu stabilisieren.
Geht sich alles.
... wenn man genau weiß, was man will, Hoffnung hat, daß es wirklich hilft und alles gut wird, und es dann auch noch funktioniert.
In der Hinsicht fehlt mir leider so ziemlich alles: Weder weiß ich genau, was ich will, und selbst bei dem, was ich ggfs. wollte, fehlt mir die Zuversicht, daß eine diesbezügliche Veränderung mir wirklich helfen und alles gut werden würde.
Also muß das AD in meinem Fall eben weiter mit herhalten - und sei es nur des Nocebo oder wegen was-auch-immer.
Is' eben so
Durchwurschteln.
Es gibt keine Kontrolle. Jedenfalls nur ab und zu im kleinsten - auf vieles hat man nur bedingt einen Einfluß, wenn überhaupt.
Das zumindest ist
mein Weg, den ich zu beschreiten versuche.
In der Folge bemühe ich mich auch zu lernen, vieles nicht so Ernst zu nehmen, auch, wenn mich so Vorfälle wie der gestrige echt wurmen und ärgern (war absolut unnötig mit nem Hauch Konzentration und Willenskraft).
Ich denke nur auch, ein Großteil meines Konflikts kommt durch den großen Gegensatz zwischen der grundsätzlichen, äußeren Erwartungshaltung meines Umfelds (Funktionieren-müssen, Kontrolle-behalten), die ich natürlich selbst adaptiert habe im Laufe der Jahrzehnte - und einem tieferen Wunsch meines Inneren und meiner Seele, dieses ganze Funktionieren-müssen und Kontrolle-behalten eigentlich nicht mehr in dem Ausmaß mitmachen zu wollen.
Gleichzeitig habe ich aber eben durchaus auch "reale" und materielle Hobbies und Interessen - PC, etwas Reisen, öfter lecker essen (gehen bzw. aktuell eher bestellen und abholen); auch Wünsche meines Sohnes und meiner Frau... Theoretisch könnte man sich mit weniger begnügen, streng genommen braucht es nicht viel zum (gut) (Über)leben. Aber wir haben alle eben auch ein Ego, und nur die wenigsten von uns kommen mit einem asketischen Eremiten-Dasein zurecht. Ergo muß man eben auch etwas tun für das, was man haben möchte.
Insgesamt ist das einfach ein ziemlicher Widerspruch.
Also:
Durchwurschteln.
In der Hoffnung, daß sich irgendwo irgendwann irgendwie ein gangbarer und zufriedenstellender Weg offenbart
Keine Ahnung, ob Dir meine Zeilen da irgendwie weiterhelfen können.
Ich will Dir damit eigentlich auch nur mitteilen, daß vielleicht auch Du (leider) nach wie vor noch nicht am Ende des Weges angelangt bist. Sondern eben nach wie vor geduldig mit Dir sein solltest

Wurschtel auch Du Dich irgendwie durch, mach es nach bestem Wissen und Gewissen. Tu, was geht - versuche, was mühsamer und schwieriger ist - laß, was (zur Zeit) partout nicht gehen will. Und sei darin nachsichtig und liebevoll mit Dir.
Ich persönlich gewinne immer mehr Einsicht und Zuversicht vor allem in diese letzte Tatsache:
Nachsichtigkeit, Mitgefühl, Verständnis, Akzeptanz und Liebe zu mir selbst!
Ich bin, wie ich bin.
Natürlich versuche ich, mich weiterzuentwickeln. Und natürlich versuche ich auch, die Welt um mich herum im besten Sinne zu verändern.
Aber ich kann nicht alles, und vor allem nicht sofort und nicht gleichzeitig. Manches geht, vieles geht nicht.
Ist eben so.
Auch, wenn der Kontroll-Freak und Perfektionist in mir immer wieder dagegen rebelliert und es gern anders haben möchte.
=> Ist eben so.
Und ja: Auch das ist ein gewisser Widerspruch zu dem Selbstperfektionsdrang und -zwang, den die moderne Welt und zahlreiche Selbsthilfebücher, Ratgeber und Life Coaches tagtäglich auf uns auszuüben versuchen.
Trotzdem:
Drauf gepfiffen - auch, wenn es nicht immer einfach ist, dem standzuhalten oder sich gar zu widersetzen.
Das, was wirklich wichtig ist, haben weise Menschen quer über alle Kontinente, Rassen und Religionen hinweg schon vor Jahrhunderten und teils Jahrtausenden erfahren und gelehrt. Oft braucht es nur jemanden, der es einem in eine "Sprache übersetzt", die man dann schließlich versteht und wo es dann "klick" macht. Der ganze Selbstoptimierungswahn, der da noch künstlich obendrauf kommt, den kann man sich getrost sparen - auch, wenn das in gewissen Kreisen nicht gut ankommt und man mit seiner Meinung da aneckt.
Hab Nachsicht, Mitgefühl, Verständnis, Akzeptanz und Liebe zu Dir selbst, lieber Naturefreak

Du machst es gut, Du machst es richtig, und Du bist auf
Deinem Weg
LG
