Moin zusammen
Hallo Elektraa - DU BIST IN PENSION RICHTIG? Das macht einen großen Unterschied gegenüber mit und
alex_77 aus. Auf keinen Fall möchte ich deine Situation schmälern!
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Müde Grüße zurück, ich leg mich erst hin, wenn ich fertig bin. Vor mir ist mein Bildschirm, hinter mir halbfertige Schirmbilder, Menschen, die unter bunten Schirmen dahinlaufen, daran male ich grad. Deko für eine Auslage von einem Schuladen...als Gegengabe kriege ich eine große Vitrine nebenan, da stelle ich dann meine Bilder und Keramiken aus, denn da gehen ganz, ganz viele Besucher ein und aus- neben dem Touristenbüro, ggg..ich bin nicht Rentner, ich bin Verkäufer, Freak! Immer schon, egal was, ich verkaufe mich dauernd, mich und was ich bieten kann und mag.
Ich habe mich schon wieder ertappt dabei, dass ich total gekränkt war, als ich las: du arbeitest nicht, du hast es leicht...
Das sagen alle, die mich kennen, du hast es leicht, was tust du schon...mein Lebtag lang habe ich mich verkauft und eingebracht in der Sache, die ich kann und die mir leicht fällt.
Liebe @Elektraa,
ich muß gestehen, daß mir manches Mal schon ähnliches wie @Naturefreak durch den Kopf gegangen ist

: Du bist in Pension, Du hast es gut.
Aber natürlich stimmt das so nicht: Du hast genauso Dein Päckchen zu tragen, so wie jeder von uns, nur eben ein anderes.
Ich denke, was ich damit eher meine, wenn ich mir denke, daß Du es „gut“ hast, ist das, was Du selbst immer wieder schreibst:
Du bist Dein eigener Herr, bzw. Deine eigene Frau:
mein Lebtag lang habe ich mich verkauft und eingebracht in der Sache, die ich kann und die mir leicht fällt.
=> Du machst etwas, was Du kannst und was Dir leicht fällt.
Und so weit ich das aus Deinen Worten und Beiträgen herauslesen kann, macht Dir das auch noch zusätzlich Spaß, insbesondere das Malen, denke ich mal.
Das heißt mit anderen Worten, daß Du es mittlerweile, im Laufe der Zeit, von Jahren, hinbekommen hast, (D)ein Hobby (das Malen, Töpfern, Handwerken) heute mit Deiner Fähigkeit zum Verkaufen zu einer Profession zu verbinden. In dieser Form zwingt Dich nichts und niemand, Deinem Tagwerk und Broterwerb dann am Tag nachzugehen, wenn Dir danach ist – nämlich auch mal spät nachmittags, abends, nachts, in der Früh -, und Dich auszuruhen, wenn es grad nicht geht – eben auch mal morgens, tagsüber. Du hast selbstverständlich Verantwortung für Dich und Dein Leben, und niemand schenkt Dir was, Du mußt schon was dafür tun, aber in diesem Tun bist Du vergleichsweise freier und ungebundener in der Art und Weise, was, wann und wie Du es tust.
Darüber hinaus bist Du im Vergleich zu mir (zumindest; keine Ahnung, wie’s bei Naturefreak aussieht) auch familiär weniger verpflichtet, weil Deine Kinder aus dem Haus sind und Dein Partner auch reduziertere, finanzielle Lebensstil-Ansprüche an das gemeinsame Leben mit Dir stellt. Ich für meinen Teil stecke aber noch in der Phase fest, in der ich meinem Sohn zeigen muß, wie das Leben so läuft – und wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es immer weniger… denn so, wie mein Leben seit ein paar Jahren verläuft, ist es garantiert kein Paradebeispiel für ein Kind

Ich würde ihm gern viel mehr vorleben, daß er sein Leben so leben soll, wie es ihm gefällt, daß es ihm trotzdem gut gehen wird, daß alles in Ordnung ist, so wie es ist, daß er gar nicht versuchen soll, in dieses Hamsterrad einzusteigen – blöderweise stecke ich selbst noch drin und bekomme den Ausstieg nicht hin.
Du hast den Ausstieg aus dem Hamsterrad zu weiten Teilen geschafft, sagst Du jedenfalls selbst, wenn ich Dich richtig verstehe.
So gesehen ist es sicher weniger relevant, ob Du in Pension bist. Aber für mich scheint es schon so, daß Du in einer Lebensphase bist, in der Du bereits weniger äußeren Verpflichtungen erliegst bzw. es mit Deiner Lebenserfahrung und -weisheit immer besser hinbekommst, vermeintlichen äußeren Verpflichtungen nicht unnötig zu erliegen.
So in der Form wirkt es zumindest auf mich. Wohlwissentlich, daß auch noch so viele geschriebene Worte nicht wirklich treffend beschreiben können, wie Du Dich tatsächlich fühlst.
Ich wünsche mir für mein Leben:
Eine schöne kleine Werkstatt, in der ich meinen Modellbau machen kann. Vielleicht sogar im Auftrag Zinnfiguren und Dioramen bauen, anmalen und verkaufen. Ansonsten etwas Schreinerei, Möbel, Vitrinen, Regale, Deko, kleine schöne Truhen…
Aber das ist in der Lebensphase und auch in der Beziehung zu meiner Frau, in der ich stecke, illusorisch… Ne einigermaßen moderne DHH (auch nur zur Miete) in bequemer Ortsrandlage, in der Nähe von ein bis zwei kleinen bis mittelgroßen Städten, ist damit nicht finanzierbar. Zwei Autos sicher auch nicht, wobei ich unter Umständen dann keines mehr bräuchte, okay. Aber Sohnemann braucht ne Ausbildung; einmal alle ein bis zwei Jahre ist ne Klassenfahrt, sowas ist auch nicht umsonst; hier ein Kinobesuch, dort mal essen-gehen; zwei Wochen Jahresurlaub…
Wie ich immer sage: Jammern auf hohem Niveau, auf verdammt hohem Niveau.
Ändert aber an zwei Dingen trotzdem nichts: Ich bin nicht 100% zufrieden.
Ich komm‘ aus dem Hamsterrad nicht raus, weil mir genug davon doch wichtig genug ist, daß ich es nicht wirklich dauerhaft aufgeben will.
Die Büchse der Pandora ist nunmal leider geöffnet… und sie zu schließen, ist schon in der griechischen Mythologie nicht einfach gewesen
Ich bräuchte wahrscheinlich kein Sabbatical.
Aber ein bis zwei Millionen auf dem Konto, um peu à peu den Kurswechsel in der oben beschriebenen Richtung hinzubekommen, ohne dabei zuviel auf einmal zu riskieren, wären schon schön

Allein schon, weil ich durch eine entsprechend eigen-motivierte Selbständigkeit – und mit der entsprechend hohen Rücklage

– auch nen großen Brocken an externen Verpflichtungen mit einem Schlag los wäre, die mir heute schnell das Gefühl von Streß, Überforderung und Ungenügen bescheren: Kein Arbeitgeber mehr, für den ich pünktlich am Schreibtisch sitzen muß; der mit dem Säbel rasselt, wenn ich meine Wochenarbeitszeit nicht erfülle, obwohl ich schnell genug arbeite bzw. arbeiten kann; keine doofen, blöden und nutzlosen Besprechungsmarathons mehr, an deren Ende drittklassige Kompromisse stehen, die niemanden zufriedenstellen; kein alltägliches Stehen im Stau mehr; keine Sorge mehr darüber, wann der Laden dicht macht (ist hier keine Frage mehr von „ob“, sondern nur noch davon, wann in den nächsten 5-10 Jahren – und dann bin ich erst um die 50+/-); und eben auch keine Notwendigkeit mehr zur Rechtfertigung meiner Frau oder meinem Sohn gegenüber, warum ich mein Leben umgestellt habe, weil’s eben trotzdem für alles reicht, was auch die beiden sich wünschen; usw.
Wie Gerald Hüther (und andere schon vorher) es ausdrückt/en:
Ich hätte einfach gern mein „Kohärenzgefühl“ zurück. Das Gefühl, daß mein Leben einen Sinn hat, daß alles irgendwie paßt und „gut“ ist, ohne mich permanent überfordert zu fühlen oder ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich dieses oder jenes unterlassen habe.
Auch klar:
Selbst wenn ich ein bis zwei Millionen hätte und den oben beschriebenen Weg einschlagen würde, gäb’s keine Garantie, daß es klappen würde. Auch gut möglich, daß ich von meinem Grundnaturell her zu sprunghaft bin für so ein Langfrist-Projekt und/oder daß die Jahre der Depression mir da auch einfach dauerhaft den letzten Elan gekostet haben…
So gesehen ist es auch hier vielleicht besser, den Spatz in der Hand zu haben
