Und ich lach mich weg:
Bist Du nicht auch diejenige, die bei anderen Gelegenheiten sagt, daß solche Phasen eben auch mal sein müssen
Ich find's nicht toll - aber es ist eben gerade so.
Und nein:
Mir geht's zwar nicht gut - aber es könnte mir definitiv wesentlich schlechter noch gehen. Hab ich damals vor Jahren 1x erlebt, muß nicht wieder sein...
Und sicher bin ich kein mieser Vater, ich bin sicherlich ein ganz guter Vater - aber trotzdem macht mir da vieles an der Erziehung und eben meiner Vorbildfunktion Sorgen: Bekanntermaßen zocke ich ja nun auch ganz gern mal am Computer. Und sicherlich auch vergleichsweise viel; wenn man meine Frau fragt, könnte es jedenfalls definitiv wesentlich weniger sein

Naja, und wie die Jugend mit Smartphone, Tablets und Computern so rund um die Uhr hantiert, brauche ich niemandem zu erzählen - wißt ihr alle selbst.
Unser Sohn ist da keine Ausnahme - Medienzeit (TV, YouTube, Tablet/Smartphone, ein bißchen PC) bedeutet ihm praktisch alles.
Der Unterschied zwischen ihm und mir ist:
Mir wird das Zocken schon auch öfter mal zuviel (wahrscheinlich auch depri-bedingt), und ich weiß auch, daß ich mal spaziergehen sollte/müßte; ich hab mit dem Cachen angefangen, ich hab mit dem Cello angefangen, ich gebe mir Mühe, auch abseits des PC's einiges zu machen - auch, wenn's mir eben nicht immer leicht fällt. Was eben auch nicht heißt, daß ich nur PC-spielen will - wie eingangs des Absatzes beschrieben, ist auch das mir oft genug zuviel.
Aber unser Sohn kennt da praktisch kein Ende... absolut kind-typisch kann er sich da stundenlang so rein vertiefen, wenn man ihm keine feste Dauer vorgibt.
Und das macht mir eben Sorgen.
Dabei gibt es genug, für das er sich ansonsten interessiert - Dinos, Lego, Lego Mindstorms, ein bißchen Geige spielen, Fußball, Handball...
Aber wenn er die Wahl zwischen irgendwas davon und Medienzeit hat, nimmt er praktisch immer die Medienzeit.
Und er wünscht sich immer wieder alles mögliche an Spielzeug - aber das meiste davon bleibt nach längstens ein paar Tagen dann unberührt in ner Ecke liegen. Stattdessen: Medienzeit. Ist fast schon so, als taktete er seinen Tag danach, wann er die nächste Medienzeit bekommt.
Und ich frag mich (und geißel mich deswegen auch immer mal wieder etwas), ob ich ihm da das richtige Vorbild bin... andererseits krieg ich eben den "Spagat" hin, zwischen PC einerseits und den anderen Dingen andererseits. Aber ich krieg's eben auch nicht komplett hin.
Da spielt bei mir sicher mit rein, daß ich mir "meinen" idealen Tag mittlerweile gar nicht mehr vorstellen kann. Ich kenne meinen idealen Tag nicht mehr.
Früher war das einfacher - wenn ich da frei und nen kompletten Tag zur Verfügung hatte, hab ich mir hier und da Kleinigkeiten oder auch mal etwas großes vorgenommen und die Zeit dazwischen vor mich hingelebt, bin raus gegangen, hab ein bißchen gezockt, gebastelt, usw., hab mir einfach insgesamt nen ruhigen und entspannten Tag gemacht mit Dingen, die ich gern gemacht habe. Total easy also
Ist praktisch alles weg.
Früher hatte ich Böcke auf was, also hab ich's gemacht. Oder ich hatte keinen Bock drauf, dann hab ich's gelassen.
Heute hab ich entweder von vorneherein keinen Bock auf irgendwas, oder ich hab Böcke, dann ist aber immer noch die Frage wie lange. Manchmal fange ich was an, und der Spaß kommt; manchmal geht er auch wieder oder kommt gar nicht erst auf.
Wie will ich mit so einer Einstellung zu allem möglichen meinem Kind ein Vorbild sein?
Klar - knapp die Hälfte der Zeit hab ich auch gute und weitestgehend beschwerdefreie Zeiten, da läuft es etwas besser, ich mache mir weniger Sorgen und Gedanken. Aber Tatsache ist und bleibt trotzdem: Ich bin mit Computern groß geworden, sie haben mich schon immer begeistert, ich mag gerade auch das Spielen am PC - aber gleichzeitig hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich soviel Zeit davor verbringe.
Aber frage ich meinen Sohn, ob er Lust hat, mit mir was draußen zu unternehmen - cachen gehen, radfahren -, hat er meistens keine Lust dazu. Und dann ziehe ich entweder etwas resigniert allein los, oder ich bleib doch auch Zuhause.
Sorry - es sind einfach so viele Gedanken, die mir auch schon da durch den Kopf gehen, ich dreh mich im Kreis, ich find keine Lösung, und ich hab einfach eine tierische Angst davor, daß mein Sohn sich von mir zuviel schlechtes abguckt, gerade auch in Bezug auf meine Depri und die Stimmungsschwankungen bzw. Tiefpunkte.
Umgekehrt hab ich echt keinen Bock und keine Kraft dazu, mich permanent 365 Tage im Jahr am Riemen zu reißen.
Verstehst Du ein bißchen, was ich meine?
Klar ist das irgendwo unter meiner Würde, und klar bin ich mir etwas zu stolz dazu, ich versteh Dich schon.
Aber ich hab grad die Kraft nicht...
Ich weiß grad mal wieder nicht, von welcher Seite ich meine Situation anpacken muß, damit ich sie wieder in den Griff bekomme und sie mir nicht ein zwei Minuten später wieder aus der Hand rutscht. Ist ein bißchen, als suchte ich den Eingang zu einem Haus (oder Ausgang aus einem?), und immer sieht's so aus, als wäre hinter der Ecke die Tür. Und dann geh ich rum, und es ist wieder ne Mauer ohne Ein- oder Ausgang.
So gesehen kann ich Buddha und seinem Sitz unter dem Bodhi-Baum echt was abgewinnen - er hatte irgendwann auch keinen Bock mehr, dieses permanente Katz-und-Maus-Spiel, innerlich wie äußerlich, mitzuspielen.
Kann ich mir nur leider nicht so richtig erlauben, ich bin kein freier Wanderer auf seiner Reise zu Weisen und Philosophen.
Und schon wieder ein Riesentext... sorry... die Gedanken sprudeln nur so.
Abschließend nur:
Nein, ich hab definitiv nicht nur Pech, ich hab auch ganz viel Glück, und das weiß ich nach wie vor, und das ist mir auch voll bewußt. Jederzeit.
Trotzdem überwiegt gefühlt gerade mal wieder die negative Seite der Dinge