Wow danke für deine Zeilen.
Hatte mich zwar gerade hingelegt und wollte einen Moment dösen - aber dann hatte ich meine Handy in der Hand, Deine Antwort gesehen, und mein "Affengeist" wollte nicht mehr liegenbleiben...

:lol:
Akzeptanz ja - aber wie lange????? [...] Wie kann man das jeden Tag akzeptieren.
Das geht.
Akzeptanz ist ein Weg, kein Ziel.
Und kein Weg auf der Welt und im Leben verläuft immer nur eben und geradeaus, es wird auch mal bergauf gehen, bergab, holprig werden und kurvig... wie alles im Leben.
Soll heißen: Mal wird Dir Akzeptanz besser gelingen, mal weniger. Aber je mehr Du es übst, umso besser wird es klappen.
Ich würde Dir vorschlagen, im ersten Schritt mal zuzulassen, daß Du Dich mit dem Thema "Akzeptanz" überhaupt beschäftigst:
Stell Dich vor nen Spiegel, lächle Dich freundlich an, als wärest Du Dein bester Freund, und sag Dir: "Ja, ich will mich mit dem Thema Akzeptanz ab sofort intensiver beschäftigen."
Und dann beschäftigst Du Dich damit.
Lies Bücher zu dem Thema. Beschäftige Dich mit kurzen und einfachen Beiträgen aus dem Buddhismus. Höre das "then why worry"-Video immer mal wieder. Denke darüber nach, wende die Entscheidungslogik auf Deine Situation an und spiele damit, Dir bei Deinen eigenen Problemen zu sagen: 'okay, warum sollte ich mir darüber ernsthaft Sorgen machen...?' Ich bin überzeugt davon, daß Du früher oder später auch zu der Einsicht und Überzeugung kommen wirst 'Ja... wenn ich so darüber nachdenke... warum sollte ich eigentlich...'
Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt.
Wenn ich sie Dir in der Vergangenheit noch nicht empfohlen habe (an anderer Stelle hier habe ich das definitiv schon): Höre die Hörbücher von Ajahn Brahm, "Die Kuh, die weinte" und "Der Elefant, der das Glück vergaß". In diesen Geschichten steckt soviel Weisheit und Wahrheit drin, daß es mir immer wieder wie Schuppen von den Augen fällt, womit sich mein "Affengeist" und damit ich selbst mich tagtäglich gedanklich herumreiße...
Und meiner Meinung nach auch ganz wichtig:
Du hast bereits die Erfahrung gemacht, daß Dir das Citalopram hilft. Du hast dezidiert Vor- und Nachteile aufgelistet.
Und jetzt ernsthaft - nur mal auf zwei Punkte heruntergebrochen und ohne es herunterzuspielen: Was ist Dir wichtiger - ein gutes, zufriedenes, glückliches Leben? - oder 20 oder 30kg weniger auf der Waage, die Du aber irgendwie dann auch nicht genießen kannst?
Wie gesagt:
Ich will Dein Dilemma nicht ins Lächerliche ziehen, und mit Übergewicht ist sicher auch nicht zu spaßen, ebensowenig damit, wenn man sich in seinem Körper nicht wohlfühlt.
Wenn ich Deine Situation aber einmal analysiere und versuche mir vorzustellen, ich wäre an Deiner Stelle und müßte jetzt abwägen und Entscheidungen treffen:
Das Citalopram würde mir psychisch-emotional schon einmal sehr helfen, mit Depri und Angst besser zurechtzukommen. Den Symptomen, die mich aktuell schon stark daran hindern, überhaupt was vernünftiges anzupacken und meinen "Affengeist" in den Griff zu bekommen, der von einer Hiobsbotschaft zur nächsten rast.
Also:
Als erstes nehm ich die Cita's wieder, 1 Woche lang 10mg, danach dann 20. Und zwar solange, wie es nötig ist, und wenn es 20 Jahre sind. Wurscht. Hauptsache, es geht mir besser und ich bin wieder handlungsfähig.
Sobald ich dann wieder etwas klarer denken kann, packe ich das Thema Akzeptanz an, siehe oben. Lese den ein oder anderen Beitrag, Erfahrungsbericht, ein Buch, höre Ajahn Brahm, usw. usf. Höre Meditationen, Einschlafhilfen - alles mögliche, was mir hilft, meinen Affengeist weiter zu besänftigen, den Streß zu reduzieren und mich weiter runterzufahren.
Der dritte Schritt in ein paar Monaten wäre dann: Wenn mir die Gewichtszunahme weiterhin so zusetzen würde, würde ich mit meinem Psychiater darüber sprechen und ihn um ein alternatives Medikament bitten, daß ich von heute auf morgen auf das Cita hin nehmen kann, bspw. Fluoxetin oder was auch immer es da sonst noch gibt. Geht nicht mit allen Medis/AD, aber mit den meisten innerhalb der SSRI-Gruppe schon, soweit ich das verstanden habe.
Die Chancen stehen gut, daß da eines dabei ist, daß ähnlich gut wirkt, aber vielleicht nicht diese Nebenwirkung hat
Und was diese Gedanken von Dir hier angeht:
Contra Medikamenteneinnahme
• Vermutliche wieder
Gewichtszunahme
• Das Gefühl gescheitert zu sein
• 2 Jahre Therapie für die Fische
• wieder alles von Vorne
• Nicht herausfinden können, was den wirklich dahintersteckt
• Gesundheitliche Risiken der längeren Einnahme von
Antidepressiva Punkt zentrales
Nervensystem
• Vielleicht mal mit Johsnniskrautkapseln längerfristig versuchen
@Gewichtszunahme: Siehe oben, evtl. anderes Medikament in zwei drei Monaten probieren.
@Gefühl gescheitert zu sein: Wem willst Du da mit aller Gewalt etwas beweisen, was derzeit und vielleicht niemals zu beweisen ist?
Nimm den Druck raus! (Und ja: Auch den kenne ich...

)
=> Du scheiterst nicht, nur weil Du es ohne Medikament nicht hinbekommst!
Sagst Du das gleiche zu nem Diabetiker, der sich täglich Insulin spritzen muß - daß er gescheitert ist, weil er es ohne nicht mehr hinbekommt?
Oder zu jemandem, der sich ein Bein gebrochen hat? Er könnte das Bein ja auch Zuhause selbst schienen und ruhig halten und das Beste hoffen, daß es von selbst heilt - so wie früher in der Antike und im Mittelalter...
Zu nem Berufstätigen, der sich bei nem grippalen Infekt Wick DayMed und MediNight reinpfeift, weil er wegen wichtiger Bürotermine halbwegs fit sein muß - obwohl er eigentlich weiß, daß er sich auskurieren müßte? Und aus welcher Perspektive würde er jetzt eigentlich scheitern -
weil er das Medikament nimmt - oder
wenn er sich eingestünde, daß Zuhause-im-Bett-liegenbleiben vernünftiger und gesünder wäre...?
=> Ob und in welchem Du Fall etwas als gescheitert ansiehst oder nicht, hängt auch stark von Deinem Blickwinkel ab!
=> Ich sehe es mittlerweile nicht mehr als Scheitern an, daß ich das Fluoxetin weiter nehmen muß. Weil ich einfach mehr am Leben teilhaben kann, für meinen Sohn und meine Frau da sein kann, für mich da sein kann, etc.
Und kommt vielleicht gerade der Gedanke des Scheiterns in der Zeit
ohne Medikament nicht eher aus den Symptomen der Depression, in denen man sich tendenziell eher und leichter selbst abwertet und verurteilt als sonst...? Auch nur mal so eine Perspektive zum Drüber-nachdenken
@2 Jahre Therapie für die Fische: Wer sagt das denn - auch wieder nur Dein Affengeist!
Oder wie würde eine sehr sehr gute Freundin von mir in solchen Situation mit einem etwas weniger eloquenten, unbuddhistischen Begriff zu mir sagen:
MINDFUCK! 
(hat sie allerdings - wie ich dann auch - von Veit und Andrea Lindau)
=> Ich bin mir 100% sicher, daß Du den in den letzten 2 Jahren in der Therapie einiges über Dich und Deine Vergangenheit gelernt hast. Das ist niemals für die Katz.
Aber Fakt ist auch:
Manchmal ist ein gebrochenes Bein eben wirklich nur ein gebrochenes Bein. Punkt.
Klar macht es Sinn sich zu fragen, wodurch es gebrochen ist. Aber auch da gibt's prinzipiell verschiedene Ursachen:
1. Es könnte Unachtsamkeit deiner/meinerseits gewesen sein. Grob fahrlässig irgendwas gemacht, von dem man eigentlich weiß, daß man es besser hätte sein lassen. Aus diesen Fällen kann man dann durchaus für die Zukunft lernen +1.
2. Es kann aber auch ein einmaliger Unfall und Zufall gewesen sein, der sich so in der Zukunft nicht wieder reproduzieren wird. Sobald man so eine Situation identifiziert ist es besser, sie danach abzuhaken und ruhen zu lassen - was bringt es, sich darüber immer und immer wieder den Kopf zu zerbrechen - exakt diese Situation oder auch die Umstände, die damals zu dem Beinbruch geführt haben, werden so garantiert nicht mehr eintreten. Bspw., weil Du besser nicht mehr Skifahren solltest - und wenn Du nicht mehr auf die Skier steigst, wirst Du Dir dabei auch nicht mehr das Bein brechen. Punkt. Aus. Haken hinter.
Ähnlich ist es mit der Psyche: Manchmal ist eine lädierte Psyche eben einfach nur eine lädierte Psyche. Dann macht es Sinn, sich für einige Zeit damit zu beschäftigen, was dazu geführt haben könnte. Aber solange Du da jetzt keine für die Zukunft relevanten, potentiell gefährlichen, reproduzierbaren Situationen identifizieren kannst, laß es dann auch wieder los und hake es ab.
Sollte sich früher oder später doch noch eine Lösung auftun, kannst Du sie ergreifen. Solltest Du sie ergreifen - alles andere wäre dumm
Aber bis dahin:
Why worry...?
MINDFUCK!
@alles wieder von vorn: Nö, sicher nicht; im wesentlichen trifft auch hier das aus dem letzten Abschnitt zur Therapie zu. (Mindfuck

)
@Nicht herausfinden können, was den wirklich dahintersteckt
Vielleicht hast Du es schon lange herausgefunden und genau wie ich ein Puzzle mit zwei Dutzend kleineren und größeren Teilen vor Dir legen, die Du immer wieder im Kreis herumschiebst und umsortierst. Und vielleicht passen sie sogar noch nicht einmal so ohne weiteres zusammen oder ergeben am Ende kein gewohnt rechteckiges "normales" Puzzlebild, sondern irgendein ganz abstrus-abstraktes Bild ohne ne vernünftige geometrische Form...
Und von außen betrachtet: Ich bin mir sicher, daß Du bereits alles weißt - genau wie ich über mich auch. Aber unser Affengeist gibt sich mit der Antwort nicht zufrieden
@Gesundheitliche Risiken: Stimme ich Dir prinzipiell zu. Da bin ich aber mittlerweile auch echt so weit, daß ich mir sage, daß ich mich damit beschäftige, wenn es soweit sein sollte. Eventuell würde sich da erst in 50 oder 60 Jahren etwas bemerkbar machen, aber ich geb schon in 40 den Löffel ab... "why worry" für die nächsten 40 Jahre, wenn es mich zu Lebzeit evtl. eh nicht mehr betreffen wird
@Johsnniskrautkapseln: Ehrlich gesagt bin ich persönlich gerade mit Johanniskrautpräparaten vorsichtiger als mit SSRI... Ich habe da schon so viel zwiespältiges drüber gehört... Lavendel, Passionsblume, Baldrian, oder was auch sonst noch an pflanzlichen Präparaten => immer.
Aber mit Johanniskraut bin ich sehr vorsichtig und setze da definitiv nicht drauf. Mal eine Tasse JK-Tee aus der Apotheke, aber mehr auch nicht. Bei JK kann die Grenze zwischen "wirkt-nicht" und "hat üble Nebenwirkungen" individuell ziemlich plötzlich sein, soweit ich das in einigen Berichten gelesen habe...