Das kenn ich und Alex sicher auch.;-)
Ooh ja, leider...
Das sind so depressive Anflüge, oft werden die durch Trigger ausgelöst, ein Geruch, eine Wetterlage, Wehmut.......In solchen Fällen kann man gar nicht sagen woher das kommt, außer man erkennt bestimmte Zusammenhänge.
Kann ich nur bestätigen.
Nach meiner bisherigen Erfahrung und Beobachtung - gerade im Augenblick auch wieder - ist es so:
Auf der einen Seite stehen eben 20, 30 oder 40 Jahre bisherige Lebenserfahrungen und Prägungen, wie schon erwähnt vor allem im Kindes- und Jugendalter. Diese prägen eben eine bestimmte Grundeinstellung zum Leben, zu diversen Dingen und Ereignissen.
Auf der anderen Seite dann aber eben alltägliche Dinge, für sich genommen scheinbar bedeutungslos, aber eben in Kombination mit dem bisherigen Leben lösen sie dann solche unerklärlichen Anflüge aus.
Christin, damit keine Mißverständnisse aufkommen:
Es ist ätzend, es ist störend, es ist nervenaufreibend, es ist manchmal wirklich zum Ko****!
Aber sobald man das alles erstmal erkannt und bis zu einem gewissen Grad auch - sich selbst gegenüber - anerkannt hat, daß es so sein kann und darf, kann man damit auch irgendwie leben und zurechtkommen.
Ich denke einfach, Menschen mit solchen psychischen Erkrankungen haben im Laufe ihres Lebens eben in Summe einfach eine Menge X an Erfahrungen gemacht, die ihr individuelles Faß irgendwann zum Überlaufen gebracht haben. Wir versuchen zwar, uns immer wieder mit Mißständen zu arrangieren und haben von Kleinauf gelernt, immer funktionieren zu müssen und keine Schwäche zeigen zu dürfen. Eine solche Erkrankung allerdings will uns bewußt machen, daß wir eben nicht immer funktionieren müssen - zumindest nicht perfekt - und auch einmal schwach sein dürfen!
Auf gewisse Art und Weise wird es ab dem Moment zu einem Balanceakt, allerdings einem, dem man durchaus begegnen kann.
Was mich persönlich angeht, so vermute ich, daß das Fluoxetin wirklich ziemlich gut angeschlagen hat. Ich hatte zwar auch unter dem Medikament meine leichten Anflüge, aber eben in stark abgeschwächter Form, und wahrscheinlich wäre eine Beibehaltung der 40er Dosis oder sogar eine Anhebung auf 50 aus rein ärztlicher Sicht sinnvoll gewesen.
"Dummerweise" ist unsere Familienplanung noch nicht ganz abgeschlossen, wir wünschen uns eigentlich ein zweites Kind, und vor allem meine Frau hat Sorgen wegen etwaiger Einflüsse des Medikaments. Die Angst-Depression hat mich also in einem wirklich unglücklichen Zeitpunkt erwischt, weil von Anfang an klar war, daß es früher oder später auch ohne Medikament zumindest temporär würde gehen müssen, wenn wir ein zweites Kind haben wollen.
Glaub mal, daß mir das durchaus ebenfalls Sorgen und Gedanken macht... Es ist nicht ausgeschlossen, daß das "Experiment" fehlschlägt, und dann stehe ich nicht nur wieder ziemlich weit unten und muß über Wochen und Monate wieder hoch - dann ist auch fraglich, was aus unserer Familienplanung würde, was insbesondere meiner Frau massiv zu schaffen machen dürfte.
Im Prinzip gibt es für dieses Dilemma keine komfortable Lösung.
Aber so ist nunmal das Leben...
Ich hab mir vorhin im Auto überlegt, ob es eventuell besser wäre, wenn ich die Angst-Depression on top zu einer organischen Grunderkrankung entwickelt hätte - dann hätte sie ja wenigstens einen begründeten Anlaß.
Ich bin für mich zu dem Schluß gelangt, daß es das wahrscheinlich nicht wäre: Wenn ich ohnehin schon mit einer schweren organischen Grunderkrankung "geschlagen" wäre, und dann käme die Angst-Depression da noch obendrauf, wäre die Verzweiflung wahrscheinlich noch wesentlich größer. Was würde mir ein "konkreter" Grund und Auslöser wie diese wie auch immer geartete Grunderkrankung also nutzen? - gar nix!
So gesehen bin ich also wahrscheinlich sogar besser dran:
Ich hab "nur" ne psychische Erkrankung, die sich für sich genommen mir relativ verträglichen Medikamenten und Therapien gut behandeln und in sehr erträglichen Grenzen halten läßt. Das kann man von etlichen organischen Erkrankungen nun wirklich nicht behaupten: Da werden bspw. Betablocker verschrieben, die zwar den Puls und das Herz beruhigen sollen, dafür aber auf den Magen gehen. Also werden zusätzlich noch Protonenpumpenhemmer verschrieben (Pantoprazol & Co.), um die Magensäure zu regulieren. Die wiederum haben bei Dauereinnahme aber auch so ihre Nebenwirkungen, u.a. stehen sie eben im Verdacht, auf lange Sicht die Neigung zu Depressionen fördern zu können. Also bekommt man dann noch die Psychopharmaka obendrauf, wenn man Pech hat.
Oder die ganzen armen Leute, die mit übelster Arthrose oder Rheuma geschlagen sind und sich ohne Schmerzen kaum bewegen können. Die bekommen dann schon per se zwei Medikamente: Das eine zum Behandeln des Rheumas, das zweite gegen die Schmerzen. Und auch da haben in den härteren Fällen Schmerzmittel wie bspw. Ibuprofen die Tendenz, auf den Magen zu schlagen...
Deswegen Christin,
unsere pychische Angeschlagenheit, die Angst, die Verzweiflung, was auch immer, ist definitiv nicht lustig, und ich wünsche es niemandem. Selbst meinem ärgsten Feind nicht. Es ist extrem verunsichernd, wenn man nicht weiß, warum und weshalb es einen aus scheinbar heiterem Himmel immer wieder (mal) trifft.
Aber es könnte sehr viel schlimmer sein!
Ganz im Gegenteil denke ich, daß es uns noch vergleichsweise gut geht, und spätestens dank Therapie und Medikamenten kann das Ganze echt zu nem ganz fernen Hintergrundrauschen am Horizont werden, das uns nicht mehr weiter stört.
Also, gib dem Sertralin eine Chance. Sieh es ein bißchen wie das Insulin, das sich ein Diabeteskranker tagtäglich spritzen muß - wovor ich persönlich echt n bissel Horror hätte, wenn ich mir ein Leben lang jeden Tag ne Spritze setzen müßte! Dagegen ist ne Tabletteneinnahme mit ein bis zwei Wochen Nebenwirkungen in meinen Augen echt Luxus
Wünsche Dir einen guten Wochenstart, und Kopf hoch
