Guten Morgen Werner,
tut mir leid, daß es Dir wieder so viel schlechter geht.
Ich hab mal die Vermutung, daß es eventuell etwas mit Ostern und den Feiertagen zu tun haben könnte... (?).
Soll heißen:
Ist Ostern für Dich / euch normalerweise eine schöne, ruhige Zeit, mit der Du angenehme Erinnerungen verbindest?
Oder gibt es irgendwo in Deiner Vergangenheit da unschönere Erlebnisse in Verbindung mit Ostern, die Du nun damit dauerhaft assoziierst?
=> Auch hier würde ich - wenn die Vermutung richtig wäre - die Prinzipien der KVT anwenden: Irgendwie würdest Du dann eine negativere Denkweise an den Tag legen, je näher Ostern kommt, eventuell voller Befürchtungen oder Unlust und Unmut über das, was während dieser Tage passieren könnte. Und das färbte dann natürlich auf Deine Stimmung ab.
Ich kann so etwas auch von mir aus den letzten Monaten bestätigen. Allein im Beruf gab es ein paar Gelegenheiten, bei denen mir im Vorfeld immer banger wurde, je näher der jeweilige Tag rückte. Und an dem Tag selbst bin ich dann wenigstens in der ersten Tageshälfte mitunter recht down gewesen, bis sich die Veranstaltung, Präsentation, das Meeting etc. dann langsam dem Ende näherte. Anfangs waren mir diese Mechanismen auch noch nicht so bewußt. Aber gemeinsam mit meiner Frau habe ich dann gelernt, daß es teilweise wirklich die "Vorfreude" (Ironie aus

) auf bestimmte Ereignisse ist, bei denen ich meine Komfortzone verlassen muß, die solche negativen Stimmungen und Depri-Wellen auslösen.
Bei meiner Frau war's gestern ähnlich: Sie hat zwar keine Depression. Aber wegen der Vorbereitungen für den 60. ihrer Mutter aktuell auch so einiges um die Ohren, mit ihren Schwestern muß sie sich da auch noch absprechen und abstimmen, und wie üblich ist "alles zuviel in zu wenig Zeit", mal etwas übertrieben ausgedrückt. Dann noch Ostern mit den ganzen Besonderheiten wie Großeinkauf, Oster-Dekorieren im Haus, Besuch meines Vaters und Bruders - und prompt lag sie gestern mit nervösen Magen- und Kopfschmerzen den ganzen Tag über im Bett...
Wie gesagt: Keine Depression. Aber die Auslöser sind grundsätzlich die gleichen oder zumindest ähnlich, und die körperlichen Symptome eben auf einer deutlich früheren Stufe. Nicht, daß das daraus jetzt zwangsläufig jemals eine Depri werden muß - aber wahrscheinlich hat sie eben Zeit ihres Lebens eine Anfälligkeit für solche Streß"krankheiten".
Jeder Mensch reagiert anders, die einen schwächer, die anderen heftiger. Aber die Auslösemechanismen in unserer Psyche sind meist die gleichen oder zumindest sehr ähnlich. (Wie üblich schwere Schicksalsschläge ausgenommen.)
Stellt sich natürlich die Frage: Wieso ist das in unseren Leben alles jetzt erst so, und nicht schon früher?
Dazu hab ich die Theorie, daß unsere Psyche ein bißchen wie ein Regenfaß ist: Zu Beginn unseres Lebens ist es leer, füllt sich aber eben vom ersten Tag an kontinuierlich. Irgendwann ist es dann voll, bei dem einen früher, bei den anderen später. Und jeder Tropfen, der jetzt hinzukommt - auch wenn es ein identischer Tropfen ist, der schon tausendmal ins Faß getropft ist - bringt das Faß zum Überlaufen. Jetzt können einen unliebsame Kleinigkeiten, die einen immer schon gestört, aber sonst nicht nennenswert beeinträchtigt haben, plötzlich aus dem Gleichgewicht bringen.
Deswegen meine Vermutung mit Ostern - oder eventuell auch einem anderen Ereignis bei Dir in den letzten Tagen:
Du hast es schon jahrelang erlebt, es hat Dich womöglich immer irgendwie gestört, Du warst unlustig und einfach nur froh, wenn es vorbei war. Hat Dich aber sonst nie gejuckt, irgendwie hast Du es weggesteckt. Naja... wohl eher verdrängt... und das Faß hat sich gefüllt, zusammen mit anderen Dingen.
Jetzt reicht der gleiche Trigger aus, und Du fühlst Dich "sofort" schlecht.
=>
Überlege mal, ob es rund um Ostern dieses Jahr bzw. in der letzten Woche irgendwelche unliebsamen Ereignisse bei Dir / euch gegeben hat:
- Findest Du Ostern schön?
- Sind damit familiäre Dinge wie Besuche, Kaffeetrinken, Ostereier-Suchen beim Neffen, o.ä. verbunden? Empfindest Du das womöglich eher als Verpflichtung, lästig, langweilig und unerfreulich?
- Triffst Du / trefft ihr womöglich bei solchen "Familien"festen auf Verwandte oder Bekannte, von denen Du sonst lieber verschont bleiben möchtest? Nervt Dich da jemand so besonders, daß es Dich vielleicht schon im Vorfeld streßt?
- Bist Du so gesehen eher froh, wenn Ostern wieder vorbei ist und Du Deine Ruhe haben kannst?
- Oder - ganz andere Denkrichtung: Ist im Büro Arbeit für die vier Feiertage "liegengeblieben", die Dir jetzt vier Tage lang schwer im Magen liegt, weil Du sie nicht bearbeiten kannst? Und hat Dir so gesehen schon letzte Woche deshalb vor Ostern gegraut?
- usw.
Das können ggfs. auch Dinge sein, die eher auf Deine Freundin zutreffen. Wenn Du nur empfindsam genug bist, färbt ihre Stimmung nämlich leicht(er) auf Dich ab, und Du machst Dir eigentlich eher nen Kopf um
ihre Unlust. Und da Du aktuell psychisch eben angeschlagen bist, haut das mehr oder minder dann direkt durch.
Unter'm Strich kannst Du diese Analyse nur selbst für Dich und Dein Umfeld vornehmen, das oben sollten alles nur Denkanstöße sein.
Fakt ist einfach, daß einem mit einer (akuten) Depression wirklich schon Kleinigkeit den Tag verhageln können, wenn man sich der potentiellen Trigger nicht bewußt ist. Hast Du diese aber erst einmal erkannt, ist die halbe Arbeit getan und der Schrecken gebannt
Erforsche Dich und Deine Gefühle und Gedanken mal in diese Richtung. Vielleicht auch mit Stift und Papier; kann sein, daß es Dir dann leichter fällt, Deine Gedanken zu strukturieren.
Und verzage nicht - es wird auch wieder aufwärts gehen. Ganz bestimmt!
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