Ja, sie wechseln in der Intensität, mal steht dieser im Vordergrund und mal jener, es sind aber meist alle kontinuierlich präsent, man will ja keinen vernachlässigen
Also mal der Zwang mit dem alles begann als Kind und auf den sich viele andere Zwänge aufgebaut haben, nicht nur körperlich, sondern eben auch mit Zahlen, Sätzen, Wörtern......ich glaube es gibt keinen Bereich der vollkommen zwangfrei ist, aber manches eben mehr und manches weniger unter Kontrolle.
Begonnen hat es als Kind mit einem, wie ich es nenne, Berührungstick.
Dh. wenn ich etwas berührte, sei es absichtlich oder versehentlich, oder auch wenn mich jemand berührt, dann entsteht das Zwangsgefühl.
Ich musste dann das Objekt oder denjenigen der mich angefasst hatte, solange berühren bis sich ein bestimmtes Gefühl einstellt, das entsteht vor allem bei kurzen aber starken Berührungen und betrifft auch den eigenen Körper.
Auch innerlich wie z.B. den Mund, Zunge, Zähne, das hat sich mit der Zeit immer weiter ausgebreitet und ist auch ganz sicher physisch bedenklich.
Da es um heftige Berührungen geht, um das Gefühl zu erreichen, habe ich als Kind auch schon mal jemanden der mich versehentlich streifte eine gescheuert, geschlagen, um dieses Gefühl zu erreichen, oder wenn der Kopf eine Wand berührte dagegen gedotzt bis es gepasst hat.
An Gläsern herum getippt, bis die zerbrachen usw.
Die Zwänge haben dann auch auf die Mimik u.a. übergegriffen, vorm Schlafen bestimmte Sätze immer zu wiederholen bis sie passten und andere mussten das auch machen damit ich Ruhe gab.
Mein Vater hat dann ziemlich negative Äußerungen darüber gemacht und hatte die glorreiche Idee, ich solle mir doch Sachen auswählen die nicht sichtbar sind,wegen der Leute und hat sich immer ziemlich ausgelassen, mich teilweise übel geärgert und sich lustig darüber gemacht.
Das hatte natürlich Signalwirkung auf meine Geschwister, wo dann teilweise mit eingestimmt wurde und die Zwänge sozusagen für Lästereien freigegeben wurden und auch eine gute Sache um mich zu ärgern und zur Weißglut zu bringen.
Mein Bruder musste mich nur antippen und weg rennen und ich bin ausgerastet.
Er war auch ein intelligenter Bursche., so dass er die Schlussfolgerung zog dass ich niemals jemanden als letzte berühren könne, er immer jener ist der mich auch als letztes berührt, da sich ja immer beide gleichzeitig berühren und gleichzeitig loslassen, nach reiflichem Nachdenken über diese Erkenntnis kamen meine Zwänge wohl zu dem Schluss dass sie sich noch stärker vermehren müssen um diese Sinnlosigkeit zu kompensieren.
Vielleicht hätte es damals geholfen zu wissen dass um ein Gefühl geht und nicht darum wer wen zuletzt berührt, um die Geburt von mehr Zwängen einzudämmen, aber woher sollte man das wissen und deshalb halte ich das Verstehen der Zwänge für sehr wichtig.
Die Idee meines Vaters die Zwänge gegen nicht sichtbares "auszuwechseln" war natürlich sehr intelligent, das hat dazu geführt dass noch weitere Zwänge dazu kamen, also jene gegen die gewechselt werden sollte und die alten blieben natürlich auch bestehen und es entstanden auch selbstständig Zwänge durch die Vermischung und nicht selbst erwählt.
Zumindest habe ich irgendwann gelernt damit so umzugehen dass sie außen stehenden nicht auffallen, sie in den Situationen auszuhalten, bis ich dann irgendwann damit begann die weniger sichtbaren Zwänge in diesen Situationen auszuführen und die wirken sich auch stark auf die Physis aus, also auch die körperliche Gesundheit und Symptomatik verschlechtert sich dadurch, der Körper bekommt einfach keine Ruhe und wenn er was hat wird es dadurch schlimmer.
Es ist ein ewiges Auf und Ab, das aber stark über die Psyche beeinflusst wird, je mehr Stress desto schlimmer.
Die einzelnen Zwänge aufzuzählen bringt ja nix, alle Zwänge, auch deine, folgen bestimmten Gesetzen und so ist es eigentlich egal welche Zwänge man hat, die Wege zur Besserung sind meistens gleich und man muss den finden der einem persönlich dabei hilft.
Eine besondere Bedeutung hat da der Stress, einmal der von Außen und vor allem der innerliche den man sich dann macht, auch und gerade durch die Zwänge macht man sich Stress, das ist das Paradoxe an der Sache, dass sie gar nicht helfen sondern dies nur suggerieren.
Je besser man den Stress minimieren kann (wobei Bewegung natürlich sehr gut hilft, als Ventil und Stressreduktion), desto besser kommt man damit klar.
Je weniger innerlicher Stress da ist, je ausgeglichener man damit umgehen kann, desto besser kann man mit dem Drang umgehen und desto weniger steht dieser im Vordergrund.
Natürlich sind Zwänge nicht normal, sie sind ein Ausdruck von einer seelischen Überforderung die man mal hatte und wo in dem Moment die Zwänge Sicherheit gaben, das Gehirn das Belohnungssystem aktivierte und das ist es was einem dann erhalten bleibt.
Egal wie sehr die Zwänge belasten, bei Ausführung erhältst du eine Belohnung die dich dazu zwingt sie weiter auszuführen.
Es funktioniert genauso wie eine Sucht, man schadet sich damit selber, aber man braucht den Kick, das Gefühl bei Erfüllung, auch wenn es nur eine Sekunde anhält.
Wenn ich mich mit jedem Zwang einzeln beschäftigen würde, darüber nachdenken warum jetzt jener besser wird aber dafür ein anderer zum Vorschein kommt und jeden für sich bearbeiten, dann wäre das eine nicht zu erfüllende Aufgabe, da sie kaum noch zählbar sind und auch nicht mehr zu beschreiben in ihrer Vielfalt.
Es wäre also sinnlos sie auf diese Weise in den Griff bekommen zu wollen, aber da Zwänge eine Suppe sind, in ihrem Wesen alle gleich, muss man das gar nicht machen, man kann sie alle als eins nehmen.
Für wichtig halte ich das Wesen der Zwänge zu verstehen um zu erkennen warum man dem wie entgegenwirkt, also einen Sinn darin sehen kann, der ja nur über Verständnis möglich ist.
Gut wäre auch zu wissen warum der erste Zwang entstanden ist, auch um zu verstehen warum es so gekommen ist was beim Umgang damit helfen kann aber unbedingt nötig ist es nicht das zu wissen, gerade weil alle Zwänge irgendwo gleich sind.
Ob man nun weiß warum man sie hat oder nicht, die Maßnahmen haben dennoch denselben Effekt, solange man versteht wie der Zwang funktioniert und warum die Maßnahmen helfen.