Hallo an alle,
nachdem nun einige Zeit verstrichen ist, melde ich mich nochmals hier. Mit meiner Frau habe ich sachlich über die Thematik gesprochen. Auf meinen Vorschlag, doch mit dem Arzt über das Legen einer Gynefix zu sprechen, hat sie ablehnend reagiert. Damit sehe ich nun keine Möglichkeit mehr, unser Sexualleben wieder in Schwung zu bringen. Damit werde ich mich aber nicht mehr um sie bemühen. Wenn sie Lust hat, soll sie es sich selbst machen. Ich für meinen Teil werde mich nun umorientieren. Wenn wieder ein "Angebot" kommt, und das wird es sicher, werde ich evtl. nicht mehr ablehnen. Ich bin nun für alle Seiten offen. Es gibt sicher Frauen, die wünschen sich ein massieren und langes Verwöhnen und können es sicherlich auch genießen.
Für Eure Beiträge bedanke ich mich. Einige davon haben mir weitergeholfen!
Lieber
Empathie, für dich fühlt sich das jetzt wie die große endgültige Entscheidung in Bezug auf deine Frau an. Glaub mir, das ist es nicht. Ganz viel von dem, was du da formulierst, bringt deine Beleidigtheit zum Ausdruck, deinen gekränkten Stolz. Du bestrafst deine Frau mit deiner neuen Haltung. "Dann soll sie es sich halt selber machen."
Der entscheidende Schritt, den du aus deiner Ehe-Situation heraus machen musst, ist der Wechsel von der Opfer-Rolle ("SIE will keinen Sex mit mir, darum geht es MIR schlecht, SIE ist Schuld an meinem Elend!") hin zu einer aktiven Rolle.
Du bist attraktiv, intelligent, DU hast jeden Tag Auswahl-Möglichkeiten. Wenn du Zweifel daran hast: Mach dich attraktiver, intelligenter.
Du kannst (und musst, das ist auch eine Verpflichtung dir selbst gegenüber) jeden Tag neu die Entscheidung für dich treffen: Will ich mit dieser Frau zusammenbleiben? Will ich Teil dieser Familie, dieses Haushalts bleiben? Wieviel Zeit will ich mit der Familie verbringen? Welche der anderen Möglichkeiten, die sich mir bieten, will ich nutzen? Was ist gut für mich? Was hat sich in der Vergangenheit als schlecht, als Irrweg erwiesen?
DU triffst deine Entscheidungen für DICH.
Wenn du versuchst, deine Frau zu bestrafen, dann ist das ein Ausdruck von wahrgenommener Schuld. Vergiss das Wort. Vergiss das Konzept. Wenn du das Konzept Schuld zuendedenkst, dann ist deine Frau dein Feind und du ihrer. Wenn das wirklich wahr wäre, dann müsstet ihr euch trennen, und zwar sofort. Das wäre auch für die Kinder das beste. Alles, was du aus dieser Denke heraus mit, für oder gegen deine Frau tust, das nicht auf dein neues Leben ohne sie abzielt, ist dann pure Zeitverschwendung. Also: Trenn dich von ihr, wenn du sie für ein bösartiges Scheusal hältst. Wenn du sie für einen liebenswerten Menschen mit Schwächen hältst, dann vergiss die Schuld und verhalte dich so, wie man sich einem liebenswerten Menschen gegenüber verhält.
Ich bin durch vieles, was du gerade erlebst, durch. Und auch durch einiges, was dir noch bevorsteht. Ich will dir nochmal sagen, was für mich der bessere Weg ist, als meine Frau zu bestrafen: Ich liebe meine Frau und mein Ziel ist es, in gegenseitiger Zuneigung mit ihr alt zu werden. Ich finde es sehr sehr schade, wenn die gegenseitige erotische Anziehung als tragende Säule für unser Eheleben wegfällt. Das kann ich offensichtlich nicht ändern - weil sie es gar nicht ändern will. Deshalb aus meiner erotischen Hinwendung zu ihr ein versiegeltes, weggesperrtes Geheimnis zu machen, ist aber auch nicht gut. Ich habe das jahrelang versucht, aber das macht mich nicht glücklicher und sie nicht entspannter. Nach allem, was du erzählst, wird das bei euch auch nicht anders sein. Ich zeige ihr also meine Zuneigung. Ich zeige ihr, dass ich ihr gerne viel geben würde. Dabei versuche ich, nicht aufdringlich zu sein. Und vor allem bin ich nicht beleidigt, wenn sie nichts davon haben will. Und erst recht nicht, wenn ich sie befriedigt habe, sie aber überhaupt keine Lust dazu hat, etwas zu erwidern. Meine Frau hat halt keine Lust. Und deine, da bin ich nach deinen Schilderungen ziemlich sicher, hat auch keine.
Ich bin hier nicht der allwissende Ich-Erzähler, wie er in der Literatur vorkommt. Und ich bilde mir auch überhaupt nicht ein, dass ich am Ende meines Wegs angekommen bin. Ich stecke mittendrin. Angeregt durch eine sehr liebe Freundin habe ich letzte Woche einen neuen Vorstoß mit meiner Frau gemacht. Ich habe sie auf eine neue Art gefragt, wie sie unsere Sexualität sieht und habe bei den ersten beiden genervten, ausweichenden Antworten nicht locker gelassen. Dabei ist ein neues Bild zutagegekommen, das meine Frau von unserer Sexualität hat. Das Bild ist in seiner Absolutheit vollkommen falsch, das weiß ich. Dass es falsch ist, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie dieses Bild hat.
Dieses Bild ist, dass mein sexuelles Verlangen und meine Lust unser Leben, unsere Ehe und unsere Familie _schon immer_ kaputt machen, weil sie als Bedrohung über jeder Paar- oder Familienaktivität schweben ("ja, aber wenn ich hinterher wieder keine Lust habe, dann ist wieder Scheißstimmung"). Dieses Bild hat meine Frau über die Jahre und über alles, was ich versucht, gelassen, verändert habe, aufgebaut. Ich habe es hinbekommen, dass ich meine Frau nicht als Feind sehe. Und dabei hat sie mich (oder zumindest einen sehr wesentlichen Teil von mir, meine Lust) als ihr Feindbild aufgebaut.
Damit beginnt ein neues Kapitel. Ich werde das nicht akzeptieren. Wenn ich ihr Feind bin, dann ist unsere Ehe zuende. Wir müssen und werden das aufarbeiten.
Wenn unsere Ehe jetzt auseinandergeht, dann ist das schrecklich. Aber noch wichtiger als diese Liebe und diese Ehe ist meine Autonomie, mein Grundgefühl dass ICH etwas an meinem Elend oder meinem Glück ändern und erreichen kann. Wenn dieses Grundgefühl weg ist, bleibt nur noch Depression. Und die, Empathie, droht auch dir, wenn du dich in den eingeschlagenen Weg verrennst.