Ja, die Beziehung war echt nicht so toll. Im Nachhinein sieht man glaube ich alles Schöner als es war.
Mich nervt es nur so sehr, dass alle um mich rum immer so tolle Ratschläge haben: Ja du brauchst eine Tagesstruktur, Tagesklinik, Reha, Arbeit...
Das hatte ich aber alles schon. Ich war zweimal in der Tagesklinik und ich wurde danach trotzdem immer wieder krank.
Nehmen wir mal an ich mache die 5 Wochen Reha oder Tagesklinik. Das ist dann wieder ganz nett im besten Fall und ich bin abgelenkt, aber irgendwann geht es wieder heim und dann bin ich genau an dem Punkt an dem ich jetzt bin. Ich glaube auch kaum, dass mich so 5 Wochen sehr verändern werden. Ich habe das doch alles schon mal hinter mich gebracht. Das ist auch keine Lösung.
Meine Bekannte war auch in der Tagesklinik. Die ist jetzt Zuhause und fühlt sich immer noch nicht bombe. Die sagt auch, dass das eine gute Ablenkung war, aber so richtig hilft es dann doch nicht.
Zumal die Ärztin in der Tagesklinik echt nicht so gut war. Da bin ich mit meinem Arzt in der Ambulanz besser dran.
Ich sehe das auch nicht ein,dass ich mich so krank in eine Arbeit quälen soll. Und dann soll ich in eine Werkstatt und irgendwas sortieren?! Das finde ich auch einfach nicht sinnvoll. Da bleibe ich lieber Zuhause und lese Bücher in der Zeit. Irgendwas, was geistreicher ist.
Aber für manche ist die Arbeit goldwert. Für so Leute, die mir empfehlen zu arbeiten ist die Arbeit alles. Ohne Arbeit fühlen sie sich nutzlos und nicht wertvoll. Das Problem habe ich auch nicht.
Ich bin es auch so gewöhnt, dass ich mich nach jedem Schub ausgeruht habe und dann ging es irgendwann wieder so gut, dass ich alles machen konnte. Sollen die anderen doch erstmal 5 Psychosen bekommen. Wenn sie das hätten würden sie bestimmt auch nicht mehr so reden. Ich habe mich jedes mal so angestrengt und bin nach den 4 Psychosen immer zurück an die Uni gekehrt habe gelernt, meinen Haushalt gemacht etc. Ich hatte alles Tagesstruktur, hatte sogar wieder fast eine Beziehung, Freunde etc. Und was war dann?! Ich wurde trotzdem oder ich glaube ich wurde gerade deshalb krank.
Und das ist es auch, was Jens Jüttner in seinem Buch beschreibt, dass er auch immer auf die Ärzte gehört hat, die meinten Tagesstruktur und Arbeit wäre so wichtig. Aber der ist auch jedes mal wieder krank geworden. Er hat beschrieben, dass er wochenlang sich nur ausgeruht hat und dann konnte er irgendwann wieder einem Job nachgehen, und das war dann nicht mehr so ein stressiger Job wie als Jurist.
Und ihm bin ich so dankbar, dass er das genauso beschrieben hat, wie ich mich auch fühle.
Ich habe das doch schon alles ausprobiert mit Tagesstrukur, Freunde treffen, lernen etc. Gut, man muss sagen ich war auch unterdosiert, aber trotzdem war das wahrscheinlich alles zu schnell, dass ich wieder nach Frankfurt bin und mein Leben aufnehmen wollte und jetzt mache ich es halt einfach anders.
Die Depression zwingt mich eh es anders zu machen. Vielleicht ist das wirklich eine Art Schutz vom Körper, der verlangt, dass ich nicht so viel machen soll, damit es nicht wieder eine Katastrophe gibt. Vielleicht hat ja sogar die Depression einen Sinn?!
Auf jeden Fall werde ich jetzt offen kommunizieren, dass ich keine Ratschläge mehr haben möchte. Vielleicht führt das ja dazu, dass sie aufhören. Mein Psychologe meinte, dass ich das gar nicht so an mich herankommen lassen soll.
Ich verstehe aber mittlerweile meine Freundin, die ihren Brustkrebs verheimlicht hat. Die musste sich nicht so tolle Ratschläge anhören wie mach doch Sport oder ernähre dich gesund, dann wird das schon wieder.
Vielleicht sollte ich doch etwas daher lügen, wie ja ich bin 40 Monate in der Reha, macht euch keinen Kopf über mich. Jedenfalls meinte die Ärztin damals zu mir, dass ich die Krankheit verheimlichen sollte, das habe ich nicht gemacht, aber manchmal bereue ich es und sehe mittlerweile auch die Vorteile daran, wenn man es verheimlicht.