Hallo @Elektraa,
Sowie ich diese feindselige Erzählung in mir umkehre, also mir eine gegenteilige Version erzähle gehts wieder andersrum, ich geh dann komplett zufrieden weiter machen, was ich grad mache und nix wird abgebrochen, nix angefeindet, nicht weggelaufen oder gar angegriffen und ausgebuchst.
Da hapert’s bei mir noch viel zu oft:
Bei Depressiven ist eben so, daß sich im Gehirn aufgrund des dauerhaften Negativ-Denkens diverse „unvorteilhafte“ Synapsen ausgeprägt und stabilisiert haben. Je länger man entsprechend gedacht und „trainiert“ hat, umso dominanter sind diese. Entsprechend ist es für einen Depressiven eben nicht so leicht, „mal eben“ die positiven Umkehr-Gedanken zu denken, weil die „negativen“ Synapsen sofort gegenschießen: Unser Gehirn ist auf Energiesparen ausgelegt, und es ist für das Gehirn per se erstmal anstrengend, etwas neues zu lernen, was noch dazu verunsichernd sein könnte.
Bei mir ist es sicher nicht ganz so extrem; ich bin aber glücklicherweise auch nie schwer und schwerst depressiv gewesen (denke ich). Manchmal gelingt es mir tatsächlich, meine Stimmung mit den richtigen Gedanken und Bildern auch etwas nachhaltiger (also ein paar Stunden bis ein paar Tage) zu switchen.
Oft genug klappt das aber eben auch nicht – da ist dann schon der positive Gedanke oder das positive Bild wie hinter einem trüben Nebelschleier: Ich kann den Schemen der Sonne zwar sehen, aber wirklich viel Licht kommt da nicht durch. Und dann kann’s auch gut passieren, daß der etwas hellere Schemen auch gleich wieder weg ist, und ich muß wieder „pusten“, um die Wolken etwas beiseitezuschieben.
„Frequenz-wechseln“ nennt Veit Lindau das übrigens – auch darum ging es vor ein paar Tagen
Heißt also ganz klar, und da hast Du 100% Recht mit:
Es geht. Unbestritten.
Man kann sich grundsätzlich von jetzt auf gleich in die höchsten Höhen und kurz darauf in die tiefsten Tiefen und wieder zurück katapultieren, rein mittels Gedanken- und Vorstellungskraft.
Aber es setzt ein gewisses Training voraus, mindestens dann, wenn man angeschlagen ist.
Es ist ja nicht so, als würde ich es nicht versuchen. Gestern Nachmittag noch habe ich mir gesagt: „Ich wähle für den Rest des Tages Frieden, Leichtigkeit und Freude.“, und es hat halbwegs geklappt – zumindest war meine Stimmung für den Rest des Tages nur noch im gelb-grünen Bereich und nicht mehr im gelben

Ähnliches habe ich mir heute Morgen gesagt, und bis jetzt wirkt es ganz gut
Ich weiß aber auch, daß es wieder Momente und Tage geben wird, da wird mich der Strudel an Negativ-Gedanken sofort wie am Gummiband gezogen wieder in das Stimmungsloch zurückholen…
Okay… weiß ich auch… allein schon dieser Gedanke ist in sich schon wieder eine selbsterfüllende Prophezeiung
Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß mein Gehirn sich wieder zurück umstrukturieren kann, hin zu einem glücklicheren, zufriedeneren und gelasseneren, leichten Leben. 100%.
Aber auch, wenn ich mir noch so oft sage, daß es gar nicht so schwer ist/sein wird, daß es mir leicht fällt/fallen wird – ich stelle einfach immer wieder fest, daß das Lernen von fundamental neuen, positiven Glaubenssätzen und Denkmustern nicht so einfach ist, wie das Lernen eines praktischen Schul-, Ausbildungs- oder Studienstoffs, bei dem Du Dir die jeweiligen Unterlagen vornimmst und sie durchpaukst, bis sie sitzen. Und weiterhin – habe zumindest ich damals die Erfahrung gemacht: Mathe, Englisch, Chemie, Physik oder was auch immer in der Art zu lernen, ist selten mit solchen Rückschlägen verbunden, wie ich sie beim rein mentalen Training erlebe: Entweder man ist grundsätzlich intelligent genug, die Materie zu verstehen – dann ist der Rest eine Frage von Talent und Fleiß. Oder man ist es nicht – dann kommt man über einen bestimmten Level eben nicht hinaus. Aber diese ausgesprochenen Rückschlag-Erlebnisse gibt’s da eigentlich nicht: Mathe verstehst Du nicht zwei Wochen lang, hast den Bogen raus, und dann setzt du die Arbeit mit ner 5 oder 6 in den Sand, weil du es plötzlich doch nicht begriffen hast; wenn das passiert, hat das andere Ursachen und Einflüsse. Aber nicht, daß Du den Stoff nicht grundsätzlich auf nem 3er, 2er oder 1er Niveau beherrschen würdest. Du hast vielleicht einfach nur nen Scheiß-Tag gehabt oder warst in der Vorbereitung stinkefaul.
Demgegenüber besteht beim mentalen Um-Trainieren lange Zeit (je nachdem, wie intensiv man die Zeit hat, bewußt und achtsam an sich zu arbeiten - und wer hat das schon, wenn er den Tag über immer auch wieder mit „normalen“ Alltagsdingen beschäftigt ist, die auch nicht alle nur positiv sind) die Gefahr, von den neuen, im Aufbau befindlichen und noch schwach ausgebildeten Synapsen auf die großen, perfekt ausgebauten negativeren Synapsen-Autobahnen abzurutschen. Und dann hängst du erstmal wieder da, mußt dich orientieren und gucken, daß du deine Synapsenbaustelle wiederfindest und da hinüber wechselst. Stelle gerade fest, daß ich mir das mit den ganzen künstlerischen Darstellungen unseres Gehirns und seiner Synapsen, die man ja immer mal wieder zu sehen bekommt, ziemlich gut so vorstellen kann

Das eine ist wie das Balancieren mit einem Bein auf einem Drahtseil (anfangs, mehrere Wochen lang, vorausgesetzt, man schafft es, irgendwie kontinuierlich am Ball zu bleiben; sonst kann’s auch Monate und Jahre dauern) – das andere wie das Fahren mit einem Sportrennwagen oder fetten LKW auf einer perfekt ausgebauten, vierspurigen Rennstrecke… da *
kannst* du gar nicht abstürzen, selbst wenn du es vorhättest
Bei mir ist es eben in der Tat so, daß ich mir das ganze Thema lange Zeit als „zu leicht“ vorgestellt habe:
Ich weiß schon seit Jahren – seit einem Streßbewältigungsseminar in der Firma 2012!! -, daß mentales Umtraining möglich ist, aber wenigstens 6-10 Wochen tägliches Üben und Trainieren erfordert, bis es sich automatisiert hat.
Das schreckt mein Ego regelmäßig ab: Ich habe es ja schon immer selten geschafft, praktischere Kurse und Trainings 1x wöchentlich durchzuziehen – und jetzt soll ich täglich üben, drei, vier, fünf, acht Wochen lang… wirklich jeden Tag? Vorzugsweise Achtsamkeit in jedem Augenblick praktizieren? – da rebelliert mein innerer Schweinehund
Dabei ist es ja nicht so, als machte ich nichts. Ich versuch’s ja durchaus schon seit Jahren „erstmal“ immer mit Kleinigkeiten hier und da. In der Hoffnung, daß es sich auch so automatisiert und von allein auf alles andere ausstrahlt.
Bringen tut das garantiert auch schon was; wer weiß, wohin ich abgerutscht wäre, wenn ich nicht noch rechtzeitig genug auf diese ganzen Themenkomplexe aufmerksam geworden wäre. Und auch noch wach, aufnahmebereit und interessiert genug dafür wäre.
Aber leider bleibt der dauerhafte Erfolg bis jetzt trotzdem noch etwas aus…
es blitzte in dir der Alex auf
Ja, es blitzt
Und ich möchte *
glauben*, daß da noch so viel mehr geht.
Aber womöglich bin ich mittlerweile einfach an dem Punkt angelangt, ab dem mit „kleinen Bordmitteln“ hier und da ins Leben hineingetupft auch nicht viel mehr zu erwarten und zu erreichen ist…
Eventuell muß ich mich wirklich mal langsam damit anfreunden, an diesen Veränderungsprozessen strukturierter und über Wochen hinweg kontinuierlich zu arbeiten. Auch Veit Lindau hat seinen Erfolg nicht nur ein paar kleinen Aktionen hier und da verteilt über sein Leben zu verdanken – er hat an sich gearbeitet und tut es noch! Wobei er zumindest *
den* Vorteil hat, daß er sein Interesse an persönlicher Weiter- und Erfolgsentwicklung auch zu seinem Beruf machen konnte – eine wahre Berufung gewissermaßen – das macht das mit der Work-Life-Balance zumindest etwas einfacher, könnte ich mir vorstellen
Für’s Erste hab ich mir da am Wochenende schonmal ne tägliche Meditation vorgenommen, 10-20 Minuten mindestens. Einfach mal wirklich jeden Tag eine längere gezielte Pause von allem einlegen – nur ich, mein Atem, mein Herz und der Meditationstrainer auf dem Handy.
Als nächstes will ich mir ein kleines „Vision Board“ erstellen und da ein paar wichtige, positive Glaubenssätze und Sprüche draufschreiben. Das kommt dann ins Schlafzimmer gegenüber vom Bett, so daß ich schon morgens beim Aufwachen sofort damit in Kontakt komme, ehe mein negatives Denken die Kontrolle gewinnt.
Und dann mal gucken…
Dich Alex bemitleide ich auch nicht, ich finde, du bist sehr interessant und zusätzlich ein sehr netter Beispiel-Lieferant für meine Forschungen.
Ich zwinkere dir schon die ganze Zeit zu und denk mir, spürst du es? Kommt nicht schön langsam ein Grinsen über dein Gesicht? Du bist klasse, deine Fühlwelt ist intensiv und wie du sie beschreibst und erzählst darüber solltest du endlich kapieren, wie machtvoll du bist.
Ja, ich spür’s
Und nein, Mitleid wäre auch das Falsche. Mitleid bewegt nichts, sondern lädt zum Opfer-sein und Liegenbleiben ein.
Mitgefühl, Liebe und Verständnis, Zuhören, sich gemeinsam Unterstützen, einander raten, wenn es dunkel ist – das ist der Weg
Und dafür danke ich Dir von Herzen
