• Erschöpft, ausgebrannt, niedergeschlagen? Wo beginnt eine Depression, und was ist der Unterschied zum Burnout-Syndrom? Wenn Sie selbst über längere Zeit niedergeschlagen sind oder einem Ihnen nahestehenden Menschen helfen möchten, können Sie im Forum "Depression & Burnout" Ihre Fragen stellen und sich über die verschiedenen Therapien austauschen.

Der weitere Weg... wo geht's lang?

TEST TEST TEST 123

Stimmt. Da bin ich auch sehr dankbar für, Ihnen und euch allen :)


Ja, das ist irgendwie auch mein Eindruck: Irgendwie bewegt es sich immer ein bißchen. Auch, wenn man es vom Grundsatz her kennt und eigentlich in einem gewissen Maße gelassen bleiben könnte, irgendetwas ist dann doch immer anders oder fühlt sich zumindest anders an.
Scheint also so zu sein, daß da durchaus etwas in einem arbeitet. Ich wünschte nur, man könnte es wenigstens etwas besser steuern... *seufz*


Ganz bestimmt.
Wenn ich nur so genau wüßte, was mir auf der Seele liegt...
Wenn ich mir den ganzen Ballast als einen Riesenhaufen vorstelle, dann müßte der sich doch mit jeder Träne, die ich vergieße, mal langsam etwas reduzieren. Und in den vier Tagen da im Oktober habe ich echt ne Menge geheult... Fühlt sich nur nicht so an, als sei der Berg kleiner geworden.


Eine gewisse Erleichterung ist da einerseits schon gegeben.
Andererseits ist die Stimmung zwischen meiner Frau und mir eben doch noch ziemlich angespannt. Hab sie prompt heute Morgen nochmal etwas verprellt, weil ich einfach nur wollte, daß sie mich fünf Minuten in den Arm nimmt, weil ich wieder seit Stunden mit meiner Angst zu tun hatte. Meinte sie nur "Nein, ich hätte ich ihr versprochen, das nicht mehr zu tun." Also bin ich wieder raus

Ich denke schon und bin auch grundsätzlich zuversichtlich, daß sich das mit meiner Frau wieder einrenken wird. Aber es wird - wie damals in 2014/2015 - einige Wochen bis Monate dauern, und das macht es nicht leichter für mich. Wie schon mehrfach gesagt, kommt sie offenbar irgendwie ganz gut damit zurecht, sich zur Lösung ihrer eigenen Probleme zurückzuziehen und es mit sich selbst auszumachen. Aber ich brauche zwischendurch durchaus mal ihre Umarmung und ein paar liebe- und verständnisvolle Worte.
Und das ist der Punkt, wo ich mich selbst treten könnte: Bis zu meinem Zusammenbruch an dem Sonntag Morgen hatte ich das alles, trotz der Fehlgeburt. Sonst wären sie ja Samstag und Sonntag und auch die Male davor schon nicht für mich dagewesen.

Aber die Ehrlichkeit, mit der ich ihr da jetzt ein zwei Dinge erzählt habe (kein Fremdgehen, keine Untreue, keine außerehelichen Kinder und dergleichen, nur der Vollständigkeit halber), hat das erstmal zunichte gemacht. Und nur, weil wir wieder miteinander reden, ist eben wohl doch noch lange nicht wieder alles ok... *seufz*


Sehr wahrscheinlich fühle ich mich gerade wieder ziemlich alleingelassen von ihr.
Ich denke, daß in diesen Verlassensängsten ohnehin die Crux bei mir liegt, aus all den Gründen, die ich schon mehrfach erzählt habe - Umzüge in der Kindheit, Abbruch von Freundschaften, Krisen in der Familie, Tod meiner Mutter, Einsiedelei meines Vaters, usw.

Und immer dann, wenn mich diese Gefühle des Verlassenwerdens und Alleinseins überwältigen, klammere ich umso stärker an meiner Frau. Was sie überhaupt nicht abkann...

Dabei bin ich gerade auch in den ersten zehn Jahren sehr häufig auch für sie dagewesen, wenn es Streitigkeiten mit ihrem Stiefvater gab. Nicht, daß ich das aufrechnen wollte.
Aber es ist eben definitiv auch nicht so, daß sie nur für mich dasein müßte. Lediglich die Waage ist im Augenblick zugegebenermaßen etwas aus der Balance - aber das kann ich ein paar Jahren auch wieder anders herum aussehen. Vorausgesetzt, sie macht bei ihren Problemen nicht dicht und mauert, sondern redet auch mal mit mir und vertraut sich mir an.


Ich hoffe es :)

Ich denke, bei ihr spielt eben auch viel mit der Fehlgeburt und der verlorenen Zeit bzgl. des zweiten Kindes eine Rolle. Die biologische Uhr tickt, und sie sieht wahrscheinlich ihre Felle davonschwimmen. Das macht es ihr auch nicht leicht, und mich dann auch noch immer wieder liebevoll auffangen zu müssen, macht es nicht einfacher bzw. ist phasenweise eben nicht möglich.

Ist das alles kompliziert... dabei könnte es so einfach sein. Aber wir haben eben beide unsere psychischen Stolpersteine... *seufz*


Ja, das versuche und mache ich.
Und dabei ist mir die Coachin definitiv eine große Hilfe, ebenso wie ihr :)


Ich hab die Tage auch mal die Foren hier durchforstet, ob es was neues von Dir gibt :)

Nein, leicht ist der Weg auch nicht.
Ich stelle aber auch fest, rückblickend: Ich habe immer einen Fuß vor den anderen gesetzt, ich habe jede Krise bisher unbeschadet überstanden, und hintendran schien immer wieder die Sonne, wenn auch nicht für lange. Aber immerhin: Sie schien.

Ich denke, wenn ich / wir lernen, so zu denken und nicht immer nur unsere Probleme vor Augen haben, dann wird es mit der Zeit leichter. All die Probleme kommen immer nur aus unserem Denken, und das bewirkt die negativen Emotionen. Sobald wir einmal richtig erkennen, daß all das Denken aber einer falschen, (negativ) bewertenden Wahrnehmung entspringt, wird es einfacher - dann können wir die Gedanken einfach als Gedanken stehenlassen, ohne ihnen eine (negative) Bedeutung beizumessen.
Sagt meine Coachin. Schreibt Rüdiger Schache. Sagen auch viele andere. Und haben auch etliche sicher schon so am eigenen Leib positiv erfahren, keine Frage.
Aber auch für mich ist das aktuell immer noch größtenteils nur Theorie. Eine Einleuchtende und Logische zwar. Aber von der Praxis bin ich trotz allen Glaubens und aller Hoffnung, die ich versuche dort hineinzusetze, immer noch weit entfernt.


In jedem Fall ist es schön, sich mit euch und hier im Forum über so etwas austauschen zu können :)

LG und einen schönen Dienstag,
Alex
 
Stimmt. Da bin ich auch sehr dankbar für, Ihnen und euch allen :)


Ja, das ist irgendwie auch mein Eindruck: Irgendwie bewegt es sich immer ein bißchen. Auch, wenn man es vom Grundsatz her kennt und eigentlich in einem gewissen Maße gelassen bleiben könnte, irgendetwas ist dann doch immer anders oder fühlt sich zumindest anders an.
Scheint also so zu sein, daß da durchaus etwas in einem arbeitet. Ich wünschte nur, man könnte es wenigstens etwas besser steuern... *seufz*


Ganz bestimmt.
Wenn ich nur so genau wüßte, was mir auf der Seele liegt...
Wenn ich mir den ganzen Ballast als einen Riesenhaufen vorstelle, dann müßte der sich doch mit jeder Träne, die ich vergieße, mal langsam etwas reduzieren. Und in den vier Tagen da im Oktober habe ich echt ne Menge geheult... Fühlt sich nur nicht so an, als sei der Berg kleiner geworden.


Eine gewisse Erleichterung ist da einerseits schon gegeben.
Andererseits ist die Stimmung zwischen meiner Frau und mir eben doch noch ziemlich angespannt. Hab sie prompt heute Morgen nochmal etwas verprellt, weil ich einfach nur wollte, daß sie mich fünf Minuten in den Arm nimmt, weil ich wieder seit Stunden mit meiner Angst zu tun hatte. Meinte sie nur "Nein, ich hätte ich ihr versprochen, das nicht mehr zu tun." Also bin ich wieder raus

Ich denke schon und bin auch grundsätzlich zuversichtlich, daß sich das mit meiner Frau wieder einrenken wird. Aber es wird - wie damals in 2014/2015 - einige Wochen bis Monate dauern, und das macht es nicht leichter für mich. Wie schon mehrfach gesagt, kommt sie offenbar irgendwie ganz gut damit zurecht, sich zur Lösung ihrer eigenen Probleme zurückzuziehen und es mit sich selbst auszumachen. Aber ich brauche zwischendurch durchaus mal ihre Umarmung und ein paar liebe- und verständnisvolle Worte.
Und das ist der Punkt, wo ich mich selbst treten könnte: Bis zu meinem Zusammenbruch an dem Sonntag Morgen hatte ich das alles, trotz der Fehlgeburt. Sonst wären sie ja Samstag und Sonntag und auch die Male davor schon nicht für mich dagewesen.

Aber die Ehrlichkeit, mit der ich ihr da jetzt ein zwei Dinge erzählt habe (kein Fremdgehen, keine Untreue, keine außerehelichen Kinder und dergleichen, nur der Vollständigkeit halber), hat das erstmal zunichte gemacht. Und nur, weil wir wieder miteinander reden, ist eben wohl doch noch lange nicht wieder alles ok... *seufz*


Sehr wahrscheinlich fühle ich mich gerade wieder ziemlich alleingelassen von ihr.
Ich denke, daß in diesen Verlassensängsten ohnehin die Crux bei mir liegt, aus all den Gründen, die ich schon mehrfach erzählt habe - Umzüge in der Kindheit, Abbruch von Freundschaften, Krisen in der Familie, Tod meiner Mutter, Einsiedelei meines Vaters, usw.

Und immer dann, wenn mich diese Gefühle des Verlassenwerdens und Alleinseins überwältigen, klammere ich umso stärker an meiner Frau. Was sie überhaupt nicht abkann...

Dabei bin ich gerade auch in den ersten zehn Jahren sehr häufig auch für sie dagewesen, wenn es Streitigkeiten mit ihrem Stiefvater gab. Nicht, daß ich das aufrechnen wollte.
Aber es ist eben definitiv auch nicht so, daß sie nur für mich dasein müßte. Lediglich die Waage ist im Augenblick zugegebenermaßen etwas aus der Balance - aber das kann ich ein paar Jahren auch wieder anders herum aussehen. Vorausgesetzt, sie macht bei ihren Problemen nicht dicht und mauert, sondern redet auch mal mit mir und vertraut sich mir an.


Ich hoffe es :)

Ich denke, bei ihr spielt eben auch viel mit der Fehlgeburt und der verlorenen Zeit bzgl. des zweiten Kindes eine Rolle. Die biologische Uhr tickt, und sie sieht wahrscheinlich ihre Felle davonschwimmen. Das macht es ihr auch nicht leicht, und mich dann auch noch immer wieder liebevoll auffangen zu müssen, macht es nicht einfacher bzw. ist phasenweise eben nicht möglich.

Ist das alles kompliziert... dabei könnte es so einfach sein. Aber wir haben eben beide unsere psychischen Stolpersteine... *seufz*


Ja, das versuche und mache ich.
Und dabei ist mir die Coachin definitiv eine große Hilfe, ebenso wie ihr :)


Ich hab die Tage auch mal die Foren hier durchforstet, ob es was neues von Dir gibt :)

Nein, leicht ist der Weg auch nicht.
Ich stelle aber auch fest, rückblickend: Ich habe immer einen Fuß vor den anderen gesetzt, ich habe jede Krise bisher unbeschadet überstanden, und hintendran schien immer wieder die Sonne, wenn auch nicht für lange. Aber immerhin: Sie schien.

Ich denke, wenn ich / wir lernen, so zu denken und nicht immer nur unsere Probleme vor Augen haben, dann wird es mit der Zeit leichter. All die Probleme kommen immer nur aus unserem Denken, und das bewirkt die negativen Emotionen. Sobald wir einmal richtig erkennen, daß all das Denken aber einer falschen, (negativ) bewertenden Wahrnehmung entspringt, wird es einfacher - dann können wir die Gedanken einfach als Gedanken stehenlassen, ohne ihnen eine (negative) Bedeutung beizumessen.
Sagt meine Coachin. Schreibt Rüdiger Schache. Sagen auch viele andere. Und haben auch etliche sicher schon so am eigenen Leib positiv erfahren, keine Frage.
Aber auch für mich ist das aktuell immer noch größtenteils nur Theorie. Eine Einleuchtende und Logische zwar. Aber von der Praxis bin ich trotz allen Glaubens und aller Hoffnung, die ich versuche dort hineinzusetze, immer noch weit entfernt.


In jedem Fall ist es schön, sich mit euch und hier im Forum über so etwas austauschen zu können :)

LG und einen schönen Dienstag,
Alex
 
Hallo lieber Alex,

Mir ist gerade dein folgender Satz ins Auge gesprungen " Wahrscheinlich fühle ich mich wieder einmal völlig allein gelassen von ihr."

Mir ging das in meiner Ehe auch oft so. Heute wird mir klar, dass das nicht an meinem Mann lag, sondern überwiegend an mir. Es fehlt offenbar so etwas wie das Grundvertrauen bei uns, wir können uns das wohl nicht selbst geben, oder haben es nicht zur Verfügung, warum auch immer. Das hast du auch schon angedeutet.
Vielleicht ist es müßig, immer nach dem Warum zu fragen, sondern auszuprobieren, wie wir wieder zu seelischen Kräften kommen können, mit der Zeit. Die Frage nach dem Warum kann hilfreich sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie uns letztendlich zum Ziele führt.

Mir hilft in diesem Zusammenhang meine Therapeutin mit dem Angebot, das ich jederzeit anrufen kann, was ich wirklich nur einmal in vier Jahren getan habe. Selbst jetzt nach 80 Therapiestunden, vermutlichIich werden keine weiteren mehr genehmigt, hat sie gesagt, dass sie Mittel und Wege finden werde, mir noch etwas beizustehen und mir einen weiteren Termin gegeben. Ich solle mir wegen der Finanzierung keine Sorge machen. Das hat mich so was von überrascht, ganz egal wie es ausgeht.

Vielleicht Alex, wäre es nicht ganz verkehrt, wenn du dir neben deine Frau einen weiteren, vertrauenswürdigen Stützpunkt suchen könntest, bis zu dem Zeitpunkt, wo du keine Krücken mehr brauchst. Du bist noch relativ jung, da ist noch so viel möglich.

Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt und ich liege falsch, nur weil ich denke, dass es bei mir auch so ist.

Auf jeden Fall wünsche ich dir eine bessere Zeit, trotz allem Ungemachs

VSV
 
Hallo VSV,

Mir ging das in meiner
Ehe auch oft so. Heute wird mir klar, dass das nicht an meinem Mann lag, sondern überwiegend an mir. Es fehlt offenbar so etwas wie das Grundvertrauen bei uns, wir können uns das wohl nicht selbst geben, oder haben es nicht zur Verfügung, warum auch immer. Das hast du auch schon angedeutet.
Vielleicht ist es müßig, immer nach dem Warum zu fragen, sondern auszuprobieren, wie wir wieder zu seelischen Kräften kommen können, mit der Zeit. Die Frage nach dem Warum kann hilfreich sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie uns letztendlich zum Ziele führt.

Ja, irgendwie so etwas vermute ich auch.
Die Frage nach dem Warum ist sich in der Hinsicht mittlerweile müßig, weil ich die Antworten im Prinzip kenne. Die Ergründung des tieferen Warums, also warum es mich getroffen hat… naja… die ist müßig, weil es wahrscheinlich keine Antwort darauf gibt. Es ist eben so.

Vielleicht Alex, wäre es nicht ganz verkehrt, wenn du dir neben deine Frau einen weiteren, vertrauenswürdigen Stützpunkt suchen könntest, bis zu dem Zeitpunkt, wo du keine Krücken mehr brauchst. Du bist noch relativ jung, da ist noch so viel möglich.
Diese Ankerpunkte habe ich ja eigentlich, wenigstens in Form von zwei bis drei Freunden und sehr sehr guten Bekannten, und sicher auch in Form meines Sohnes und des Cachens. Alles Dinge, die es schaffen, daß ich mich wenigstens ansatzweise etwas erden kann.
Aber es fehlt eben trotzdem noch was…
Und anstatt erstmal zufrieden zu sein mit dem, was ich habe / hatte, zerdeppere ich das Geschirr wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen… *seufz* Naja, wird sich hoffentlich auch wieder richten.

Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt und ich liege falsch, nur weil ich denke, dass es bei mir auch so ist.
Nein, ich denke schon, daß da Parallelen gegeben sind. Danke :)


Ich habe gestern Abend beim Zubettgehen noch mit einem neuen Hörbuch zum Thema „Achtsamkeit“ begonnen. Und ich glaube, es ist wieder ein kleiner Groschen gefallen:
Die Autorin nimmt in der Einleitung ebenfalls Bezug auf einen wohl recht bekannten buddhistischen Mönch, Matthieu Ricard („auch“, weil ich in den Namen schon vor Jahren in meinem ersten Hörbuch zum Ängsten und Depressionen aufgeschnappt habe). Auf jeden Fall wird Matthieu Ricard offenbar immer wieder mit seiner jahrzehntelangen, sehr erfolgreichen Meditationspraxis in Verbindung gebracht, und er ist aufgrunddessen wohl auch schon mehrfach neurologisch-medizinisch untersucht worden. Was ich noch nicht wußte, ist, daß dabei auch mal herausgefunden wurde, daß sein Mandelkern – die Amygdala – also jener Teil des Gehirns, der für Ängste, Sorgen und insgesamt schlechte Gefühle verantwortlich ist – bedeutend kleiner ist als bei anderen Menschen! Im weiteren Verlauf geht die Autorin dann etwas genauer darauf ein, daß mit der Achtsamkeit der Gefühlsteil des Gehirns trainiert wird, während die denkende Gehirnhälfte in den Hintergrund tritt (hab vergessen, welche Hälfte welche ist). Das war mir so auch noch nicht bekannt bzw. bewußt. Und mit Achtsamkeit und bewußtem Langsamer-Machen gelangt man mit der Zeit wieder zu mehr Gelassenheit, Entspannung und Freude.

Aufgrunddessen habe ich mir das im Auto heute Morgen etwas so zusammengereimt:
Eine uns allen Depressiv-Ängstlichen gemeinsame Ursache – abgesehen von individuellen Veranlagungen und Werdegängen - ist unbestreitbar die Zivilisation mit all ihren Verpflichtungen. Vor allem das moderne „Multi-Tasking“ der letzten Jahrzehnte ist da, denke ich das schädliche: Während man vor ein paar Jahrhunderten Zeit genug hatte, EINE Tätigkeit nach der anderen zu machen, wird man heute gefordert, permanent mehrere Dinge gleichzeitig zu „managen“. Und das auch noch möglichst schnell (das nächste wartet ja schon) und möglichst perfekt (man will/soll es ja zu was bringen). Meiner Vermutung und Erfahrung nach aktiviert das aber primär die denkende Gehirnhälfte, weil man dadurch ja andauernd damit beschäftigt ist, dieses Multitasking-Problem zu lösen: Auf einer allgemeinen Ebene sind das schonmal Beziehung, Kindererziehung, Job, Freunde, Familie/Eltern, Hobbies. Und innerhalb jeder Ebene dann teilweise auch noch mal Multitasking, speziell beim Job – am besten drei, vier, fünf Aufgaben gleichzeitig aufgehalst bekommen, oder noch mehr, bis man kaum noch weiß, womit man anfangen soll geschweige denn wie man mal einen Punkt davon vernünftig erledigt und abgeschlossen bekommen soll.
Unterm Strich alles Aufgaben für das Denken, für den Verstand. Für das Gefühl bleibt keine Zeit mehr. Bzw. das einzige Gefühl, was dann bei Überlastung irgendwann durchkommt, ist eben Angst – die Angst, die Dinge nicht mehr gebacken zu bekommen. Das wiederum aktiviert die Amygdala.
Der Rest der Geschichte ist dann wahrscheinlich wie alles im Leben: Was man trainiert und lernt, das entwickelt sich weiter. Je mehr wir also in diesem Hamsterrad gefangen sind und es uns nicht gelingt, unser (besorgtes, angstvolles) Denken wieder zu entschärfen, umso mehr wächst dadurch auch die Amygdala, wird stetig aktiviert und feuert irgendwann quasi wie ein psychisches Krebsgeschwür immer wieder negative Gedanken und Gefühle ab.

Also liegt die Lösung des Problems eindeutig nicht im Denken und im Verstand, sondern im Gefühl – also auch in den jeweiligen Gehirnhälften gedacht.
Natürlich ist mir diese Erkenntnis jetzt nicht gänzlich neu.
Aber mir ist durch das neue Hörbuch erstmals deutlich geworden, wie der Zusammenhang ist zwischen Achtsamkeit und Gefühlen und daß das offenbar tatsächlich meßbare, (positive) neurologische Auswirkungen hat!

Weiterhin ist mir dadurch auch klar geworden, warum meine Achtsamkeits-Übungen bisher immer zum Scheitern verurteilt waren:
Weil früher oder später doch wieder das Denken die Überhand gewonnen hat, u.a. durch so Gedanken wie „Das bringt alles nix. Das ist langweilig. Hab keinen Bock hier rumzusitzen und nichts zu tun.“ usw. Vor allem auch, weil es überall heißt, daß man Achtsamkeit prinzipiell bei jeder Tätigkeit praktizieren kann und am Ende so auch jede Tätigkeit Freude machen kann: Der ungeduldigere Teil von mir hat dann nach rund ner Woche keine Lust mehr auf die eintönigen „Anfängerübungen“, glaubt, schon alles zu wissen und zu können, um die Übungen aufhören und mit interessanterem weitermachen zu können.

Aber dieses Hörbuch und das Beispiel von Matthieu Ricard haben mir da nochmal die Augen geöffnet – hoffe ich:
Nur, weil ich im Nichtschwimmer-Becken nicht untergehe, heißt das noch lange nicht, daß ich im Schwimmerbecken schwimmen kann geschweige denn auf dem offenen Meer!
Soll heißen: Genauso, wie ich mir unwissentlich und unabsichtlich offenbar meine Amygdala „groß“ trainiert habe (davon gehe ich jetzt einfach mal aus; warum sollte es anders sein), kann ich sie mir mit entsprechender Übung hoffentlich irgendwann auch wieder „klein“ trainieren. Und zwar, indem ich ab sofort wirklich jeden Tag versuche,15 Minuten einfaches Achtsamkeitstraining zu üben und/oder zu meditieren. Auch, wenn es irgendwann langweilig wird. Auch, wenn der denkende Teil von mir wieder versucht, mich davon abzubringen.

Kurz: Wirklich mal am Ball bleiben.

Ich hoffe, daß das mein Weg ist und es mir gelingt.
Eine gewisse Spiritualität schließt das natürlich auch nicht aus – gut möglich, daß der liebe Gott mir immer wieder diese „Botschaften“ und Anregungen in Form von (Hör)Büchern schickt und mir so die erbetene Hilfe zuteilwerden läßt. Falls dem so sein sollte, wäre es doppelt blöd, sich nicht endlich mal noch etwas mehr damit zu beschäftigen ;)

LG,
Alex
 
Moin Alex,

Also liegt die Lösung des Problems eindeutig nicht im Denken und im Verstand, sondern im Gefühl – also auch in den jeweiligen Gehirnhälften gedacht.
Natürlich ist mir diese Erkenntnis jetzt nicht gänzlich neu.
Aber mir ist durch das neue Hörbuch erstmals deutlich geworden, wie der Zusammenhang ist zwischen Achtsamkeit und Gefühlen und daß das offenbar tatsächlich meßbare, (positive) neurologische Auswirkungen hat!

vor kurzem habe ich ein Interview mit dem Neurowissenschaftler Antonio Damasio gesehen, an das mich dein Beitrag erinnert hat.
Hat nun nicht direkt was mit dem Thema zu tun, aber doch mit Gefühlen, der Evolution, der Entwicklung des Menschen vom Fühler zum Denker und dass das Denken nicht der Ursprung unserer Entwicklung ist, sondern das Fühlen.
Er meinte, der Kopf (das Bewusstsein) ist nach dieser Entwicklung nicht der Herr über uns, um uns mit viel Verstand zu lenken, sondern die Gefühle sind Herr über das Bewusstsein welches unserem Empfinden dient.

Keine Ahnung ob du damit etwas anfangen kannst, so etwas liest (Ich habs selber noch nicht gelesen), hat sich für mich aber sehr spannend angehört, auch im Bezug auf den Widerstreit zwischen Bauch und Verstand.
Wobei eigentlich der Bauch das sagen haben sollte aber wird drücken ihn weg, um dem Verstand den Vorzug zu geben.
Wofür der aber gar nicht gedacht ist, da sich der Verstand aus unseren Gefühlen heraus entwickelt hat und ihnen damit auch unterliegt.
Das Bewusstsein ist demnach der verlängerte Arm unserer Gefühle, aber nicht über den Gefühlen stehend, sondern ihnen zuarbeitend.

Falls dich das Thema interessiert:

Antonio Damasio "Im Anfang war das Gefühl".

http://www.deutschlandfunkkultur.de...-sehnsucht.950.de.html?dram:article_id=400314
 
"Wobei eigentlich der Bauch das sagen haben sollte aber wird drücken ihn weg, um dem Verstand den Vorzug zu geben."

Dabei beherbergt das enterale Gehirn den Hauptanteil der Transmitter. Es hat zwar weniger Verschaltungen als das Gehirn, arbeitet aber weitgehend autonom - wir müssen es eben nur zulassen.
 
Moin zusammen :)

Hat nun nicht direkt was mit dem Thema zu tun, aber doch mit Gefühlen, der Evolution, der Entwicklung des Menschen vom Fühler zum Denker und dass das Denken nicht der Ursprung unserer Entwicklung ist, sondern das Fühlen.

Dabei beherbergt das enterale Gehirn den Hauptanteil der Transmitter. Es hat zwar weniger Verschaltungen als das Gehirn, arbeitet aber weitgehend autonom - wir müssen es eben nur zulassen.

So widersinnig klingt das auf mich nicht; das paßt, denke ich, auch zum Thema.

Das paßt für mich auch insofern, wenn man sich mal ansieht, wie viele Menschen im Vorfeld von ernsthafteren Erkrankungen wie eben bspw. Depris oder Angststörungen vorher mit Magenproblemen zu kämpfen haben. Ich selbst ja auch – anderthalb Jahre lang Gastritis. Und wenn man sich mal umhört, schluckt gefühlt wenigstens jeder zweite oder dritte regelmäßig (wenigstens ein paar Mal im Jahr für mehrere Tage bis Wochen) leichte Magenmedis bis hin zu Protonenpumpenhemmern. Wogegen? Gegen den „Streß“ bzw. das, was der diverse Streß eben im Körper und damit vor allem eben auch in gefühlsmäßig bauchgesteuerten Menschen so anrichtet. Ich selbst kenne direkt und persönlich gut zwar nur eine Person mit Depris (bzw. bipolarer Störung) und weiß es von zwei weiteren vom Hören-Sagen – ich kenne aber massig Leute mit der gewissermaßen potentiellen „Vorstufe“ in Form von Gastritis: Meine Frau, meine Schwägerin, ein Freund, sechs Arbeitskollegen – und das sind nur die, die mir jetzt auf die Schnelle eingefallen sind.

Spannend ist das Thema also allemal, und wahrscheinlich ist auch sehr viel Wahres dran. Sehr viel.

Die Frage ist nur eben auch:
Wie steigt man aus diesem Kreislauf aus?
Wir lernen von Kleinauf, unseren Kopf zu benutzen, werden von Kleinauf mehr oder weniger unter Zeitdruck gesetzt, schon Kinder haben teils enormen „Terminstreß“. Das Gefühl sagt uns da schon recht bald, wann es eigentlich genug ist – sehe ich ja auch an unserem Sohn. Und wir lassen ihm dann soweit es geht auch die Atempausen. Wenn er demnächst nicht mehr in der Schul-AG Fußball spielen möchte, weil er in der Zeit stattdessen lieber Lego bauen möchte, soll er das so machen – es ist sein Leben, seine Entscheidung, sein „Bauchgefühl“.

Aber leider geht das eben nicht bei allem so. Auch bei ihm müssen wir oft genug das „Vernunftargument“ bringen oder zumindest versuchen, ihn mit irgendwelchen Belohnungen zu locken, damit sein „Bauchgefühl“ sich ansatzweise mit weniger schönen, spannenden, coolen oder eben schlichtweg notwendigen Dingen anfreunden kann. Und grundsätzlich soll er ja auch Sport machen und sich bewegen, auch keine Frage.

Aber ob das alles im Sinne des „Erfinders“ ist…?!? *Kopf-kratz*
(Den moralischen Vorwurf an solche Manipulationen lasse ich mal außen vor, den gibt’s natürlich auch noch, klar.)


Auf jeden Fall ist es meiner bisherigen Erfahrung nach echt nicht einfach, hier die Uhr mal eben zurückzudrehen und zu beschließen, ab sofort mehr auf sein Bauchgefühl zu hören. Nicht zuletzt auch deshalb, weil eben die Umwelt und unsere Gesellschaft so nicht ticken – mit einem Mal auf sein Bauchgefühl zu hören und bestimmte Dinge nicht mehr mitzumachen oder seine Meinung zu sagen, kann andere auch gehörig vor den Kopf stoßen bzw. Unverständnis auf der anderen Seite bewirken, selbst bei einer einigermaßen bedachten und begründeten Wortwahl. Hab ich ja auch schon erlebt... *seufz*

Nicht zu reden davon, daß ich zuerst überhaupt erstmal wieder lernen ‚muß‘, auf mein Bauchgefühl zu hören und es richtig zu verstehen. Zur Zeit sagt es leider mal wieder zu sehr vielem einfach nur „kein Bock“, „langweilig“, „trostlos“, „wozu?“ und ähnliches – da stellt sich mir immer noch die Frage, wie ich damit konstruktiv umgehen soll. Klar – ich sitze im Büro und arbeite. Oder gehe einkaufen, spiele mit Sohnemann, gucke TV etc. Aber ich bin nicht recht dabei. Ist es „richtig“, die Dinge (mit dem Verstand) trotzdem durchzuziehen, obwohl der Bauch null Bock auf gar nix hat…?!? Oder hat mein Bauch durchaus Bock auf irgendwas, ich hab nur einfach komplett verlernt zu hören und zu verstehen, worauf jetzt genau? Und was, wenn die Dinge, die mein Bauch will, schlichtweg außerhalb meines Einflusses liegen – entweder weil ich gewisse Entscheidungen und Vorhaben nicht ohne andere Menschen angehen kann oder einfach auch nur Zeit vergangen ist, die ich nicht zurückdrehen kann?

Ich bemühe mich redlich um Vertrauen in mich und mein Leben. Und es könnte mir richtig dreckig gehen, viel viel schlechter. Aber gut, ausgeglichen und zufrieden ist anders: Auch, wenn ich vielleicht schon vor der richtigen Tür mit dem richtigen Schloß stehe, wird es wohl noch etwas dauern, bis ich den richtigen Schlüssel dazu gefunden habe.

Was ich im Kern so richtig „will“, weiß ich eigentlich immer noch nicht…
 
Servus Alex,

dass wir die Kinder animieren Dinge zu lernen, die dem Bauchgefühl widersprechen ist vielleicht eine falsche Einschätzung.
Eltern lehren ihren Kindern immer was zum Leben dazu gehört auch in der Natur, nur dort bedeutet der Ernst des Lebens auch spielend zu lernen.
Allerdings auch ernsthaft, gefahren und Pflichten werden dort auch oft schmerzhaft gelernt, sei es durch einen Rüffel vom Affenpapa, oder durch einen Löwen der einen fressen will.
Aber dort hat alles seine Zeit und dazwischen wird einfach nur genossen, nicht an das was belastend sein könnte gedacht.
Das haben wir verlernt, genießen zu können ohne an die bevorstehenden Pflichte zu denken, oder ohne uns mit dem zurückliegenden Unglück zu beschäftigen, wir können einfach nicht mehr im Moment leben.
Wir Menschen leben nicht mehr Art gerecht, das Spielen was für alle Geschöpfe Lebensnotwendig und lehrreich ist, gerät in den Hintergrund während das was gelernt werden soll oft so gar nichts mit Spiel zu tun hat, aber ein Muss ohne Entrinnen ist.
Spielen hat seine wichtige Bedeutung verloren, wird als Freizeitvergnügen gesehen, dabei ist es doch die wichtigste Voraussetzung um überhaupt lernen zu können.

Wenn dein Sohn lieber spielen möchte, als etwas "sinnvolles" zu tun, dann tut er genau das wozu wir ausgerichtet sind, durch spielen lernen und das macht Spaß.
Die trockene Theorie hingegen ist etwas unnatürliches, das erst erlernt werden muss, begriffen werden muss dass es dazu gehört, Techniken und Einstellungen gefunden werden müssen um damit zurecht zu kommen.
Wir sind über unsere Eigenschaften hinaus gewachsen, die Evolution wurde von uns rasend schnell gemacht und der Bauch kommt nicht mehr hinterher, weil die Anforderungen einfach nicht mehr zu unserer Natur passen, also können sie nur bewältigt werden wenn der natürliche Instinkt, das Bauchgefühl, ein Stück weit ausgeschaltet wird, sonst kann man es zu nichts bringen.

Was wäre das für eine Welt, wo gearbeitet wird wenn man sich dafür fit fühlt, sich Auszeiten nimmt um zu Ruhen, oder zu spielen, um dann wieder mit klaren Kopf dem Job nachgehen zu können, da wären die Verlierer vorprogrammiert.
Oder?
Ups, es gibt ja tatsächlich schon Firmen die ihren kreativen Köpfen genau das zugestehen.
Sie müssen zwar fast rund um die Uhr verfügbar sein, aber wenn sie gerade mal auf was anderes Bock haben ist es auch ok, ab in die Tischfußballecke.
So langsam kommt manche Firma dahin das Arbeitsumfeld etwas artgerechter zu gestalten, denn es ist weniger ein Problem viele Stunden zu arbeiten, als diese Stunden so zu gestalten dass es gerne gemacht wird und mit Freude bei der Sache geblieben wird.
Das haben einige erkannt, aber leider haben den Nutzen vorwiegend die kreativen Köpfe, die der Firma Millionen einspielen.
Der Werksarbeiter wird nie in diesen Genuss kommen, mal auf sein Bauchgefühl hören zu dürfen, er ist diese Freiheiten nicht wert, es rechnet sich nicht und so wird weiter so gelernt dass man sich anpasst und nicht dass die Umgebung sich dem Individuum anpasst.
Ich glaube das ist eins der größten Probleme, das wir funktionieren müssen sonst sind wir weg vom Fenster, raus aus der Gesellschaft und das geht auf Dauer nur ohne Bauchgefühl im Job und zuhause ist es irgendwann auch nicht mehr spürbar.

In der Freizeit sollte man versuchen es zu pflegen so gut es geht, auch mal das tun was nicht für Gesundheit und Geist förderlich ist, einfach auf die eigenen Bedürfnisse hören.
Die haben sich allerdings auch verschoben, hast du einen stressigen Job dann bist du abends kaputt, selbst wenn er nicht körperlich anstrengend ist, aber der Bauch schreit nach Ruhe und Erholung, was eigentlich genau das falsche ist, Bewegung wäre angesagt.

So ganz kann man sich dem nicht entziehen, man kann nur versuchen ein für sich gesundes Maß zu finden und dieses durch Routine aufrecht zu erhalten, denn was man mal vernachlässigt zu dem hat man immer weniger Lust.

Eigentlich sind uns die freien Tage gegeben, um das alles auszugleichen, aber die sind mittlerweile auch schon voll gepackt, mit dem was getan werden muss und nicht mit dem was einem gut tut.

Ich glaube es gibt Menschen die sind dafür geschaffen immer so weiter zu leben, andere nicht.
Nur wenn man nicht dazu geschaffen ist, gibt es dennoch keine Möglichkeit das zu tun wozu man geschaffen ist, man muss dennoch weiter machen und bekommt dann eben Depressionen und Lebenskrisen.
Also kann man nur versuchen sich die Freizeit so angenehm wie möglich zu gestalten, ein Kontrastprogramm, mit möglichst wenig Inhalt der in Arbeit ausartet.
Im Grunde hat man ja ausschließlich die Freizeit um in sich hinein horchen zu können, sich etwas Gutes zu tun, das Bauchgefühl zu pflegen, zu spielen.
Wenn man die Zeit stattdessen mit Arbeiten füllt, füllen muss, mit Pflichten, dann rutscht der Bauch irgendwann in den Kopf und sagt dir dass er eine immense Angst hat verloren zu gehen und das macht dann auch dem Kopf Angst.
 
Guten Morgen zusammen :)

Wenn ich mir die letzten zwei drei Wochen so ansehe, dann gab es da locker zehn Tage am Stück, die nahezu symptom- und beschwerdefrei waren - ich fing schon an zu glauben, es ginge stetig wieder aufwärts. Bis dann ab Donnerstag Freitag letzter Woche wieder eine kleine Talfahrt begann, die Samstag und Sonntag ihren Tiefpunkt hatte... Heute geht es wieder einigermaßen, aber gut ist anders.

In jedem Fall hatte ich Zeit, über einiges nachzudenken und ein paar Erfahrungen zu machen:

Einer der besten Tage in der Zeit war der vorletzte Samstag: Da bin ich wieder auf meinem vierstündigen Meditationkurs gewesen. Und ich habe mich in der zweiten und dritten Meditationsrunde so tiefenentspannt und zufrieden gefühlt, ich wünschte mir, es hätte ewig gehalten :) Abends mit nem Freund Star Wars Zuhause vor dem Fernseher geguckt, es ging mir richtig gut, ich war entspannt, alles bestens :)

Der fast schon absolute Kontrastpol dazu war dann der Samstag vorgestern: Ich war schon von Donnerstag und Freitag gestreßt, hatte dann den ganzen Tag über immer wieder leichtes Streßklingeln in den Ohren, und abends waren meine Frau und ich dann mit besagtem Freund im Kino im neuen Star Wars Film. Das war quasi die komplette Reizüberflutung für mich: Schon die Fanfaren im Vorspann waren mir zu laut, wenn's mit Star Wars nicht eine meiner Lieblingsfilmreihen gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich auf manche Szenen kaum konzentrieren können, einige Szenen waren mir schlichtweg zu "rot", und als dann der Abspann lief, wollte ich u.a. angesichts der Musiklautstärke einfach nur raus aus dem Saal. Die nächsten zehn bis fünfzehn Minuten war ich extrem schweigsam, bin nur Auto gefahren, während mein Kumpel im Redefluß über den Film war und zum Glück meine Frau das aufgefangen hat. Mir war's zuviel...

Zuhause dann hab ich heulend auf dem Bett gelegen, bis meine Frau das mitbekommen und mich getröstet hat.

Dabei haben wir dann zusammen herausgearbeitet, daß ich derzeit wieder massiv reizüberflutet und überfordert bin, und das wahrscheinlich u.a. durch meine PC-Spielerei bzw. insbesondere durch ein besonders hektisches Action-Science-Fiction-Rollenspiel, daß ich in den letzten vier Wochen mit insgesamt 90 Spielstunden fast schon "gesuchtet" habe...

Meine Frau meint schon seit Jahren, ich sei computerspiel-süchtig, und der Abend bzw. das halbstündige Gespräch in der Nacht war ein kleiner Augenöffner für mich.
Ich denke zwar, daß ich nicht wirklich computerspiel-süchtig bin im pathologischen Sinne, da ich die derzeitigen Diagnose-Kriterien nicht voll erfülle. Aber bei einigen davon kann ich durchaus ein kleines Kreuzchen machen...

Der Effekt ist wahrscheinlich wirklich einfach der, daß mein Lust- und Belohnungszentrum durch das Spielen stimuliert wird und immer mehr davon möchte. Der Haken ist nur, daß die Spiele heutzutage auch immer hektischer und detaillierter werden. Genauso wie Kinofilme...
Und ich denke - jetzt schließt sich der Kreis zu etwas, was Du geschrieben hattest, Elektraa:
Mir scheint, das ist die Ernte von der Zivilisation, die wir da am Hals haben. Mir gehts auch immer wieder so, dass ich mich frage, das nennt ihr Leben?

Es ist eher ein Gehetztsein und hoffnungsloses Überfordertsein, statt Lebenslust.
=> Das ist in Summe mit allem anderen in meinem Leben einfach die totale Überforderung und Reizüberflutung. Da kommt meine Psyche schlicht nicht mehr mit, das ist zuviel. Zu grell, zu laut, zu fordernd, und insgesamt einfach... ZUVIEL!

Wer sich immer wieder die Decke über den Kopf ziehen will, der mag nicht, was er vor sich hat, was man ihm anbietet ist falsch. Der lehnt ab und sagt nein danke, mir würde etwas anderes lieber sein.
So ging's mir Samstag und vor allem gestern eben:
Der Speicher war voll, randvoll. Ende Gelände.
Ich bin vor allem gestern Vormittag immer wieder einfach nur froh gewesen, wenn ich die Augen zumachen konnte - nichts sehen, überhaupt nichts sehen. Ich hab anderthalb Stunden auf dem Bett gelegen, immer wieder gedöst und ansonsten nur versucht, die leisen Geräusche von draußen wahrzunehmen. Ich wollte nicht unbedingt schlafen - aber ich wollte einfach mit nichts vollgedröhnt werden.

Ich bin auch nicht am PC gewesen, außer um zehn Minuten am Tablet zwei Überweisungen zu machen. PC wäre auch gar nicht gegangen, ich hab das Netzkabel für die nächsten zwei bis drei Wochen meiner Frau anvertraut - auf ihre eindringliche Bitte hin freiwillig ;)

Und: Es hat im Nachhinein betrachtet gut getan! :)
Ich hab mich zwar gestern trotzdem überwiegend gefühlt wie ein ausgelatschter Turnschuh, ein großer Teil von mir war unruhig, latent angespannt und ängstlich, wollte Aufregung und Trubel. Aber ein anderer, ebenfalls sehr großer Teil von mir hat die Ruhe genossen. War es froh, nicht wieder in irgendeinem Actionspiel permanent auf der Hut sein zu müssen, von den intensiven visuellen und akustischen Eindrücken ganz zu schweigen. Und da das Kabel abgezogen war und keine unmittelbare Möglichkeit bestand, den PC einzuschalten, war der Drang auch nicht so wahnsinnig groß. Klar - wenn ich nur ausreichend energisch gefragt hätte, hätte meine Frau mir das Kabel natürlich gegeben. Aber ich wollte auch gar nicht :)


Ich komme daher immer wieder zu dem gleichen Schluß, wie schon mehrfach:
Mein Problem ist "schlicht" Streß in Form von Überforderung und Reizüberflutung. Dummerweise bin ich es seit rund 30-35 Jahre gewöhnt, in dem Hamsterrad mitzulaufen, immer in Action zu sein, immer etwas tun zu müssen, länger als fünf Minuten stillsitzen und einfach Nichtstun, "geht" nicht... Also bin ich "Junkie" immer auf der Suche nach dem nächsten "Kick".
Blöderweise macht ein anderer Teil meines Gehirns bzw. meiner Psyche das nicht mehr mit - das Faß ist voll, die Kapazität ist erschöpft. Das wiederum löst allerdings in Bezug auf Verpflichtungen und Erwartungen dann Sorgen und Ängste aus, nicht zu genügen - "früher ging das doch auch" - mit allen Folgeängsten vor Fehlern, mangelnder Anerkennung und dem Verlassenwerden.

Damit führt für mich wahrscheinlich wirklich kein Weg daran vorbei, noch gezielter als bisher das Nichtstun zu üben. Stille und Ruhe auszuhalten und irgendwann auch außerhalb eines Meditationskurses zu genießen. Mich einfach mit ner Tasse Tee oder Kaffee in den Garten setzen und zehn Minuten lang die Natur anzusehen... das packe ich bisher nicht: Ich muß mindestens ein Buch oder mein Handy dabeihaben, oder ich lege mich zum Mittagsschlaf auf die Gartenliege (bin also auch da gewissermaßen "beschäftigt"). Aber einfach dasitzen / -liegen und nichts tun - Fehlanzeige.


Dabei merken wir gerade auch schon an unserem Sohn, wie wichtig und wertvoll so etwas für das Leben ist: Unser Sohn brachte am Freitag einen kurzen Brief der OGS-Leiterin an ihn mit, er müsse lernen stillzusitzen und keine Faxen zu machen, wenn nachmittags eine halbe Stunde Vorlesezeit von seinen OGS-Freunden ist... Und wenn wir ihn darauf ansprechen, sagt er selbst, daß er das nicht kann, daß das "langweilig" ist. Nicht, daß wir das nicht auch im Gespräch mit ihm direkt beobachten könnten...

Also haben wir seit Samstag für ihn 5 Minuten stille Kerzenmeditation auf der Treppe jeweils zusammen mit einem von uns angeordnet (also schon nicht allein, jedenfalls jetzt für den Anfang), immer samstags und sonntags jeweils (unter der Woche ist da kaum Zeit zu). Ich habe ihm gestern Abend auch nochmal genau erklärt, wie wichtig und wertvoll diese Fähigkeit ist, daß meine Krankheit unter anderem genau mit diesem Mangel zusammenhängt, daß ich wünschte, mir hätte das damals jemand beigebracht. Auch anhand des Tierreichs habe ich ihm versucht zu erklären, daß diese permanente Action eigentlich nicht natürlich ist (u.a. Löwen verbringen rund 20 Stunden des Tages liegend/schlafend und sind gerade mal 4 Stunden maximal aktiv, je nachdem, wie erfolgreich die Jagd ist).
Er ist zwar mit leichtem Widerwillen dabei, findet es immer noch langweilig. Aber der Widerstand ist doch geringer als gedacht, und er macht es immerhin mit. Ich hoffe, er findet mit der Zeit Gefallen daran, ebenso wie er es mit Traumreisen bereits tut.

(Wenn ich so darüber nachdenke, denke ich, daß eine entsprechende Einheit - kindgerecht und vernünftig aufgezogen in kleineren Gruppen - auf jedem Schulplan stehen sollte. Natürlich keine 45 Minuten, aber jeden Tag fünf Minuten. Maximal fünf Kinder, eine Kerze, ein stiller Raum, Ruhe und Stille, keine Gespräche.)


Warum muß diese Welt nur so laut, schrill und fordernd sein...?!? *Kopf-kratz-grübel-guck-betrübt*


In jedem Fall geht es mir heute schon wieder nen kleinen Ticken besser als gestern.
Ganz in Ruhe, einen Schritt nach dem anderen :)

LG,
Alex
 
"Warum muß diese Welt nur so laut, schrill und fordernd sein...?!?"

Hallo Alex,

die Welt muss nicht laut, schrill und fordernd sein. Sie versucht nur, uns mitzuziehen. Und wenn wir es zulassen, assimiliert sie uns.

Es liegt ganz an uns, wie weit wir uns auf hektisches Treiben einlassen, oder distanziert feststellen, das geht uns nichts an.

Ich rede eigentlich nie von mir, aber für Sie, Alex, nur ein Beispiel:

Gelegentlich vertrete ich mal in einer nervenärztlichen Ambulanz. Also fachlich dem breiten Spektrum von Neurologie und Psychiatrie. Ich muss das nicht, tue es aber, um in der Praxis zu bleiben und natürlich auch, um einem Kollegen mal einen freien Tag zu gönnen.

Wenn das Wartezimmer voll ist, trotz Bestellsystem immer dringende Fälle kommen, die man einschieben muss, entsteht rasch eine Situation, in der man getrieben wird und zwischen gründlichem Arbeiten und "das Pensum irgendwie schaffen" hin und her pendelt.

Dann kommen Anrufe (Apotheken mit Fragen zu einem Rezept, Kollegen anderer Fachgebiete, die einen Rat wollen, Angehörige, die von einer Verschlechterung berichten und auch gleich kommen wollen usw). Dann telefonieren sie, schreiben dabei ein Rezept aus, bekommen von der Sprechstundenhilfe Gesten, dass draußen ein sehr unruhiger Patient die Wartenden stört, meist bekommt dann gerade auch noch ein Patient im Wartezimmer einen Anfall, so dass sie sofort zu ihm müssen.

Nur mal als Beispiel für einen ganz normalen Tag.

Wie schafft man, trotzdem gelassen zu bleiben, zu funktionieren, keine Fehler zu machen?
Es geht nicht, in dem man sich suggeriert, dass einen das alles eigentlich nichts angeht, man einfach nur zu funktionieren hat.
Dann wäre man nicht Empathie fähig, hätte keine Resonanz.

Man braucht stabilisierende Äquivalente. Ruhe für sich selbst. Ein Lauf durch stillen Wald, Schwimmen in einem Natursee, oder im Winter die Läufer anschnallen.

Das muss nicht gleich nach der Belastung sein, aber die Möglichkeit, es zu tun, ist auch schon ein Schritt zu sich selbst.

Ich persönlich bevorzuge mit Rad und Hund schöne Waldwege zu fahren ... und abends dann in den Foren zu lesen.

Ich erinnere mich, Alex, dass Sie auch Rad fahren, viel draußen sind und auch anderen Sport treiben. Wäre es nicht möglich, diesen Teil etwas auszuweiten?
Das wäre für Ihr Gleichgewicht ungleich günstiger, als nach einem Bürotag weiter drinnen zu sein und sich mit Computerspielen innere Unruhe zu bescheren...

Haben Sie übrigens auch mal Langeweile? Oder nur Ihr Sohn...

Beste Grüße

Dr. Riecke
 
VSV :
Hallo Alex,

zu deinem
Da ist der Rest Deines Beitrags wohl irgendwo über die Wupper gegangen...

Trotzdem mal wieder ein fröhliches Guten Morgen :)

dr.riecke :
Ebenfalls einen schönen Guten Morgen, und vielen Dank für ihre ausführliche Antwort :)

die Welt muss nicht laut, schrill und fordernd sein. Sie versucht nur, uns mitzuziehen. Und wenn wir es zulassen, assimiliert sie uns.

Es liegt ganz an uns, wie weit wir uns auf hektisches Treiben einlassen, oder distanziert feststellen, das geht uns nichts an.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen da zu.

Aber schon normale Umgebungsreize in unseren westlichen Industriezivilisationen machen es einem da nicht leicht: Ich arbeite in einer größeren Stadt im Ruhrgebiet auf einem großen Industriegelände mit großen, lauten, dreckigen und schweren Aggregaten, Maschinen und Fahrzeugen. Das Verwaltungsgebäude, in dem ich sitze, steht direkt neben dem Werk - es rumpelt den ganzen Tag, irgendwelche sich drehenden Trommeln quietschen, einmal am Tag Blaulicht und Sirene, wenn man vor die Tür geht, um "frische" Fabrikluft zu schnappen, ist die Geräuschkulisse entsprechend lauter.
Wohnen tun wir 40km entfernt, da ist es tendenziell natürlich deutlich ruhiger. Trotzdem kreuzen in 3km Entfernung zwei Autobahnen, und da der Wind meistens aus West-Süd-West kommt, kann man das Hintergrundrauschen eigentlich immer hören. Direkt neben unserer DDH befindet sich ein Friedhof - das hat zwar einerseits den Vorteil sehr ruhiger Nachbarn ;), aber dafür ist da unter der Woche immer irgendwo der Grünanlagendienst unterwegs mit seinen Rasenmähern, Häckslern, Laubgebläsen etc. Man legt sich also im Sommer um 11 in den Garten auf die Liege, alles ist ruhig - und man kann sich sicher sein, daß pünktlich ne halbe Stunde später nebendran wieder irgendwas lautstark gepflegt wird - erst der Mäher, dann das Gebläse...

Einfach nur normale Ruhe findet man in einem normalen Wohn- und Arbeitsumfeld einfach nicht.
Klar - man könnte mitten in die Eifel, den Schwarzwald oder das Hochsauerland ziehen - da sagen sich Fuchs und Hase teilweise noch Gute-Nacht ;) Aber das ist dann direkt das andere Extrem, von den Anfahrtswegen zur Arbeitsstelle ganz zu schweigen.

Und wie beschrieben: Kino geht langsam gar nicht mehr - und nur an mir allein kann's nicht liegen, wenn sowohl meine Frau als auch mein Kumpel sich ebenfalls beide die Ohren zuhalten mußten beim Vor- und Abspann.

Sicher bin ich da in den letzten Jahren auch etwas hypersensibel für geworden; es gab Zeiten, da hab ich sowas kaum wahrgenommen oder es war mir egal.

Man braucht stabilisierende Äquivalente. Ruhe für sich selbst. Ein Lauf durch stillen Wald, Schwimmen in einem Natursee, oder im Winter die Läufer anschnallen.
Da stimme ich Ihnen zu.

Aber Sie schreiben ja selbst:
Es liegt ganz an uns, wie weit wir uns auf hektisches Treiben einlassen, oder distanziert feststellen, das geht uns nichts an. [sowie:] Es geht nicht, in dem man sich suggeriert, dass einen das alles eigentlich nichts angeht,
=> Es ist also wie alles im Leben auch hier nicht schwarz oder weiß, sondern eine Gratwanderung zwischen dem einen und dem anderen. Und da die Welt heutzutage nunmal so ist, wie sie ist, ist es wahrscheinlich auch etwas schwieriger, diesen mehr oder weniger schmalen Grat zu treffen. Erst recht, wenn man eh schon Schlagseite hat ;)

Ich erinnere mich, Alex, dass Sie auch Rad fahren, viel draußen sind und auch anderen Sport treiben. Wäre es nicht möglich, diesen Teil etwas auszuweiten?
Naja, "viel" ist übertrieben ;) Aber gerade durch das Cachen bin ich in den Monaten von März bis Oktober sicher wieder mehr draußen als schonmal, ja.
Leider machen es mir sowohl die dunkle Jahreszeit als auch das miserable Wetter der letzten Wochen da nicht gerade leichter, mich wieder mehr zu überwinden: Wenn ich um halb fünf, fünf herum aus dem Büro komme, ist es bereits dunkel draußen. Bis ich Zuhause bin, ist es sechs, und im Stockdunkeln fahre ich nicht gern Rad. Cachen geht dann natürlich auch nicht mehr vernünftig. Und das Wetter muß eben auch noch mitspielen...

Aber Sie haben Recht, da ginge sicher mehr... Mal sehen, wie ich den inneren Schweinehund überwunden bekomme. Es wäre vielleicht schon ein Anfang, spätestens jeden zweiten Tag abends noch ne halbe Stunde ums Feld zu spazieren... :)

Haben Sie übrigens auch mal Langeweile? Oder nur Ihr Sohn...
Ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtige Langeweile hatte. Wahrscheinlich eben in der Tat als Kind oder Jugendlicher. In den vergangenen Jahren sind die Tage mit Job, Familie und Verpflichtungen so voll, daß ich in der freien Zeit erstmal keinen Anlaß zur Langeweile habe - dann gehe ich an den PC oder bei gutem Wetter auch mal raus.

Was der Tatsache keinen Abbruch tut, daß es bei mir eben schlicht auch akute, depressiv gefärbte Unlust ist, die mich davon abhält, mein Tätigkeitsspektrum wieder etwas zu erweitern. Oder auch Langeweile zuzulassen ;)

Wobei ich aber auch denke, daß mir mein Alltag eben mittlerweile nur noch so wenig eigene freie Zeit läßt, daß die mit meinen grundsätzlichen Interessen eigentlich immer gut gefüllt bekäme: Da wären ja in der Vergangenheit auch noch der Modellbau gewesen, gelesen habe ich früher auch mehr, und im TV-Schrank stehen noch drei komplette TV-Serien mit mehreren Staffeln, von denen ich bisher grad mal die ersten Folgen "angeknabbert" habe.

Aber diese Dinge sind meinem adrenalin-"verwöhnten" Gehirn wahrscheinlich in der Tat zu langweilig; irgendein Teil davon benötigt offenbar den Streß-Kick und verkennt total die Tatsache, daß ich das so in der Form nicht mehr verkrafte. Es fühlt sich ein bißchen an, wie zwischen-den-Stühlen-sitzen... *seufz*

Ich würde unheimlich gern wieder richtig basteln an meinen Modellbauprojekten.
Aber wann immer ich damit anfange, kommen nach spätestens fünf Minuten Unruhe, leichte Angst, Unwohlsein und Unlust hoch, die Kreativität geht flöten, und breche wieder ab, um nichts zu ruinieren.

=> Ist es jetzt richtig, da "mit Gewalt" dranzubleiben in der Hoffnung, daß der Funke irgendwann vielleicht doch wieder richtig überspringt und das Unwohlsein verschwindet? Oder ist das schon wieder zuviel negativer Druck und Streß...?
 
Moin Alex,
das mit dem Kino kenne ich auch.
Der letzte Film in dem ich war, war Herr der Ringe (zugegeben, der ist von Haus aus nicht gerade leise), die Bässe sind mir dermaßen körperlich eingeschlagen dass ich raus gehen musste.
Ich glaube es liegt nicht unbedingt daran dass die Welt lauter geworden ist, sondern der Ton besser ist als früher und die Einstellungen immer noch genauso krass laut.
So dass der Ton und die Bässe heut zu Tage einfach durchschlagend sind.
Vielleicht auch daran dass sich der Körper und die Wahrnehmung verändert, man hört bestimmte Töne schlechter, andere viel intensiver.

Ich denke für die Umgebung muss man sich eine gewisse Ignoranz antrainieren, sich mehr auf das fokussieren lernen was gerade relevant ist und den Rest als Hintergrundsäuselln einfach säuseln lassen.
Vielleicht kann dabei Meditation helfen, die Wahrnehmung besser fokussieren zu können?

Ich glaube dir würde ein bisschen Langeweile auch gut tun, du kannst ja nur zur Ruhe kommen wenn auch mal nichts ist und es dir dann gelingt dies in eine Erholungsphase umzumünzen.

Ich denke immer noch, du bist zu sehr auf all das Fokussiert was dein Unwohlsein verursachen könnte, aber auf dich selber nicht so sehr, dazu ist dein Leben zu schnell.;-)
 
Moin Tired,

Ich glaube dir würde ein bisschen Langeweile auch gut tun, du kannst ja nur zur Ruhe kommen wenn auch mal nichts ist und es dir dann gelingt dies in eine Erholungsphase umzumünzen.

Ich denke immer noch, du bist zu sehr auf all das Fokussiert was dein Unwohlsein verursachen könnte, aber auf dich selber nicht so sehr, dazu ist dein Leben zu schnell.;-)
Ja.
Ist nur wirklich deutlich schwerer umzusetzen als es zu lesen oder zu hören.

Ich höre aktuell bei der Autofahrt wieder gern ein zwei Hörbücher zu den Themen Achtsamkeit, Meditation und Selbstliebe. Und während ich das höre, klingt das alles so einleuchtend, daß es mich ansatzweise bereits entspannt.
Aber die Umsetzung ist eben immer noch die Crux, weil mich eben immer irgendetwas ablenkt oder ich mich ablenken lasse. Ich hab wahrscheinlich auch nie wirklich gelernt, mal ruhig zu sein und nichts zu tun (hatten wir ja auch schon).

Und:
aber auf dich selber nicht so sehr
Ich verstehe den Satz, ich verstehe die Botschaft dahinter, ich verstehe die Beispiele, die vielfach genannt werden. Aber ich kriege es noch nicht sinnvoll auf mich angewandt, ich verstehe nicht so richtig, was ich für mich ändern muß, damit es für mich paßt.

Gerade in dem Hörbuch heute Morgen sagt der Autor/Sprecher auch wieder, wir stünden uns mit unseren eigenen Überzeugungen, die wir ein Leben lang gelernt, für uns selbst übernommen haben und auch selbst innerlich sagen, immer wieder selbst im Wege, würden uns und unser einzigartiges Leben damit blockieren.

Ich verstehe genau, was er sagt. Ich spüre diese Blockaden und Widerstände auch in mir, spätestens dann, wenn ich versuche, etwas von dem Vorgeschlagenen mal in Erwägung zu ziehen. Aber ich krieg sie (noch) nicht beseitigt. Wahrscheinlich, weil sie gleichzeitig ein Schutz sind vor dem Unbekannten dahinter und ein Teil von mir diesen Schutz braucht, ebenso wie die Gewohnheit mancher Denk- und Verhaltensmuster dahinter.
Klar funktioniert das mittlerweile auch nicht mehr vernünftig - ein anderer Teil von mir will ausbrechen. Das "Gefängnis" ist zu klein geworden. Klar. Aber anstatt es achselzuckend hinzunehmen, das Tor zu öffnen und neugierig zu gucken, was dahinter liegt - und vor allem festzustellen, daß es alles nicht mal im Ansatz gefährlich ist !! -, verkriecht sich der verängstigte, bockige, verunsicherte und depressive Teil von mir immer wieder in seinem trügerischen Bunker... "hat ja eh alles keinen Sinn; die Welt ist, wie sie ist; ich kann da eh nix dran ändern; wird schon irgendwie gutgehen; hat ja bisher auch geklappt; lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" usw.
 
Ich verstehe den Satz, ich verstehe die Botschaft dahinter, ich verstehe die Beispiele, die vielfach genannt werden. Aber ich kriege es noch nicht sinnvoll auf mich angewandt, ich verstehe nicht so richtig, was ich für mich ändern muß, damit es für mich paßt.

Vielleicht die Anzahl der Hörbücher und anderen Maßnahmen etwas runter dosieren und dich stattdessen mal mit dir selber beschäftigen?
Einsame Waldspaziergänge sind da sicher gut, um das mit sich alleine sein zu üben und auch genießen zu lernen.
Lerne auch mal einfach nichts zu tun, außer bei dir zu sein.
Aus den Büchern lernst du sicher viel, vieles daraus kannst du gebrauchen, du lernst daraus aber nichts über dich ganz persönlich, das was dich belastet.
Das kannst du nur erfahren wenn du in der Lage bist in dich hinein zu horchen, deine innere Mitte in dir selber zu suchen, das Drumrum einfach mal loszulassen und dich in die Abschottung deiner selbst fallen zu lassen.
Die wichtigen Antworten sind in dir, durch ständige Aktivität und sei es nur das Hören von Hörbüchern, drückst du dich auch vor dir selber und dem alleine sein mit dir und deinen Gefühlen.

Ich habe auch das Gefühl dies ist eine große Angst von dir, alleine zu sein mit starken Gefühlen und tiefen Gedanken.
 
Wahrscheinlich hast Du Recht... *seufz*
Ich kenne nur nichts anderes als aktiv zu sein. Dabei verstehe ich noch nicht einmal, was genau am Nichtstun und Stillsitzen und In-mich-hinein-horchen mich jetzt so verunsichern sollte...
Irgendwas will mir meine Psyche offenbar irgendwie sagen, aber ich schaffe es nicht, genau hinzuhören, wohl aus den von Dir genannten Gründen und weil ich oberflächlich-rational nicht einmal nachvollziehen kann, was da nicht in Ordnung sein sollte, daß es mir so gravierende Probleme und Ängste bereitet.

Ich habe auch das Gefühl dies ist eine große Angst von dir, alleine zu sein mit starken Gefühlen und tiefen Gedanken.
Ich versteh's nur nicht... :(

Ich bin im Netz vorhin auf 6-tägiges Meditationsseminar im nächsten Frühjahr gestolpert. Yoga, achtsames Essen, Schweigen, Stille, Gespräche, Meditation... hört sich gut und heilsam an. Ich überlege, mir das zu buchen und daran teilzunehmen. Vielleicht hilft mir eine so strukturierte Form, den ersten Bann zu brechen, so daß es danach etwas einfach wird. Nach allem, was der Seminarleiter auf seiner Seite zu der Veranstaltung schreibt, sind wohl vor allem die ersten ein bis zwei Tage in überwiegender Stille sehr gewöhnungsbedürftig und für nicht wenige etwas beängstigend. Aber danach erführe man dann, wie heilsam das wäre.
Ähnliches bestätigt auch meine Frau von ihren drei Seminaren, die sie bisher bei einem anderen Veranstalter besucht hat in den letzten Jahren.

Eventuell wäre so ein "Türöffner" für mich ganz hilfreich... *Kopf-kratz-überleg*
 
Eventuell wäre so ein "Türöffner" für mich ganz hilfreich... *Kopf-kratz-überleg*

Probieren geht über studieren.;-)

Kennst du das nicht, vor einem Teich oder See sitzen und einfach nur drauf gucken, oder ins Feuer schauen?
Ich glaube das ist die Vorstufe der Meditation, ganz alleine auf einer Bank sitzen (ohne Stöpsel im Ohr) und auf's Wasser schauen.
Probier es mal aus.
 
Jein: Klar kenne ich das. Aber länger als maximal fünf Minuten schaffe ich das nicht, dann kommen Unruhe, Langeweile und Tatendrang hoch, und ich kann nicht mehr still sitzen. Am längsten - bis zu ner Viertelstunde - halte ich es noch aus mit nem Becher Eis in der Hand... ;) Aber sobald der leer ist, noch zwei drei Minuten - dann bin ich auch schon wieder auf.

Stöpsel habe ich draußen eigentlich nie im Ohr, wüsste nicht, wann ich das das letzte Mal getan hätte. Wenn ich draußen in der Natur bin, will ich nicht von Musik beschallt werden.
 
alex_77;n2682416Aber länger als maximal fünf Minuten schaffe ich das nicht said:
Ich habe das schon als Kind gemacht, stundenlang auf einen Punkt gestarrt und abgetaucht.
Am Feuer oder auch vorm Gartenteich, hab ich oft nur ein paar Minuten geguckt und auf der Uhr waren es dann Stunden.

Dafür kann ich Meditation mit Anleitung nicht so gut, das Gequatsche von der CD und genau zu dem Zeitpunkt abschalten sollen, da werde ich auch immer unruhig und gebe irgendwann genervt auf.
Hab mir aber fürs neue Jahr vorgenommen mal nach einem Kurs für AT zu schauen, damit ich wenigstens eine Sache mal ordentlich versuche.:-)
 
"Leider machen es mir sowohl die dunkle Jahreszeit als auch das miserable Wetter der letzten Wochen da nicht gerade leichter.."

Danke, Alex, für die umfangreiche Milieuschilderung. Da kann man sich Ihr Leben viel besser vorstellen.
Aber schlechtes Wetter und die dunkle Jahreszeit sind Definitionsfragen.
Für entspannendes Bewegen in der Natur kann es gar kein schlechtes Wetter geben.

Ich war mal in dem großen Park in Essen fast der ein einzige Mensch, nur weil es regnete und ein bisschen windig war. Ideale Bedingungen, um sich draußen zu bewegen.

Mir hat neulich jemand erzählt, dass er seinen Skianzug für den Abfahrtslauf zweckentfremdet benutzt, um im Herbstregen Rad zu fahren. Er hatte meine volle Zustimmung.

Alex, Sie als kreativer Mensch fänden sicher eine Möglichkeit, in ähnlicher Weise die Wetterbedingungen zu relativieren.

Sie fänden sich hinterher entspannt --- und ein bisschen stolz!
 
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