Hallo Hope,
also, zunächst einmal:
Alles, wovon Du mich auf der letzten Seite noch mehr überzeugt hast, ist, daß Du definitiv keine Schizophrenie hast!
Oder ich habe sie auch, meine Frau ebenfalls, wenigstens die Hälfte meines Freundeskreises... ich glaube, wenn derartige Phantasien und Phasen, in denen diese Phantasien temporär mal emotional spürbar werden, Symptom einer Psychose wären, dann wäre die halbe Weltbevölkerung psychotisch. Und sämtliche Naturvölker mal sowieso!
Glaub mal, daß jeder solche Phasen hat, in denen ihn bestimmte Sehnsüchte verstärkt "heimsuchen" und einen unglücklich oder zumindest zweifelnd machen. Ich kann mich da bei mir spontan an mindestens zwei Gelegenheiten erinnern, in denen ich mich in der ähnliche Liebesphantasien über Tage und Wochen regelrecht reingesteigert habe. Ja und...?
Und weil es schon erwähnt wurde: Ich tue mich unheimlich schwer damit, mit meiner Frau über Sex zu sprechen; warum auch immer. Folglich kennt sie natürlich nicht die ein oder andere derartige Phantasie, die ich habe.
Umgekehrt weiß ich aber auch nicht, ob ich nicht sogar möchte, daß diese Phantasien Phantasien bleiben - genau wie auch in anderen Bereichen: Wer sagt mir denn, daß die Realität tatsächlich so schön wäre, wie ich es mir im Kopf ausmale?!?
=> Zu Studentenzeiten war ich tierisch über Monate hinweg in eine Schauspielerin verschossen, konnte von der Serie, in der sie die Hauptrolle gespielt hat, gar nicht genug kriegen. Hab sogar damals ein romatisches Gedicht verfaßt und an die Pressestelle geschickt und mir natürlich einiges erhofft *g*. Als Antwort kam aber lediglich eine standardmäßige Postkarte mit Bild und Autogramm.
Wie ich im Laufe der Jahre mitbekommen habe, war das vielleicht ganz gut so: Auch Schauspieler haben Macken, mindestens genau so viele wie "Normalsterbliche", wenn nicht sogar noch mehr.
=> Irgendwann - da war ich mit meiner jetzigen Frau schon zusammen, aber wir waren noch nicht verheiratet - hab ich morgens mal von einer Klassenkameradin geträumt, in die ich in der 10. und 11. Klasse unsterblich verliebt war. Noch heute habe ich ihr Gesicht vor meinem inneren Auge, wenn es mir einfällt. Naja, wie auch immer - auf jeden Fall habe ich daraufhin mal über's Internet versucht herauszufinden, wo sie ist, was sie macht usw. Hab gedanklich die Beziehung zu meiner Frau/Freundin auf's Spiel gesetzt, obwohl wir glücklich und zufrieden waren.
Nach ein paar Tagen war der Spuk vorüber, und das war auch gut so. Denn so sehr ich in sie verliebt war und in diesen Tagen wieder ins Schwärmen geraten bin, so sehr hatte ich auch in Erinnerung, daß sie mir damals praktisch nicht viel mehr als die kalte Schulter gezeigt hat. Rein charakterlich-menschlich hätte das real wahrscheinlich nie funktioniert, ganz egal, was ich mir in meiner Phantasie so alles an Liebe, Harmonie und Treue ausgemalt hatte.
=> Ich spiele unheimlich gern Fantasy-Rollenspiele am PC. Und in diesen Rollen nehme ich am liebsten die Rolle des edlen Ritters, Retters oder Waldläufers ein (Aragon und Legolas lassen grüßen *g*), der Hilfsbedürftige unterstützt. Im realen Leben schlüpfe ich auf Mittelalterfesten auch schonmal in diese Rollen, habe ein paar entsprechende Klamotten im Schrank, die ich zu diesen Anlässen sehr gerne anziehe. Und im Bogenschießen habe ich mich auch schon versucht.
Aber ob ich so ein Leben "in echt" führen möchte, weiß ich nicht... In den meisten Geschichten und Spielen bekommt man primär die schönen Seiten erzählt, und auch, wenn es zwischendurch mal spannend, beängstigend oder bedrückend ist - man weiß immer, spätestens zum Ende der Geschichte ist da ein dicker, fetter, breiter Silberstreif mit Sonnenschein am Horizont. Ich bezweifle allerdings, daß das in einem "echten" derartigen Leben auch so wäre... Vom Fehlen von Heizung, elektrischem Strom und warmem Wasser mal ganz zu schweigen
Nach Deiner Definition bzw. Angst vor Schizophrenie müßte ich mir - allein nur mit diesen Beispielen - auch Sorgen machen, wenigstens in Ansätzen schizophren zu sein...
Glaube aber nicht, daß das so ist!
Sondern das solche Gedanken, Phantasien und Geschichten, die wir uns selbst erzählen und erträumen, einfach Teil der menschlichen Natur und unserer Seele sind. Das sind erstmal nur Sehnsüchte, nicht mehr. Krankhaft wäre es (vielleicht? - ich kenne mich da nicht so aus, reine Vermutung), wenn Du in dieser Welt wirklich
leben würdest, also phasenweise und real sämtliche Bezüge zu Deinem realen Leben verlieren würdest.
Aber alles, was Du beschreibst, ist so etwas von normal, glaub mal.
Erst recht, wenn es stressig und hektisch ist wie eben im Familienleben mit Kindern, Job, Haushalt, einkaufen, etc. etc. etc. Da kann ich mal locker ein Lied von singen, ebenso wie wahrscheinlich die meisten Eltern.
Bei der Geburt unseres Sohnes vor fünf Jahren sagte der Chefarzt zu uns: "Herzlichen Glückwunsch

" Pause... Dann - sinngemäß: "Ab jetzt sind Sie kein Ehepaar mehr..." so oder ähnlich.
Und auch zwischen meiner Frau und mir kriselt es in den letzten Jahren, eben aufgrund all dieser zusätzlichen Verpflichtungen, Belastungen, Verantwortungen. Wir müssen beide in unseren Wünschen, Vorstellungen und Erwartungen zurückstecken, und manches - schon einfaches TV-Gucken, erst recht aber Sex - ist mittlerweile echt ne Frage von gutem oder schlechtem Timing: Mal will ich, sie aber nicht; mal will sie, ich aber nicht. Und die Zeitfenster sind eben deutlich enger gesteckt. Noch dazu ohne (Schwieger-)Eltern oder andere Verwandte in der Nähe, auf die man regelmäßiger mal zurückgreifen könnte für einen gemütlichen Kinoabend oder ein romantisches Candle-Night-Dinner auswärts...
Daß da Wünsche und Sehnsüchte wachwerden "hach wär doch nur... hätte ich doch nur..." - das ist 100% normal.
Die Alternative wäre, im alltäglichen Hamsterrad vollends durchzudrehen.
Siehst Du die Parallelen?
Kann es sein, daß Du Dir früher solche Phantasien nie zugestanden hast bzw. sie Dir zugestanden wurden?
Kennst Du das alte Lied "Die Gedanken sind frei" ?
=> Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses "menschliche Grundrecht", wie ich es einmal nennen möchte, eben in Liedform proklamiert.
In diesem Sinne kann ich Dir nur raten: Bewahre es Dir, dieses Grundrecht!
Solange Du nur solche Sehnsüchte und Schmachtanfälle hast, egal wie regelmäßig, ist alles in Ordnung und
Du bist kerngesund. Und selbst, wenn Du am Ende zu dem Entschluß gelangen solltest, Dein aktuelles Leben abzubrechen, um nach London zu ziehen und dort Dein Glück zu versuchen - auch das wäre
komplett in Ordnung und kerngesund. Das machen tagtäglich Tausende von Menschen überall auf der Welt so. Das wäre im Hinblick auf die zurückgelassene Familie zwar ein ethisch-moralisches Problem, aber mal ganz bestimmt kein psychisches!
Du siehst also:
Du hast wirklich keinen Grund, Angst zu haben! Du bist sowas von normal in der Hinsicht (ich meine das jetzt als Kompliment

) wie Millionen und Milliarden von Menschen überall auf dem Globus.
Ok?
