Hallo Vivien,
ich habe mir Deine Beiträge mal sehr aufmerksam durchgelesen und denke auch, daß Du "nur" eine Angststörung hast. Ein ähnliche Entwicklung beobachte ich nämlich auch bei mir seit knapp drei Jahren; im November 2013 hatte ich meinen akuten Nervenzusammenbruch. Seitdem bin auch ich nochmal deutlich empfindsamer, vorsichtiger und ängstlicher geworden, als ich es wohl vorher schon sehr lange Zeit war, nur daß ich es zuvor eben nicht so bewußt wahrgenommen habe.
Meine offiziellen Diagnosen bewegen sich irgendwo zwischen leichter, mittlerer und schwerer Depression sowie Anpassungsstörung. Ich persönlich bin zwischenzeitlich allerdings davon überzeugt, daß ich ursächlich eher eine (generalisierte) Angststörung habe, die dann auch mal verstärkt depressive Symptome und Phasen mit sich bringt. An schlechten Tagen verspüre auch ich schon Unruhe und eine leichte Ängstlichkeit, sobald auch nur Kleinigkeiten nicht so laufen, wie sie sollen... Mal kann ich es gut aushalten und "runterschlucken", mal macht es mich total kirre.
@Tabletten & Absetzen:
Meiner Meinung nach bist Du definitiv
nicht tablettenabhängig! Sorry, Trincomalee, aber nicht bei den geringen Dosierungen und nicht bei diesen Medikamenten. Sowohl Opipramol als auch Citalopram machen nicht abhängig, jedenfalls nicht im direkten Sinne.
Natürlich kann es sein, daß Du, Vivien, Dich selbst mental da ein bißchen 'abhängig' gemacht hast. Aber auch da kann ich Dich beruhigen: Das geht mir ähnlich. Wenn es einem mal so richtig dreckig gegangen ist über eine längere Zeit und man hat dann ähnlich eine halbwegs wirksame Möglichkeit gefunden, daß es einem wieder besser geht, dann ist es absolut normal, daß man diesen Zustand zunächst erhalten will. Das hat aber nichts mit Abhängigkeit im pharmazeutischen Sinne zu tun, sondern ist ganz normal und menschlich - wer leidet schon gern freiwillig...?!?
Ich hab von Nov 2013 bis Apr 2014 selbst Citalopram bekommen und empfand es als sehr wirksam. Ende Feb 2014 sollte ich allerdings auf Fluoxetin wechseln, und da ich das nicht wollte und mich stark genug fühlte, dachte ich, ich käme schon ohne AD zurecht und habe es dann eigenmächtig bis Ende Apr 2014 ausgeschlichen. Ein Fehler... Ab Juni 2014 kam es dann schleichend zu einem Rückfall, so daß ich nun seit August 2014 doch Fluoxetin nehme.
Und?
=> Es ging mir in den letzten zwei Jahren zunehmend besser und besser!
Seit Oktober letzten Jahres nun bin ich dabei, die Dosis gaaaaaaaaanz langsam von ehemals max. 40 mg zu reduzieren und auszuschleichen. Erst 3-4 Monate lang 30 mg; ging mal besser mal schlechter. Dann seit Ostern 20 mg; ging zwischendurch mal so schlecht, daß ich für zwei Wochen wieder hoch bin auf 30. Nun seit ca. 6-8 Wochen 10 mg; auch hier hab ich zwischendurch mal 3 Tage mit 20 eingestreut, weil ich das Gefühl hatte es klappt nicht.
In der nächsten Stufe werde ich dann auch für zwei Monate oder so nochmal halbieren, also jeden zweiten Tag 10 mg.
Und das ist absolut nichts verwerfliches! Ebenso wenig, wie die AD-Einnahme selbst!
=> Ich beneide wirklich jeden, der solche (Lebens)Krisen komplett ohne Medis durchsteht. Aber - und da erzähle ich Dir mit Deiner Persönlichkeit ja nichts neues - nicht alle Menschen sind gleich. Und wenn man Familie, Job, Kindererziehung etc. etc. immer unter einen Hut bekommen muß, dann kann so ein Medikament wirklich ein Segen sein! Mal ganz zu schweigen davon, daß man ja nun auch eben nicht unnötig leiden möchte. Aber selbst wenn man so gestrickt wäre - die modernen Zeiten lassen das einfach nicht mehr zu. Die wenigsten haben Eltern oder Schwiegereltern so in der Nähe, daß sie die Kinderbetreuung mal eben abgeben können, wenn sie sich Schei**e fühlen... Und wie Du ja selbst schreibst, will man seine Gefühlslage ja nun auch nicht am eigenen Kind ausleben.
Also - egal, wer da was zu Dir sagt:
Laß Dich nicht kirre machen von wegen 'Du mußt aber ausschleichen' oder 'Nehmen Sie die unbedingt weiter'... => Das wichtigste ist, daß Du Dich mit der Entscheidung - mit DEINER! Entscheidung - anfreunden und zu ihr stehen kannst. Wenn Du glaubst, fit genug zum Ausschleichen zu sein, mach es. Wenn Du denkst, es wäre besser, sie noch etwas weiter zu nehmen oder die Dosis zu steigern, besprich es mit Deinem Arzt und macht es.
Ich stehe da mittlerweile wirklich auf dem Standpunkt:
Lieber ein halbwegs zufriedenes und fröhliches Leben MIT AD, als ein unglückliches, ängstliches oder depressives Leben ohne - mit potentiell tödlichem Ausgang, wenn man es nicht in den Griff bekommt.
Deswegen:
Wenn das bei mir mit dem Ausschleichen klappte, wäre es schön.
Wenn es nicht klappen sollte, ist es aber auch kein Beinbruch - dann nehme ich sie eben wieder, oder eben auch ein anderes Medikament.
Vitamin D:
7,x sind definitiv viel zu wenig!
Ich habe mit meinem akuten Zusammenbruch meinen Vitamin-D-Wert im November 2013 ebenfalls bestimmen lassen, und er lag sogar nur bei 4,x! Seitdem sehe ich, daß ich - zusätzlich zu Bewegung an der frischen Luft und bei Sonnenschein - alle 2-3 Tage 1-2.000 Einheiten Vitamin D zuführe. Auch im Sommer!
Grund:
Ja, eine halbe Stunde Sonnenschein reicht theoretisch.
Aber:
1. Hier in Deutschland steht die Sonne die meiste Zeit des Tages nicht optimal am Himmel, wenn sie denn überhaupt scheint

Im Sommer nutzt sie daher vor ca. 10-11 Uhr und nach ca. 16-17 Uhr für den Vitamin-D-Aufbau überhaupt nichts. Im Winter kann man es hierzulande komplett vergessen; da steht die Sonne noch nicht einmal zwischen 12 und 13 Uhr hoch genug.
Weiterhin "wirkt" das Sonnenlicht nur auf unbekleideter und nicht eingecremter Haut entsprechend! Doof nur, daß kurze Hosen in den meisten Büros verpönt sind, gerade Frauen viel mit Pflegecremes arbeiten

und die allermeisten im Winter meistens dick eingepackt draußen herumlaufen...
2. Wenigstens für Berufstätige ist es daher nicht immer einfach, den Vitamin-D-Haushalt nur über ne halbe Stunde Spaziergehen aufrecht zu erhalten. Der - in meinen Augen - saublöde Ratschlag, man solle das doch in der Mittagspause machen, nutzt gar nichts, wenn man dann kein Mittagessen bekommt... Und die wenigsten können sich ne Stunde Mittagspause erlauben, um beides unter einen Hut zu bekommen.
Das sieht für Hausmütter / -väter nicht unbedingt besser aus - Kinderbetreuung, -erziehung und Haushalt erledigen sich auch nicht von allein, und von irgendwoher muß auch hier mal das Mittagessen kommen. Und ich für meinen Teil würde meine Hausarbeit ungern hauptsächlich nachmittags und abends machen, wenn der Rest der Familie Zuhause ist, sich ausruht, zu Abend ißt oder eben irgendwelche Anforderungen an mich stellt.
Also: Alles leichter gesagt als getan, von wegen "jeden Tag ne halbe Stunde..." Jedenfalls eben hier in Mittel- und Nordeuropa.
Der natürliche Weg der ausreichenden Vitamin-D-Aufnahme funktioniert also in unseren Breitengraden und in unserer modernen Gesellschaft bei den meisten nicht mehr (Bauarbeiter und Handwerker im Außeneinsatz mal ausgenommen *g*).
Also geht bei einem so niedrigen Vitamin-D-Wert kein Weg an der Einnahme eines entsprechenden Präparats vorbei.
PS: Und ja, in der Tat, in den skandinavischen Ländern gehört die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten nicht nur zum Alltag, sondern wird dort sogar von den Gesundheitsbehörden ausdrücklich befürwortet und beworben! =>
"Vorbildlich sind hier Norwegen und Schweden, wo die winterliche Einnahme von Supplementen öffentlich propagiert und bezahlt wird."
Also, keine Angst vor den AD und auch keine Verunsicherung vor der Vitamin-D-Einnahme nötig, ok?
Wenn Du aktuell wieder etwas am Kippeln bist, wäre vielleicht ein bißchen Bewegung bzw. leichter Sport eine Möglichkeit, die Unruhe und Angst aus dem Körper zu kriegen. Mir hilft es i.d.R. sehr gut, mich aufs Fahrrad zu setzen oder spazieren zu gehen, wenn ich verstärkt unruhig oder ängstlich bin und es nicht von allein legt. Muß kein Höchstleistungssport sein - 30-40 Minuten flottes Gehen sind für den Anfang schon ausreichend. Ich bekomme das leider auch nicht täglich eingerichtet. Aber alle 2-3 Tage gucke ich schon, daß irgendwas in der Richtung mache, das hilft, vor allem eben auch über die Regelmäßigkeit.
Ich wünsch Dir was, gute Besserung. Und sorry für den langen Post
LG,
Alex