• Der Alltag hält Belastungen und Herausforderungen verschiedenster Art bereit. Bei vielen Menschen führt dies zu Stress. Sind die Belastungen zu hoch oder dauern lange Zeit an, kann sich dies nachteilig auf die Gesundheit auswirken. In unserem Forum Stress, Nervosität & innere Unruhe können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen.

Wirklich nur eine Generalisierte Angststörung???

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Entschuldigung, ich habe zu früh auf "Antworten" getippt. Also mein Wert war 7,irgendwas.

Auf mein Bitten hin, welche Dosierung an Vitamin D ich zusätzlich einnehmen sollte kam die Antwort: "das brauchen Sie nicht. Dann müssten ja alle Skandinavier zusätzlich Vitamin D einnehmen. Eine halbe Stunde täglich an der Sonne reicht."

Hallo Vivien,

das tun die Skandinavier ja.
Und viel in die Sonne gehen ist tatsächlich besser als Vitamintabletten zu schlucken.
Jetzt ist ja die ideale Jahreszeit dazu: schwimmen gehen z.B.
Wenn Sie das mit intensivem Sport kombinieren, so wie das Dr. Riecke Julchen in einem anderen Thread empfohlen hat, führt das sicherlich zu Verbesserungen Ihrer Symptomatik.
Nachteil: es ist anstrengend und viele Menschen haben heutzutage Angst vor der Sonne.
Vielleicht treiben Sie bereits intensiv Sport draussen?
Wenn nicht versuchen Sie es einmal. Sie müssten fast sofort Verbesserungen spüren.

Alles Gute und viele Grüße
 
Wo noch zu ergänzen wäre: Bei einem Vitamin D Spiegel von 7 ist die zusätzliche Gabe von Vitamin D notwendig.
Da reichen auch keine Nahrungsergänzungsmittel und die Sonne packt das auch nicht mehr, die Gabe wäre (mehrmals) um die 20 bis 30.000 ug und verschreibungspflichtig.
Also unbedingt kontrollieren und beraten lassen.
 
Hallo Vivien,

ich habe mir Deine Beiträge mal sehr aufmerksam durchgelesen und denke auch, daß Du "nur" eine Angststörung hast. Ein ähnliche Entwicklung beobachte ich nämlich auch bei mir seit knapp drei Jahren; im November 2013 hatte ich meinen akuten Nervenzusammenbruch. Seitdem bin auch ich nochmal deutlich empfindsamer, vorsichtiger und ängstlicher geworden, als ich es wohl vorher schon sehr lange Zeit war, nur daß ich es zuvor eben nicht so bewußt wahrgenommen habe.

Meine offiziellen Diagnosen bewegen sich irgendwo zwischen leichter, mittlerer und schwerer Depression sowie Anpassungsstörung. Ich persönlich bin zwischenzeitlich allerdings davon überzeugt, daß ich ursächlich eher eine (generalisierte) Angststörung habe, die dann auch mal verstärkt depressive Symptome und Phasen mit sich bringt. An schlechten Tagen verspüre auch ich schon Unruhe und eine leichte Ängstlichkeit, sobald auch nur Kleinigkeiten nicht so laufen, wie sie sollen... Mal kann ich es gut aushalten und "runterschlucken", mal macht es mich total kirre.


@Tabletten & Absetzen:
Meiner Meinung nach bist Du definitiv nicht tablettenabhängig! Sorry, Trincomalee, aber nicht bei den geringen Dosierungen und nicht bei diesen Medikamenten. Sowohl Opipramol als auch Citalopram machen nicht abhängig, jedenfalls nicht im direkten Sinne.

Natürlich kann es sein, daß Du, Vivien, Dich selbst mental da ein bißchen 'abhängig' gemacht hast. Aber auch da kann ich Dich beruhigen: Das geht mir ähnlich. Wenn es einem mal so richtig dreckig gegangen ist über eine längere Zeit und man hat dann ähnlich eine halbwegs wirksame Möglichkeit gefunden, daß es einem wieder besser geht, dann ist es absolut normal, daß man diesen Zustand zunächst erhalten will. Das hat aber nichts mit Abhängigkeit im pharmazeutischen Sinne zu tun, sondern ist ganz normal und menschlich - wer leidet schon gern freiwillig...?!?

Ich hab von Nov 2013 bis Apr 2014 selbst Citalopram bekommen und empfand es als sehr wirksam. Ende Feb 2014 sollte ich allerdings auf Fluoxetin wechseln, und da ich das nicht wollte und mich stark genug fühlte, dachte ich, ich käme schon ohne AD zurecht und habe es dann eigenmächtig bis Ende Apr 2014 ausgeschlichen. Ein Fehler... Ab Juni 2014 kam es dann schleichend zu einem Rückfall, so daß ich nun seit August 2014 doch Fluoxetin nehme.

Und?
=> Es ging mir in den letzten zwei Jahren zunehmend besser und besser!
Seit Oktober letzten Jahres nun bin ich dabei, die Dosis gaaaaaaaaanz langsam von ehemals max. 40 mg zu reduzieren und auszuschleichen. Erst 3-4 Monate lang 30 mg; ging mal besser mal schlechter. Dann seit Ostern 20 mg; ging zwischendurch mal so schlecht, daß ich für zwei Wochen wieder hoch bin auf 30. Nun seit ca. 6-8 Wochen 10 mg; auch hier hab ich zwischendurch mal 3 Tage mit 20 eingestreut, weil ich das Gefühl hatte es klappt nicht.
In der nächsten Stufe werde ich dann auch für zwei Monate oder so nochmal halbieren, also jeden zweiten Tag 10 mg.

Und das ist absolut nichts verwerfliches! Ebenso wenig, wie die AD-Einnahme selbst!

=> Ich beneide wirklich jeden, der solche (Lebens)Krisen komplett ohne Medis durchsteht. Aber - und da erzähle ich Dir mit Deiner Persönlichkeit ja nichts neues - nicht alle Menschen sind gleich. Und wenn man Familie, Job, Kindererziehung etc. etc. immer unter einen Hut bekommen muß, dann kann so ein Medikament wirklich ein Segen sein! Mal ganz zu schweigen davon, daß man ja nun auch eben nicht unnötig leiden möchte. Aber selbst wenn man so gestrickt wäre - die modernen Zeiten lassen das einfach nicht mehr zu. Die wenigsten haben Eltern oder Schwiegereltern so in der Nähe, daß sie die Kinderbetreuung mal eben abgeben können, wenn sie sich Schei**e fühlen... Und wie Du ja selbst schreibst, will man seine Gefühlslage ja nun auch nicht am eigenen Kind ausleben.

Also - egal, wer da was zu Dir sagt:
Laß Dich nicht kirre machen von wegen 'Du mußt aber ausschleichen' oder 'Nehmen Sie die unbedingt weiter'... => Das wichtigste ist, daß Du Dich mit der Entscheidung - mit DEINER! Entscheidung - anfreunden und zu ihr stehen kannst. Wenn Du glaubst, fit genug zum Ausschleichen zu sein, mach es. Wenn Du denkst, es wäre besser, sie noch etwas weiter zu nehmen oder die Dosis zu steigern, besprich es mit Deinem Arzt und macht es.

Ich stehe da mittlerweile wirklich auf dem Standpunkt:
Lieber ein halbwegs zufriedenes und fröhliches Leben MIT AD, als ein unglückliches, ängstliches oder depressives Leben ohne - mit potentiell tödlichem Ausgang, wenn man es nicht in den Griff bekommt.

Deswegen:
Wenn das bei mir mit dem Ausschleichen klappte, wäre es schön.
Wenn es nicht klappen sollte, ist es aber auch kein Beinbruch - dann nehme ich sie eben wieder, oder eben auch ein anderes Medikament.

:)


Vitamin D:
7,x sind definitiv viel zu wenig!

Ich habe mit meinem akuten Zusammenbruch meinen Vitamin-D-Wert im November 2013 ebenfalls bestimmen lassen, und er lag sogar nur bei 4,x! Seitdem sehe ich, daß ich - zusätzlich zu Bewegung an der frischen Luft und bei Sonnenschein - alle 2-3 Tage 1-2.000 Einheiten Vitamin D zuführe. Auch im Sommer!

Grund:
Ja, eine halbe Stunde Sonnenschein reicht theoretisch.
Aber:

1. Hier in Deutschland steht die Sonne die meiste Zeit des Tages nicht optimal am Himmel, wenn sie denn überhaupt scheint ;) Im Sommer nutzt sie daher vor ca. 10-11 Uhr und nach ca. 16-17 Uhr für den Vitamin-D-Aufbau überhaupt nichts. Im Winter kann man es hierzulande komplett vergessen; da steht die Sonne noch nicht einmal zwischen 12 und 13 Uhr hoch genug.

Weiterhin "wirkt" das Sonnenlicht nur auf unbekleideter und nicht eingecremter Haut entsprechend! Doof nur, daß kurze Hosen in den meisten Büros verpönt sind, gerade Frauen viel mit Pflegecremes arbeiten ;) und die allermeisten im Winter meistens dick eingepackt draußen herumlaufen... ;)

2. Wenigstens für Berufstätige ist es daher nicht immer einfach, den Vitamin-D-Haushalt nur über ne halbe Stunde Spaziergehen aufrecht zu erhalten. Der - in meinen Augen - saublöde Ratschlag, man solle das doch in der Mittagspause machen, nutzt gar nichts, wenn man dann kein Mittagessen bekommt... Und die wenigsten können sich ne Stunde Mittagspause erlauben, um beides unter einen Hut zu bekommen.
Das sieht für Hausmütter / -väter nicht unbedingt besser aus - Kinderbetreuung, -erziehung und Haushalt erledigen sich auch nicht von allein, und von irgendwoher muß auch hier mal das Mittagessen kommen. Und ich für meinen Teil würde meine Hausarbeit ungern hauptsächlich nachmittags und abends machen, wenn der Rest der Familie Zuhause ist, sich ausruht, zu Abend ißt oder eben irgendwelche Anforderungen an mich stellt.
Also: Alles leichter gesagt als getan, von wegen "jeden Tag ne halbe Stunde..." Jedenfalls eben hier in Mittel- und Nordeuropa.


Der natürliche Weg der ausreichenden Vitamin-D-Aufnahme funktioniert also in unseren Breitengraden und in unserer modernen Gesellschaft bei den meisten nicht mehr (Bauarbeiter und Handwerker im Außeneinsatz mal ausgenommen *g*).

Also geht bei einem so niedrigen Vitamin-D-Wert kein Weg an der Einnahme eines entsprechenden Präparats vorbei.

PS: Und ja, in der Tat, in den skandinavischen Ländern gehört die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten nicht nur zum Alltag, sondern wird dort sogar von den Gesundheitsbehörden ausdrücklich befürwortet und beworben! => "Vorbildlich sind hier Norwegen und Schweden, wo die winterliche Einnahme von Supplementen öffentlich propagiert und bezahlt wird."



Also, keine Angst vor den AD und auch keine Verunsicherung vor der Vitamin-D-Einnahme nötig, ok? :)


Wenn Du aktuell wieder etwas am Kippeln bist, wäre vielleicht ein bißchen Bewegung bzw. leichter Sport eine Möglichkeit, die Unruhe und Angst aus dem Körper zu kriegen. Mir hilft es i.d.R. sehr gut, mich aufs Fahrrad zu setzen oder spazieren zu gehen, wenn ich verstärkt unruhig oder ängstlich bin und es nicht von allein legt. Muß kein Höchstleistungssport sein - 30-40 Minuten flottes Gehen sind für den Anfang schon ausreichend. Ich bekomme das leider auch nicht täglich eingerichtet. Aber alle 2-3 Tage gucke ich schon, daß irgendwas in der Richtung mache, das hilft, vor allem eben auch über die Regelmäßigkeit.


Ich wünsch Dir was, gute Besserung. Und sorry für den langen Post :)

LG,
Alex
 
Hallo zusammen,

ich möchte mich ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie sich alle die Zeiz genommen haben, mir mal eine Einschätzung und Rückmeldung zu geben. Ich bin unendlich erleichtert, dass der Versuch mein "Päckchen, was ich zu tragen habe" sich gelohnt hat und niemand voreingenommen und negativ regaiert hat. Gerne lasse ich hier noch einmal von mir hören...in schlechten Zeiten, aber doch lieber in guten Zeiten.

Viele Grüße
 
Hallo, nach nunmehr einem Jahr, nachdem ich mich zu meinen ersten Beitrag hier durchgerungen hatte, möchte ich mich heute wieder melden.
Ich bin erstaunt, dass es wohl nun ein Jahr her ist, dass ich ein solches letztes Tief hatte. Es gab auch zwischendurch schlechte Phasen, aber es gab auch eine Phase, in der ich dachte, ich hätte all das überwunden. Meine Therapeutin schloss meine Behandlung mit den Worten "Sie werden immer in stressigen Zeiten anfällig und gewissermaßen instabil bleiben. Sie können da gar nichts für. Das ergibt sich einfach aus Ihrer Biografie. Aber Sie wissen jetzt, wo Ihre Grenzen liegen und dass Sie keine Angst mehr vor der Angst haben müssen..." Ich hatte Wochen ohne morgens Aufzuwachen und in mich hinein zu horchen, wie stark meine Dämonen denn heute wieder sind und ob sie mir diesen Abend wieder Panikattacken bescherren möchten...

Es gab Momente, vorzugsweise an stressigen oder aber auch an besonders entspannten Tagen, an denen ich abends im Restaurant, oder bei Treffen mit Freunden Panikwellen bekam. Mein Mann erkannte das zu dem Zeitpunkt schon sehr gut. Er sieht es an meinem Blick. Was aber nicht heisst, dass es anderen auffällt. Denn ich rede trotzdem weiter, gehe notfalls mal kurz auf die Toilette.. Meistens war es so, dass ich merkte, wie eine Welle der Panik in mir hochstieg und ich immer den geichen Gedanken hatte, nämlich "Jetzt gehts wieder los, es hört nie auf, jetzt bleibt es für immer und niemand kann mir helfen, ich muss meine Therapeutin anrufen und jetzt wirklich in die Klinik". Zu meinen besten Zeiten waren diese Panikattacken, aber manchmal schon in 15 Sekunden (!!!) beendet. Man kann sich das kaum vorstellen, aber das war so. Und dann war ich befreit. Es war wie eine Energie, die sich angestaut hatte und wenn sie entladen war wusste ich, jetzt habe ich erst einmal wieder Ruhe. Ich hatte hier bereits geschrieben, dass ich die Angst irgendwann lernte als etwas zu verstehen, dass mich beschützen möchte.
Im September dann ging ich einen 2. Versuch an, das Citalopram (und wenn es auch nur 25mg waren) abzusetzen. Es folgten 2 Wochen in denen ich fast wahnsinnig wurde, weil ich extrem reizbar war, mich schon als aggressiv empfand. Und das machte mir wiederum große Angst, mit mir stimme etwas nicht und niemand konnte mir sagen, ob es ein Absetzsymptom oder ein Symptom meiner Krankheit war.

Aber irgendwann hatte ich es geschafft. Die Weihnachtszeit war gut, es gab erst wieder eine 2wöchige Krise im März, denn ich bekam Panikzustände, selbst wenn ich dachte, es ginge mir gut. Panikattacken zu haben, obwohl man kämpft, Sport macht, versucht sich anzunehmen und gut zu sich zu sein, sein inneres Kind liebevoll in den Arm nehmend, zu sagen "Du bist in Ordnung und alles ist gut"...das ist das schlimmste. Denn dann hat man gar kein Gefühl mehr von Kontrolle... Heute vermute ich aber, dass es der reine Gedanke an den Abschluss meines Studiums war, der mich mehr unter Druck setzte, als ich zugeben will.

Dann schrieb ich im Sommer an meiner Masterarbeit, versuchte alles zu schaffen um dann mit Mann und Kind in den wohlverdienten Urlaub zu fahren. Vor dem Urlaub hatte ich zudem Sorge, da es mir gerade in Zeiten der Entspannung eigentlich schlecht geht. In Zeiten der Anspannung habe ich nunmal gar keine Zeit meiner Panik Beachtung zu schenken und muss funktionieren. Und ich wollte funktionieren, ich wollte einen sehr guten Abschluss schaffen. Der Urlaub verlief jedoch sehr gut. Doch aus dem Urlaub zurück erfuhr ich, dass ich das sehr gut auf meinem Masterzeugnis um nur einen Punkt verfehlt hatte. Freunde und Familie lachten und sagten nur "So kennen wir dich, jetzt sei mal stolz auf dich". Zur gleichen Zeit kauften wir ein Haus. Mit dieser großen Verantwortung hatte ich wochenlang zu kämpfen (ich bekam innerlich eine Panikattacke während des abschließenden Bankgesprächs) und mein Mann wollte schon alles canceln, denn mit mir "könne man sowas halt nicht machen". Solche Aussagen treffen mich leider zutiefst. Ich sagte mir und ihm aber immer wieder, dass ich es nicht zulassen werde, dass die Angst mein Leben beherrscht. Auch ich habe das Recht auf solche Lebensziele und eben ein ganz normales Leben zu führen. (Früher hatte ich halt noch ein Bauchgefühl, auf dass ich mich immer gut verlassen konnte. Heute habe ich das nunmal leider nicht mehr. Würde ich immer auf Panikzustände hören, wäre ich schier Handlungsunfähig)

Aber in mir begann das Gedankenkarussel wieder. Mein innerer Kritiker wurde jeden Tag lauter und plötzlich saß ich da und erschrack, dass ich mich über meinen lang ersehnten Abschluss überhaupt nicht freuen konnte. Die Angst vor einer Depression wuchs somit plötzlich parallel. Trotzdem versuchte ich in der Zeit auch das Opipramol abzusetzen. Das war halt mein nächstes Projekt/ Ziel (Ich formuliere das bewusst so, weil mir klar ist, welcher Mechanismus dahinter steckt, zumindest glaube ich das.) nach dem Studium... Ich wollte das alles schaffen, so wie ich bin und dachte mir, wenn ich das jetzt in diesem Zustand schaffe, dann kann ich diese Krankheit endlich überwinden.

Die erste Woche ging noch gut, und dann bekam ich trotz langsamen Ausschleichens (50mg halbiert) extreme innere Unruhe, konnte kaum mehr im Auto sitzen beim Fahren etc. Und da war plötzlich der alles entscheidende Gedanke, etwas was mir noch nie so große Angst gemacht hatte. "Was wenn das alles nur noch schlimmer wird, wenn ich nicht mehr die Kraft habe zu kämpfen und diese negativen Gedanken und Zustände nicht mehr ertrage und nicht mehr sein will?" Pure Panik stieg in mir hoch, gefolgt von Schuldgefühlen, wie ich so etwas schlimmes nur denken konnte, obwohl ich mein Leben an sich doch liebe und es doch eigentlich die Angst vor dem Verlust ist, vor dem Tod, die mich wahnsinnig macht. Ich konnte kaum noch aufhören in mich hinein zu hören, um zu prüfen, ob das wirklich ich bin, die das denkt oder nur ein Angstgedanke, den ich vorbei ziehen lassen sollte. Zur gleichen Zeit gab es die schlimmen Nachrichten über den Suizid zweier Rockstars mit Depressionen. Mein Mann sagte "Wie kann man so etwas nur tun??". Und ich fühlte eine unbändige Angst und Scham...

Ich bekam schnell einen Termin bei meiner Therapeutin und auch sie beruhigte mich zunächst, machte mir aber auch klar, dass es wieder kurz vor zwölf ist, weil ich mir wieder mal zu viel aufgehalst hätte. Ich zeige Anzeichen eines Burnouts (na toll) und solle alles radikal zurück fahren. So funktioniert das Leben nur leider nicht. Es stand noch der Umzug vor uns und unser Sohn wurde zwei Wochen später eingeschult und ich bin es ihm und mir nach wie vor schuldig, eine fröhliche, positive Mama zu sein. Ich habe schon genug Sorgen, dass ich ihn selbst unbewusst anfällig mache.


 
Was ich mit meinem langen Post deutlich machen möchte: Ich habe Angst in einer Depression zu sein, denn ich habe zwar schon länger keine Panikattacke mehr gehabt, jedoch ganz diffuse negative Zustände, die vor allem morgens nach dem Aufwachen ganz schlimm sind und eben abends.

Ich weiß, dass wenn ich zum Psychater gehe,er mir dringend wieder zu Antidepressiva rät. Meine Therapeutin hingegen sagt, das behalten wir uns noch als Notlösung. So gut kenne sie mich über die Jahre. Mein Mann sagt: Dir ist das nicht bewusst, aber du reagierst in den letzten 4 Jahren immer so in stressigen Zeiten. Es kommen wieder bessere Zeiten und dabei helfe ich dir gern.
Zudem wurde bei mir ein immerhin 3cm großer Knoten in der Schilddrüse festgestellt. Meine Werte liegen noch im Normbereich, sind aber wohl grenzwertig. Ich nehme nun jedenfalls Thyroxin. Seitdem habe ich endlich binnen 3 Wochen fast das Gewicht, dass ich vor den AD´s hatte, ohne mich anders zu ernähren etc. und ich fühle mich wacher, habe keine Muskelschmerzen mehr.

Mein Heilpraktiker sagt: Ich denke die schlechten Werte können gerade auch von den AD´s kommen und sie sollten auch das Opipramol absetzen und mal das Thyroxin wirken lassen (ganz schlechte Idee für mich zur Zeit, ich habe dankend abgelehnt ;-)))

Und zu guter letzt: Mein Gynäkologe sagt "Sie haben eine starke Form von PMS." Denn es ist ganz deutlich, dass meine Beschwerden Zyklusgetriggert sind. Ich habe wirklich Angst vor meiner nächsten Periode!

Nun, nach wem soll man sich denn nun richten? Ich würde gerne mir selbst vetrauen. Aber genau das ist das Problem: Ich habe das Vertrauen in meinen Körper verloren. Auch in meinen Geist...denn in stressigen Zeiten vergesse ich Termine, verlege wichtige Dinge etc. Mein Mann muss dann für uns beide denken. Und das kann ich mir einfach nicht verzeihen und dieser Zustand allein, ist ein Auslöser für starke generalisierte Angst.
Mein Körper und mein Gehirn machen mir Angst, denn ich reagiere gar nicht mehr angemessen auf alltägliche Situationen. Habe ich einen Streit, reagiere ich kurz darauf mit Angst und Panik oder auch Übelkeit, zuletzt 1 Woche Blasendruck. Steht ein besonders schönes Ereignis bevor, ebenfalls. Mein Nervensystem spielt immer die gleiche Platte ab...scheint ja auch das einfachste zu sein. Ich würde nur gerne verstehen, warum es das tut. Leider hilft mir meine Therapie hier nicht weiter, denn es ist eine reine Gesprächstherapie ohne Verhaltenstherapeutische Ansätze. Alle Kniffe, die mir helfen, habe ich mir durch einzelne Aha-Momente selbst beigebracht. Meine Therapeutin spiegelt "nur".

Ich habe mir also meinen Humor noch immer nicht nehmen lassen. Und es ist auch ein Teil in mir drin, der sagt "Ich bin stark und es lohnt sich". Ich freue mich ja auch schließlich auf schöne Momente und lache. Ich isoliere mich nicht. Nur der negative Teil in mir, der der meine Gedanken kontrolliert, der mich selbst bei großer Freude am Abend mit Angst reagieren lässt (habe ich meinem Körper das beigebracht?), der scheint im Moment leider recht groß zu sein, als dass ich da mit rationalem Denken und positiven Selbstgesprächen ran käme... Ich habe schreckliche Angst vor der Angst (nicht gerade jetzt, jetzt gerade geht es mir sehr gut. Bei mir kommen diese Zustände aber mittlerweile mehrmals am Tag. Ich habe Angst, dass es mein Schicksal ist, dass die Angst mich zerstören will. Mir ist selbst klar, dass ich wieder aus dieser Opferrolle raus kommen muss und dass ich wahrscheinlich all das selbst auslöse. Aber ich frage mich einfach nach wie vor: Kann ich mich denn da auch wieder selbst raus holen oder muss ich wirklich wieder mit AD´s anfangen. Ich bin so froh über die Gewichtsabnahme und nicht mehr in mich hineinhorchen zu müssen, wegen irgendwelcher Nebenwirkungen.


Ich bedanke mich herzlich für jeden wohl überlegten Ratschlag und Meinungen, fernab von impulsiven Katastrophengedanken bitte ;-)
 
Hallo Vivien :)

Wenn ich mir Deine Geschichte so durchlese, finde ich mich an vielen Stellen wieder.

Bei mir fing's im November 2013 an. Damals diagnostizierte mein HA eine leichte Depression, verschrieb mir Citalopram und meinte, in sechs Monaten sei's ausgestanden.
Die ersten zwei bis drei Tage waren die Hölle, die nächsten drei bis vier Wochen alles andere als lustig, und danach ging's langsam wieder aufwärts. Ab Ostern 2014 dachte ich, es sei vorüber, und da noch dazu ein Medikamentenwechsel anstand auf Fluoxetin, entschied ich mich zum Ausschleichen.

Zwei Monate ging es ganz gut. Ich war zwar hin und wieder wacklig, dachte aber, ich hätte bereits genug gelernt über mich und die Krankheit / Störung, daß ich es schon irgendwie gedeichselt bekäme. Im Juni 2014 im Sommerurlaub wurden die Anzeichen dann deutlicher, eigentlich unübersehbar, und Ende Juli 2014 ging wieder gar nichts mehr. Es folgten dreieinhalb Wochen Klinik, die Einnahme von Fluoxetin (das meiner Meinung nach schlechter wirkte als das Citalopram), und es dauerte sicher drei bis vier Monate, bevor ich wieder einigermaßen auf dem Damm war.

Es ging dann im Laufe der weiteren Zeit stetig aufwärts, 2016 war das bisher beste Jahr meiner Krise / Störung. Mein damaliger Psychotherapeut diagnostizierte dann auch eher eine generalisierte Angststörung bei mir, und das erste Mal wurde mir auch tatsächlich richtig bewußt, daß schon der Beginn meiner Krise in 2013 keine echte Depression, sondern eine Pankattacke war. Heute weiß ich sogar, daß ich bereits im Frühjahr 2011 eine erste Angstattacke hatte, die ich nur mangels Erfahrung so grad überhaupt nicht als das erkannt hatte. Und da sie isoliert bzw. im Zusammenhang mit einer akuten, langfristigen Gastritis auftrat, geriet sie auch bald in Vergessenheit.

Da es mir wie schon geschrieben also in 2016 wieder verhältnismäßig (sehr) gut ging, wenn auch mit wackligen Phasen dazwischen, entschloß ich mich erneut zum Ausschleichen meines AD's. Über insgesamt rund ein Jahr hinweg hab ich das Fluoxetin dann im April diesen Jahres endgültig abgesetzt. Und mir war alles andere als wohl dabei. Ich hatte bereits auf der 10er Dosierung seit Januar gespürt, daß es mir wieder latent schlechter ging. Dachte aber, ich kriege das schon hin. Immerhin hatte ich im Verlauf der letzten zwei Jahre nochmal einiges dazugelernt und wußte nun auch, daß auch bei mir primär eine Angststörung vorlag.
Trotzdem nahmen die schlafgestörten Nächte wieder zu, die Angstanfälle auch, und insbesondere morgens nach dem Aufwachen wurde es wieder zunehmend mühsamer. Ebenso wie bei Dir nahmen auch wieder die Gedanken zu, daß ich das alles nicht mehr lange würde aushalten können.

Tja... lange Rede, kurzer Sinn: Seit dreieinhalb Wochen nehme ich mein AD wieder *seufz*.
Sehr viel besser geht es mir nach dreieinhalb Wochen zwar noch nicht wieder. Aber die SSRI brauchen nunmal ihre Zeit.

Daß ich mein Fluoxetin wieder nehme, heißt nicht, daß ich die Flinte ansonsten ins Korn geworfen hätte! Selbstverständlich arbeite ich weiter an mir und meinen Problemen, bemühe mich, meine Baustellen in den Griff zu bekommen, mich noch besser zu verstehen und mache auch ein Coaching, daß mich dabei hoffentlich unterstützen kann.

Nur wie Du es selbst schon schreibst: Bis zu einem gewissen Grad muß und will ich ja auch funktionieren. Das Leben um mich herum steht nicht still. Zum einen ist das der Job, den ich nicht unnötig auf's Spiel setzen möchte, zum anderen Frau und Kind, die nach wie vor zu mir halten, ebenso wie meine Freunde. Genau wie Du habe ich mich nicht isoliert, im Gegenzug sogar recht bald mit offenen Karten gespielt, was mir eine Menge Verständnis und Rückhalt beschert hat. Zum Glück :)

Was aber umso mehr heißt: Auch, wenn es in manchen Momenten und Stunden (so wie gestern zuletzt) echt finster ist: Ich will nicht sterben, ich will mich nicht aufgeben!

Und wenn das AD mich dabei unterstützen kann, meinen Weg zu finden und zu gehen, ohne alles zu riskieren, dann ist das für mich mittlerweile ok :)

Nach allem, was ich in den letzten Monaten an vielen Stellen gelesen habe, ist der moderne Mensch nicht mehr unbedingt für die schnellebige Zeit heute gemacht. Der ganze Fortschritt um uns herum ist unserem biologischen und psychischen Bau- und Zeitplan voraus - beim einen mehr, beim anderen weniger. Hinzu kommen diverse andere Faktoren wie gesellschaftliche Restriktionen und Gepflogenheiten, Erwartungen, unsere moderne Ernährung usw usf. - das kann man endlos ausführen.

Fakt ist für mich persönlich nur mittlerweile:
Im Kern sind wir alle immer noch Steinzeitmenschen, die auf die Unsicherheiten und Schnellebigkeiten der Moderne mit den gleichen physiologischen und psychischen Mechanismen reagieren wie unsere Vorfahren: Mit Angst. Der eine mehr, der andere weniger. Und manche gar nicht - warum auch immer.

Diese Sichtweise versuche ich mir immer wieder bewußt zu machen und vor Augen zu führen, um mir klarzumachen, daß ich für meine Störung nichts kann. Mein Hausarzt meinte irgendwann zu Beginn sogar zu mir, ich hätte wohl auch eher eine Anpassungsstörung als eine Depression, und der Coach jetzt hat dem ebenfalls zugestimmt: Ein Teil von mir hat Schwierigkeiten, sich an Veränderungen anzupassen, die noch dazu in den letzten Jahren in sehr schneller Abfolge in mein Leben getreten sind, und nicht alle davon waren (nur) schön. Und dieser Teil reagiert mit Zweifel, Unsicherheit und Angst. Mitten in der Nacht, morgens, vormittags, manchmal auch erst abends, hin und wieder latent den ganzen Tag über.
Dann wieder gibt es natürlich auch ruhige Tage praktisch ohne Angst. Aber seit Absetzen des Fluoxetin im April sind die zunehmend seltener geworden...


Warum ich Dir das alles so ausführlich schreibe:
Deine Antidepressiva weiter oder wieder zu nehmen, ist definitiv kein Zeichen von Schwäche!
Ganz im Gegenteil sehe ich es mittlerweile als eine Form von Stärke! Weil ich / Du damit ein klares Zeichen gegen die Angststörung setzt: Ich lasse mich von meiner Angst nicht beherrschen, und ich bin bereit, jeden Weg zu gehen, um sie zu überwinden! Ich möchte LEBEN! Frei von Angst.
Wie, ist mir persönlich mittlerweile ziemlich egal - Hauptsache, es funktioniert. Einigermaßen zuverlässig.
Wie auch schon gesagt, sehe ich das AD selbstverständlich nicht als Allheilmittel - das ist es definitiv nicht. Keine Frage.
Aber es macht mir das Leben und den Durchhaltewillen doch um einiges leichter und ermöglicht mir teilweise überhaupt erst, andere Therapiemöglichkeiten wie eben das Coaching, Sport, bessere Ernährung etc. anzugehen und aufrechtzuerhalten.


Gehe also bitte nicht zu hart mit Dir ins Gericht :)
Wenn Du das Gefühl bzw. den Eindruck hast, mit dem AD eventuell besser zurechtzukommen, dann solltest Du darauf hören. Letzten Endes kann der Versuch nicht schaden. Und wir haben alle nur ein Leben! ;)

Hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen.
Auf jeden Fall bist Du nicht allein mit Deiner Geschichte :)

LG,
Alex
 
Hi,

sorry, hab erst im Nachhinein festgestellt, daß ich Dir locker die Hälfte davon schonmal geschrieben hatte.
 
Guten Morgen liebe Forumgemeinde,

Es ist wieder so weit...es ist ein Jahr vergangen...September...ich melde mich wieder. Irgendwie seltsam.

Und wieder einmal habe ich meine alten Beiträge gelesen und stelle fest, es ist wieder das gleiche Muster. Ich müsste gar keinen neuen Bericht verfassen. Sondern einfach nur "Hilfe. Kann mich jemand mal beruihigen?"

Ich versuche es trotzdem: Ich habe eine sehr stabile Phase hinter mir. Und damit meine ich nicht, dass ich monatelang Angstfrei war. Das kommt tatsächlich vor, aber ich meine viel eher, dass ich verstanden hatte, dass die Angst kein externes Monster ist, dass mich plötzlich und unerwartet anspringt. Nein, ich hatte plötzlich verstanden, dass wenn ich eine stressige Phase oder eben kurz vor meiner Periode stehe, die Angst da ist. Ich hatte gelernt sie als solches anzunehmen. Und damit wurde sie zu einem kleinen Monster, dass ICH an der Leine führte.

Jedenfalls war ich so weit (meine Therapie lag nun auch lange zurück), dass ich nun auch meine 50mg Opipramol am Abend absetzen möchte. Ich machte also einen Termin beim Psychiater. Ich bin wirklich belesen um das Thema Ausschleichen, Absetzsymptome etc. Umso erstaunter war ich auch, als er mir riet das Medikament nicht ausschleichen zu müssen. Ich sagte ihm, ich nehme es eh nur noch alle 2. Ich vergesse die Einnahme, was für mich ein wichtiges Zeichen meiner Psyche ist.

Die ersten 2 Wochen fühlte ich mich sehr euphorisiert und selbstbewusst. Nebenbei achtete ich auf mich. Machte eine Darmsanierung, wegem dem Müll der letzten 5 Jahre. Reinigte meine Leber, meditierte... Ich war in meiner Mitte und dann bin ich der dankbarste, zufriedenste Mensch auf Erden. Ich kann mich an so vielem erfreuen. Das hat die Angsterkrankung mit sich gebracht. Nichts mehr ist selbstverständlich. Wenn es mir gut geht, kann ich mich freuen wie ein kleines Kind.

Doch plötzlich entwickelte ich etwas, was mein Hausarzt als "Neuropathien" bezeichnete. Restless Legs in der Nacht, Schmerzen in den Beinen auch am Tag. Abwechselnd, bis unter die Fußsohlen. Dazu Nackenverspannungen und Kopfschmerz. Magenschmerzen und Übelkeit machte sich abends in mir breit. Ich versuchte aber noch das anzunehmen. Dein Körper heilt, sagte ich mir. Er braucht seine Zeit. Nach 8-9 Wochen war dieser Spuk vorbei und ich dachte mir "es ist mir egal. Solange es nur körperliche Symptome sind, kann ich es gut ertragen." Aber leider blieb es dabei nicht.

Es kamen viele Themen privat hinzu und meine Therapeutin, bei der ich seit 2 Wochen wieder bin, meint ich hätte mich mal wieder überfordert. Aber mal ganz ehrlich: Es ist absolut frustrierend, was mittlerweile schon eine Überforderung für mich darstellen kann!! Das wiederum zieht mich immer in die Negativspirale. Die erste Überforderung war, nach meinem Absetzen, dass ich meinem Sohn zu liebe im Freizeitpark 2. 3 Achterbahnen mitgemacht habe, obwohl ich große Angst davor habe. Aber ich möchte nunmal eine lustige, taffe Mami sein. Und ja ich möcht mir und meinem Körper auch klar machen, dass sich so etwas nicht umsonst Vergnügungspark nennt. Nur vielleicht muss man das wirklich nicht machen, wenn man gerade eh mit Schwindel und Kopfschmerz zu tun hat. Das Ergebnis war, dass mir den ganzen Tag schwindelig war und ich abends im Restaurant (mal wieder) die erste Panikattacke seit langem bekam. Und da tauchte er plötzlich auf, der Gedanke: Du schaffst das nicht, es wird wieder so schlimm wie vor 5 Jahren am Anfang. Vielleicht bringst du dich ja irgendwann um.
Ich behielt alles für mich, aber diese Angst, weil dieser Gedanke aus dem NICHTS plötzlich auftauchte....es gibt für mich keine schlimmere Angst!!!!

Dazu kam, ich bekam eine Stelle angeboten. Ich muss mich an dieser Stelle outen: Ich bin studierte Klinische Psychologin. Und ja, das macht es nicht besser! Fachwissen steht einem hier mehr im Weg, als das es sinnvoll sein kann. Meine Therapeutin macht mir auch immer klar, wie viele Ärzte, Psychiater, Piloten etc. sich in ihrer Behandlung befinden.

Jedenfalls kam ich plötzlich ins Grübeln, ob ich denn dazu fähig bin, den Job gut zu machen. Den ganzen Tag kreisten meine Gedanken darum, ob ich diese Stelle schaffe, annehmen kann. Und auch: ist es das, was mich glücklich macht. Denn meine Therapeutin ist sich sicher: Meine Krankheitssymptome entstehen, weil mein "Lebensmotto" ist "Ich muss das schaffen. Dann bin ich gut genug für mich". Nicht "Ich möchte das, weil ich es gerne tue."

Parallel wollte mein Mann gerne nochmal fürs Jahr Fernurlaub buchen. Es kann sich keiner vorstellen. Aber das überforderte mich total!! Ich bin seit Jahren wegen meiner Angst vor Panikattacken im Flugzeug nicht mehr geflogen. Ich wollte dieses Problem nächstes Jahr angehen, aber nicht jetzt. So kurz nach dem Absetzen und wo dieser Job ansteht. Mein Mann machte mir klar, dass er das verstehe. Er würde deshalb auch alleine mit unserem Sohn fliegen. Aber da machte mein Ego nicht mit. Mein Sohn würde doch dann merken, dass etwas mit seiner Mami nicht stimmt. Er weiß jedoch, dass ich Flugangst habe. Ich versuche meinem Sohn nicht vorzuleben, dass ein Leben Angstfrei sein muss. Jeder hat Ängste, und das ist nunmal meine. Er war jedoch so stolz auf mich, dass ich da keinen Rückzieher machen wollte. Und zugegeben, zum Zeitpunkt der Buchung, ging es mir auch noch nicht so schlecht. Ich besorgte mir ein Buch zum Thema Flugangst und dachte mal wieder "das musst du schaffen, dann kannst du deine Angst besiegen."

Mittlerweile merke ich, dass die negativen Gedanken sich als Zwangsgedanken zeigen. Ich höre den ganzen Tag in mich hinein. Frage mich ab: Hast du Selbstmordgedanken. Willst du wirklich sterben? Musst du handeln? Schaffst du es ohne die Medikamente nicht?? Ich stelle dann aber fest, das esmir gut geht und ich nicht im geringsten ans Sterben denke. Wenn ich dann aber abends google (oder einfach in meinem Psychologenwissen danach krame), wieviele Menschen sich suizidieren, was die Vorzeichen sind!!!, dann überfällt mich die Panik.

Das schlimmste aber: Wenn ich Panik habe, der Verstand für die paar Minuten ausgesetzt ist, bis hin zu leichten Derealisationssymptomen, dann überkommt mich wirklich eine schiere Hoffnungslosgkeit. Und dann denke ich tatscächlich: Ich möchte nicht mehr sein. Ich habe aber keine Bilder im Kopf, wie ich das machen würde. Ich habe nur eine unendliche Angst, dass ich in meiner Panik unzurechungsfähig werde und aus dem Affekt wirklich nicht mehr will (in diesem Moment will ich ja auch nicht mehr. Ich will mich aber nur einfach auflösen für den Moment und danach wieder da sein), weil dieser Zustand so schrecklich ist.

Meine Therapeutin sagt, das sind Zwangsgedanken. Wenn sie zu schlimm werden, helfen Medikamente gut. Aber das will ich nicht! Das macht mir ja wieder klar, wie krank ich bin. Und ich dachte doch eigentlich, ich sei auf dem Weg der Heilung. Früher dachte ich in meinen Angstzuständen, ich bekäme eine Psychose, ich würde verrückt. Wie gerne würde ich diese Gedanken nun eintauschen.

Die Angst vor Suizid ist das absolute Indiz für mich, dass es doch schlimmer nicht mehr werden kann. Das ich in die Klinik gehöre. Ich versuche mich zu beruhigen, dass es NUR Gedanken sind. Das hilft aber manchmal nur bis zum nächsten Abend. Dann werde ich skeptisch. Was wenn ich wirklich gefährdet bin? Ich sehe mein Kind an meinem Grab stehen und das ihm jemand das erklären muss, dass seine Mutter verrückt war und mit ihren Angstzuständen nicht mehr zurecht kam. Und ich schäme mich so, dass ich so etwas nur denken kann!!! Ich liebe meine Familie so sehr. Ich würde ihr das nie antun wollen. Aber dieser Gedanke ist so quällend. Ich habe dann das Gefühl mein Gehirn, meine Psyche möchte mich umbringen. Und so wird mein Körper, meine Gedanken wieder zu meinem Feind. Und der Kreislauf, von dem ich dachte, dass ich ihn durchbrochen hätte, geht von vorne los...

Tief in mir drin, ist aber die Hoffnung, dass ein wunderbares Leben auf mich wartet.
 
Ich möchte noch hinzufügen: Ich stand vor dem Grab meiner Mutter als ich ein Kind war. Meine Mutter starb mit 40 Jahren an Krebs. Ich habe meine Erkrankung bekommen, als ich selbst Mutter wurde. Ich habe sämtliche Krankheitsängste durch.

Das ich nun selbst auch noch dafür verantwortlich sein könnte, mein Kind zu verlassen durch Suizid (und eben nicht durch eine Krankheit wie Krebs), durch negative Gedanken, die ich mir selbst eingeredet habe...diese Schuld...das ist das allerschlimmste für mich.

Ich frage mich, wie bedrohlich sind diese (offensichtlichen) Zwangsgedanken für meine Realität wirklich? Ich meine, ja es sind nur Gedanken. Aber man liest doch von Fällen, in denen das genauso passiert ist. Und woher kommen diese Gedanken?? Versucht mein Verstand mich wirklich in den Wahnsinn zu treiben? Kann ich mir nicht mehr trauen?

Das sind die Gedanken, die ich während einer Angstattacke habe.
 
Ich habe mir meine Beiträge noch einmal durchgelesen und stelle fest, dass diese Zwangsgedanken bei mir tatsächlich nicht neu sind. Ich hatte schon einmal damit zu tun. Und siehe da, ich bin noch da.

Trotzdem habe ich die Angst, dass sie mich mein ganzes Leben begleiten wollen. Ich möchte so gerne wieder normal denken, normal fühlen. Es fühlt sich so an, als würde man im Gehirn am liebsten mal den Reset-Knopf drücken. Das geht aber leider nicht. Ich lese zwischen meinen Zeilen, dass es immer wieder Versagensängste sind, die ich habe. Die Angst nicht gut genug zu sein. Ich wollte so eine gute Psychologin sein. Und jetzt hat es mich selbst getroffen, dass ich Angst habe den Arbeitsalltag gut zu überstehen, ohne jeden Abend in der Entspannung mit Panikattacken zu verbringen, weil ich den normalen Alltaganforderungen nicht mehr gewachsen bin und mein Körper ständig überreagiert. Das ist doch ein Witz!

Ich habe Angst vor mir!! Angst vor meinen Gedanken. Wie findet man Vertrauen in sich zurück. Das sind Fragen, die ich beantworten sollte. Mit denen ich anderen Menschen mal helfen wollte. Aber ich kann es für mich selber nicht immer. Und dabei war ich mal so stark. Und jetzt wo mein Leben als Erwachsene eigentlich viel leichter ist und auch so viel Freude bereit hält, mache ich es selbst kaputt. Durch meine negativen Gedanken und Ängste, die ich nicht abstellen kann. Ich hätte nie gedacht, dass die Psyche - im Einklang mit dem Körper und seinen körperlichen Symptomen - so etwas schaffen kann.

Ich versuche ja, die Angst als meinen Freund zu betrachten. Aber warum tut sie mir das an, mich auch noch mit Zwangsgedanken zu bestrafen, wenn Sie mich doch eigentlich mal beschützen wollte?
 
Hi Vivien,
ich in deiner Situation würde es mit einem Medi gegen Angst versuchen, es ist zumindest eine gute Chance dass es dir hilft.
Bei Angst vorm Fliegen kann ein Benzo versucht werden, solltest du aber vorab schon mal probiert haben, um die Wirkung einschätzen zu können.

Wichtig wäre Sport, Autosuggestion, ggf versuchen die Lebenseinstellung zu ändern.
Der Tod trifft uns alle, das Leben für die anderen geht aber weiter und Kinder müssen daran nicht zerbrechen, mittlerweile gibt es da sehr gute Unterstützung was zu deiner Zeit sicher noch nicht so war.
Wir können es kaum beeinflussen, was mit uns geschieht.
Deine Gedanken hätten also nur einen Nutzen wenn du in die Zukunft schauen kannst, aber dem ist ja nicht so (sicher weißt du das auch), somit macht es keinen Sinn solche Gedanken zu ende zu denken.

Ich würde deine Gedanken auch eher der Angst eventuell auch einem Zwang zuordnen.
Da du vom Fach bist weißt du sicher auch dass Gedanken an den Suizid noch lange nicht bedeuten dass man suizidal ist, da gibt es himmelweite Unterschiede und deine Gedanken sind nicht suizidal.
Versuche dir das immer wieder vorzusagen, ändere deine Denkstrukturen indem du versuchst die störenden Gedanken zu ersetzen, solange dran bleibst bis sie die alten Gedanken in den Hintergrund drängen.

Wenn du immer gegen ende des Jahres Probleme bekommst könnte auch eine Tageslichtlampe helfen, da wäre aber darauf zu achten dass sie groß genug ist und auch genügend Lux hat.

Dass du keine Psychose hast wirst natürlich auch wissen, versuche auch daran zu glauben.

L.G.
 
Hallo Tired,

ich danke dir von Herzen für deine schnelle, ehrliche und kompetente Antwort.
Zu den Medikamenten: Ich habe 5 Jahre 50mg Opipramol genommen, die ich ja nunmal vor einigen Wochen abgesetzt habe. Ich denke, dass da wieder viel zusammen gekommen ist und ich mich auch wieder viel selbst unter Druck setzte, jetzt doch eigentlich geheilt sein zu müssen. Ich habe mich in den Jahren meiner Erkrankung mit vielen Ansätzen auseinander gesetzt. Und ich bin für mich persönlich zum Entschluss gekommen: Wenn ich Urvertrauen in mich und mein Leben zurück finden möchte, dann kann Heilung nur aus mir selbst geschehen und dass ich alles was ich dafür brauche in mir trage.

Aber natürlich gebe ich dir auch Recht. Es heisst nicht, dass ich AD´s verteufle. Aber es setzt doch einen Kreislauf in Gang und irgendwann weiß man einfach nicht mehr, ob der Gehirnstoffwechsel am Ende mehr Schaden nimmt durch das Auf und Ab. Ich habe aber mit mir den Pakt geschlossen, dass wenn in den nächsten Wochen keine Besserung eintritt, ich es mit Escitalopram versuchen werde.

Ich würde mich sehr freuen, wenn noch mehr meinen Beitrag kommentieren möchten.

Herzlichen Dank!
 
Ich denke es ist nicht so leicht, zu wissen dass die Lösung in dir liegt und mit diesem Wissen zu genesen.
Die Psyche geht ihre eigenen Wege, ist mit Logik nicht wirklich zu bestechen.
Sie lernt eher durch erlebte Erfahrungen, deren Wiederholungen, sei es durch Erlebnisse oder auch mit einem Umdenken (z.B. Autosuggestion).
Du magst das durchschaut haben, wissen was Sache ist, aber die Psyche vertraut nicht darauf da die Angst stärker ist, aus der Gefühlswelt kommt und nicht aus dem rationalen Denken.

Im Grunde zeigt die Verschlechterung nach Absetzen doch nur dass du deine Angst noch nicht überlisten, umerziehen, normalisieren konntest.
Es braucht wohl noch mehr Zeit und Geduld.
Wichtig ist dass du dir Strategien zurechtlegst die zu dir passen, dann auch dran bleibst, ob das nun mit Medikamenten für dich leichter ist, oder auch ohne geht, das kannst nur du beurteilen indem du deinen Leidensdruck als Maß für die Vorgehensweise nimmst.
 
Tja was soll ich sagen. Gestern Abend war es plötzlich ganz schlimm. Der Tag lief gut, wobei ich die ganze Zeit schon das Gefühl hatte meine Gedanken irgendwie kontrollieren zu müssen. Ständig diese Abfrage "Na schau, dir geht es doch gerade ganz gut. Alles ist gut. Du wirst nicht verrückt und du willst auch nicht sterben." Das beruhigt aber nur kurz und spätestens am Nachmittag erwischt man sich beim Gedanken "Was wenn doch?" Denn wenn ich einen Angstzustand habe, der bei mir manchmal gar nicht hoch auffallen muss in eine Panikattacke. Aber dann überkommt mich eine massive Hoffnungslosigkeit und dann denke ich kurz "SO will ich wirklich nicht mehr. Das kann doch kein Mensch ertragen, dass das plötzlich jetzt wieder los geht. Ich will nicht mehr kämpfen. Wann hört das endlich auf?"

Dann habe ich den Fehler gemacht, dass ich gegoogelt habe. Und siehe da, es wurde plötzlich in einem Forum erwähnt, wie viele sich suizidieren, unter einer Panikattacke.

Keine 5 Sekunden später merkte ich, wie mich die pure Panikwelle überkam. Ich war kurz davor meinen Mann anzuspringen und zu sagen "Fahr mich in die Klinik. Ich muss eingewiesen werden. Mit mir stimmt was nicht. Mein Gehirn will mich umbringen."

Ich habe das aber nicht getan. Obwohl es so, so schwer war. Ich habe abgewartet, bis mein Verstand halbwegs wieder die Überhand gewann und dann mit meinem Mann über die Situation gesprochen. Ich habe mich tausendfach entschuldigt bei ihm, dass ich ihm gerade nochmal solchen Kummer bereite. Und dass ich einfach nur verstehen möchte, warum das mit mir passiert. Und das ich nicht verstehe und so enttäuscht von mir bin, wenn ich jetzt doch wieder Tabletten bräuchte. Vor 2 Wochen lief doch alles noch gut. Es war so schwer nach den Tabletten die 8 kg wieder runter zu bekommen.

Ich hatte meine Angstzustände im Griff. Aber jetzt haben sie mich im Griff. Mein Mann hat mich ganz wunderbar aufgebaut. Dass ich mich nicht wundern solle, wenn ich mich selbst durch googeln in eine solche Panikattacke bringe und das es mein gutes Recht sei, dann auch mal Hoffnungslos zu sein und dass das eben ein Symptom ist und ich gerade nur eine schlechte Phase habe, von der ich aber auch wüsste, dass sie wieder vorbei geht.

Ich habe mich dann schlafen gelegt und mir vorgenommen "Heute ist Schluss mit den miesen Gedanken. Morgen ist ein neuer Tag. Mit neuer Hoffnung." Beim wach werden heute morgen waren sie kurz wieder da, diese Gedanken "Das wird nicht besser. Jetzt gehts abwärts." Verbunden mit dieser Angst. Ich weiss aber, dass ich in solchen Phasen immer morgendliche leichte Attacken habe. Wenn ich runter gehe in die Küche, verfliegen sie meist schon wieder.

Ich kenne diese Zustände schon von mir. Und im Nachhinein muss ich sogar zugeben, dass mich dieses Thema "Schreckliche Angst vor Suizid" schon zwischendurch häufiger in schlechten Phasen begleitet hat. Ich habe sie da nur nie als Zwangsgedanken abgetan. Auch hatte ich mich gar nicht getraut mit meiner Therapeutin darüber zu sprechen.

Das schlimmste ist für mich, dass ich mich so sehr damit beschäftige. Dass ich mich immer wieder frage: Warum hört man von so vielen Suiziden? Was bringt die Menschen dazu? Wenn man doch sagt, dass die meisten das gar nicht wirklich wollen. Dann denke ich mir gleich, haben sie es auch aus einem Zwang oder aus einer Panik heraus gemacht. So als würde einen die Krankheit dorthin treiben. Wie eine externe Macht und man könne gar nichts dagegen tun. Und das schürrt in mir so sehr die Angst vor Kontrollverlust und bringt das ganze Rad ins Rollen.

Wie kommt man da raus? Und wie konnte ich mich so schnell da rein steigern?....
 
Wichtig ist den Gedanken und Abfragen etwas entgegenzusetzen.

Ich glaube übrigens nicht dass die meisten sich aus einer Panikattacke heraus suizidieren, da ist man doch mehr gelähmt als handlungsfähig und die PA hat man doch weil man gerade nicht sterben möchte.
Ich denke es sind in erster Linie Depressionen und die meisten sind nicht jene die das eigentlich nicht wollen, sondern jene die es in der Phase wollen und oftmals auch über diese Phase hinaus.
Es ist so kompliziert mit dem Seelenleben das zu einem Suizid führt, dass es an einer PA liegt nach meiner Meinung nach zumindest extrem selten, es ist nicht die Angst sondern das nicht mehr leben wollen, was auf dich ja gar nicht zutrifft.
 
Guten Morgen,

lieber Tired, ich möchte dir noch einmal für deine aufbauenden, klaren Worte danken. Ich würde mich auch sehr über weitere Kommentare freuen. Ich habe mich in den letzen Tagen tatsächlich mehr mit der Problematik aus Sichtweise von Zwangsgedanken beschäftigt. Ja, ich wollte nicht mehr googeln. Es triggert so viel. Aber irgendwie suche ich, wenn ich Panik habe, zwanghaft nach Antworten und irgendwie auch Lösungen. Und da ich mittlerweile gute Posts dazu in Foren gefunden habe (Menschen, die endlich mal genau das beschreiben, was ich habe - Zwangsgedanken bzgl. Angst vor Suizid), beruhigt mich das manchmal auch sehr und holt mich runter, wenn ich mir selbst im Moment der Panik keinen Glauben schenken kann.

Leider beruhigt es mich immer nur kurzzeitig. Zur Zeit ist es so, dass ich den ganzen Tag diffuse Angst versprüre (Ich habe mir dafür irgendwann mal eine Skala entwickelt). Zur Ziet bin ich eigentlich immer auf einer 4 von 10. Dazwischen, wenn ich ins zwanghafte Grübeln gerate, weil ich der Meinung bin immer überprüfen zu müssen, ob ich gerade daran denke, dann stiegert sich meine Angst kurze Zeit später auf 10, wenn nicht sogar gefühlt auf 11.

Dazu kommen in der sonstigen Zeit Schuldgefühle, weil ich eben diese Gedankenschlaufen habe.

Ich erkenne also das Muster und ich erkenne auch die tatsächliche Belastung dahinter: Letzte Woche war es nämlich so weit. Der erste Flug nach Jahren stand an. Mein Hausarzt verschrieb mir für den Ernstfall Diazepam. Ich hatte es aber nicht genommen. Ich weiss, es ist irgendwie unvernünftig und irgendwie wieder eine Art der Selbstüberforderung meinerseits. Ich hatte mir speziell für diese Situation einen Whatts-App-Chat in meinem engsten Freundeskreis eröffnet. Es ging um mutmachende Worte meiner Freunde, wenn ich im Flieger sitze. Gar nicht wenige schreiben mir dazu, "nimm halt was ein, ich habe auch Flugangst." Aber irgendwie traute ich mich das nicht, weil man ja auch nie weiß, wie das dort oben wirkt. Außerdem wurde auch im Flugangst-Ratgeber, denn ich ja seit Wochen beackerte davon abgeraten. Jedenfalls gerettet hat mich letztendlich meine Lieblingsklaviermusik auf den Ohren und das Wissen, dass ich die Tabletten im Handgepack habe.

Der Start und das eklige Gefühl dabei waren tatsächlich so schlimm wie in meiner Erinnerung, aber der Rest blieb aus. Keine Panik im Flieger. Ich hatte mir extra nochmal neue Bücher besorgt, die mich sehr interessierten und ich konnte mich sogar auf das Lesen einlassen. Glücklicherweise gabs auch keine Turbulenzen.

Wir kamen an bei herrlichen Wetter, ich war stolz auf mich. Ich konnte die folgenden Stunden total genießen. Doch dann urplötzlich zum Abend legte sich der Schalter um. Meine Panik schoss auf 11. Ich schrieb spät abends meiner Therapeutin eine SMS, und das mache ich natürlich nur im allergrößten Notfall. Ich schrieb, dass ich das Gefühl völliger Verzweiflung verspüre. Ich bin wieder auf einer Insel, wie damals -wo alles anfing- umgeben vom Meer, Dunkelheit...Ich müsste hier weg, aber ich könne doch nicht fliegen!!!


Meine Therapeutin antwortete schnell: "Es wird alles gut, es wird sich alles ändern!! Bleiben Sie stark und halten Sie durch."
Mein Mann beruhigt mich auch ganz verständnisvoll. Es sei die Anspannung, die sich jetzt den Weg nach draußen suche. Verdammt dachte ich mir, ich war doch extra heute hier noch joggen. Was muss da bitte noch raus??? Ich achte so sehr auf mich und meine Ernährung und alles drum herum.
Die danach diffuse Angst hielt 2 Tage an, zwischendurch hatte ich gute Stunden, die ich versuchte auch zu genießen. In diesen Momenten könnte ich die ganze Welt aus Dankbarkeit für meine Ruhe umarmen.
Für den nächsten Tag nahm ich mir vor die Insel etwas alleine zu erkunden. Ich brauchte das für mich. Ich ging los um mir den Ortskern anzuschauen. Und ich genoss es so sehr. Kein Gefühl von Panik beim Anblick des Meeres und den dahinter liegenden Inseln, sondern nur eine Art Liebe für das Leben und Stolz, dass ich es gechafft habe.
Abends kam wieder die Panik....ich verstehe es einfach nicht.

Danach hatte ich tatsächlich gute Tage mit einem Paniklevel von 2. Eine wirklich gute Zeit also. Auch keinerlei Zwangsgedanken. Einen Tag vor Abflug ging es allerdings wieder los. Den ganzen Tag Herzrasen, Blasendruck, Magenschmerzen. Wie würde der Rückflug werden??? Wie würde ich reagieren???

Noch viel größer aber die Angst: In einer Woche beginnt dein neuer Job!!! Wie willst du das so schaffen. Du musst auch noch zum Betriebsarzt. Musst ihm sagen, dass du gerade in einer Therapie bist. Niemand wird dich so einstellen. Und bis dahin darfst du auch keine Medikamente nehmen. Darunter kannst du dich gar nicht mehr konzentrieren, machst zu viele Flüchtigkeitsfehler...dann fliegt alles auf. Aber was ist, wenn du diese Zwangsgedanken plötzlich auf der Arbeit hast und nicht mehr funktinierst?


Das sind meine Gedanken zur Zeit. Mal wieder das selbe Muster. Angst vor Kontrollverlust, Angst vor meinen Gedanken, Angst vor dem Schicksal, fehlendes Vertrauen in mich und die Zukunft, absolute Katastrophenfantasien. Angst vor der Angst.

Und dabei weiss ich doch vom Verstand her, das bisher letzten Endes alles nicht so schlimm geworden ist, wie ich es mir in meiner Gedankenwelt erdacht hatte.

Aber leider hängen die Gefühle hinterher...
 
So ein Benzo ist ja auch ein Notfallmedikament, wenn man es nicht nimmt muss man sich auch keinen Kopf machen, selbst wenn andere sagen man sollte es nehmen, denn wann es genommen wird bestimmt ausschließlich das eigene Empfinden und so gesehen war es für dich nicht nötig darauf zurück zu greifen.

Die Angst sucht sich immer Ausweichmöglichkeiten, hat man das eine etwas im Griff sucht sie längst nach einer anderen Möglichkeit durchzubrechen.

Vielleicht fällt es leichter die Angst als Ausdruck einer Erkrankung zu sehen und zu üben dies auch zu verinnerlichen, so dass man einen anderen Blick darauf bekommt und dem ganzen die Zähne ziehen kann.
Das sind aber sicher Überlegungen die in die Therapie gehören, um dort Strategien entwickeln zu können die zu dir passen und eben auch Wege zu finden um diesen Erkenntnissen zu vertrauen, was vor allem über praktische Erfahrung funktioniert.
Das Angstgefühl reagiert vor allem auf das was du erfährst und fühlst, weniger auf Logik, aber beeinflussen kannst du es dennoch mit den richtigen Gedankengängen von denen du ja schon einige gesammelt hast.
Je häufiger du brenzlige Situationen erlebst, dich in sie hinein begibst, ohne dass etwas schlimmes passiert, desto mehr wirkt sich das eindämmend auf die Ängste aus aber es braucht eben manchmal sehr lange.

Googlen ist nicht nur schlecht, ergooglet man sich Beiträge und Artikel die beruhigen und auch seriös informativ sind, dann ist dagegen nicht zu sagen.
Kritisch ist es vor allem weil meist auch Berichte angezeigt werden die das genaue Gegenteil bewirken und Angst machen und auch dafür sorgen dass man einfach immer weiter googlet um zu erfahren was an Schlimmen noch so passieren könnte.

Warst du schon beim Betriebsarzt?
Wenn keine Schweigepflichtentbindungen gefordert werden und auch nicht zulässig sind, dann denke ich nicht dass du ihm etwas über deine Erkrankung erzählen musst.
In gesundheitlichen Fragen sind durchaus auch Lügen erlaubt, wenn die Fragen zu weit gehen.
Bei einem Arbeitsplatz wo es kritisch werden könnte so etwas zu verschweigen wäre es natürlich was anderes, aber bei den sensiblen Jobs wird sowieso eine Schweigepflichtentbindung gefordert und damit bringt es auch nichts das zu verschweigen, insofern der HA entsprechende Befunde hat.

Bei einer ganz normalen betriebsärztlichen Untersuchung, muss man meiner Meinung nach keinen Offenbarungseid über seine Gesundheit leisten, denn was relevant ist wird sowieso untersucht und der Rest geht niemanden was an.
 
Liebe Vivien,

zunächst einmal tut es mir leid für Dich, daß es Dir wieder schlechter geht.

Aber:
Die Angst gehört zum Leben von uns Betroffenen leider dazu...

Mir persönlich geht es seit Samstag Abend wieder schlechter, und das, obwohl ich nur versucht habe, auf eine Party zu gehen!! Ich war den Tag über zuerst auf einem Live-Event von Veit Lindau, zusammen mit 1500 anderen Menschen, von denen ich nicht einen kannte. Und obwohl alle nett und sympathisch waren (soweit ich das beurteilen kann; auf jeden Fall war niemand unfreundlich zu mir), weckte dann abends das beginnende Treiben auf der Tanzfläche bei mir unliebsame Erinnerungen an meine Jugend... Zehn Minuten, bevor die Türen zu einem Trance Dance geschlossen wurden, habe ich mich verkrümelt und bin heulend nach Hause gefahren.

Seitdem fühle ich mich mal mehr, mal weniger wie ein Versager, wie ein Weichei, wie ein kleiner Wicht, der es noch nicht mal gebacken bekommt, auf ne Party zu gehen.

Warum ich Dir das alles erzähle?
=> Weil ich trotz aller Angst, trotz der immer noch nachklingenden schlechten Stimmung, trotz meiner Gedankenkarrussels und trotz meiner Sinnkrise WEISS, daß das alles nur Gedanken sind! Sie können mir nichts anhaben, und sie haben auch nur soviel Macht über mich, wie ich ihnen zugestehe.
Seit Monaten und 2-3 Jahren schon habe ich gelernt, mir das immer wieder ins Bewußtsein zu rufen: Es sind nur Gedanken, und sie können mir nicht schaden.

Was mich zum nächsten Punkt Deiner Ängste bringt:
Auch ich habe immer mal wieder Suizid-Gedanken - weniger aktiv mit selber-umbringen, als vielmehr passiv im Sinne von "wenn mir gleich ein Ziegelstein auf den Kopf fällt" oder "ein schöner, kurzer, heftiger Autounfall"... Ich hab auch schon am Bahnsteig gestanden und mir kurz überlegt wie es wäre, sich vor den Zug zu werfen... Aber zumindest bis jetzt WEISS ich bei vollem Bewußtsein, daß es alles nur Gedankenspiele sind. Keine schönen, keine, die ich gern spiele, eher solche, die ich gern loswerden würde... Aber es sind eben wirklich nur GEDANKEN! Keine Taten.

Ein sehr guter Freund von mir sagte mir noch vor kurzem, was mich wahrscheinlich auch in meinen akutesten Phasen immer wieder retten würde, wäre meine Rationalität. Was auf der einen Seite ein wenig ein Fluch ist - das permanente Abwägen, die Zweifel, die Sorgen -, ist gleichzeitig in solchen Situationen auch ein Segen.

Denn auch ich habe dann kurze Momente später versucht, mir meinen Sohn an meinem Grab stehend vorzustellen. Mit der großen, traurigen Frage nach dem "warum?" in seinen Augen. Den großen Tränen, seiner Verzweiflung, seinem Nicht-Verstehen.

Liebe Vivien,
solange es NUR Gedanken sind und Du es schaffst, diese auch als solche anzunehmen und passieren zu lassen wie Wolken am Himmel, kann Dir nichts passieren. Es sind Gedanken, die in diesem Augenblick gedacht werden wollen. Warum auch immer - das kann ich Dir leider nicht beantworten. Aber sie wollen gedacht werden, sie kommen, und sie ziehen vorüber. Und Kraft Deiner Rationalität und insbesondere Deiner Liebe zum Leben und auch zu Deinem Kind wirst Du es immer wieder schaffen, diesen negativen Gedankenwolken den Sonnenschein hinterherzuschicken. Mal nur für ein paar Sekunden, dann wieder für ein paar Stunden oder Tage.

:)

Fakt ist aber auch:
Überfordere Dich nicht!
In der geplanten Fernreise mit dem Flugzeug sehe ich noch den Sinn des Urlaubs, der neuen Eindrücke und Erfahrungen. Auch bin mal lieber geflogen als ich es heute tue... aber die Vorfreude auf etwas Neues hilft mir da immer sehr. Ebenso, wie die Konzentration auf meinen Atem und ausgleichende Gedanken.
Aber auf eine Achterbahn bekommt mein Sohn mich definitiv nicht! Wildwasser, ja, ok. Gern. Aber keine Achterbahn.
Da habe ich auch kein Problem damit, ihm das so zu sagen. Allerdings würde ich es da zugegebenermaßen mit der Halbwahrheit halten und ihm lediglich sagen, daß ich es nicht vertrüge und mir davon schlecht würde ;)

Soll heißen:
Du mußt Du weder Dir noch ihm etwas beweisen, wenn sich alles in Dir dagegen sträubt!
Natürlich ist es wichtig, an der ein oder anderen Stelle zu versuchen, über sich und seine Ängste hinauszuwachsen. So wie Du es mit der Achterbahn und dem Flieger versucht hast oder ich Samstag Abend mit der Party.

Aber es ist absolut kein Vergehen und kein Versagen, wenn man etwas, von dem man weiß und spürt, daß es einem nicht guttut, bleiben läßt!

Wie eingangs erwähnt:
Das ändert leider wenig daran, daß ich mich deswegen nicht trotzdem etwas minderwertig fühlen würde, keine Frage.

Aber auch die Geschichte DAZU sind wieder nur Gedanken.


Es ist eine schei* Balance, den richtigen (Mittel)Weg zu finden, wenn man angeschlagen ist.

Aber nur wenn wir ihn gehen, kommen wir weiter.

Und ich bin trotz sehr vieler innerer Zweifel, Kämpfe und Ängste der festen Überzeugung, daß ich es irgendwie überstehen werde. Mit viel Kraft, Ausdauer, Geduld und Selbstliebe.

Das schaffst Du auch :)
Denk an die vielen schönen Dinge im Leben, an die vielen schönen Erfahrungen, die Du insbesondere auch in den letzten guten Monaten machen durftest :) An Deinen Sohn, Deinen Mann, Deine Freunde... :)

Kurz:
Dein Leben besteht definitiv nicht nur aus Angst, ebensowenig wie meines, und auch, wenn es sich manchmal so anfühlt.
Aber, ja, leider: Ganz los werden wir diese Achillesferse wahrscheinlich auch nie... Ich frage mich dann immer, ob ich eine andere Erkrankung lieber hätte. Die Antwort ist stets ein klares "Nein" - denn viele andere chronisch Kranke bekommen unter Umständen noch zusätzlich Ängste und Depris obendrauf - ich hab wenigstens "nur" Ängste und Depris ;)

Umso mehr ein Grund, jeden Tag des Lebens zu genießen, so gut es eben geht (was mir die letzten zwei Tag zugegebenermaßen selbst schwer fällt ;)).


LG, fühl Dich umarmt und einen schönen Nachmittag :)
Alex
 
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