• Der Alltag hält Belastungen und Herausforderungen verschiedenster Art bereit. Bei vielen Menschen führt dies zu Stress. Sind die Belastungen zu hoch oder dauern lange Zeit an, kann sich dies nachteilig auf die Gesundheit auswirken. In unserem Forum Stress, Nervosität & innere Unruhe können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen.

Wirklich nur eine Generalisierte Angststörung???

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Guten Morgen,

lieber Alex, ich hätte dir gerne eher geantwortet, um mich für deine Worte zu bedanken. Aber gestern war der schwärzeste Tag meiner bisherigen Erkrankung. Zumindest gefühlt. Ich bin wach geworden mit dem gewohnten Herzrasen, dass ich seit kurzem habe. Daraufhin aber der Gedanke "Du willst nicht mehr!".

Oh Gott, das war das wovor ich in den letzten Wochen so große Angst hatte. Es ist eingetreten. Ich dachte ich drehe durch. Mein Verstand war mir nicht mehr zugänglich. Ich bat meinen Mann sich um unserern Sohn zu kümmern. Das musste ich noch nie. Und das bestätigte mich unbewusst, dass ich nun komplett labil bin. Ich habe versucht meine Therapeutin anzurufen, aber Sie ist bis Freitag noch im Urlaub. Aber doch shcon am Freitag muss ich wieder funktionieren. Mein Mann sagte: "Ich weiß es nicht, dann musst du den Job absagen und wir fahren jetzt in die Klinik. Das hinterlässt viel verbrannte Erde. Aber du bist wichtiger!!" Alles wurde schwarz um mich. Absoluter Tunnelblick. Ich saß im Bett und wusste nicht mehr, was ich fühlen soll. Was ich machen sollte. Ich sagte: "Stopp!! Ich brauche nur jemanden der mir sagt, dass das ich nicht wirklich sterben will und dass das "nur Zwangsgedanken" sind, die ich selbst herbei geführt habe. Aber das schlimme: In dieser Angst gestern, wollte ich wirklich nicht mehr!! Ich bekam Panik, dass ich plötzlich die Kontrolle in mir verliere und diesem Impuls, diesem Gefühl nachgeben könnte. Undbeschreiblich...

Ich rief daraufhin bei diversen psychiatrischen Ambulanzen an und Kliniken an. Entweder waren diese für mich nicht zuständig oder aber es hieß: "Wenn Sie meinen, dass sie eingewiesen werden müssen, dann kommen Sie. Aber hier kann nun niemand ein therapeutisches Gespräch mit Ihnen führen." Ich verneinte. Tavor hätte ich auch hier und habe es noch nie genommen. Ich hatte Angst darunter vielleicht noch ganz die Kontrolle zu verlieren. Ja, es tut mir leid. Aber so war es gestern.

Ich rief einen engen Freund an, der die selbe Erkrankung hat. Wir telefonierten 1,5 Stunden. Er sagte mir, dass er selbst schon solche Gedanken hatte, das unsere Gedanken und Gefühle aber immernoch unsere Hand bräuchten, um den nachzugehen. Und das wir wissen, dass wir das eigentlich nicht wollen. Nur manchmal überrennt es einen. Dass ich mir mal wieder einen ganz feinen Katastrophenfilm selbst gemalt hätte. Wie jemand der Liebeskummer hat und dann nur noch traurige Lieder hören möchte.

Das Gespräch beruhigte mich. Bis zu der Frage: Du willst es doch nicht wirklich??
Ich zögerte. Und sagte: "Verdammt. Ich weiß es nicht. Ich will das doch nicht, oder??" Daraufhin wieder die absolute Panik. Und der Gedanke "Doch, du willst es!".

Nochmal: Ich habe keine Bilder dazu. Ich wüsste nicht wie. Und letzte Woche noch,da liebte ich mein Leben sehr. Das passt gar nicht zu mir!! Aber ich erinnere mich, dass ich diese Gedanken schon mal am Anfang meiner Erkrankung hatte und plötzlich als ich das Citalopram vor 2 Jahren abgesetzt hatte. Aber es fühlte sich nicht so real an. Vermutlich weil ich da nur einzelne Angstwellen hatte, in denen das aufkam. Diese Gedanken kommen nur auf, wenn ich Angst verspüre. Und derzeit bin ich immer auf einem gewissen Angstlevel.

Denn meine alten Strategien funktionieren nicht. Die Angst anzunehmen. Mir klar zu sagen, dass ich nicht das Opfer bin und die Angst kein externes Monster. Ich versuchte es, aber dann musste ich denken: Wenn diese Gedanken zu mir gehören, dann will ich ja wirklich sterben. Ich versuchte ich zu beruhigen und mir zu sagen, dass ich mir vielleicht erlauben muss zu denken, dass ich nicht mehr will gerade. Dass das noch lange nicht heisst, dass ich gefährdet bin. Das ich endlich mal zugeben sollte, dass mir gerade alles zu viel ist. Dass mir das die Angst sagen will.

Das beruhigte mich. Aber nur kurz. Und dann ging es nochmal richtig los: Ich googelte, über Zwangsgedanken, über Suizidanzeichen, über Fälle in denen Menschen solchen Gedanken nicht mehr entkommen konnten.

Ich verkrümmelte mich ins Bett. Irgendwann konnte ich schlafen.

Heute Morgen bebe ich auch sehr innerlich. Aber es ist besser.
 
Nachtrag: Die Angst ging runter, als ich mich gestern zu meinem Kind ins Bett gelegt hatte, um ihn vorzulesen. Eine unendliche Dankbarkeit stieg in mir auf. So wie ich sie eigentlich an guten Tagen jedes Mal verspüre. Ich liebe mein Leben! Nur nicht meine Selbstzweifel und das fehlende Vertrauen in mich, meine Fähigkeiten und das Leben. Ich bin absolut geborgen und habe wunderbare Freunde. Ich habe alles, was man braucht um ein glückliches, zufriedenes Leben zu führen. Aber gestern kam das nicht an mich ran. Ich hatte das Gefühl, etwas dass nicht ich bin, hätte einen Schalter in mir umgelegt. Einfach so.

Ich habe unendliche Angst, dass das nochmal passiert. Wahrscheinlich war es gar nicht so schlimm, wie ich mir eingeredet habe. Aber ich konnte mich gestern nur zurück ziehen, und den Tag nicht mit meiner Familie verbringen. Das habe ich bis dahin immer geschafft. Aber ich musste diese Gedanken analysieren. Immer und immer wieder und hören ob sie noch da sind.
 
Liebe Vivien,

im Moment nur ganz kurz, weil wir gleich frühstücken:
Ich habe Deinen Text gelesen, und es tut mir sehr leid für Dich, daß es Dir so schlecht ging bzw. geht.
Ich habe zur Zeit auch eine eher dunklere Phase, und ein Teil von mir wünscht sich auch, es würde alles einfach nur vorbei sein.
Aber ein anderer Teil von mir will leben.
Den ersten Teil und auch meine Ängste und Zweifel zu akzeptieren, fällt mir im Augenblick auch wieder deutlich schwerer.

Deswegen sage ich mir ganz bewußt und manchmal auch laut: Schritt für Schritt, eins nach dem anderen. Mit der Ruhe.

Ich melden mich später am Tag nochmal ausführlicher. Aber vielleicht kann Dich das Wissen, daß es auch anderen so geht - wie bei Deinem sehr guten Freund ja auch - weiter beruhigen.

Dir kann absolut NICHTS PASSIEREN!

Sag Dir das, immer wieder, wie ein Mantra.

Schritt für Schritt.

Ich bin in Gedanken bei Dir :)

LG, und bis später mal ;)

Alex
 
Manchmal hilft es den Unterschied zwischen Suizidgedanken und dem Gedanken nicht mehr zu wollen besser zu kennen.
Das ist ein himmelweiter Unterschied und Gedanken nicht mehr leben zu wollen, oder sich zu wünschen es wäre vorbei, sind nicht gleich suizidal, eher einer gewissen Lebensmüdigkeit geschuldet und der Überforderung.

Dein Freund hat recht, ohne selber aktiv zu werden und das sehr bewusst, passiert nichts.
Versuche die Gedanken als Ausdruck deiner Überforderung zu nehmen, die dir sagen dass du diesen Zustand nicht mehr möchtest, die Gedanken, die Krankheit, aber das Leben wollen oder nicht wollen und das Umsetzen einer Entscheidung wieder etwas vollkommen anderes ist und auch auf einer anderen Ebene stattfindet.
Wärst du suizidal, dann würde dir der Gedanke wohl nicht so furchtbare Angst machen, außerdem verändert sich das Denken und Empfinden, es würde dir nicht entgehen und es wäre auch kein willenloser Akt, dem du ausgeliefert sein würdest.

Versuche die Gedanken als Gedanken zu nehmen und nicht als Prophezeiung, sie können dir nichts tun und je besser es dir gelingt sie so zu entschärfen, ihnen nicht hinterher zu denken, desto besser wird es werden.

Ich weiß nicht wie schlimm es gerade ist, mit deinen Gedanken, aber an deiner Stelle würde ich auch mal mit einem Psychiater darüber reden eventuell auch über die Möglichkeiten die Medikamente bieten und im Notfall in eine psychiatrische Institutsambulanz gehen, die dir auch im Bezug auf Medikamente etwas sagen können und auch ob es besser wäre stationär in eine Klinik zu gehen oder nicht.
Ich denke aber wenn es dir gelingt den Gedanken nicht mehr so ausgeliefert zu sein, sie einfach als Wirrung hinnehmen kannst, eben als Teil und Symptom einer Erkrankung und nichts weiter, dann wirst du es auch ohne stationären Aufenthalt hinbekommen.

Vor allem nimm in deinen Entscheidungen keine Rücksicht auf die Arbeit, denke da nur an dich und versuche das auch als gut und richtig anzusehen, was auch nochmal den Druck nimmt, denn krank ist krank.

Gut wäre auch wenn dein Freund für Notfälle erreichbar ist, wenn du mit ihm ausmachen kannst dass du anrufst falls die Gedanken dich überwältigen, so hast du eine gewisse Sicherheit immer mit jemanden reden zu können der das von sich selber kennt.
 
Hallo Vivien,

so, jetzt nochmal ein zwei Gedanken zu Deiner Situation:

Wie Tired schon richtig beschrieben hat, gibt es einen Unterschied zwischen Suizidgedanken im engeren und im weiteren Sinne: Nach meinem Verständnis und meiner persönlichen Erfahrung sind erstere tatsächlich etwas gefährlicher, wenn man wirklich wirklich den Wunsch hat zu sterben. Wenn absolut gar nichts mehr im Leben einen Sinn ergibt, wirklich ausnahmslos alles nur noch aus Last und Leid besteht und man wirklich absolut und ausnahmlos nichts und niemandem mehr etwas positives abgewinnen hat.

Diese Form sehe ich bei Dir so nicht.

Du scheinst mir eher an der gleichen Form wie ich zu leiden, nämlich daß Du immer wieder an Punkte in Deinem kommt, an denen Du "einfach" nur so, wie es sich in den beschissenen Momenten anfühlt, nicht weiterleben willst. Geht es Dir besser und Du hast eine schöne Phase von Tagen, Wochen oder sogar Monaten, willst Du leben und kannst darüber, daß Du in dunkleren Zeiten mal nicht mehr leben wolltest, nur milde lächeln.

So geht es mir zumindest:
Wenn mich Angst, Zweifel und Depri so richtig überkommen, wenn ich mich überfordert fühle, gleichzeitig aber trotzdem noch funktionieren "muß" (bzw. glaube, funktionieren zu müssen), steigt eine sehr intensive Lebens-Müdigkeit in mir auf. Der Wunsch, diese Angst, dieses Leid, dieses Dasein in diesen Momenten mögen einfach nur aufhören. Der Wunsch nach unendlicher, tiefer Ruhe, für immer. Bzw. solange, bis ich mich wieder regeneriert habe.

Sobald es mir wieder besser geht und ich schöne Tage und Wochen habe, erkenne ich den wesentlichen Unterschied dahinter noch viel mehr und bin froh, daß es "nur" eine extrem krasse Form von Lebens-Müdigkeit ist.

Ich bin mir manchmal auch nicht sicher, ob ich nicht immer wieder eher eine variable Form des Chronischen Erschöpfungssyndroms habe mit symptomatischen Anteilen einer Angststörung und Depression. Meiner Einschätzung und Erfahrung nach könnten die Übergänge da sehr fließend sein.

In jedem Fall solltest Du mal in einer ruhigen - auch qualvollen, stillen Zeit im Bett, gemütlich eingemummelt - Minute tief in Dich hineinfühlen und versuchen, Deine genauen Gefühle an dieser Stelle zu erforschen: Willst Du wirklich sterben, weil Du sterben willst? Oder hast Du "lediglich" ein quasi unendliches Bedürfnis nach "permanenter" Ruhe und Frieden? :)

Das macht einen gewaltigen Unterschied und kann Dir selbst in diesen dunklen Momenten Ruhe und Zuversicht zurückgeben, daß wieder alles in Ordnung kommen wird.
Wichtig dabei ist allerdings auch zu erkennen, daß Du dann eben auch wirklich wirklich Ruhe brauchst! und Dir diese dann auch zuzugestehen!

Halte Dir hierzu auch immer wieder vor Augen:
Unser modernes Leben ist alles andere als alltäglich entspannend und garantiert nicht so, wie es sich die Natur und der liebe Gott einstmals für irgendein Lebewesen auf diesem Planeten vorgestellt haben - und damit auch nicht wirklich das richtige für uns Menschen. Insbesondere seit der industriellen Revolution und durch unser modernes, digitales Zeitalter sind unser Tage dermaßen durchgetaktet, permanent geschieht irgendwo etwas, man ist dauernd in Action, hier was, dort was...
=> Da ist es vollkommen verständlich, normal, gesund und natürlich, daß unser Körper, unsere Psyche und unser Organismus uns früher oder später Warnzeichen setzen und uns damit zu sagen versuchen: "STOP! Mach langsamer, da wird zu schnell und zu hektisch. Bei soviel Dauerstreß komme ich nicht mehr mit!"

Leider ist nur eben auch nicht ganz so einfach, sich dann tatsächlich auch aus dem Hamsterrad rauszuziehen und sich die Ruhe zu gönnen, die man so dringend braucht.

Und keine Frage: Kommen dann noch irgendwelche Lebensereignisse und -erfahrungen, Kindheitstraumata oder Schicksalsschläge hinzu, ist das Faß sowieso irgendwann voll...

Soll heißen:
Versuche, die Warnzeichen Deiner Psyche mit soviel Liebe wie möglich anzuerkennen und handle danach. Wenn Du spürst, daß Du den morgigen Tag so nicht bewältigen kannst, dann ist das ok - davon wird die Welt garantiert nicht untergehen! :) (auch, wenn es sich so anfühlen mag, ich kenne das Gefühl auch)


In dem Zusammenhang was die Klinik angeht:
Ich glaube, in den kommenden 2-3 Tagen wird Dir eine Klinik nicht mehr weiterhelfen können als wenn Du Zuhause darauf achtest, Dir wirklich umfangreich Ruhe zu gönnen. VIEL RUHE! Damit meine ich nicht nur ausschlafen und ne Stunde Mittagsschlaf. Sondern wenn Dein Körper und Deine Psyche Dir das Signal geben, stundenlang im Bett liegenzubleiben, bis Du Dich irgendwann wieder etwas unternehmungslustiger fühlst, dann solltest Du auch danach handeln: Bleib im Bett! :) Zieh Dir die Decke bis unter's Kinn, guck zum Fenster raus, fühle Deine Symptome, ohne Dich hineinzusteigern, und mach Dir immer wieder bewußt, daß Dir nichts passieren kann. Absolut NICHTS! Du bist in Deinem geschützten Zuhause, liegst in Deinem Bett, und Dir kann absolut nichts passieren. Sieh die Angstwellen - so versuche ich das jedenfalls - als ein Symptom ähnlich wie Magenschmerzen oder Fieber bei einem Infekt: Sie kommen, sie sind schei**e unangenehm, sie quälen einen - aber sie gehen auch wieder, und zwar umso schneller, je besser man sich in sie hinein entspannt.

Ganz grundsätzlich und nach dem Wochenende kann eine Klinik dann durchaus sinnvoll sein, wenn Du das immer noch möchtest. Aber in der Tat glaube ich nicht, daß Du jetzt über das lange Wochenende da viel profitieren von würdest, eben weil keine Visiten und keine Gespräche stattfinden und Du bestenfalls auf Basis Deines Aufnahmegesprächs "nur" ein Medikament verabreichst bekommst. Womit ich auch nichts gegen Antidepressiva gesagt haben will - ich nehme mein's immer noch. Aber drei Tage in einer Klinik = fremden Umgebung zusammen mit anderen Leidensgenossen, denen es teilweise vielleicht sogar dreckiger geht als Dir, ist dem dringenden Gefühl nach Ruhe und Sicherheit eventuell nicht unbedingt förderlich.


Also, mein ganz ganz dringender und lieb gemeinter Rat an Dich:
Egal, was Du morgen vorgehabt hast, von dem glaubst, es unbedingt durchziehen zu müssen: Laß es bitte sausen!! Nichts auf der Welt kann so wichtig und dringend sein, als daß Du nicht wichtiger wärest.
Und auch, wenn der Vergleich etwas dramatisch ist: Aber angenommen, Du begingest Suizid, dann würde danach auch alles weiterlaufen, irgendwie, ohne Dich. => Wenn das der Fall ist, wird es auf jeden Fall auch morgen und die nächsten Tage ohne Dich funktionieren :)

Gönn Dir Ruhe.
Schlafe.
Versuche, Dich zu entspannen.
Laß die Symptome kommen und gehen und auch "wüten", selbst wenn es sich unendlich schei**e anfühlt. Sieh es wie eine akute Grippe, die Du jetzt ein paar Tage durchstehen mußt, indem Du im Bett liegenbleibst und Dich schonst.
Und wenn Dir danach ist - wenn Dir WIRKLICH danach ist -, dann steh irgendwann auf. Koch Dir nen Tee, nen Kaffee, besorg Dir ein Stück Kuchen (oder laß es Dir von Deinem Mann mitbringen), und dann setz Dich auf's Sofa, auf den Balkon/die Terrasse. Mach nen kurzen Spaziergang.
Und wenn Du Dich erschöpft fühlst, legst Du Dich danach wieder hin und ruhst Dich aus.

In einer Klinik würdest Du unter'm Strich die nächsten Tage nichts anderes machen, nur mit weniger Freiheit und Wahlmöglichkeiten, wenn Dir danach ist.

Höre auf Deine innere Stimme - sie wird Dir sagen, was Dir gerade guttut :)
Und laß die Zweifel kommen und gehen und kommen und gehen...

BTW - Zweifel - "Zwangsgedanken":
Ich bin mir nicht sicher, und vielleicht habe ich auch etwas an Deiner Diagnose überlesen oder nicht mehr richtig in Erinnerung: Aber in Deiner Situation diese wiederkehrenden Suizidgedanken zu haben, sind in meinen Augen noch keine Zwangsgedanken. Man könnte es sicher so auslegen, ich glaube das aber nicht. Das ist lediglich ein unendlich tiefer Ausdruck und Hilfeschrei Deiner Psyche nach Ruhe und Frieden. Schlimm genug, keine Frage. Aber nicht mehr. Meiner Meinung nach :)


Also:
Ruh Dich aus. Cancel den morgigen Tag. Und mach gaaanz langsam, Schritt für Schritt. Wie die Elefanten. Einen Schritt nach dem anderen. Atmen. Ruhe. Frieden :)


LG,
Alex
 
Guten Abend Alex,

ich möchte dir von ganzem Herzen danken!!

Deine Worte entsprechen mir sehr. Genauso siehts in mir aus.

Ich würde dir gerne noch so viel schreiben, aber ich muss fit sein für morgen. Ich gebe dir Recht, dass ich vielleicht hätte sagen sollen: "Ich kann heute noch nicht anfangen. Habe mir wohl einen Magen-Darm Virus eingefangen."

Aber weisst du was? Ich kenne mich. Das macht mir noch mehr Schuldgefühle. Ich muss viel an mir noch arbeiten. Aber dieser Job könnte genau der Schritt in die richtige Richtung sein. Gerne dazu demnächst mehr. Glaube mir, die Angst wollte mir in den letzten Tagen 1.000 Mal sagen "Lass das sausen...Du schaffst das nicht. Du gehörst in eine Klinik." Und ich wäre dem nur zu gerne nachgekommen. Wirklich!!

Ich habe diese negativen Gedanken aber nur, wenn ich Angstzustände habe. NIcht an schlechten Tagen. Sondern mehrere Minuten, mal mehrere Stunden. Aber jedes Mal danach sind die düsteren Gedanken weg und ich kann mir nicht mehr vorstellen, warum ich sie gedacht habe. Ich habe diesen Mechanismus bei mir immer schon bemerkt. Die größte Angst bei meinen Panikattacken ist nicht das Herzrasen, nicht das Engegefühl. Das schlimmste war und ist bei mir immer die kognitive Seite. Mich überkommt eine depressive Wolke!!! Und damit das Gefühl, dass ich nicht mehr will. Dass es besser wäre, ich könnte mir alles nur noch von oben anschauen und auf meine Liebsten sehen, aber muss das nicht mehr fühlen. Und die Angst vor weiteren Schicksalsschlägen nicht mehr ertragen. (schrecklicher Gedanke an sich, ich weiß. Es tut mir leid!!!) Aber wenn ich am Tag minutenweise oder heute auch stundenweise frei bin von meiner Angst, habe ich auch diese Gedanken nicht mehr. Ich fühle tiefe Dankbarkeit und habe nur den Wunsch, dass dies ewig so anhalte. Ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden. Ich wünsche es allen Betroffenen.

Anders herum funktioniert es aber leider auch: Ich höre in mich hinein, um zu überprüfen ob diese Gedanken noch da sind. Während ich das tue, wächst die Angst vor der Angst, dass sie noch da sind. Und zack: Das sind sie und die Panikwelle geht weiter hoch. Oder auch: Es geht mir gut. Es darf mir aber nicht gut gehen, denn ich hatte ja eben noch diese schlimmen Gedanken. Und wenn ich dann mein fröhliches Kind sehe, überkommt mich ein schreckliches Schuldgefühl. Das widerrum führt wieder in die Panik.

Und wenn ich an einem Tag wie gestern nur Angstzustände habe, dann kann ich das eine vom anderen gar nicht mehr unterscheiden.

Ich glaube, dass das ein Teil des Mechanismus bei mir ausmacht. Ich weiss nicht ob es wirklich so ist. Es kommen sofort Zweifel auf ob ich nicht doch einfach gefährdet bin. Und im Moment befinde ich mich durch das ständige in mich hinein hören in einer "depressiven, negativen Gedankenspirale". Beides bedingt sich gegenseitig. Aber ich hoffe einfach, dass es dieser Mechanismus ist und ich noch einmal lernen muss, da auszusteigen.

Und die Angst hat für mich leider auch immer den "Vorteil" gehabt, sich über tatsächliche Probleme keine Gedanken zu machen.
Ich muss mir klar werden, ob dieser Job das richtige für mich ist. Meine Angst zeigt mir, was ich lange versucht habe mir nicht einzugestehen. Es war eine Vernunftentscheidung und mal wieder keine Entscheidung meines Herzens. Jedoch zum kleinen Teil auch. Wäre der nicht, ich hätte es wirklich im Nachinein noch abgesagt bzw. hätte ich nicht unterschrieben. Mit diesem Zweifeln an meiner Entscheidung fingen ja die schlimmsten Zustände vor einigen Wochen wieder langsam an. Hier zu Hause sich weiter seinen Gedanken hin zu geben fühlt sich für mich aber auch nicht richtig an. Ich brauche ein Erfolgserlebnis. Aber klar ist da immer die Angst, ob ich mich nicht wieder überfordere. Wahrscheinlich wird es ein Mix aus beidem. Ich muss Stück für Stück den Weg gehen.

Das ist aber nur mein Erklärungsversuch.

Wie gesagt, ich melde mich morgen. Wenn noch nicht morgen, weil erstmal alles verarbeitet werden will, dann aber auf jeden Fall am Wochenende.

Noch einmal ein herzliches Dankeschön. Dieses Forum ist wirklich der einzige Grund warum man in dieser Zeit ins Internet gehen sollte. Alles andere treibt einen nur weiter abwärts.

Ich wünsche eine wirklich gute und erholsame Nacht!!
 
Guten Morgen Vivien,

Ich würde dir gerne noch so viel schreiben, aber ich muss fit sein für morgen. Ich gebe dir Recht, dass ich vielleicht hätte sagen sollen: "Ich kann heute noch nicht anfangen. Habe mir wohl einen Magen-Darm Virus eingefangen."
Ok, das war mir so nicht bewußt, daß Du heute einen neuen Job anfängst...
Und da hilft wahrscheinlich auch nur irgendwie durchbeißen, weil nach meiner Ansicht (und Erfahrung) die Wahrscheinlichkeit groß ist, daß eben genau der neue Job heute womöglich der unbewußte Auslöser für Deine jüngste Angstphase ist. Soll heißen: Wenn Du das jetzt heute umgingest, verschleppst Du das Problem nur und es wird Dich beim nächsten Versuch womöglich erneut einholen.

Ich muss mir klar werden, ob dieser Job das richtige für mich ist. Meine Angst zeigt mir, was ich lange versucht habe mir nicht einzugestehen. Es war eine Vernunftentscheidung und mal wieder keine Entscheidung meines Herzens.
Wenn ich fragen darf: Was ist das für ein Job?

Ganz grundsätzlich kann ich Dir da nur voll zustimmen, und auch das deckt sich mit meiner Erfahrung und den Erzählungen aus Gesprächen mit Freunden und Bekannten - und auch mit meiner Frau:
Die allermeisten Jobs heutzutage erfüllen praktisch keinen von uns (mehr). Das Arbeiten-gehen-wollen selbst ist dabei noch ein Herzenswunsch (um bei Deiner Wortwahl zu bleiben), der konkrete Job selbst häufig nur eine Vernunftentscheidung: Wenigstens hat man eine Arbeit, wenigstens verdient man Geld, wenigstens kommt man ein bißchen unter Leute, wenigstens hockt man nicht "nur" Zuhause rum und versauert, usw.
Wirklich Erfüllung finden allerdings die wenigsten in ihrem Job. Ich habe zwar das (zweifelhafte?) Glück, auch in einer anderen Community unterwegs und sehr aktiv zu sein, in welcher sehr sehr viele Mitglieder offenbar genau das haben: Erfüllung, Glück und Zufriedenheit im Job. Aber: Wenn man sich durchliest, was diese Leute beruflich machen, stellt man schnell fest: Sie sind zumeist in irgendeiner Hinsicht selbständig mit einem persönlichen Thema, das ihnen am Herzen liegt. Trifft man stattdessen mal auf jemanden, der unzufrieden ist, so wie ich (die gibt es auch), stellt sich auch hier ganz schnell heraus, daß das zumeist Menschen mit "klassischen" Bürojobs sind, in denen man entweder den Anforderungen und dem Streß niemals Herr wird oder man sich nicht verwirklichen kann - und schlimmstenfalls beides.

Wenn ich anhand Deines Nicks - Vivien81 - auf Dein Alter schließen müßte (ich weiß - Frauen spricht man höflicherweise niemals auf ihr Alter an; ich tu's trotzdem ;)), dann würde ich sagen Du warst zum Zeitpunkt der Eröffnung Deines Accounts vor ein paar Jahren 36/37 und dürftest jetzt kurz vor 40 sein.

Warum ich darauf abstelle im Zusammenhang mit dem Job:

Je mehr wir Menschen uns der Lebensmitte nähern und je mehr wie uns bis dahin "nur" abgerackert haben, funktioniert haben, umso größer wird irgendwann der Wunsch in uns, dem weiteren Verlauf unseres Lebens mehr und tieferen Sinn abzugewinnen. Unserem Dasein eine wahrhaftige Bedeutung zu geben. Einen Unterschied zu machen.
Und eben nicht mehr einfach nur zu funktionieren wie ein braver, industrieller Zinnsoldat, als der wir mit Beginn unserer Schullaufbahn erzogen worden sind.

Da wir - je nach konkreter Stelle - zwischen fünf und zehn Stunden am Tag direkt und indirekt mit unserem Job verbringen - also von montags bis freitags die Mehrzahl unserer Wachstunden -, ist irgendwann das Bedürfnis besonders groß, diese Zeit sinnstiftend zu gestalten und zu verbringen. Und eben nicht "nur" in einem Büro Akten zu sortieren, hektische Projekte ohne klare Zielvorgabe zu stemmen und sich selbst, die eigenen Vorstellungen und Ansprüche zugunsten des Unternehmens zurückzustellen.


Was ich Dir mit diesen Ausführungen deutlich machen will, ist - einmal mehr -:
Diese Sorgen, Ängste, Verunsicherungen und Zweifel, die Du hast, sind für sehr sehr viele Menschen - wenn nicht sogar die Mehrzahl - heutzutage normal. Leider. Du bist damit nicht allein.
Der einzige wesentliche Unterschied besteht darin, daß es Menschen gibt, die diese inneren Bedürfnisse irgendwie wegstecken, sortiert bekommen, sich mit der Situation arrangieren, das Ganze abends nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub kompensieren. Und daß es Menschen gibt wie Dich, mich und sehr sehr viele andere, denen es eben echt an die "Seele" geht damit. Die es trotz aller Vernunft und Rationalität nicht vollends hinbekommen, diesen inneren Ruf zu "unterdrücken", zu besänftigen und mit ihm einen halbwegs gesunden Kompromiß zu schließen.

Und das Ganze wird umso schwieriger, je länger man diese innere Stimme unterdrückt und verleugnet hat und je länger man in diesem System feststeckt bzw. festgesteckt hat. Fast unsere komplette Generation wurde von unseren Eltern und der Schule nach dem Leistungsprinzip erzogen, um im späteren Berufsleben zu funktionieren und Karriere zu machen. Wertvoll ist danach nur, wer Leistung bringt, nicht aneckt und stromlinienförmig mitschwimmt.

Keiner hat uns beigebracht, daß es auch andere Lebenswege gibt...

Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine :)


Ich könnte dazu noch sehr vieles mehr schreiben, denn ich bin da in der Hinsicht in den letzten Jahren zunehmend bewußter und aufmerksamer für geworden. Was leider nicht heißt, daß ich den Absprung hinbekommen hätte bisher... ;) Andererseits ist der Absprung aus einem sich schnell drehenden Hamsterrad auch eher Harakiri als vernünftig; wer das tut, wäre im Zweifelsfall nicht der erste, der damit komplett auf die Fresse fliegt ;)
Aber ich arbeite daran - zurückhaltend, mit Vorsicht und Bedacht, aber langsam aber sicher. Die Idee ist da, die Umsetzung erfordert Zeit. Und Mut...!


Damit will ich Dich um Himmels Willen (!) nicht zum "Ausstieg" motivieren oder zu irgendeiner anderen Dummheit in der Richtung ;)

Es geht mir nur darum, Dir Sichtweisen und Möglichkeiten aufzuzeigen und auch Gründe, worin Deine immer wiederkehrende Krise begründet sein könnte (nicht muß!), nachdem Du selbst schon sagst, die Jobwahl jetzt sei eher Vernunft denn Herzenswunsch gewesen.


Wenn ich Dich das so auch mal fragen darf:
Was wäre denn Dein Herzenswunsch? :)
Wenn alles möglich wäre, Du keinerlei Beschränkungen unterliegen würdest, Zeit und Geld keine Rolle spielen würden: Was würdest Du dann gern machen wollen? :)


LG, und ich drücke Dir für den heutigen Tag (auch, wenn er sicher schon angefangen hat) ganz ganz fest die Daumen :)

Alex
 
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