Ja, ich kann Deinen Frust, Ärger und die Unsicherheit absolut nachvollziehen. 100%.
Ich hab zehn Tage Corona hinter mir, und in den ersten fünf Tagen hat mich die Depri noch obendrauf so richtig schön runtergezogen. Ich bin auch heute - zwölf Tage später - immer noch nicht wieder bei 100% - 100% von den maximal 90 oder so, die seit 2013 das Maximum zu sein scheinen.
=> Soll heißen: Ich hab mich damit abgefunden, daß es - bis auf einzelne Momente oder mal Stunden / nen halben Tag oder so - stimmungstechnisch wahrscheinlich nie wieder auf mehr als diese 90% des Vor-Depri-Niveaus hinausgehen wird. Is so. Klar wär's mir anders lieber. Und ich brauch dafür die 20mg Fluo täglich, so wie es aussieht. Auch das wäre mir anders lieber.
Is aber so.
Klar weiß ich um die Nebenwirkungen der Cita's bei Dir.
Aber auch hier kann ich mich nur nochmal wiederholen:
Wenn Du ggfs. eh neu einschleichen mußt, warum fragst Du Deinen Psychiater dann nicht, es mit einem anderen SSRI zu versuchen? Fluoxetin, Sertralin, keine Ahnung, was es sonst noch alles gibt.
Vielleicht ist ausgerechnet das Cita eben nicht das optimale Medikament für Dich. Hilft zwar zuverlässig, einerseits, verursacht Dir allerdings die Gewichtsprobleme.
=> Wenn Dir u.a. das so wichtig ist - und nehmen wir ansonsten die Einnahme eines AD mal als gegeben hin -, dann besprich das mit Deinem Arzt und probier ein anderes AD aus. Was hast Du zu verlieren?
Was wäre denn im Zweifelsfall so "schlimm" daran, bis zu Deinem Lebensende 20mg Fluo oder 10mg Sertra einnahmen zu müssen, damit aber einigermaßen glücklich und zufrieden leben zu können? Mit Einnahme dieses AD dann all die von Dir genannten Ziele mit Spaß und Freude erleben zu können? Zunehmend zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit zurückzufinden?
Weißt Du:
Ich glaube, das / "unser" größtes Problem ist, daß Antidepressiva und deren Einnahme immer noch mit einem Stigma belegt sind. Und natürlich gibt's da die heftigeren, auf die das zutreffen mag, mit denen man vorsichtiger sein muß und die man nur solange einnehmen sollte, wie man sie unbedingt benötigt.
Aber hey - wir beide können uns doch wirklich glücklich schätzen, wenn und daß uns so ein vergleichsweise sanftes Präparat wie Cita oder Fluo hilft!!
Genauso, wie ein Diabetiker froh sein kann, daß er sich "nur" etwas Insulin spritzen muß. Okay - er darf es nicht vergessen, sonst kann es schnell kritisch werden. Aber solange er es einnimmt, passiert ihm i.d.R. absolut nix.
Da konnte ich während meiner chronischen Gastritis anderthalb Jahre lang von träumen, als Omeprazol und Pantoprazol nur noch teilweise gewirkt haben und ich zunehmend verunsicherter wurde, was ich noch essen darf / kann, ohne Magenschmerzen und Reflux zu bekommen...
Wie würde es sich denn für Dich anfühlen, wenn Du als Dein oberstes Ziel ab sofort setzt:
"Ich will zufriedener und glücklicher sein und versuchen, meine Ziele zu erreichen, und wenn ich dafür ein AD wie Cita oder Fluo einnehmen muß, dann ist das okay!"
=> Umdenken!!
Im Ernst:
Du nimmst aktuell bei Bedarf Benzos ein, hast Du wenigstens 2x geschrieben!!
=> Dagegen ist ne 10er oder 20er Dosis SSRI wirklich fast schon ein Zuckerbonbon!
Wir kennen uns ja mittlerweile schon ein wenig, und wie ich eingangs schon sagte, kennst Du meine Meinung ja im Prinzip auch.
Aber ich hab gelernt und lerne wirklich, zu akzeptieren und wo möglich und sinnvoll, den Weg des geringeren Widerstands zu gehen. Klar - manchmal geht's nicht anders, da muß ich mich dann auch irgendwo durchbeißen. Aber wenn es Dinge und Umstände gibt, wo das nicht geht - wie eben offenbar bei mir die Einnahme des Fluo's -, naja, dann ist das eben so. Dafür hab ich keine Nackenschmerzen, nur noch sehr selten Gastritis, und insgesamt deutlich weniger Depris und Ängste.
@Naturefreak,
wir sind MENSCHEN, jeder von uns verschieden - keine eineiigen, identisch gebauten Roboter, die alle nach Schema F funktionieren und in festgeschriebenen Wartungsintervallen das Schmieröl XY brauchen.
Laß das alles sacken, horche in Dich hinein, womit Du Dich am wohlsten fühlst - und dann laß locker!
Du sollst Deine ganzen Probleme und Ursachen nicht vergessen.
Aber es macht auch keinen Sinn, immer und immer wieder im Urschlamm herumzuwühlen. Du HAST das alles aufgearbeitet, Du KENNST Deine Baustellen. Und nicht alles kann man immer voll aktiv anpacken und innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten bewältigen - manches (vor allem sehr altes) braucht Zeit - und manches (besonders ganz ganz altes aus der frühen Kindheit) wird man u.U. nie wieder los. Da kann auch ein (guter!) Therapeut nichts anderes machen als zu versuchen einem Handwerkszeug mitzugeben, damit das besser verpacken kann, die Trigger erkennt und die Reaktion mit der Zeit immer besser zu entschärfen und zu kontrollieren

Die (reflexartige, automatische) Reaktionszeit zwischen Reiz / Impuls und Reaktion liegt irgendwo zwischen 130 und 180 msec ! Täglich praktizierende Mönche schaffen es mit viel viel Übung, in diesen sehr kurzen Zeitraum zu gelangen und ihre Reaktion zu entschärfen - und praktizierende Mönche unterliegen im Kloster idR noch nicht einmal der Fülle an modernen, digitalen Reizen, denen wir moderne Menschen jeden Moment unterliegen
=> Ich will Dir mit all dem hier auch nur wieder Argumente an die Hand geben, nicht zu streng mit Dir zu sein, sondern sehr viel nachsichtiger mit Dir zu sein! Unser modernes Leben heutzutage ist nicht "menschenkonform", keine "artgerechte Haltung", wenn man so will, und wir sind eben alle keine perfekt geölten und programmierten Maschinen, die all den tägliche Input und Streß plus Schicksalsschläge einfach irgendwo auf ner Festplatte wegspeichern und sich dem nächsten Problem widmen.
Also:
Denk mal über ein Gespräch mit Deinem Psychiater und einen Wechsel rüber auf Fluo oder Sertralin etc. nach.
LG
