Und jetzt im ganzen Satz! ;-)
Und jetzt im ganzen Satz! ;-)
Liebe Frau Dr. Pipping,
ich bin ein bekennender Internet- und Deutsch-Fan (darum treibe ich mich auch dermaßen viel hier herum). Ich verstehe Ihre Bedenken - und auch wieder nicht.
Tatsache ist: die Stimmung in einem Posting entsteht in Hirn/Bauch des Lesers. Leider ist uns mit diesen kleinen schwarzen Buchstaben nicht die Möglichkeit gegeben, Stimmungslagen und Betonungen in der Weise rüberzubringen, wie wir es in mündlicher Konversation tun würden/erwarten. Vieles bleibt also Interpretationssache. Und den Faden aufgreifen, wie wir es mündlich tun würden, kann man auf sehr unterschiedliche Weise - am Besten durch Zitatfunktion (wobei Fullquotes hier wohl die schlechteste Wahl wären und im Internet verpöhnt sind).
Sich an einem Satz oder einem Absatz "aufzuhängen", wird sicher dem Schreiber nicht immer gerecht. Er kann aber durchaus erkennen, dass dieser Satz ganz andere Emotionen bewirkt hat respektive Deutungen zulässt, als ihm selbst vorgeschwebt hat. Das gibt dem Schreiber die Möglichkeit, die auch in mündlichen Diskussionen gern genutzt wird: Dialog, um Missverständnisse auszuräumen. Das ist - Sie sprachen ja schon Ihre Kinder an - etwas aufwendig, mühevoll und ärgert mitunter, weil man sich mitunter missinterpretiert fühlt und sich gezwungen sieht, eigentlich doch klare Sachverhalte nochmals zu kommentieren. So ist das Internet. So ist Sprache. So sind Foren.
Der User ist ein Individuum. Man kann Texte noch so wissenschaftlich abfassen wollen, irgendjemand findet immer einen Ansatzpunkt, um Zweifel oder Emotionen festzumachen oder ergänzende Gedanken einfließen zu lassen. Ich verstehe, dass das Zerhacken von Texten Unbehagen auslöst. Geht mir genauso. Ich mache selten von dieser Möglichkeit Gebrauch, weil ich auch leber meine Texte als "Gesamtkunstwerk" gesehen wissen will. Gesamtkunstwerke sind aber für viele Forumsbesucher eher mühevoll zu lesen. Besonders "Neueinsteiger" in eine laufende Diskussion haben es da immer sehr schwer, den Überblick zu bekommen.
Grundregeln der Kommunikation gibt es für jedes Medium. Und Thomas hat Recht, wenn er auf das Usenet und Newsgroups verweist. Dass er sie zudem als Fachfrau schätzt und Ihnen nichts Böses will, sollte Sie ermutigen, die Vorteile für die Nutzer zu sehen, bei allem Verständnis für persönliche Präferenzen. Finde ich.
Viele aufmunternde Grüße
Anke