• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Selbstbefriedigung

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karl38

New member
Ich bin 74 Jahre alt, meine Frau hat die Lust verloren und deshalb bleibt mir nur die Selbstbefriedigung.
Nun ist mir aber in der Jugend immer gesagt worden, dass dies eine schwere Sünde sei. Und obwohl ich dass für Unsinn halte kann ich aus meiner Haut nicht heraus und habe manchesmal Gewissensbisse.

Mich würde interessieren wie andere gläubige Menschen damit umgehen.

Ich habe eine Hausärztin und obwohl es mir sehr peinlich wäre, könnte ich mir nicht "verschreiben" lassen, dass es für meinem allgemeinzustand gesundheitlich besser wäre öfters Selbstbefriedigung zu machen.
Danke und mfg. Karl
 
Re: Selbstbefriedigung

Nun, ich bin durchaus gläubige Christin und sehe das ganz pragmatisch: Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass wir nur zum Kinderzeugen sexuell erregbar sein sollten, dann hätte er es genau so eingerichtet... Wie z. B. bei den Pandabären, die nur einmal im Jahr empfängnis- und sexualbereit sind. ER aber hat uns die Lust bis ins hohe Alter gegeben, insofern finde ich es durchaus richtig, dass man ihr nachgeht! Ich weiß, was dazu in der Bibel steht, aber diese ist nicht immer wörtlich zu nehmen (sonst wären wir Frauen ganz arm dran; zum Glück hat Jesus gezeigt und gelehrt, dass er uns genauso wichtig wie die Männer findet).

"verschreiben" allerdings kann man SB nicht. Sie ist oft gut für die Psyche, aber nicht medizinisch notwendig.

Lg, Dr. Höllering
 
Re: Selbstbefriedigung

Liebe Frau Dr. Höllering!

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort. Besonders viel bedeutet mir, dass Sie mir Ihre Antwort als gläubige Christin geben.
Es hilft mir sehr viel.
Danke, liebe Grüße Karl
 
Re: Selbstbefriedigung

Hallo Karl,
Ich bin die Lillith und möchte dir folgenden Rat geben: Höre auf die Bedürfnisse deines Körpers. Selbstbefriedigung ist auch für gläubige Keine Schande. Obwohl Ich gläubig bin und einen festen Freund habe mache ich es mir oft selbst. Genieße es so oft du Lust hast.
Gruß
Lillith
 
Re: Selbstbefriedigung

Hallo, Karl, leider stoße ich erst heute auf Ihren Beitrag vom 25.4.
Ihre Einstellung zur SB (schwere Sünde) kann ich sehr gut nachvollziehen, da auch ich natürlich in dieser Denkweise erzogen wurde und lange von Schuldgefühlen geplagt war. Ich hatte aber das große Glück, mich im Rahmen meines Theologiestudiums mit dieser Materie beschäftigen und mich vollständig davon lösen zu können . Und an meiner "Erlösung" möchte ich Sie gerne teilhaben lassen.
Wer war der biblische Onan, auf den sich ja alles bezieht und von dem der Begriff "Onanie" abgeleitet ist, und was hat er eigentlich genau getan? Falls Sie die Möglichkeit haben, selbst in der Bibel nachzulesen: die Geschichte steht im Buch Genesis, Kap. 38.
Onan war einer der 3 Söhne Judas, und der war einer der 12 Söhne Jakobs, aus denen später die 12 Stämme Israels hervorgingen. Onans älterer Bruder starb, bevor er Kinder hatte.Das war schon schlimm genug für seine Frau. Was die Sache aber noch viel schlimmer machte, war folgendes: Die alttestamentlichen Juden hatten natürlich nicht unseren christlichen Auferstehungsglauben, sondern nach ihrer Vorstellung lebte man in seinen Kindern weiter. Um nun dem endgültigen Tod bei Kinderlosigkeit zu entgehen, führte man als Rettungsanker die sog. Schwagerehe ein: Einer der Brüder des Verstorbenen war verpflichtet, mit der Witwe Kinder zu zeugen, die dann als dessen Kinder galten und ihm so ein Weiterleben ermöglichten.
So, und jetzt kommts: "Da sagte Juda zu Onan: Geh mit der Frau deines Bruders die Schwagerehe ein , und verschaff deinem Bruder Nachkommen! Onan wusste also, dass die Nachkommen nicht ihm gehören würden. Sooft er bei der Frau seines Bruders einging, ließ er den Samen zur Erde fallen und verderben, um seinem Bruder Nachkommen vorzuenthalten."
Seine Tat hatte also überhaupt nichts mit "Onanie" zu tun (sexualtechnisch wars ein Coitus interruptus!), sondern er lieferte seinen Bruder dem endgültigen Tod aus! Sein Verbrechen war also auch nach heutigem juristischen Verständnis ein klassischer Mord. Brudermord aus niedrigen Beweggründen.Und das ist natürlich keine harmlose Sache, sondern eine Tod-Sünde im doppelten Wortsinn. Der Begriff "Onanie" geht also total am Wesentlichen vorbei und sollte abgeschafft werden.
Merken Sie, lieber Karl, wie sehr man uns und Generationen vor uns verarscht hat (Pardon!)?
In der ganzen Bibel gibt es keine einzige (!) Stelle, in der irgendetwas zum Thema SB gesagt wird! Sie muss also völlig bedeutungslos sein. Auch Jesus hat nie ein Wort darüber oder zur Sexualität allgemein verloren. Wenn es wirklich eine Sünde wäre, hätte er wohl dazu Stellung genommen. Für ihn waren ganz andere Dinge wichtig :
" böse Gedanken, Unzucht (worunter man damals heidnische Vielgötterei verstand), Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft" (Markus-Evangelium 7, 21f).
Um es zusammenzufassen: Sexuelle Sünden gibt es nicht, sondern nur soziale. Sünden haben immer etwas mit anderen zu tun. Warum sollte SB Sünde sein? Ich kratze mich ja auch ohne schlechtes Gewissen, wenns mich irgendwo juckt, und danach gehts mir besser.
Frau Dr. Höllering hat Sie zwar zu beruhigen versucht, aber sie geht am Entscheidenden vorbei. Es geht nicht darum, die Bibel nicht so wörtlich zu nehmen, sondern sie überhaupt richtig zu lesen.
Es wäre noch vieles zu der kirchlichen Sexualmoral zu sagen, aber das würde hier zu weit führen.Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen. Ich jedenfalls bin über meine eigene "Erlösung" auf diesem Gebiet so glücklich, weil durch diese Erkenntnisse mein Leben ganz erheblich an Qualität gewonnen hat, dass ich Sie gerne - wenn auch spät, aber hoffentlich nicht zu spät - daran teilhaben lassen möchte.
Herzliche Grüße!
 
Re: Selbstbefriedigung

Guten Tag Hr. Sänger,

ich hab ihre Ausführungen mit großem Interesse gelesen und stimme dem im Grunde auch zu.

Vielleicht noch ein Gedanke, der erklärt, warum viele Religionen die Masturbation als "schwere Sünde" oder überhaupt als "Sünde" bezeichnen (je nachdem welcher Glaubensrichtung man angehört). Auch ich habe mich mit dem Thema sehr intensiv auseinander gesetzt, zum einen, weil ich eine "leitende Position" habe und zu anderen, weil ich aus (verschiedenen persönlichen Gründen) auch ab und zu masturbiert habe.

Im Prinzip geht es nicht um die Handlung als solches - also das stimmulieren der Genitalien zum Abbau von sexueller Anspannung. Es geht eher um das, was draus werden kann, wenn man nicht verantwortungsvoll damit umgeht.

Was bedeutet das? 1. Wenn ein (oft sind es ja) Jugendlicher nicht lernt seine sexuellen Gefühle zu beherschen und ihnen ständig, sobald sie aufkommen auf diese Art nachgeht, wird er auch nicht lernen damit umzugehen, wenn der "Reiz des Neuen" vergangen ist und er "mehr Kick" möchte. Anfangs mag es nur das reine Masturbieren sein. Später müssen dann schon visuelle Eindrücke dazugenommen werden um Befriedigung zu finden. Dieses beginnt dann (so war es bei mir) mit dem "Unterwäsche"- / "Bademoden"-Katalog der Mutter und endet dann immer mehr bei Pornographie. Wenn dass dann nicht mehr reicht, beginnt man die sexuelle Vereinigung zu suchen - egal wer es letztendlich ist. Ergebnis: Jugendliche die schon 12 Jahren miteinader Geschlechtsverkehr haben und häufig von den Folgen (Schwangerschaft) nicht verschont bleiben.

2.) Die Ansicht zu Sex und dem Partner: Wenn man nicht früh lernt seine sexuellen Gefühle zu beherschen und sich nicht von ihnen beherschen zu lassen, mag das mit der Zeit zu einem falschen Bild über Sex und dem Partner führen. Die Bibel schreibt, dass Sex nur zwischen Ehepartnern erfolgen darf. Außerdem nicht nur um Kinder zu zeugen, sondern auch um gegenseitig Spaß zu haben und sich dem Partner nahe zu fühlen. Ein gutes Beispiel dafür ist Hohelied und verschiedene Verse in dem Bibelbuch Sprüche und Prediger. Auch Paulus schrieb schon, dass jeder dem anderem geben soll, was ihm zusteht - wobei aus dem Zusammenhang von 1. Korinther Kapitel 7 hervorgeht, dass es hier um Sex geht.

Letztendlich schreibt die Bibel also: Sexuelle Befriedigung nur innerhalb einer Ehe - jegliche außereheliche Befriedigung ist Sünde (Sie zitierten schon Markus Kapitel 7: "Ehebruch"). Was, wenn man aber seine sexuellen Gefühle nicht im Griff hat? Wenn man nicht gelernt hat, dass auch auf sexuellem Gebiet manche Grenzen gesteckt sind, wird man dann die eheliche Treue dann als was wertvolles sehen? Was, wenn der Partner eine zeitlang nicht auf dieeigenen sexuellen Bedürfnisse eingehen kann/will? Wie reagiert man dann auf "Angebote" und nutzt man dann "jede Gelegenheit"?

3.) Nicht die Handlung zählt, sondern schon die Gedanken an etwas können Sünde sein: Jesus sagte in Matthäus Kapitel 5 Vers 28: "aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen" - Nun die Frage: Welche Gedanken hat man denn beim masturbieren? Sind es nicht häufig Frauen, mit denen man nicht verheiratet ist? Kommt dabei nicht auch Begehren/Leidenschaft auf?

4.) Liebe zum Partner: Sehr oft wird von Männern berichtet, die heimlich masturbieren. Sie machen es dann, wenn die Frau nicht da ist oder sie sich nicht beobachtet fühlen. Warum denn heimlich? Auch in der "aufgeklärten" heutigen Zeit, wo viele sich ja nix aus dem Glauben an Gott und die Bibel mnachen, sehen es Frauen nicht gerne, wenn sie den Partner "erwischt" haben, wenn er mastuebiert hat oder sich pornographische Bilder anschaut. Die Partnerinen berichten oft davon, dass sie sich wertlos und nicht mehr begehrt fühlen. Fragen wie: "Was haben die, was ich nicht habe?" sind da sehr quälend.

Klar, man(n) könnte versuchen es zu verheimlichen - aber hat man dann überhaupt wirklich "Befriedigung"? Als Jungendliche die "Angst von den Eltern entdeckt zu werden" und jetzt "Angst vom Partner entdeckt zu werden"? Außerdem bin ich überzeugt: Eine Frau, die "eins und eins zusammen zählen kann", wird sehr schnell ahnen, was ihr Mann treibt. Möchte man seiner Partnerin solche negativen Gefühle geben? Wenn man sie wirlich liebt, bestimmt nicht, oder?

Ich möchte hier nicht dafür oder dagegen sprechen - sondern nur vervollständigen, was meiner Meinung nach auch dazu gehört, dass jeder, der sich damit auseinander setzt und ernsthaft nach der Bibel leben möchte, bedenken sollte.
 
Re: Selbstbefriedigung

Die Bibel ist ein Sammelsurium von Gedanken und Verhaltensvorschriften die über 2000 Jahre zurück liegen.
Man kann sicherlich sehr wertvolles Gedankengut aus diesem Sammelsurium für sich herausziehen, aber wie uns die Geschichte gelehrt hat, ist auch allerübelstes Verhalten durch die "Heilige Schrift" oder das "Wort Gottes" möglich - Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverbrennung uvm.

Als valide Informationsquelle, um sein persönliches Verhalten daran auszurichten, ist die Bibel m. E. nach ungeeignet.
Diese heiligen Schriften benötigten dringend der Aufbereitung - seinerzeit hatte Prof. Bultmann schon damit begonnen.
Dein Zitat aus Matthäus Kapitel 5 Vers 28:
"ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen"
hat sehr viel Brisanz - ich denke schlicht und einfach, wie ich gestrickt bin: Jesus hat einen Blinden wieder sehend gemacht - damit er u. a. auch den weiblichen Liebreiz wieder wahrzunehmen
vermag, um dadurch zum Sünder werden zu können??
Aus solchen Textstellen - sieht man sie im biblischen Kontext - lässt sich soviel ableiten und interpretieren, dass es mehr als beliebig wird.
Betrachtet man die verschiedenen Schöpfungsgeschichten der Bibel, so erkennt man ebenso jede Menge Widersprüche - inzwischen wird ja die Evolutionstheorie auch von Prof. Ratzinger anerkannt. Und nun zitiere ich ein Mitglied der päpstlichen Akademie, er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, einer der klügsten Köpfe Deutschlands:
"Wir müssen uns eingestehen, dass unsere kognitiven Fähigkeiten beschränkt sind, keine Verankerung im Absoluten, Unrelativierbaren haben, sondern als Produkt der Evolution Idiosynkrasien aufweisen, die ihr Sosein manch zufälliger Bifurkation verdanken. Dies begrenzt natürlich auch die Fähigkeit uns selbst und unsere Bedingungen zu verstehen."
Mit diesem Statement hat Prof. Singer zweifelsfrei Recht.

Das Unrelativierbare, Absolute nun etwa aus der Bibel ziehen zu wollen, wirft wie zuvor von mir jedoch zahllose Schwierigkeiten auf.

Woher also wissen wir Menschen, was wir wollen bzw. wollen sollen?
Ein jeder von uns hat seine ureigene Intuition (die ist fremdbestimmt, weil angeboren und anerzogen) die ca. 10 bis 20% des Hochbewusstseins werden ebenso unaufhörlich vom Unterbewusstsein bestimmt - was kommt mir in den Sinn, was nicht - das sind keine bewussten Vorgänge, sondern allesamt beruhen sie auf dem - bisher in weiten Teilen unverstandenen - Motorsystem unseres Denkapparates.

Ich denke daher, dass man darauf achten sollte, durch sein Verhalten sein eigenes Leid mindern, seine Lebensfreude erhöhen sollte, darauf achtend, dass man dadurch aber seinem Mitmenschen keinen Schaden zufügt - und hier geht das eigentliche Problem sofort wieder los - die Ausübung meiner Lebensfreuden kann zum Leidwesen anderer beitragen und umgekehrt.

Lediglich die Vorschriften aus Verträgen und Gesetzbüchern, so sind wir allesamt gehalten, zu befolgen - aber mal ganz ehrlich, wer kennt alle diese Vorschriften und selbst wenn er sie kennt, wer hält sich wirklich daran.

Unter diesen Aspekten ist die intime und privat durchgeführte Selbstbefriedigung mithin das Reinste und Sauberste, was ein Mensch für sich zu bewerkstelligen vermag - und soweit mir bekannt - in keinem Vertrags- oder Gesetzesbuch verboten, warum auch?

Und befriedigte Menschen sind tolerant, die anderen hingegen nicht!
 
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