Guten Morgen Christin,
hört sich für mich - aus meiner Erfahrungen heraus - wirklich stark nach Angststörung an: Man ist angespannt, unruhig, die Gedanken rasen, die gesamte Gefühls- und Gedankenwelt scheint sich zu verselbständigen, der Körper macht, was er will.
Ich hab diese Symptome und Phasen auch gehabt, zuletzt so extrem im Sommer 2014. Ging über mehrere Tage bis Wochen, bis das Fluoxetin endlich ordentlich angeschlagen und ich etwas Zuversicht entwickelt hatte.
Das wichtigste ist wirklich: Ruhig bleiben!
Das kann man gar nicht oft genug sagen. Immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, auch Du für Dich selbst, solange, bis es Dir nach und nach ins Blut übergeht. Gerade, wenn man unruhig ist, schreit alles in einem das Gegenteil - aber durchatmen und sich Beruhigungsmantras gedanklich und - je nach Situation und Umgebung - auch mehr oder minder laut vor sich und zu sich hinsprechen, hilft mit der Zeit. Ganz bestimmt, ganz sicher.
Ich bin seit drei Wochen dabei, das Fluoxetin in Absprache mit meinem Psychiater abzusetzen und auszuschleichen, und mir ging es die letzten Tage vor allem morgens auch eher mittelprächtig. In Ansätzen kamen genau die Symptome wieder zurück, die ich damals hatte und die Du hier auch beschreibst.
Ich habe aber mittlerweile gelernt, daß ich sie aushalten kann!
Und genau das sage ich mir auch immer und immer wieder:
"Gaaanz ruhig bleiben. Es ist alles in Ordnung. Das geht wieder vorüber, und ich kann es gut aushalten. Mir passiert nichts, die Angst und die Gefühle dürfen da sein, auch wenn sie praktisch unbegründet sind. Nur die Ruhe bewahren, langsam machen - dann geht es auch mit der Zeit wieder weg."
So oder ähnlich.
In einem sehr guten Blog zum Thema Depression (und Angststörungen - da kann man definitiv vieles übertragen) hat der Blogger - selbst Depressiver, spricht also aus Erfahrung - sehr geschrieben - sinngemäß -, daß das gefährlichste an diesen Krankheiten vor allem die Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und das Ohnmachtsgefühl sind, nichts dagegen tun zu können. Er legt dann jedoch sehr überzeugend aus seiner eigenen Erfahrung dar, daß man in Wirklichkeit niemals ohnmächtig ist, sondern es eben nur ein Gefühl bzw. ein Symptom der Erkrankung ist. Stattdessen kann man - und das hat mir auch Crashdog hier im Forum mal geschrieben - immer sein rationales Denken dagegensetzen und sich klarmachen, daß man sehr wohl immer handlungsfähig ist.
Soll konkret übersetzt auf Deine / meine Situation heißen:
Es wird definitiv wieder besser werden! Habe ich selbst schon erfahren, und ich erfahre es auch heute Vormittag wieder; es geht mir deutlich besser als gestern oder vorgestern.
Das wird es aber insofern nicht von allein, als man dem negativen Verzweiflungs- und Ohnmachtsdenken unbedingt positives Zuversichtsdenken ganz bewußt und aktiv entgegensetzen muß. Und positives 'Zuversichts
handeln' - denn vor allem auch das und die damit einhergehenden Erfolgserlebnisse, daß es doch geht, helfen enorm, aus dem Strudel rauszukommen.
Auch das kann ich aus eigener Erfahrung 100% bestätigen und unbedingt weiterempfehlen!
Also, Christin, erster Schritt für heute, den ich Dir unbedingt empfehlen würde:
Überlege Dir in aller Ruhe positive Mantras und Sätze, die Dich - mit stetiger Wiederholung und mit der Zeit - davon überzeugen können und werden, daß Du es aushalten kannst.
Formuliere diese Sätze in der Ich-Form - Du mußt sie persönlich auf Dich beziehen.
Formuliere die Aussagen soweit möglich in der Gegenwartsform. Also nicht "Ich
werde das aushalten, ich
werde das durchstehen, das
wird vorbeigehen." - Sondern: "Ich
halte das aus, ich
stehe das durch, es
geht vorbei."
Vermeide möglichst jede Negation; das Gehirn bzw. das Unterbewußtsein tut sich schwer, Negationen zu verstehen. Denke, das hast Du auch schon mehrfach gehört.
In zahlreichen Ratgebern und bei vielen Coaches kannst Du nachlesen, daß wir Menschen uns unsere eigene Welt durchaus selbst kreieren, und zwar durch unsere inneren, teils tief verwurzelten Überzeugungen. Anfangs hab ich dieser Philosophie etwas skeptisch gegenübergestanden...
Mittlerweile habe ich selbst erfahren und gelernt, daß es stimmt.
Also: Hin und wieder der Gedanke, das alles sei Sch**** und man würde es nicht aushalten, ist ok.
Aber vermeide in jedem Fall, daß dieser Gedanke zu einem unbewußten Selbstläufer wird, denn er kann sonst zu einer inneren Überzeugung werden, die Dich zusätzlich blockiert!
Ich habe zwischenzeitlich gelernt, etwas bewußter auf solche Gedanken zu achten und mit ihnen umzugehen: Jedesmal, wenn ein solcher negativer Hoffnungslosigkeits-Gedanke aufkommt, setze ich ihm kurz darauf einen positiven, relativierenden Gedanken entgegen. Zum Beispiel: Negativer, halb-automatischer Gedanke: "Ist das alles Sch****, ich pack das nicht, das werde ich nie wieder los..." => Sofort kontere ich gedanklich (oder auch sprechend, bspw. im Auto, wenn ich allein bin): "Quatsch, es ist nicht alles Sch****. Es ist sogar eigentlich alles gut. Und natürlich packe ich das, ich habe es auch bis hierhin geschafft. Früher oder später werde ich das los oder lerne zumindest, gut damit zu leben. Andere haben das geschafft, dann schaffe ich es auch."
usw.
Ich drücke Dir die Daumen
Was mich übrigens heute Morgen während der Autofahrt aufgebaut, waren folgende Songs im Radio:
Michael Bublé - It's a beautiful day
Zucchero - Wonderful Life
PS: Jetzt, wo ich Dir hier die YouTube-Videos verlinke, sehe ich grad das Zucchero-Video - das ist ja mit dem Film dabei nochmal aufbauender! Gleich nochmal in Ruhe komplett ansehen und -hören
