RE: der Beweis ??
RE: der Beweis ??
"Leider habe ich von diesem Experiment bisher nur in Sekundärliteratur gelesen, die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift steht meines Wissens noch aus."
- auch meine Suchen war bisher erfolglos
"Ich bin auch gespannt, ob es überhaupt angenommen wird, da ich davon ausgehe, dass hier (ähnlich wie bei Benveniste vor Jahren) Fehler im Versuchsaufbau vorlagen. Ich bin überzeugt, dass die Ergebnisse nicht reproduzierbar sind."
- Ich teile Ihre Überzeugung und würde es als Wunder bezeichnen, wenn die Belladonna "Potenz" D90 tatsächlich einen relaxierdenden Effekt auf den verkrampften, isolierten Rattendarm hätte.
Es doch eigentlich ein Leichtes, solche Tests zu verifizieren.
Beim Lesen des Versuches erinnerte ich mich spontan an den klassischen Versuch von Loewi in 1921:
"Die Entdeckung der meist chemischen Natur der synaptischen Informationsübertragung ist das Schlüsselexperiment der Neuropharmakologie.
Sie gelang 1921 dem Grazer Pharmakologen Otto Loewi. Seine Arbeit trägt den Titel "Über humorale Übertragbarkeit der Herznervenwirkung".
Er füllte über eine Kanüle den Ventrikel eines isolierten Froschherzens mit Ringerlösung. Ein solches Herzpräparat schlägt in vitro einige Stunden lang weiter. In Abständen von 15 Minuten pipettierte Loewi nun die Ringerlösung aus dem Herzen ab, und zwar entweder nach einer 15¬Minuten-Periode ohne Nervenreizung (Normalperiode) oder nach 15minütiger elektrischer Reizung des Nervus vagus.
Die Lösungen wurden aufbewahrt und dann abwechselnd wieder in den Ventrikel hinein pipettiert.
Das Ergebnis in Loewis Worten:
"Die Füllung der Normalperiode wirkte nicht anders als frischer Ringer, war also ohne irgendeinen Einfluß. Wurde aber der Ringer der Vagusreizperiode eingefüllt, so trat regelmäßig eine deutliche negativ inotrope, mitunter dazu noch eine negativ chronotrope Wirkung ein.
Die ...Auswertungen... zeigen, dass die Wirkung durch Atropin prompt aufgehoben wird."
Loewi folgerte, die Nervenreizung setze im Herzen einen Stoff frei, den "Vagusstoff", der dann seinerseits negativ ino- und chronotrop wirke.
In derselben Arbeit bereits vermutete er, auch die Sympathikuswirkung werde humoral auf das Herz übertragen, durch einen "Accelerans-Stoff".
Wenige Jahre später schlug er vor, der Vagus-Stoff sei Acetylcholin und der Accelerans-Stoff Adrenalin.
Man hatte chemische Neurotransmission schon früher zuweilen erwogen.
Loewi hat sie experimentell bewiesen."
Quelle: allg. und spez. Pharmakologie & Toxikologie, 8. Auflage - Urban Fischer Verlag.
und weiter:
"Die Gewinnung geistartiger Heilkraft durch die spezielle Zubereitung der homöopathischen Arzneistoffe.
Die Potenzierung
Hahnemann begründet in §§ 269 und 270 seines Organon der Heilkunst die homöopathische Arzneistoffzubereitung so:
"Die homöopathische Heilkunst entwickelt zu ihrem besondern Behufe die innern, geistartigen Arzneikräfte der rohen Substanzen, ... wodurch sie sämmtlich erst recht sehr, ja unermeßlich -,durchdringend' wirksam und hülfreich werden, selbst diejenigen unter ihnen, welche im rohen Zustande nicht die geringste Arzneikraft im menschlichen Körper im äußern. Diese merkwürdige Veränderung in den Eigenschaften der Natur-Körper, durch mechanische Einwirkung auf ihre kleinsten Theile, durch Reiben und Schütteln (während sie mittels Zwischentritts einer indifferenten Substanz, trockner oder flüssiger Art, von einander getrennt sind) entwickelt die latenten, vorher unmerklich, wie schlafend in ihnen verborgen gewesenen, dynamischen Kräfte, welche vorzugsweise auf das Lebensprinzip, auf das Befinden des thierischen Lebens Einfluß haben. Man nennt daher diese Bearbeitung derselben Dynamisiren, Potenziren (Arrneikraft-Entwickelung) und die Produkte davon, Dynamisationen, oder Potenzen in verschiednen Graden. ... Durch diese mechanische Bearbeitung, wenn sie nach obiger Lehre gehörig vollführt worden ist, wird bewirkt, daß die, im rohen Zustande sich uns nur als Materie, zuweilen selbst als unarzneiliche Materie darstellende Arznei-Substanz, mittels solcher höhern und höhern Dynamisationen, sich endlich ganz zu geistartiger Arznei-Kraft subtilisirt und umwandelt."
Hahnemanns Denken folgend, lassen homöopathische Ärzte Potenzen ihrer Arzneistoffe anfertigen, entweder, bei flüssigen Arzneistoffen, durch Zugabe von Alkohol-Wasser-Gemischen oder, bei festen Arzneistoffen, durch Verreibung mit Milchzucker. Eine sorgfältige Verreibung von Graphit mit Milchzucker zum Beispiel dient nicht der Verdünnung im üblichen Wortsinn, sondern der "Dynamisation". Der Vorschrift des Homöopathischen Arzneibuchs entsprechend dauert die Verreibung für jede Stufe mindestens eine Stunde. Bei Flüssigkeiten wird bei jeder Stufe mindestens 10mal kräftig geschüttelt. Die Potenzierung (Verdünnung im üblichen Wortsinn) folgt in der Regel der Dezimalskala, 1 + 9 = 10 (D-Potenzierung), weniger häufig der Centesimalskala, 1 + 99 = 100 (C-Potenzierung).
Bei der Potenz D6 beträgt die Konzentration des Arzneistoffes folglich 1:1000000.
Das entscheidende Axiom ist die Zunahme der Wirksamkeit bei gleichzeitiger Verminderung der Konzentration des Wirkstoffes durch die Dynamisation.
Für eine erfolgreiche Dynamisation ist es nach der Überzeugung der Homöopathen irrelevant, dass bei so genannten Hochpotenzen über D23 hinaus, also jenseits der Loschmidtschen Zahl (=6 mal 10 hoch 23 Atome/Moleküle pro Mol), wahrscheinlich kein einziges Molekül des Arzneistoffs mehr vorhanden ist.
Und du willst eine Pulsatilla D200 nehmen, das kannst du unbesorgt machen
Bedenklich ist, wenn von toxischen Substanzen niedrige Potenzen wie D3 und D4 angewendet werden. Zum Beispiel werden in homöopathischen Kompendien Potenzen von Quecksilbersalzen ab D4 bei Appendicitis, Laryngitis, Angina, Gallensteinen, Gelenkrheumatismus, Melancholie und Parkinsonkrankheit genannt.
Gefährlich sind diese Empfehlungen besonders, weil es sich, wie die Indikationen zeigen, oft um Anwendungen über längere Zeit handelt. Analoges gilt für Arsen, Antimon, Blei und Wismut.
Die Trinkwasserverordnung begrenzt den Quecksilbergehalt des Wassers auf maximal 1 µg/1. Amalgamplomben geben pro Plombenträger etwa 10 µg Quecksilber pro Tag ab. Ein Tropfen einer Quecksilberpotenz D4 enthält aber 5 µg Quecksilber, und dreimal tägliche Einnahme von je 10 Tropfen D4 bedeutet demnach eine Zufuhr von 150 µg, 150mal mehr als maximal in einem Liter Trinkwasser vorhanden sein dürfen und 15mal mehr als täglich aus den Plomben freigesetzt.
Wie für das Simile-Dogma, so gibt es für das Potenzierungsdogma keine biologische Basis."
Quelle: allg. und spez. Pharmakologie & Toxikologie, 8. Auflage - Urban Fischer Verlag.