Merkwürdiges Verhalten ?

[Micha1970]

Hallo liebes Forum,

ich (47) habe seit einigen Wochen eine neue Partnerin (38), die ich sehr liebe.
Blos mache ich mir Gedanken um die Art, wie sie Erotik leben möchte.
Sie mag es lediglich in der Missionarsstellung, da sie dort eine innige
Umarmung machen kann, und nur so Sex als schön empfindet.
Auch läßt sie sich an ihrer Scheide nicht berühren, reagiert überempfindlich und schreckhaft
mit "das tut weh, bitte nur oberhalb berühren".

Ich bin nun sehr irritiert, habe ich als Mann in meinem Alter bisher viele Erfahrungen sammeln können - Ein solches Verhalten habe ich bisher noch nicht erlebt. Auch das "wehtun" ist mir nicht begreiflich.

Auch mache ich mir Sorgen, da sie wegen Depressionen in Behandlung ist, und ich hinter diesem Verhalten evtl. sogar eine Misshandlung in der Kindheit/Jugend vermute, die Auslöser sein könnte. Die Depressionen begleiten Sie seit dem 6. Lebensjahr angeblich - Gründe hierfür wurden nie gefunden, sie nimmt dagegen Medikamente.

Grüße

 

[Tired]

Hi,
kann schon sein das sie Altlasten mit sich herum schleppt die sich so auswirken.
Du kannst da nichts manchen außer geduldig ihre Wünsche zu respektieren, wenn du das nicht tust kann das für sie sehr unangenehme Folgen haben, falls ein Trauma dahinter steckt.

 

[Elektraa]

Hallo Micha

Es ist der IST-Zustand und mit der Zeit kann das ganz anders werden.
Man sagt, "Liebeszellen" fressen "Stresszellen" und umgekehrt. Mach dir diesen Umstand zunutze und lieb sie einfach- egal wie ungesund sie derzeit ist. Liebe macht heil..

Genitalien haben extrem viele Nerven und Nerven übertragen Reize. Noch sendet sie gewisse Berührungen als "Schmerz" - kennst eh- Neuronen geben Signale weiter, manchmal schalten diese aber nicht richtig und statt Lust wird Weh empfunden, oder umgekehrt- das kennt man ja auch- es gibt ja Leute, die brauchen Schmerzzufügung, um Lust zu empfinden. Wie auch immer das zustande gekommen ist, es ist nun mal ein kompliziertes Gerät, der menschliche Körper und nicht jeder wird richtig behandelt und darum gibts Fehlprogramme wie deine liebe Freundin hat.

Was ich halt weiß, je entspannter man ist, je unbekümmerter und sorgenfreier man lebt, umso eher gelingt eine gesunde Ausrichtung unserer Zellen.
Ich weiß auch, kuscheln, neben wen liegen, sein, leben, der ruhig ist, der macht ruhig. Man kann auf jemand, der sehr unglücklich ist schon Einfluß nehmen, wenn man ( gelassen, entspannt) nur neben ist, ohne viel zu reden. Umgekehrt funktioniert das auch- wie jeder weiß. Nervosität kann genauso anstecken, wie Heiterkeit.

Was den angeblichen Missbrauch betrifft- ich musste das auch durchmachen, hab das wirklich erlebt. Man hat mehr vom Leben, wenn man alle schlechten Erfahrungen einfach tauscht, statt sie immer wieder herauszukramen. Ich habe mir gesagt, dumm gelaufen, heute passiert mir anderes, liebevolleres, schöneres, als gestern. Nett.. dafür bin ich dankbar.

Apropos Dankbarkeit- es gibt so viel Gutes, was einem passiert, so viel Reiches ist um einen- lerne ihr, ihren Blick auf das zu richten, also sie abzulenken, ihr Auge auf das zu lenken, was für sie gut gelaufen ist, was Dank verdient.

Depressive sehen mehr auf das, was nicht gut ist- das ist das Wesen des Depressiven. Der hat das Auge zugeklebt für Nettes.
Um das andere "Auge" wieder zu öffnen reicht oft schon, wenn man Erinnerungen herauskramt, die mit Freude zu tun haben. Lenke die Gespräche also eher auf diese Zone, statt die "schwarze Zone" immer wieder aufzusuchen und dadurch zu festigen. Pole sie um..ggg, das geht, wenn man liebt am besten. Liebe lebt uns vor, wie es "richtig" geht.

Ein Liebender ist anders im geben und nehmen, als ein Kummervoller. Darum- vertrau einfach der kommenden Freudezeit. Viel körperliche Nähe, viel Bewegung, viel Natur , viel Wohlbehagen und schon sind die Grundbedingungen geschaffen, dass man Richtung Glück lebt. Wie bei einem Vogel im Käfig ...herzliche Zweisamkeit, miteinander Liebe leben ist wie frei fliegen dürfen wieder.

Ich hoffe, du kannst nachvollziehen, worauf ich hinaus will mit dem langen Text. Pfeifft auf Graben im Müll von gestern- genießt und lernt genießen.

Nette Zeiten wünsch ich euch.
Lieben Gruß
Elektraa

 

[Tired]

Genitalien haben extrem viele Nerven und Nerven übertragen Reize.

Genau und sie haben ein Gedächtnis.
Wenn sich da mal jemand dran vergangen hat, dann tut es schon weh schon bevor jemand sie berührt.

 

[Elektraa]

Ah so..tschuldige- noch was möchte ich sagen- wir Frauen lieben es, ( so weit ich mich umgehört habe und bei mir selber ist es ebenso) wenn Männer manchmal so sind zu uns, als wären wir noch Mädchen, keine sexuellen Gespielinnen, sondern zärtlich geliebte "Kinder", empfindsam und unendlich froh, wenn man sie nicht berührt, um Sex zu bekommen, sondern einfach nur so, weil innig geliebt wird. "Erregung" unerwünscht... keine Begegnung um Lust auszuleben, sondern wohligste Fürsorge und Geborgenheit und unendliche Zärtlichkeit ist dran- zur Abwechslung. Das trägt zur Vollendung in uns bei- wenn wir auch immer wieder zurückkehren dürfen in Zeiten, wo Sex nicht Thema war, nur Hingabe und Liebe und Geborgenheit.
Das beachten zu wenige Männer, dass das ebenso wichtig ist. Offen gesagt, ich habe dann auch Schmerzen, wenn diese Zeit nicht eingehalten wird, wo dies dran wäre.
Wie Trost ist das, das fühlt sich ganz anders an, als wie die übliche Fühlwelt im Erotik-Bereich. Wenn man dieses Bedürfnis gesättigt hat, dann erwacht eh wieder die Frau in uns. Das ist Zwischenkost und Nahrungsergänzung, Balsam für die Seele, ohne Geben zu müssen, mal nur zu empfangen.
So long..

Bis dann vielleicht
Servus

 

[Dr. Gehring]

Da haben Sie mit Sicherheit eine Aufgabe denn eine Frau mit seelischer Belastung kann sich nur nach und nach an etwas mehr beim Sex herantasten, wenn sie völliges Vertrauen aufgebaut hat. Sie werden sehr viel Geduld brauchen und akzeptieren müssen, dass Vieles, was Sie bisher gewohnt waren, einfach in dieser Beziehung nicht möglich sein wird.

LG, Dr. Höllering

 

[Micha1970]

Hallo,

erst einmal ein "Dankeschön" für die hilfreichen Antworten - Lieb von euch!
Liebe, Nähe, Zärtlichkeiten geben - Das tue ich gerne

Mit stellt sich nun die Frage:
Wenn ein Mißbrauch in der Kindheit/Jugend dahinter stehen sollte -
Kann ich da in irgendeiner Form helfen?
Wenn, dann wäre das noch nicht aufgedeckt und sie leidet seit Jahren -
Was auch der Grund für die Depressionsgeschichte sein könnte.
Auch Ärzte kommen bei ihr einfach nicht weiter ....

Evtl. schämt sie sich dass ihren Ärzten (Psychiater, Therpeutin,ect.) zu sagen.

Ich habe im Bekanntenkreis eine andere Frau die in der Kindheit mißbraucht wurde.
Bei ihr konnte ich ähnliche Verhaltensmuster feststellen - Da meldet sich einfach
mein Bauchgefühl ....

Lieben Gruß

 

[Tired]

Also wenn deine Partnerin da nichts machen möchte, dann ist es vielleicht einfach noch zu früh.
Meist wird das erst angegangen wenn der Leidensdruck größer ist als die Scham, die damit verbundenen Nachteile, oder eine Retraumatisierung stattfindet.
Es hängt also fast immer vom persönlichen Leidensdruck ab, ob das jemand angeht oder nicht.

Sicher kannst du das mal dezent und liebevoll ansprechen, ihr signalisieren das du für sie da bist und auch helfen möchtest falls da was ist was bearbeitet werden müsste, aber sie sich nicht traut.
Wenn sie das wollen würde, nur es nicht bei Arzt und Therapeuten ansprechen kann, dann wäre ein Brief eine sinnvolle Möglichkeit.
Da könnte sie alles hinein schreiben und dann in der Praxis abgeben, oder beim Termin und müsste gar nicht mehr so viel sagen.

Leider ist es so das solche Erinnerungen meist unvollständig sind, was das ganze noch wesentlich schmerzhafter und beängstigender macht.
Es gibt viel Scham und auch Angst mit der Konfrontation, schließlich könnte dadurch ja auch alles noch schlimmer werden und so wird es halt ausgehalten solange es irgendwie geht.
Das muss aber auch respektiert werden, ein Drängen in die vermeintlich richtige Richtung würde zu nichts führen und es bestünde die Gefahr das es dadurch noch schlechter geht.
Es kann sogar sein das sie so gut klar kommt, das wesentliche ok für sie ist und dann wird sie es selbstverständlich nicht ändern wollen.

Du kannst eigentlich nur deine Unterstützung signalisieren, zeigen das du sie liebst und all ihre Grenzen akzeptierst und für sie da bist, mit Rat und Tat, wenn sie das möchte.
Liebe, Geduld und Gelassenheit sind wohl die Schlagworte für das was hilft.