So "tired" wirkst du auf mich gar nicht. Deine Antworten sind total aufgeweckt und scharfsinnig - gefällt mir unglaublich gut.
Und, kannst du das auch glauben und für dich annehmen das sie mit dir vollkommen zufrieden ist?
Nicht wirklich. Alles spricht dafür und ich weiß, dass ich dumm bin, das nicht vollkommen für mich anzunehmen und mich mal zu entspannen. (Allein schon in diesem Satz wieder Geringschätzung gegenüber mir selbst. Wie ging der Spruch nochmal? Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte ...)
Mir kommt gerade der Gedanke, vielleicht bist du einer der mit seiner eigenen Leistung nie richtig zufrieden ist, immer verbesserungswürdiges findet und davon ausgeht das andere genauso darüber denken und einfach nicht glauben/annehmen kann, das du für jemand anderen gut so bist, wie du bist?
Ich habe immens hohe Ansprüche an mich selbst, auf vielen Ebenen. Woher das kommt, weiß ich nicht so recht. Ich wurde von meiner Familie geliebt, egal was ich auch verkackt hätte. Und ich bin meiner Meinung nach mit einem gesunden Maß an Siegen und Niederlagen groß geworden. Die Einstellung, nicht gut genug zu sein, habe ich eventuell von meinem Vater kopiert und auch von einem Onkel, den ich durch seine Coolness zwar als Vorbild hatte, der aber immer auf der elterlichen Taugenichts-Schiene fuhr.
Nüchtern betrachtet - im Gespräch mit einer Therapeutin erörtert - bin ich ein echt guter Fang (und ich halte mich gerade für bescheuert, das hier zu schreiben). Das Halten des "inneren Hochstatus" hakt etwas. Ich möchte nicht enttäuscht werden indem ich mich praktisch zum Scheitern selbst dränge und so nicht mehr überrascht werden kann. Das deutlichste Beispiel ist, dass bei jeder einzelnen Frau, bei der ich erahne, dass etwas "ernsteres" entstehen könnte, ich mich knallhart selbst sabotiere. Da bin ich unfassbar gemein zu mir selbst und wenn es trotzdem zu einer langfristigen Beziehung kam, dann, weil die Frau zwar merkte, wie stark zögerlich ich bin, es aber aushielt und abwartete. Bei meiner jetzigen Herzdame habe ich diese grausamen Gefühle einfach knallhart durchgestanden und mich regelrecht gezwungen, weiterzumachen. Das war echt nicht schön und die erste Entspannung trat erst ein, als wir uns in den Armen lagen und küssten.
Und jetzt wo ich das schreibe, könnte daran etwas liegen: Ich komme mit Enttäuschungen nicht klar. Das anzugehen wird wohl meine nächste große Baustelle sein. Dass ich aufhöre, mich selbst runterzumachen, das ist eine Baustelle, an der ich seit Jahren arbeite, seit ein paar Monaten auch unter professioneller Anleitung - kleine Schritte, aber Schritte.
Puh, lese mich gerade durch den gesamten Threadverlauf. Ganz schön bizarr, was da alles hochschwappt. Ich hoffe, das liest sie nie - sie wird mich sofort erkennen. ^^