@Beate und Pilzpastete
@Beate und Pilzpastete
Danke euch beiden für eure Antworten.
Beate, Du hast sicher mit allem Recht, was Du schreibst: das Kind erlebt gerade etwas, was man jedem Kind ersparen möchte (wenn man nur könnte). Natürlich ist die Familiensituation extrem belastet (und belastend) und jeder ist mit sich selbst beschäftigt (mehr oder weniger), da wird das Kind mitunter mit seinen Problemen auf überforderte Erwachsene treffen mit seiner eigenen Art, diese schwere Zeit zu verarbeiten.
Muss es denn zwangsläufig so sein, dass ein solches Kind einen psychologisch geschulten Menschen zur Seite bekommen muss, um heil durch so einen Schicksalsschlag hindurch zu kommen? Ist es nicht vielmehr so (oder sollte es theoretisch so sein), dass die Wunden so oder so entstehen und erst mit der Zeit und mit viel Liebe aus der Familie heilen werden (oder vernarben)?
Ich bin ein wenig skeptisch bezüglich der immer öfter formulierten Rufe nach Psychologen für Kinder, und bitte, versteht mich nicht miss: ich sehe sehr wohl die Extremsituation und die Unbeholfenheit der Beteiligten angesichts der Tatsache, dass Tod und Sterben in unserer Kultur ein "entfremdeter" Vorgang geworden ist. Ihr könnt den Kopf schütteln über mich, aber es macht mich doch betroffen, wie hilflos unsere Gesellschaft mit dem Thema Tod, Sterben, Trauer umgeht und die Verantwortung für entsprechende Verarbeitungsprozesse immer mehr in den Außenbereich, weg von der Familie, legt. Ich halte das für ausgesprochen schade. Es macht mir Angst.
Nicht, dass ich generell Angst vor Psychologen oder vor Fachleuten hätte oder meinte, man muss mit allem ganz allein fertig werden. Das ist es nicht. Ist es nicht merkwürdig, dass auch in dieser Familie kein großer Fundus an Menschen zu sein scheint, der ganz selbstverständlich auffängt, was immer diese "Keimzelle der Gesellschaft" nicht allein schafft? Wo sind die Freunde der Familie? Das Umfeld, in dem die Familie bisher "zu Hause" war? Warum - und das kenne ich durchaus auch von mir selbst! - ist dieses Umfeld so sprachlos, so hilflos, dass diese sterbende Frau wildfremde Menschen in diese "Keimzelle" hinein holen möchte, statt die Sicherheit zu genießen, dass die Hinterbliebenen geborgen sein werden, wenn sie sie verlassen muss?
Nein, in unserer Familie gab es nicht den Fall, dass so ein relativ kleines Kind seine Mutter verlieren musste. Ich beobachte mit Sorge den zunehmenden Trend, Kinder möglichst von sterbenden Verwandten oder deren Beisetzungen/Verabschiedungen fern zu halten, aus der Furcht, sie könnten damit ebenso schlecht umgehen, wie sie selbst. Ich halte das für unnatürlich. Der Satz von Pilzpastete, der sich mit dem Ehemann der Sterbenden und dessen mangelnder Bereitschaft befasst, sich mit dem Sterben seiner Frau auseinander zu setzen oder sich helfen zu lassen, ist da ein Hinweis, dass die Sorge der Ehefrau und Mutter um ihre Tochter berechtigt ist. Ohne Zweifel. Es tut mir sehr leid, dass diese Frau den Abschied von ihrer Familie unter diesen Bedingungen erleben muss. Und ich hoffe, dass alle Beteiligten die ihnen zustehende, angemessene Hilfe erfahren werden.
Bitte nehmt mir nicht übel, dass ich angesichts dieses Einzelschicksals zur Gesellschaftskritik übergegangen bin. Das hilft weder dem Vater noch dem Kind in dieser Situation. Es wird allerdings Zeit, dass sich jeder von uns über seinen persönlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer Gedanken macht, weil solche Ereignisse Familien immer mehr teilen statt zusammenzuschweißen. Ich finde das besorgniserregend (und nicht nur diese gesellschaftliche Fehlentwicklung).
Meine guten Wünsche für alle, die dies oder ähnliches durchleben oder durchlebt haben.
Grüße
Anke