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Kann eine Prismenfolie bei Trochlearisparese schaden?

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Toms

New member
Hallo Zusammen. Ich bin neu hier und möchte kurz mein Problem vorstellen. Ich hatte vor 7 Wochen einen Unfall mit SHT, mehrere Schädelbrüche u.A Orbitaboden, Decke, Hinterwand. Ich habe seit dem Unfall Doppelbilder die beim Abblick zunehmen und schräg verlaufen. Es wurde Trochlearisparese diagnostiziert und die Ärztin sagte dass eine Prismenbrille keinen Sinn macht, weil meine Doppelbilder abhängig von der Kopflage sind und es würde nicht funktionieren. Da ich aber im Moment überhauptnicht klarkomme, habe ich gebeten mich Probeweise durch so ein Glass schauen zu lassen. Die Ärztin hat mir grob 5 Folien gezeigt und mir eine 4 Prismen Folie mitgegeben. Ich halte mir die Folie Zuhause vor das verletzte Auge und bewege mich etwas durch die Wohnung.. Es ist auf jeden Fall eine Erleichterung, aber wenn ich die Folie vom Auge weg nehme, sehe ich auch im geradeaus Blick Doppelbilder, die dann aber nach einer Weile zusammenlaufen und dann noch standardmäßig im unteren Bereich liegen. Warum ist das so? Kann durch das Benutzen der Prismenfolie noch mehr Schaden entstehen? Ich hoffe hier etwas Hilfe zu bekommen, weil meine Augenärztin keine Orthoptistin ist und der nächste Termin in der Sehschule erst in 2 Monaten ist..
 
Nein, mit einer Prismenfolie kann man diesen Zustand nicht verschlechtern. Allerdings wirkt sie auch nur in einem statischen Ausmaß und mit einem relativ kleinen Wirkungsgrad. Sie können sie bei Bedarf nutzen, also wenn sie eine relative Doppelbildfreiheit benötigen. Ansonsten kann das Weglassen der Folie auch als eine Art Training wirken.

Sie nehmen deshalb bei Geradeausblick Doppelbilder wahr, weil der geschädigte Muskel (M. obliquus superior) drei unterschiedlich Bewegungskomponenten besitzt. Er bewegt in Abhängigkeit von der aktuellen Blickrichtung das Auge nach unten, zur Schläfe hin und er rollt es nach innen. Wenn Sie nun geradaus blicken, reduziert sich die senkende Wirkung, die bei Blick zur Nase ihr Maximum hat, zugunsten der horizontalen und bei weiterem Blick zur Schläfe zugunsten der innenrollenden Wirkung. Alles also ein sehr komplexes Konstrukt.

Eine Trochlearisparese kann sich im Idealfall vollständig zurückbilden, dies allerdings in einem Zeitraum von bis zu einem Jahr. Ich würde Ihnen raten, die Folie regelmäßig zu nutzen, vor allem dann, wenn Sie eine relative Doppelbildfreiheit benötigen. Ansonsten verweise ich nochmal auf den möglichen Trainingseffekt ohne die Folie.
 
Vielen Dank für die schnelle und sehr ausführliche Antwort. Der Wikipediaartikel beschreibt wirklich sehr genau und zutreffend meine Beschwerden. Ist es möglich herauszufinden ob der obere schräge Augenmuskel in einem Bruchspalt eingeklemmt ist oder eine Verletzung der Trochlea vorliegt und er deswegen nicht arbeitet? Wenn ja, wäre dafür ein Neurologe zuständig? Ich wurde nach dem Unfall nicht operiert, weil die Brüche wohl stabil waren. Ein MRT wurde auch nicht gemacht. Ich habe erst vor einer Woche die Diagnose trochlearisparese bekommen aber mache mir noch etwas sorgen dass da vielleicht etwas eingeklemmt und nicht gelähmt ist. Es waren insgesamt 8 oder 9 Brüche
 
Guten Abend, Toms,
ich wundere mich ein wenig, dass keine Bildgebung des Kopfes und der Augenhöhle durchgeführt wurde bei der Diagnose von Schädelbrüchen. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen! Und tatsächlich kann dabei auch möglicher Weise eine Verletzung/ Einklemmung eines Muskels entdeckt werden. Das hätte dann ggf. doch auch eine therapeutische Konsequenz...
Mit freundlichen Grüßen, Professor Dr. med. A. Liekfeld
 
Auszuschließen ist eine mechanische Einschränkung sicherlich nicht. Allerdings wäre in diesem Fall wohl eher die Trochlea betroffen, was aber relativ schnell erkennbar wäre.. Wäre der Muskel eingeklemmt in einer Bruchspalte, könnte man ggf. eine Einschränkung der passiven Beweglichkeit nachweisen. Eine Orbitabodenfraktur könnte durchaus mit einer Einklemmung von Muskel- und/oder Bindegewebe einhergehen, betrifft dann aber die unteren Bereiche (m. rectus inferior und m. obliquus inferior). Gewebeschwellungen und Hämatome sind ebenfalls denkbar. Die Motilitätsstörungen wären dann aber sicherlich atypisch - so man diese detailliert untersucht und analysiert. So kurz nach einem Unfall ist eine genau Diagnostik der Motilität auch oft noch nicht durchführbar, so dass die endgültige Diagnose erst später gestellt werden kann. Die multiplen Frakturen können auch weitere Läsionen bewirkt haben. Prinzipiell kann aber ein CT bzw. MRT Aufschluß über die Situation bringen.

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Möglichkeiten weiterer Diagnostik. Vermutlich wird er Ihre Bedenken entkräften können. Involvierte Fachgebiete wären Kieferorthopädie (ggf. Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie), HNO, Augenheilkunde und Neurologie.
 
Eine CT Aufnahme des Schädels wurde gemacht aber als ich einen Arzt gefragt habe ob man auf den Bildern eine Einklemmung der Weichteile ausschließen kann, konnte er mir nichts konkretes sagen und ich hatte das Gefühl dass er mit seiner Antwort dass alles gut verheilen muss etwas ausweichen wollte. Natürlich muss alles lange heilen, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass so eine komplexe Verletzung nicht ausreichend untersucht wurde und bevor ich mich auf die Genesung konzentriere, würde ich gerne die Gewissheit haben, dass Blockade vorliegt, die man operativ lösen könnte. Ich denke, jetzt nach 7 Wochen wäre es dafür wahrscheinlich eh etwas zu spät. Würde eine MRT Aufnahme der Orbitahöhle mehr Aufschluss über so eine Verletzung bringen? Ich weiss das sehr zu schätzen, dass Sie sich so viel Zeit für solche Gespräche nehmen.
 
Guten Tag, Toms,
es kommt auch auf die Qualität des CTs an und ob es mit oder ohne Kontrastmittel durchgeführt wurde. Aber in der Regel ist ein CT schon sehr aussagekräftig.
Vielleicht besprechen Sie die Befunde und Prognosen und den Verlauf wirklich noch einmal mit dem behandelnden Arzt.
Mit freundlichen Grüßen, Professor Dr. med. A. Liekfeld
 
Guten Morgen, vielen Dank für Ihre Antwort. Natürlich spreche ich alles mit dem Arzt durch, aber zwischen den Terminen liegen oft 2, 3 Wochen oder noch länger und man erhofft sich über Internetportale Hinweise oder Tipps zu bekommen. Ich habe gestern überlegt ob die gestellte Diagnose Trochlearisparese wirklich stimmt, weil die Beschwerden mit den Symptomen nicht übereinstimmem. Wenn der obere schräge Muskel gelähmt ist, dann sollte das Auge doch nach Aussen zur Schläfe verrollt sein. Es wird auch beschrieben dass durch eine Spritze in den unteren Muskel, die ihn dann schwächt eine ausgleichende Wirkung erzielt wird was das Auge gerade stellt. Bei mir ist es genau anders. Meine Doppelbilder erscheinen gekippt, schräg verlaufend zur Nase. Das betroffene Auge ist zur Nase verrollt und es entsteht der Eindruck dass der obere schräge Muskel auf Spannung sitzt. Ich habe das Gefühl dass entweder der untere schräge Muskel keine Kraft hat um das Auge zurückzurollen oder dass der obere tatsächlich blockiert ist. Auch beim Schauen nach unten rollt das Auge zur Nase. Ist das nicht etwas widersprechend zu der gestellten Diagnose? Ich bin für jede Antwort dankbar
 
Es ist bei multiplen Frakturen, die auch unterschiedlichste mechanische Bewegungseinschränkungen nach sich ziehen können, sehr schwierig, die Befunde auf eine Ursache zu reduzieren. Natürlich hat eine isolierte Trochlearisparese ein typisches Ausfallmuster hinsichtlich der motorischen Einschränkungen. Wenn weitere Muskeln oder Nerven betroffen sind, kann es aber sehr schnell sehr kompliziert werden, und auch eine präzise Motilitätsanalyse an einer Tangententafel oder einem Synoptometer mit über 180 Detail-Messungen bringt nur ein Bild mit mehr oder weniger ausgeprägten Befunden, die sich auch nur in Teilen einer bestimmten Diagnose zuordnen lassen. Bspw. wird das Auge auch vom m. rectus inferior gesenkt, der jedoch völlig anders innerviert wird (N. oculomotorius), gleichwohl in vorliegendem Fall auch betroffen sein könnte. Er hat zudem eine aussenrollende Wirkung, was im Falle eine Störung die Innenrollung erklären könnte, Gleichwohl: alles sehr spekulativ und in Unkenntnis der tatsächlichen Befunde mit sehr viel Vorsicht zu genießen!

Man spricht im Übrigen von einer Trochlearisparese, wenn tatsächlich eine neurologische Ursache vorliegt, also eine Läsion im peripheren Nervenverlauf oder im Kerngebiet. Bei muskulär bedingten Ausfällen (Sehne, Muskelgewebe etc.) nennt man das eher eine m. obliquus superior Parese. Die Terminologie wird nicht immer einheitlich verwendet, sodaß eine m. obliquus superior Parese auch schon mal als Trochlearisparese bezeichnet wird, obgleich tatsächlich eine neurologische Ursache nicht nachgewiesen ist. Die Symptomatik kann jedoch durchaus identisch sein. Deshalb sollte man die Untersuchungsergebnisse immer wieder prüfen und validieren.

Doppelbildschemata - und damit die Unterstützung der Diagnostik durch subjektive Befunde - spielen eine entscheidende Rolle in der strabologischen Beurteilung. Bei der Komplexität des okulomotorischen Bewegungsapparates sollte man sich jedoch auf das Gesamtbild stützen. Und da kann es schon passieren, dass die Lage von Doppelbildern nur zu einer gestellten Diagnose passt.

Bei der Behandlung mit einer "Spritze" wird es sich vermutlich um eine Injektion von Botulinum-Toxin handeln, ein Verfahren, das in der 1980er Jahren entwickelt wurde, jedoch den Nachteil aufweist, dass es kaum präzise zu dosieren ist und zudem nach einer gewissen Zeit seine Wirkung verliert. Gleichwohl kann ich über aktuelle Behandlungsergebnisse nichts sagen.
 
In Ergänzung: ich unterstelle, dass man keine Vorbefunde von Ihnen hat, bzw. dass es keine bekannten Schielerkrankungen gibt. Prinzipiell sollte man jedoch bestrebt sein, differentialdiagnostisch weitere Krankheitsbilder wie einen sog. strabismus sursoadductorius oder eine dissoziierte VD auszuschließen.
 
Danke für die ausführliche Antwort. Ich weiss, das ist alles sehr kompliziert. Ich wäre wirklich froh, wenn ich das Gefühl hätte, dass ein Arzt wirklich bemüht ist mir zu helfen. Selbst bei der Sehschule, bei der ich war hatte man mich ca. 3 Minuten bei einer Wartezeit von 6 Stunden untersucht. Der nächste Termin bei einem Orthoptisten ist erst ende März. Meine Augenärztin ist mit meiner Situation überfordert und der Neurologe bei dem ich einen Termin bekommen habe hat bisher keine Untersuchungen durchgeführt, mich nur an die Neurochirurgie überwiesen. Die Neurochirurgie hat mir zu Verstehen gegeben, dass die Erstversorgung nicht richtig verlaufen ist und mich dann weiter an die Mund Kiefer Gesichtschirurgie geleitet. Dort konnte der Arzt nicht viel sagen und hat ein MRT verordnet. Leider hatte er auf die Überweisung nur Doppelbilder geschrieben und so wurde der MRT Bericht nur auf das Gehirn ausgelegt. Kein Wort über Orbitahöhle. Wie auch, wenn er keinen Hinweis auf einen Unfall im Augenbereich hatte. Leider ist der MKG Arzt bis ende Februar im Urlaub, also bleibt die weitere Auswertung der MRT Bilder erstmal liegen.. Ich bin echt verzweifelt weil so viel Zeit vergeht und ich nicht das Gefühl habe dass alles getan wurde, dass ich mich mit der Situation abfinden kann.
 
Wenn ein Orthoptist Sie bei dieser Fragestellung nach 3 Minuten wieder aus der Untersuchung entlässt, war er damit ebenfalls überfordert. Ihre Schilderungen sind natürlich denkbar unerfreulich und sprechen nicht eben für ein gut funktionierendes medizinisches Versorgungssystem. Eigentlich sollte m. E. Ihr Hausarzt die Planung und Koordination der einzelnen Untersuchungsgänge und Konsile in die Hand nehmen und überwachen, damit solche Versäumnisse nicht vorkommen. Aussderdem sollte ein MKG-Chirurg keine 6 Wochen Urlaub am Stück machen oder wenigstens für eine Vertretung sorgen. In welcher geografischen Region bewegen wir uns denn hier?
 
Ich bin nach dem Krankenhausaufenthalt mit den Worten entlassen worden, dass ich zum Augenarzt zur Kontrolle vorbeischauen sollte.. Ich dachte dass mit den Schwellungen auch die Beschwerden in max. 2 Wochen zurückgehen und ich wieder arbeiten kann, aber als ich nach und nach gemerkt habe dass es überhaupt nicht besser wird, habe ich die Augenärztin gefragt ob nicht noch ein Neurologe hinzugezogen werden sollte.. So habe ich festgestellt dass die Augenärztin an Ihren Grenzen ist und so ging auch der medizinische Machrathonlauf los.. Ich komme aus der Region Solingen Remscheid Wuppertal
 
Von der Klinik habe ich auch sehr viel Gutes gehört und der Termin Ende März, den ich erwähnt habe ist dort.
 
Ich habe vorgeschlagen einen ganzen Tag Wartezeit mitzubringen wenn sich der Termin etwas früher realisieren lässt, aber das geht leider nicht.
 
Nicht selten organisieren Kliniken die Untersuchungen von ambulanten und stationären Patienten in unterschiedlichen Zeitblöcken. Da nutzt es wenig, wenn Sie für nachmittags ausreichend Zeit mitbringen, dann jedoch gerade die stationären Patienten untersucht werden. Sie sollten sich auch auf mehrere Besuche dort einstellen. Ggf. werden Konsiliaruntersuchungen anderer Fachbereiche notwendig sein.
 
Ich hatte heute ein ergänzendes MRT und die Orbitahöhle wurde untersucht. Ergebnis = Obliquus Superior hat deutlich am Volumen abgenommen und auch kein Kontrastmittel zu sehen. Ich glaube meine befürchtungen sind wahr geworden, dass der Muskel durch ist.. Schade nur, dass es 2 Monate nach meinem Unfall, nachdem ich auf der Suche nach einer Diagnose so viel Druck gemacht habe, beurteilt werden konnte.
 
Ich wäre doch etwas vorsichtiger in der Beurteilung solcher Befunde. Im Vergleich wozu hat der m. obl. superior an Volumen abgenommen? Zu einem Vorbefund? Zu einem normalen Befund? Zu einer Prognose? Es ist zu bedenken, dass die Hälfte des Muskels aus Sehne besteht, in die er noch vor Durchziehen der Trochlea übergeht. Hat die Sehne oder der Muskelanteil an Volumen verloren? Gibt es überhaupt eine ärztliche Beurteilung des Befundes, die eine wie auch immer geartete Volumenabnahme welches Muskel- oder Sehnenanteils auch immer erklären würde? Diese sollten Sie voll umfänglich abwarten und dann das weitere Vorgehen besprechen. Alles andere wäre reine Spekulation.
 
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