Re: Ist Stress ein Zeitproblem.......
[quote Elektraa]Welches Beziehungsmodell verspricht Beides- erquickenden Lustgewinn und zugleich friedlichster Zusammen-Gemeinschaft- Altersvorsorge-Halt...[/quote]
Sieht so aus als müsste man auf jeden Fall ähnlich ticken, was ja nicht alle möglichen Variationen von einer brav katholischen bis zu einer nach allen Seiten offenen Beziehung ausschließt.
Die Braven dürften aber auf weit schwächeren Beinen stehen, als jene die eine eher flexible Beziehung führen, da meiner Meinung nach das christliche bzw. monogame Konzept von vornherein jegliche Experimentierfreudigkeit ausschließt. Es ist aber doch so das jeder irgendwann mal mit einem zumindest möglichen Fremdgang konfrontiert wird, entweder passierts und damit ist etwas fast unverzeihliches geschehen und du leidest wie ein Hund darunter, oder du beherrschst dich wodurch du dich für ein Leben entscheidest in dem deine Sexualität in ein recht enges Korsett gezwängt wird, was sicher auch auf Dauer für eine Krise sorgt.
Ich denke wenn du ein Mensch bist der eine hohe Akzeptanz für eine offene Beziehung hat und auch wirklich damit umgehen kannst, wird sich das nicht mitten in der Beziehung schlagartig ändern und somit kannst du auf Dauer damit leben. Wenn du aber ein Hohelied auf die Monogamie singst dann bist du auch nicht in der Lage einen Seitensprung zu vergeben und wenn du selber außereheliche Gefühle entwickelst bekommst du sogar mit dir selber ein Problem, was zur Unzufriedenheit und schlechtem Gewissen führt. Da liegt dann die Trennung viel näher, denn die wäre ein muss, um mit jemand anderem den man anziehend findet zusammen sein zu können.
Das Familienkonzept, plus Altersvorsorge, gab es hier zu lande ja auch. Die Kinder haben zwar geheiratet, aber ihr Leben war oft an das Elternhaus gekoppelt. Ihr Erbe war dort wo die Eltern lebten und gerade auf dem Land wurde der Hof dann vom Erben weitergeführt wenn die Eltern sich aufs Altenteil zurückgezogen hatten, sie lebten aber weiter auf dem Hof und wurden von der nächsten Generation versorgt. Das gab es nicht nur auf dem Land sondern auch in der Stadt, dort hat man sich nur schneller von diesem Konzept verabschiedet.
Heute ist es auf dem Land ja auch noch humaner wenn es um die Versorgung der Eltern geht, das ist ja eigentlich ein Zeichen das Städter wesentlich schneller abstumpfen, die Eltern leichter aus ihrem Leben verbannen und der Familienzusammenhalt eine immer kleiner werdende Rolle spielt. Es scheint manchmal als würde das Stadtleben, die Anforderungen im Job und die Schnelllebigkeit keine stabilen Familienstrukturen mehr zulassen. Selbst wenn man sich um die Eltern kümmern möchte ist das oft nicht möglich, es wird einem durch die Anforderungen des modernen Lebens regelrecht unmöglich gemacht.
Es gibt doch etliche die an der Doppelbelastung Job und Familie kaputtgehen, wenn dann noch alt werdende Eltern dazukommen rutscht man entweder in der Gesellschaft ab, weil man keine Zeit mehr für was anderes hat und wird selber krank, oder man trennt sich von den Eltern was meist leider zur Folge hat das man sich auch emotional von ihnen trennt und nur selten mal im Altenheim vorbei schaut. Dieses Phänomen das die Alten weitgehend aus dem Familienleben verbannt werden, ist wohl der Gesellschaftsstrukturierung geschuldet, aber das man sie nicht mehr besucht oder auch mal mit nach hause nimmt kann ja nicht nur am Zeitmangel liegen, ich würde drauf tippen dass es zum Großteil das schlechte Gewissen ist und auch das man einfach nicht damit klar kommt das Angehörige so abbauen, irgendwann sterben.
Früher war es normal das mitzuerleben, heute ist man überfordert da das Sterben ausgelagert wurde und man möglichst wenig davon mitbekommen möchte und vor allem macht es Angst, auch vor einem Besuch im Altenheim.
Vor kurzem habe ich einen Bericht gesehen in dem es um ein Hospiz ging, welches am Rande eines Wohngebietes liegt.
Die Anwohner klagen tatsächlich dagegen, weil sie das, nach eigener Aussage, nicht sehen möchten und auch ihre Kinder in Gefahr sehen. Das Hospiz ist nicht einsehbar und die Anwohner kommen auch nicht mit den Bewohnern in Kontakt, die Argumentation war dann das man ja wüsste was dort passiert und das würde die Lebensqualität für die Anwohner mindern und vor allem würden die Häuser in dieser Siedlung erheblich an Wert verlieren wenn dort ein Hospiz ist............
Das ist doch krass, gegen alles wird geklagt. Kindergärten und und Hospize sind ein absolutes no go in unserer Gesellschaft, jeder tut so als wäre er sozial, solange diese Orte weit weg sind, aber bitte nicht in meinem Wohngebiet.
Da ist es auch kein Wunder das Kinder und Alte zum Problem werden, wenn man die Sterbenden trotz Sichtschutz nicht in Ruhe sterben lässt, sondern alleine ihre Existenz als Belästigung empfunden wird. Der Stress der Moderne besteht sogar aus Menschen die man nicht sehen und nicht hören kann, sie werden einzig und alleine durch ihr sterben unzumutbar für unsere Welt.
Oh, wie bin ich jetzt nur auf dieses Thema gekommen?