ich habe schon das Gefühl, dass Du dir den Fall sehr versuchst zurechtzubiegen, wie er nicht war. Mit "gute Gründe dafür", "kommt ja nicht oft vor", "werden die anderen Kolleginnen einschreiten".
Nein, ich suche eher Gründe dafür weshalb man sich nicht drüber ärgern sollte.
Ich finde es interessant, dass du z.B. den Beitrag von Dr. Riecke vollkommen anders auffasst als ich und das dürfte auch für die Situation beim Arzt gelten.
In den Foren ist mir schon oft aufgefallen, die Leute regen sich absolut über etwas auf, was ich überhaupt nicht verstehen kann, genauso wie ich mich über was aufrege, was für andere überhaupt kein Ding ist.
Ich interpretiere in die Kritik eine vollkommen andere Motivation, wie du sie annimmst und ich würde sie auch nicht als so allumfassend sehen, wie du.
Der Boden ist nicht nicht bereitet, heißt in meinem Empfinden z.B. nicht dass du zu doof bist das zu verstehen, es heißt auch nicht dass wir alle nun lieber nicht mehr schreiben sollten.
Ich sehe darin einen anderen Ansatz, der auch seine Berechtigung hat.
Bei fast jedem Menschen gibt es Felder wo der Boden noch nicht für bestimmte Sichtweisen bereitet ist, es manchmal auch nie sein wird.
Das ist nichts schlimmes, das ist normal.
Nun nehmen wir mal meine Interpretation, der Boden ist noch nicht bereitet, weil die nötigen Erfahrungen fehlen.
Die fehlen aber vor allem im Bezug auf das was ich schreibe, es ist also nicht so dass du zu doof bist es zu verstehen, sondern dass ich von etwas schreibe was zu weit vorgreift.
Nun ist es auch überhaupt nichts schmälerndes, dass wir uns in bestimmten Dingen auf unterschiedlichen Levels befinden, das ist auch normal und in unserem Fall einfach eine Frage des Alters und damit auch einer längeren Auseinandersetzung mit den Eltern, würde ich meinen.
Ich selber habe viel an meinen Eltern auszusetzen gehabt, wo die sich überall rein hängen, gerade im Bezug auf meine Mutter hat sich das im laufe der Zeit sehr verändert.
Ich denke, ich schreibe von einem Umgang mit deiner Mutter, der einen gewissen Lernprozess voraussetzt den man nicht mit Intelligenz bewerkstelligt, sondern mit dem älter werden.
Ich würde diese Kritik also nicht als Aufruf zum Boykott sehen, sondern als Hinweis den Blickwinkel auch mal zu ändern, das dein Boden noch nicht bereitet ist bedeutet im Grunde auch nur, dass ich von etwas ausgehe und schreibe was du nicht so siehst, einfach aufgrund dessen dass wir beide nicht gleich sind und nicht weil jemand ein Defizit hat.
Wir befinden uns auf unterschiedlichen Leveln, die durch einen natürlichen Prozess bestimmt werden und durch persönliche Erfahrungen.
Es hat nichts mit richtig oder falsch zu tun, was besser ist oder schlechter, sondern eher damit dass wir in bestimmten Dingen aneinander vorbeireden.
Kollege X, Sie geben sich so viel Mühe.
Aber haben Sie nicht den Eindruck, dass der Boden auf den sie fällt, noch gar nicht richtig bereitet ist?
sprich doch mal in der Tonlage mit einem Arbeitskollegen oder Deinem Chef?
Im Prinzip mache ich das, nur abgekürzt: Fehlt da nicht noch was?"
Wenn das zu mir jemand sagt, dann denke ich es wurde etwas vergessen, noch nicht zu ende geführt bevor der nächste Schritt überhaupt stattfinden kann, was nicht unbedingt negativ aufgefasst werden muss.
Ich finde an dem Ganzen vor allem deine Reaktion interessant, da pikst dich doch was, genau wie dich die Essensangebote deiner Mutter piksen.
Wenn es mir so geht dann entweder weil was dran ist, dass ich nicht wissen will, oder und das kommt häufiger vor, weil ich ähnliche Formen der Kritik schon erlebt habe, sehr verletzt wurde, der Selbstwert dadurch klein gehalten wurde.
So ist manches für den einen gar nicht weiter schlimm und für den anderen eine Frechheit ohne gleichen.
Was machen wir nun, wo ich einen Teil dieser Hinweise für mich selber beanspruche, auf mich beziehe und du sie auf dich, in verschärfter Form?
Wer hat recht?
Vielleicht keiner, weils nur ein Hinweis war dass Ansichten nur zusammenkommen können wenn sie auch in gewisser Weise Erfahren wurden und die daraus folgenden Schlüsse trotzdem noch meilenweit auseinander liegen können?
Ich finde schon das ist das typische "Uminterpretieren" wenn etwas der eigenen Anschauung widerspricht verdreht man den Sachverhalt so lange bis es wieder passt. Ein bisschen schon oder...
Nun, versucht man nicht meist den anderen von seiner Meinung zu überzeugen, die eigenen Anschauungen zu verdeutlichen?
Es war aber kein Uminterpretieren, sondern einfach nur wie ich es wahrnehme.
Das was mir an der Situation heraus stach, war auch nicht direkt die Arzthelferin, sondern deine Gedanken dass nun wieder alles in Sachen Beschwerde an dir hängen bleibt, während sich die anderen Patienten (feige?) weiter in ihr Schicksal ergeben, obwohl sie es auch ganz furchtbar finden müssen.
Du holst sie dadurch mit in dein Frustboot, machst sie zu Beteiligten und zu Nutznießern, dich zu dem der so handelt wie es für alle gelten sollte.
Ich wette aber, kein einziger hat gesagt dass sich doch mal jemand beschweren soll.
Ist natürlich nur eine Theorie, aber wenn es so sein sollte und du solche Gedankengänge auch im Bezug auf deine Mutter hast, also von vornherein weißt was sie bezweckt und warum sie dies und jenes sagt, dann würde wieder ein Schuh draus und auch sehr ersichtlich warum sie dich so auf die Palme bringt.
Es wäre weniger sie selber, sondern die Gedanken die du dir zu ihrem Handeln machst und mit was du sie verknüpfst, um dann mit Sicherheit zu wissen dass sie dich ärgern will oder eben Ausfallerscheinungen hat.
Ich wette, könnte sie es dir erklären käme etwas ganz anderes dabei heraus, als das was du dir dazu gedacht hast, genauso wie bei den Personen im Wartezimmer und bei der Arzthelferin.
Würde deine Mutter dir ihre Motivation erklären, käme wohl nur ein Gefühl dabei heraus: Junge, ich hab dich eben lieb".
Nun muss jeder selber entscheiden, ob er unter der Mutterliebe leidet, oder nicht.
Man kann sich aber auch im Kopf so gut abgrenzen, dass man auch diese Form der Liebe einfach so annehmen kann und trotzdem tut was man selber für richtig hält.
Ich will damit sagen, ein großer Teil unserer Wahrnehmung und Einordnung von Kritik und unmöglichen Verhalten, findet einzig in unserem eigen Kopf statt, durch gewisse Verknüpfungen.
Die sind beim Gegenüber eventuell so vollkommen anders gestaltet, dass er nie im Traum darauf kommen würde dass seine Worte oder sein Tun, solch eine Interpretation und Reaktion auslösen könnte.
Deine Mutter wäre vielleicht sehr betroffen und ratlos, wenn sie wüsste was ihre "Liebesbezeugungen" bei dir als Schlussfolgerungen nach sich ziehen.
Nicht falsch verstehen den Beitrag, er ist keine Kritik es geht einfach nur um unterschiedliche Wahrnehmungen.