Die Frage ist natürlich, wo setzt man dann an ? Einen Versuch über rein konservative Therapie (Osteopath, Heilpraktiker, Ernährungsumstellung, Bewegung etc.) ? Oder nochmal AB über mehrere Wochen ?
Das Problem, wie gesagt, ist halt, auch, wenn nach der konservativen Therapie keine Besserung eingetreten sein sollte und doch wieder ein AB gefahren werden müsste, dann der Effekt dieser zwar nicht komplett weg wäre, da das Immunsystem ja auch wieder ein Stück weit mit aufgebaut wurde, aber es macht vieles davon erneut kaputt.
Klar, wenn das AB dann tatsächlich geholfen hätte, ist's natürlich gut aber man weiß es ja nicht und auch nicht unbedingt welches dann zum Ziel geführt hat.
Wenn ich hier im gesamten Forum so lese, welche und wie lange einige hier schon AB's, vor allem richtig riskante Wirkstoffe, eingenommen haben, stellt sich die kritische Frage nach deren häufiger Anwendung erst recht. Zumal ja keine Besserung eingetreten ist.
6 Wochen Erythromycin ? Wenn ich daran denke, was allein nur der Azi Single-Shot 1 x 1500 mg + 6 × 250 mg direkt hinterher, mit meinem Darm angerichtet haben...... das Doxy habe ich jedesmal quasi soweit ohne größere Probleme vertragen.
Mit der somatoformen Störung von Hunny, ziehe ich gleich. Wenn Schmerzen so lange und vor allem in diesem Bereich andauern, stellt sich schleichend ein Teufelskreislauf mit ein. Vor allem dann, wenn nicht nur ein Urologe meint, da ist nichts pathogenes feststellbar. Die Beschwerden einem aber etwas anderes sagen. Zumal vor der Infektion nie Probleme da waren.
Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass die Chlamydien-Infektion ganz zu Beginn, nur ein leichtes Brennen bei der Miktion und den typischen gelblich-weissen Ausfluss hervorgerufen haben. Aber alles was sich danach bis heute daraus entwickelt hat, ist nicht im Ansatz mehr damit vergleichbar.
Der letzte Urolge hat (überraschenderweise) auch die Triggerpoints am Beckenboden mit abgetastet. Das verursacht aber seltsanerweise keine Schmerzen bei mir. Die Problematik ist, dass sich die Harnröhre dauerentzündet anfühlt. Eine direkte Prostatamassage an sich ist nicht schmerzhaf auch die Ejakulation nicht, eher im Gegenteil, aber ab dem nächsten Tag drückt das dann ewig lange wie wahnsinnig. Da wird sitzen zur reinsten Qual. Das ist wie, als würde einem ständig jemand auf die Blasengegend und den Damm zeitgleich drücken.
Ich stelle mir auch die Frage, dass, wenn diese Bakterien noch da wären, dann müsste die Infektion doch immer weiter aufsteigen ?
Das scheint aber (Gott sei Dank) nicht zu passieren. Ich meine Bakterien könnten ja quasi überallhin aufsteigen. Die letzte AB-Kur ist jetzt 1 Jahr her.
Grosses Problem ist auch, zumindest mit dem was ich erlebt habe, EINEN vertrauensvollen Urolgen zu finden, der einen ernst nimmt und richtig zuhört und nicht nur das kassenärztliche Standardprogramm fährt. Einer, der einen strukturierten Therapieplan hat und auch ein Stück weit über den Tellerrand blickt.
Ich war schon bei Urologen, die einen am Schluss, weil sie nach zig wiederholten, negativen Untersuchungen, auch nicht mehr weiterwussten, entnervt einen Besuch beim Psychotherapeuten empfohlen haben! Einer war der Meinung, das ist keine STI mehr, diese Symptomatik könnten auch Keime aus der Scheide auslösen. Der nächste meinte, ich sollte wegen der Hodenschmerzen meine LWS untersuchen lassen (gemacht, ohne Befund) Ein anderer wiederum hat mir genervt das Doxy nochmal verschrieben mit dem Hinweis: " Vllt. hilft Ihnen ja der Placebo-Effekt dabei" etc.
Was viele Urologen (Achtung: keine Pauschalisierung) leider nicht verstehen, ist, dass wenn Sie einen Patienten so schnell abfertigen und leichtfertig "therapiere", ein ungewolltes und kräfteraubendes Ärztehopping beginnt. In der Hoffnung, das eben jener Urologe dabei ist, der o.g. Strategie fährt und umsichtig Medikationen verordnet. Schlussendlich will man sich ja mit diesen Schmerzen nicht einfach abfinden und drauf warten, dass es von selbst irgendwann weggeht.
Ich will hier ganz sicher nicht, der Urologie den Buh-Mann zuschieben. Zaubern kann hier auch keiner und als Betroffener selbst, hat man auch eine gewisse Eigenverantwortung, was man draus macht (welchen Ansatz man auch immer verfolgt).
Dennoch halte ich hier - mittlerweile - eine gute und vertrauensvolle Betreuung für sehr wichtig. Man verliert mit der Zeit eben genau jenes Vertrauen.
Und um nochmal auf die Verspannungen einzugehen: Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass je länger der Schmerz besteht, immer mehr Schmerzen dazugekommen und sich das ganze regelrecht verselbstständigt. Weniger Bewegung (z.B. Schmerzen im Genitalbereich oder unangenehm reizendes und stechendes Gefühl, beim Joggen, Radfahrern extrem unangenehm, nach dem Schwimmen drückt der Damm usw.). All das, was man vorher machen konnte, ist nurmehr begrenzt oder gar nicht mehr möglich. Irgendwann schmerzt nicht nur mehr der Genitalbeteich alleine, sondern das Knie der Rücken, die HWS, ständig einschlafende Gliedmaßen, kalte Hände und Füße. Enorme Müdigkeit und Gereiztheit und der ganze Körper fühlt sich extremst verkrampft an. Der eine Schmerz triggert quasi den nächsten Schmerz an. So fühlt sich das zumindest an.
Dennoch fällt es auch mir persönlich sehr schwer, hier an ein reines CPPS zu glauben. Und die Psyche alleine, ist das mit Sicherheit nicht
Sich auf die Symptomatik und die eigene Selbstbeobachtung derer zu konzentrieren, halte auch ich für absolut kontraproduktiv. Das ist nur nicht immer so einfach, da man halt Schmerzen nicht wirklich ignorieren kann. Ibu hilft zwischendurch, kann und darf aber keine Dauerlösung sein. Mitunter ist hier auch Meditation und Entspannung eine begleitende Hilfe.
Leider ist dadurch auch zwangsläufig das (eigentlich entspannende) Sexualleben stark mit belastet = erneute Verspannungen
Am Rande bemerkt: Sehr schade, ja geradezu ärgerlich empfinde ich es, dass viele nicht mehr schreiben, wenn es ihnen besser geht bzw. was schlussendlich der Schlüssel zur Heilung war. Das mag bei jedem unterschiedlich gelagert sein aber so hätten etliche zumindest einen Anhaltspunkt.
LG und gute Besserung Euch allen