RE: Gewichtszunahme - wie?
Also, da geht es um zwei verschiedene Themen:
1. Feste Essenszeiten:
Dazu ein eindeutiges "Ja". Aber man muss dazu Kinder nicht zum Essen zwingen. Wenn er beim Mittagessen keinen Hunger hat, soll er halt nichts essen. Bis zum Abendessen kriegt er dann aber auch nix. Oder höchstens ein Butterbrot so gegen drei, damit er nicht ganz "vom Stengel kippt", wenn er dann wirklich richtig hungrig ist. Nicht froh sein, dass er jetzt doch was isst und "vollstopfen", obwohl es nicht an der Zeit ist, sondern nur eine Kleinigkeit gegen den ärgsten Hunger. Und auf keinen Fall etwas "attraktives" wie Schokolade. Kinder verhungern lange nicht so schnell, wie viele immer befürchten! Also lass ihn zu den "falschen" Zeiten einfach nicht soviel essen, wie er will, sondern nur eine Kleinigkeit. Dann wird er beim Abendessen schon Hunger haben.
Wenn Du es umgekehrt machst und ihn versuchst, zu motivieren, mehr zu essen als er eigentlich will, wird er vermutlich bloss immer weniger Hunger haben. Denn dieses "Zum-Essen-zwingen" ist stressig, selbst wenn es spielerisch (einen Löffel für die Mama...) ist. Und Stress verdirbt den Appetit.
Auf die Sachen, die er gar nicht essen will, würde ich schon Rücksicht nehmen, wenn es keine wahnsinnigen Ausmasse annimmt und er wirklich jeden Tag das gleiche essen will. Aber meistens haben Kinder da ein gutes Gefühl, was für ihren Körper richtig ist, und wenn er keine Pommes mag, ich glaube, die meisten Eltern würde das sehr freuen.
Zum 2. Thema: Wie schon erwähnt, Kinder haben normalerweise ein gutes Gefühl, wie viel sie essen müssen, um gesund zu bleiben. Ich weiss jetzt nicht, wie extrem das Untergewicht bei Deinem Sohn ist, keine Ahnung was da normal ist, aber ich war jedenfalls auch immer sehr leicht und hab mich prima entwickelt (inzwischen liegt mein BMI so bei 23, also weit entfernt von Untergewicht). Das muss also nicht unbedingt schlimm sein, wenn er sonst keine Anzeichen von Unterernährung (Schwächanfälle oder sowas) zeigt. Ich könnte mir im Übrigen vorstellen, dass er automatisch ein paar Pfund zunimmt, wenn Du sämtlichen Stress beim Essen fallenlässt.
Im Zweifelsfall würde ich übrigens lieber die festen Zeiten opfern, als Deinen Sohn mit Ess-Tricks zu stressen. Krass ausgedrückt, wenn er als Erwachsener nicht sehr konsequent mit Essenszeiten ist, wirst Du das weniger bereuen, als wenn er irgendeine Essstörung bekommt. Und ich finde, das mit den festen Zeiten kann man sich auch als Erwachsener noch angewöhnen, man muss es nur wirklich wollen. Und in der heutigen Zeit, wo von allen vor allem Flexibilität gefordert wird, kann es auch von Vorteil sein, wenn man nicht drauf fixiert ist, dass um 12 das Essen auf dem Tisch stehen muss. Bei einer wissenschaftlichen Exkursion zu Messzwecken, zum Beispiel, oder bei einem Beraterjob, oder überhaupt bei vielen modernen, "mobilen" Jobs, kann es extrem hinderlich sein, wenn man sein Essen, nur weil es einem extrem anerzogen wurde, nicht mal um zwei Stunden verschieben kann. Also im Zweifelsfall würde ich das nicht als oberste Priorität sehen. Letztlich ist das ein Erziehungskonzept, das früher vielleicht sehr wichtig war, aber heute schon fast veraltet ist.
Es gibt übrigens ein tolles Buch über Kinderernährung, ich glaub der Autor heisst "Gonzales". Im grossen und ganzen erklärt er wohl, warum es am besten ist, dem Gefühl des Kindes zu vertrauen.
Wenn Du aber wirklich Angst hast, dass eine Krankheit dahinter stecken könnte, dass das Gefühl Deines Sohnes, wann er satt ist, durch irgendeine Stoffwechselstörung gestört ist und es vielleicht irgendeine passende Krankheit in der Familie schon gegeben hatte (keine Ahnung, Diabetes vielleicht?), dann würde ich versuchen, das beim Kinderarzt abzuklären. Ansonsten: locker lassen und Kopf hoch!