RE: femidom und frauenfrage - die zweite
Hallo Petronius,
habe gerade einige der Beiträge überflogen und festgestellt, welches Kabaret sich da entwickelt hat.
Ich arbeite in einem Haus mit 4-7 psychisch instabilen und/oder straffällig gewordenen jungen Frauen (17-19 Jahren), die bis zu ihrer Verfahrenseröffnung (wenige Wochen bis sechs Monate) betreut werden, anstatt sie Lebensumständen zu überlassen, in denen sie psychisch weiter abstürzen können. Durch tägliche künstlerische Kurse, die nach Stundenplan von externen Pädagogen und Therapeuten gegeben werden, sollen diese Jugendlichen schon im Vorfeld dort abgeholt werden, wo sie im Leben stehen und seelisch stabilisiert werden. Andererseits ist es kein durchgängig betreutes Wohnen (an Wochenenden sind sie, wenn möglich, auch zu Hause).
Diese Frauen treffen in der Regel auf unverständige Partner, die sich weigern, mit Kondom zu verhüten. Die Mädchen selbst sind mit der Schwangerschaftsverhütung ebenfalls sehr unzuverlässig. Wir können sie stark machen, in den entsprechenden Situationen "Nein" zu sagen. Aber so stark sind sie dann auch nicht immer. Über die Konsequenzen klären wir sie auf. Das Femidom bietet die einzige Möglichkeit, sie auf ihre ureigene Verantwortung hinzuweisen. Es muss ihnen im Vorfeld deutlich sein: Entweder benutzt der Sexualpartner "Mann" das Kondom, dann ist die Sache gut. Benutzt er es nicht, muss sie mit dem Femidom verhüten. Wir erleben konkret, wie durch solche Massnahmen ihr eigenes Verantwortungsgefühl und Selbstbewusstsein gestärkt wird.
Ich selber muss mittlerweile erkennen, dass auch in der Aidsprävention Frauen durchaus ihre Verantwortung wahrzunehmen haben und die Erwartung nicht alleine an den Mann stellen sollten.
Mit durchaus positiven Erfolgen auch der andern Art: Von einigen der Frauen wissen wir, dass deren Freunde "ritterlich" darauf bestanden, den Gummischutz selbst zu übernehmen. Erkennt man die Zusammenhänge hier richtig, stellt sich heraus, dass auch die Frau ihrer Verantwortung gerecht wurde. Folglich kann es auch keine Opfer geben.
Mit freundlichem Gruss