• Ängste gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Genauso wie Zwänge können sie das Leben stark einschränken - es gibt aber effektive Therapien und Strategien dagegen. Diskutieren Sie hier Ihre Fragen!

Extreme Spritzenphobie, bisher alles vergeblich

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Hallo Elektraa,

danke für deine ausführliche Antwort.
Ich musste länger über das gesagte nachdenken. Darum antworte ich dir erst jetzt.

Mir ist meine Panik schon lange zu viel. Kannst du dir vorstellen wie es ist, wenn du dir 6 Stunden komplett Panik vor der Infusion machst, hyperventilierst, zitterst über 6 Stunden und dir alles zu viel wird. Es ist 6 Stunden so, als würde schon jeden Moment die Piekserei passieren. Du weißt, dass noch nichts passiert und du dich gerade echt anstellst. Aber die Panik kannst du nicht reduzieren. Und dann beim Stechen habe ich mich ziemlich gewehrt, ich musste sehr stark festgehalten werden und wofür, ich habe den Pieks nicht einmal gespürt...

Oder wenn die Infusion schlecht lief, wenn man 7 Wochen jeden Tag Panik schiebst an den Gedanken wie es das nächste Mal wird. Man wird fast verrrückt, kann aber die Gedanken und Panik überhaupt nicht abstellen.

Das ist mittlerweile zum Glück etwas besser geworden. Hauptsächlich deswegen, dass ich dank meiner Betäubungssalbe selbst bestimmen kann, ob ich stark genug bin, ohne Salbe die Piekserei durchzustehen oder nicht.

Wenn dann aber doch plötzlich die andere Seite genommen werden muss, dann ist innerhalb von einer Sekunde von null auf hundert die komplette Panik da. Und man kann mich dann auch nicht mehr beruhigen. Da hilft dann echt nur stark festhalten, dass ich nicht mehr aus kann, es durchziehen und mich dann beruhigen (lassen). Ich bin dann nicht mehr richtig ansprechbar und jegliche Beruhigungs- und Ablenkungsversuche sind sinnlos.

Ich beschäftige mich schon relativ oft mit meiner Phobie, da ich fieberhaft nach irgendwelchen Möglichkeiten suche.
Theoretisch müsste ich mich dank Diabetes selbst Blutzucker messen und später auch Insulin spritzen. Deshalb muss ich jetzt eine Lösung finden.

Die Blutabnahmen werden ja auch nicht weniger. Sondern immer wieder mehr.

Ich bewundere dich dafür, wie abgehärtet du bist. Jedoch werde ich sowas nie schaffen.

Momentan mache ich mich schon wieder fast verrückt, wegen der Blutabnahme beim Rheumatologen. Obwohl ich mir eigentlich geschworen habe, den Termin einfach auf mich zu kommen zu lassen. Ich werde die Blutabnahme eh verweigern, darum bringt das ganze Panik machen gar nichts. Aber ich kann es nicht abstellen.
Das sind noch 10 Tage bis zu diesem Termin... :(
Teilweise weiß ich auf die Minute genau, wann die nächste Infusion ansteht. Es ist einfach nur krass. Und ich will es auch nicht genau wissen, aber ich kann da auch nicht anders. Egal wie oft ich mir das vornehme...
 
Das ist jetzt eine etwas schräge Idee.

Panik bedeutet ja flüchten wollen, also könnte man das vielleicht verbinden, du darfst flüchten und bleibst dennoch sitzen.
Vielleicht mit Hilfe eines verständnisvollen Arztes der einen Ergometer hat und bereit ist dir während dem Strampeln Blut abzunehmen.

Hast du gestern zufälligerweise Lechs Kosmos gesehen?
Sehr interessant, besonders der Teil über Traumata, und die neuen Ansätze wie Ängste weitergegeben werden, bzw, ausgeschaltet werden könnten.:

https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos
 
Hallo Tired,
Danke für den Link zu der Sendung. Die ist echt interessant.
Besonders der Einsatz von Beta-Blockern um erneute Traumatisierungen zu verhindern, finde ich höchst interessant. Vielleicht wäre das auch ein Ansatz für mich.

Leider geht deine andere Idee gar nicht. Ich muss liegen beim Stechen sonst werde ich sofort bewusstlos nachher. Außerdem muss jemand den Arm festhalten sonst reiße ich ihn weg, sobald ich die Nadel in mir spüre. Das ist so automatisch, da kann ich gar nichts dagegen tun. Ich bekomme schon Angst, wenn keiner halten würde, da ich weiß, dass es dann sowieso schief geht und ich mich selbst oder die Arzthelferin dann mit der Nadel verletzen könnte.

Meine Angst beschränkt sich ja leider nicht mehr nur auf die isolierte Situation "Blutabnahme". Ich wollte mir heute nur schnell die aktuellen Blutwerte von der Praxis holen, ich hatte so Panik und wäre fast nicht hingegangen, obwohl ich genau wusste, dass nichts passieren kann. =((
Ich schaffe es ja teilweise gar nicht, direkt an der Praxis so vorbei zu gehen, ich muss dafür dann die Straßenseite wechseln.

Das ist echt heftig. Und ich weiß nicht, wie ich da irgendwie wieder rauskommen kann. Klar gehe ich momentan öfters bewusst an der Praxis vorbei, liegt zum Glück auch fast auf den Arbeitsweg, aber jedes Mal geht der Puls hoch...

Heute war ich wieder total down.
dazu heftigste Alpträume wegen einer möglichen Blutabnahme beim Rheumatologen, die ich sowieso verweigern werde...

Es ist mir irgendwie gerade alles zu viel. Am liebsten würde ich jetzt sagen, ich gehe zu keinen Ärzten, Physios, Psychotherapeuten mehr. Dann habe ich endlich keine Angst mehr. Aber das ist ja keine Lösung.
 
Ja, das mit den Betablockern war interessant, leider muss man sich da aber wohl sehr genau an seine Traumata erinnern können.
Auch interessant dass der Hippocampus anscheinend Gefühle abspeichert, also die Angst und die Situation, die Logik aber nicht drauf zugreifen kann und durch wiederholtes Erleben unter Betablockern diese Angstgefühle nicht mehr andoggen könne, quasi überschrieben oder raus gedrängt werden.

Es dürfte aber auch so sein dass es noch ein bisschen dauert bis diese Therapie etabliert ist und wenn es schief geht, wirkt ja wohl bei 50% nicht so gut, dann läuft man vielleicht erst recht mit einer PTBS herum.

Scheint aber so als wäre die Wissenschaft dem An und Ausschalter für Ängste auf der Spur, immerhin.

Deine Situation ist dann doch recht schwierig, vielleicht hat ja noch jemand eine Idee die ausbaufähig ist.
 
Es wurde vielleicht noch gar nicht genau untersucht, ob nicht eine Triggersituation alleine ausreichen könnte, damit die Beta-Blocker auch ihre Wirkung zeigen können.

Ich habe eher die Idee, dass ich es einfach bei der normalen Blutabnahme/infusion anwende, um eine (Re)traumatisierung zu verhindern. Jedes Stechen hält ja in gewisser Weise das Trauma aufrecht oder verstärkt es sogar. Vielleicht schwächen die Beta-Blocker diesen Vorgang ja auch ab.

Ich muss echt mal mit dem Hausarzt über das Thema reden. Bisher habe ich es irgendwie vermieden, aus Angst dass dieser "Strohhalm" wieder nicht funktioniert. Mehr Ideen habe ich dann nicht mehr.
 
Es ist spannend, wie der Mensch funktioniert, wie der sich aufstacheln lässt und hineinschieben lässt in die verschiedensten Geschichten und mitgehen und aufgehen kann darin.

Ist dir das nicht zu blöd, July, dich dauernd bloß von dieser Spritzengeschichte aufhalten zu lassen, hast du nichts anderes zu tun?
 
Das blöde ist ja, dass es abgespeichert ist ohne dass man Einfluss darauf hat.
Ein automatisches Programm, welches sich dem Bewusstsein entzieht.
 
Das blöde ist ja, dass es abgespeichert ist ohne dass man Einfluss darauf hat.
Ein automatisches Programm, welches sich dem Bewusstsein entzieht.

Das zum Beispiel, liebe tired, das ist nicht wahr.

Das ist genau gleich, wie bei jener, die sagt: ich rutsche dauernd auf Bananenschalen aus- da vorne liegt zum Beispiel wieder eine.
Nach dem Aufstehen sagst sie, siehst du, genau wie ich gesagt habe!!! Scheiß Bananenschalen...? Scheiß Phobie?
 
Ne, so ist es nicht.
Es ist mehr wie bei jener die auf einer Bananenschale ausrutscht und dann immer genau aufpasst auf keine zu treten, aber plötzlich regnet es Bananenschalen vom Himmel und es gibt kein Entrinnen.
 
Ne, so ist es nicht.
Es ist mehr wie bei jener die auf einer Bananenschale ausrutscht und dann immer genau aufpasst auf keine zu treten, aber plötzlich regnet es Bananenschalen vom Himmel und es gibt kein Entrinnen.

Das ist echt ein total treffender Vergleich, Tired.

Elektraa mir ist die Phobie schon lange zu viel. Und ich kann bald nicht mehr mit der ganzen Angst ständig. Es ist ja nicht nur die isolierte Situation, wenn wirklich Blut abgenommen wird. Sondern sobald nur der geringste Zusammenhang bestehen kann, kommt es zur Panik.

Ich war heute auch mal wieder bei meiner Psychotherapeutin. Sie vermutet jetzt, dass ich ein frühes Kindheitstrauma im Alter von ca. 2-3 Jahre durch irgendeinen Arzt erlitten habe. Damals hatte ich auch gesundheitliche Probleme und war laut Angaben meiner Mutter auch im Krankenhaus. Und dieses dann durch die letzten Erfahrung im Krankenhaus reaktiviert wurde und nun nicht mehr kontrollier- und beeinflussbar ist. Es ist halt ein 2-3 Jähriges Kind, was da raus kommt. Das ist für logische Argumente nicht zugängig.

Sie will es jetzt nochmal mit EMDR versuchen. Aber nicht mit dem traumatischen Erlebnis im Krankenhaus. sondern mit einer Blutabnahme, die beim Hausarzt komplett eskaliert ist. Das ist von der Heftigkeit her, nicht ganz so extrem für mich, wie die Situation im KH. Ich hoffe, es funktioniert so endlich.
 
Muss man nicht bei EMDR an das Bild denken, was man als am allerschlimmsten empfindet?
Wobei meine Infos darüber ein wenig antiquiert sind, da tut sich ja einiges bei der Feinarbeit.
Gerade wenn man akut in der Situation ist, ist das schlimmste Bild von allen sicher auch nicht so empfehlenswert..

Du solltest die EMDR nicht am Ende der Woche machen lassen, sondern so dass du auch im Notfall zu der Therapeutin kannst und falls es außerhalb ihrer Praxiszeiten zu Problemen kommt, einen Plan B haben.
 
Meine Therapeutin hat mir es so erklärt, dass es ein Traumanetz im Gehirn gibt mit verschiedenen Knotenpunkten. Und wenn man dann einen Knotenpunkt ansetzt, beeinflusst dies auch die anderen Punkte. Bei mir ist das frühe Kindheitstrauma nicht bearbeitbar, da ich mich daran nur sehr wenig erinnere. Ich sehe nur ganz wenige (drei) Szenen vor mir, wo auch nichts überwiegend schlimmes passiert. Ein Schaufenster von McDonalds nach dem KH Aufenthalt, ein Arzt mit dem ich mitgehe und ein Sandkasten in einem Raum mit einer Frau, ich vermute mal Ergo, Physio...
Also da kann man nicht ansetzen.
KH geht gar nicht, da dort mein trauma-ich komplett abblockt. Jetzt versuchen wir nochmal eine Stufe tiefer.

Du solltest die EMDR nicht am Ende der Woche machen lassen, sondern so dass du auch im Notfall zu der Therapeutin kannst und falls es außerhalb ihrer Praxiszeiten zu Problemen kommt, einen Plan B haben.

Danke für den Tipp. Ich habe immer Donnerstag Therapie, anders kann ich es gar nicht legen. Aber ich überlege sowieso, ob ich das ganze überhaupt noch vor Weihnachten durchziehen kann. Denke nämlich nicht. Nächste Woche habe ich nicht, die Woche drauf wollen wir einen komplett sicheren inneren Schutzraum aufbauen, dann bleibt nur noch ein Termin. Dass wird dann zu kurzfristig.
Zumal jetzt die Kurzzeittherapie ausläuft und wir auf die Genehmigung der Langzeittherapie warten. Nicht dass es dann doch heißt Therapieende...
 
Ist eigentlich unwahrscheinlich dass die Therapie abgelehnt wird.

Ja, es wäre schon doof wenn du über die Feiertage und zwischen den Jahren mit Nachwirkungen zu kämpfen hättest, da ist außer den Kliniken kaum jemand erreichbar.
 
Ich habe Donnerstag die nächste Infusion und drehe langsam echt durch vor Panik.

Bei der letzten Infusion musste auch Blut abgenommen werden, aber es kam erst überhaupt keins. Nach längerem hin und her, Zugang spülen, Faust auf und zu machen, Stauband ab und wieder dran machen, stark ziehen auch nach oben, etc hat die Arzthelferin dann den Zugang etwas angehoben und dann kam das Blut endlich. Als dann der Zugang festgeklebt wurde und die Infusion angesteckt wurde, lief die Infusion gar nicht. Nach längerem wurde dann die Nadel gezogen und es stellte sich heraus, dass sich der Plastikschlauch um fast 90 Grad ge-/verbogen war. :( :( :( :(

Das ist noch nie passiert. Und ich habe jetzt so Angst, dass es beim nächsten Mal wieder passiert.
Ich weiß auch nicht, ob es wirklich an der Blutabnahme lag, was ich jetzt echt hoffe. Nicht, dass es einfach beim Stechen passiert ist. Dann müsste ich ja jetzt jedes Mal Angst haben, dass es wieder passiert :( :(

Vielleicht kennt sich jemand hier aus und weiß, wie sowas passieren kann.

Ich habe bei dem Stechen etwas stärker gezuckt, aber nicht so krass weggezogen wie sonst öfters. Deshalb hoffe ich jetzt mal nicht, dass es davon kommt. Trotzdem habe ich so Angst vorm nächsten Mal...

Sorry, dass ich schon wieder so viel schreibe.
Aber ich bin grade echt mal wieder mit den Nerven am Ende. Bis jetzt habe ich die gesamte Sache verdrängt, aber es ist jetzt wieder komplett präsent und meine Angst steigt und steigt.
 
Sorry, dass ich schon wieder so viel schreibe.
.... aber es ist jetzt wieder komplett präsent und meine Angst steigt und steigt.

Dann schau doch diese Angst genau an, beobachte sie, wie sie verläuft! Beschreibe dieses Feeling mal in alle Details, schreib mit, was du fühlst, erforsche alles präzise- wo spürst du zuerst, was reagiert zuerst- wo fängts an? Was macht der Atem?
Man kann durch bestimmtes Atmen Angst verstärken, wusstest du das? Oder sich in Ekstase versetzen, das geht auch ganz leicht, rein durch ein bestimmtes Luft holen.
Hör halt nicht auf zu experimentieren, irgendwann muss ja etwas klappen, damit du wieder Zeit hast für feiern und lustig sein.
 
Das mit dem Atem weiß ich. Da soll ich auch bestimmte Atemtechniken machen, wenn ich merke, dass ich wieder hyperventiliere. Meist merke ich es aber noch zu spät...

Auch eine bestimmte Körpersprache/-haltung drückt Angst aus. Das weiß ich alles. Aber ich kann es nicht anwenden.. :( :(
 
Das sind fünf Minuten, fünf ganz gemeine, sehr, sehr grauslige Minuten. Ich wünsch dir, dass du bei Minute vier denkst, was? Schon vorbei? Ich habe mich noch nicht mal angekackt...:D:D.

July, ich habe noch ein paar Jahre vor mir und wie ich weiß, peinliche Sachen kommen da sicher auch noch vor. Ganz ehrlich, ich habe auch vor Spritzen Angst. Beim Zahnarzt hab ich das vermeldet und er hat vorsorglich zwei Assistentinnen zusätzlich dazugeholt. Ich hab nur gesagt, ich dreh leicht durch, ich raste schnell aus. Ich wusste gar nicht, dass Zahnärzte so ängstlich sind.
 
Ganz lieben Dank für deine Antwort. :)

Ich habe sie vor dem Arztbesuch noch schnell gelesen, hatte aber keine Zeit mehr zum Antworten.

Die Infusion lief heute tatsächlich total entspannt, für meine Verhältnisse.
Mein ganzes Panikmachen vorher war echt mal wieder total überflüssig. Aber ich komme da einfach nicht raus.. :(
Hab fürs relativ ruhige Stechen sogar mehrfach von den Arzthelferinnen ein Lob bekommen. Es ist echt super gelaufen.

Das mit mehreren Leuten kenne ich auch. Grundsätzlich sind bei mir während der Infusion immer min. zwei Arzthelferinnen dabei, wenn irgendwas am Zugang gemacht wird, selbst beim Zugang ziehen oder Infusion anstecken. sie haben einfach Angst bei mir, als würde ich wild umher schlagen, was ich nicht tue. Das hat sich wahrscheinlich dein Zahnarzt auch gedacht.
 
TATATATATAAAAAAAAAA!!!!!!!

Zug um Zug baust du diese Hysterie ab, die dich packt, das wirst du sehen, mit jedem Erfolgserlebnis wie diesem. Toll, ich freu mich total für dich.
 
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