RE: widerspruch
RE: widerspruch
Pepe Romero: Es war immer eine einzige große Freude. Mühsam war es nur dann, wenn mir zu viele Konzerttermine weniger Zeit zum Üben ließen, als ich gern gehabt hätte. Ich liebe es zu üben!
Mein Vater wurde immer verrückt, wenn er ein Konzert spielen sollte, weil ihm diese Zeit für das Üben fehlte. Er pflegte dann zu sagen: „Wenn jemals der Tag kommt an dem ich sterben muss, dann ist das in Ordnung, weil ich dann mehr Zeit zum Üben habe.“ Selbst zwei Wochen bevor er starb übte er, obwohl er durch seine Krankheit schon sehr geschwächt war und eine Sauerstoffmaske tragen musste. Er starb an Lungenkrebs und das Ende von Lungenkrebs ist wirklich schrecklich. Mein Vater legte zum Spielen kurz seine Maske ab und machte selbst zu diesem Zeitpunkt noch eine wundervolle Entdeckung. Er sagte zu mir: - Hör zu und vergiss dies nicht ! - Er hatte einen Weg entdeckt, Villa-Lobos-Glissandi ganz ohne Nebengeräusche auszuführen. Selbst am Ende seines Lebens versuchte er Dinge zu entdecken, weiterzuentwickeln und Wege zu finden, um die Spieltechnik zu verbessern.
GitarreHamburg.de: Wie üben Sie?
Pepe Romero: Wenn ich genug Zeit habe um so zu üben, wie ich es mag, dann beschäftige ich mich als Erstes mit technischen Übungen und Tonleitern. Danach spiele ich leidenschaftlich gern Repertoire, einfach um der Musik willen. Dann verfeinere ich Stücke, indem ich einzelne Passagen immer und immer wieder spiele. Dabei reduziere ich das Tempo und achte zum Beispiel darauf, alle Lagenwechsel äußerst legato zu spielen. Die Lagenwechsel werden so sehr präzise und koordiniert.
Suche jeden Tag nach deiner schwächsten Passage und arbeite an ihr, bis sie zu deiner stärksten wird!
GitarreHamburg.de: Üben Sie auch mental, ganz ohne das Instrument?
Pepe Romero: Ja, ich denke man sollte Stücke auf diese sehr konzentrierte Art und Weise studieren. Spiele ein Stück ohne Gitarre durch. Dann spiele ein Stück auf der Gitarre ohne dabei zu denken, so dass es eine rein taktile körperliche Erinnerung ist. Danach übe rein visuell, indem du auf die Noten schaust und dir dabei die musikalischen Zusammenhänge vergegenwärtigst, sodass alle deine Sinne, das visuelle, auditive und taktile Gedächtnis immer sowohl unabhängig voneinander sind, als auch in einander greifen. Übe sehr sorgfältig!