RE: Ein Resümee
Hallo Werner!
"The author had no conflict of interests."
Schön, wenn sich dieser Satz unter deiner Studie findet, da kannst du ja ganz beruhigt sein. Sag mal, was soll denn diese Argumentation? In deiner obigen Aussage hieß es noch:
"Und dann gibt es noch die objektive Wissenschaft. Die Arbeit dieser Leute wird nicht von der Industrie, sondern idR vom Staat bezahlt. Nur diese Aussagen sind in der Ernährungswissenschaft von Wert. Man muss allerdings wissen, wie man sie findet. "
Und jetzt bringe ich dir zwei Studien, die nachweislich vom (amerikanischen) Staat bezahlt wurden und wieder hast du Zweifel an der Objektivität der Wissenschaftler.
Zitat Werner: "Einige Studien mit Interessenkonflikten behaupten das Gegenteil. Die Entscheidung, wer Recht hat, ist einfach. "
Nun, für mich nicht. Um eine Studie zu bewerten, schaue ich mir doch nicht nur Geld- oder Auftraggebern an, sondern versuche auch immer Inhalt, Design (!) und Ergebnisse der Studie zu bewerten. Auch Atkins und Nestlé finanzieren Studien, doch deshalb würde ich diese nicht von vornherein als voreingenommen und wissenschaftlich unsauber einstufen. Die Entscheidung, wer Recht hat, ist überhaupt nicht einfach - weil es keine absolute Wahrheit gibt.
Zitat Werner: "Entweder bringt das Fleisch den Vorteil, oder das Obst. Beide zusammen mit Sicherheit nicht."
Warum denn nicht? Also ich für meinen Teil traue Harvard-Wissenschaftler schon zu, dass sie die gesammelten Daten so auswerten können, um den Einfluss von Fleisch und Nahrungsfetten auf das Schlaganfallrisiko unterscheiden zu können vom Einfluss von Obst und Gemüse.
Beim Zusammenhang rotes Fleisch und Darmkrebs hast du Recht, Werner, den gibt es der untenstehenden Untersuchung zufolge tatsächlich:
Meat, fish, and colorectal cancer risk: the European Prospective Investigation into cancer and nutrition.
International Agency for Research on Cancer, 150 Cours Albert Thomas, 69 372 Lyon cedex 08, France. (
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/...d&dopt=Abstract&list_uids=15956652&query_hl=7)
Ergebnis der Auswertung: Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch und dem Auftreten von Darmkrebs.
In Zahlen: Das absolute Risiko für eine 50jährige Person, in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken war 1.71% für die Gruppe mit dem höchsten Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch und 1.28% für den niedrigsten Konsum.
Bei Fisch war das Verhältnis umgekehrt: mehr Fisch, weniger Darmkrebs.
Meine Meinung: Mich stört an dieser Studie, dass rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch, also Fleisch- und Wurstprodukte nicht getrennt untersucht wurden. Dann ließen sich auch wirklich begründete Ernährungsempfehlungen für jede Kategorie geben.
Noch ein kleines Gedankenspiel zu obigen Zahlen:
Nehmen wir mal an, das Risiko, in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken, wäre für Nicht-Fleisch-Esser 1% (eine Annahme, Werner, korrigiere mich, wenn du genaue Zahlen hast).
Dann ist das Risiko für Viel-Fleisch/Wurst-Esser (großzügig gerechnet) fast doppelt so hoch (1,7%), steigt also um 100 %. Klingt bedrohlich.
In absoluten Zahlen erkranken dann ohne Fleisch/Wurst 1 Person und mit viel Fleisch/Wurst 2 Personen von 100. Die mit moderatem Fleisch/Wurst-Konsum liegen irgendwo dazwischen, die Fischesser haben einen Vorteil.
Für mich, ehrlich gesagt, kein Grund, auf Gulasch und Steak zu verzichten. Auf Wurst dagegen verzichte ich schon lange.
Weißt du, wann mir eine (populär)wissenschaftliche Diskussion richtig Spaß macht? Wenn mein Diskussionspartner neben aktuellem Faktenwissen und Zusammenhangsdenken auch Offenheit für neue Ideen und ungewöhnliche Sichtweisen mitbringt. Ach ja, und die Kultur des Streits sollte er/sie auch beherrschen.
Gruß Susan