• Erschöpft, ausgebrannt, niedergeschlagen? Wo beginnt eine Depression, und was ist der Unterschied zum Burnout-Syndrom? Wenn Sie selbst über längere Zeit niedergeschlagen sind oder einem Ihnen nahestehenden Menschen helfen möchten, können Sie im Forum "Depression & Burnout" Ihre Fragen stellen und sich über die verschiedenen Therapien austauschen.

Depression u. Unwirklichkeitsgefühle gehören zusammen?

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Dieses Gefühlszustände sind schwer zu beschreiben aber ich versuche es einmal.
Trotz Schlaf fehlt am Morgen die Energie aber eher psychisch als physisch.
Irgendwie habe ich innerlich eine Unruhe/ Getriebenheit oder Stress.
Die Konzentration ist noch sehr im Keller.
Gespräche strengen mich an egal mit wem.
Es fehlt irgendwie einfach die Power, der Elan zu vielen.
Arbeiten im Haus oder handwerkliche Dinge strengen mich total an obwohl sie nicht kompliziert sind.
Durch diese Zustände fühle ich mich zum Teil so abgespalten und getrennt von der normalen Welt.
Ich benötige im Moment sehr viel Ruhe. Am Nachmittag wird es sukzessive besser und am Abend fühle ich mich großteils sehr wohl.
Du beschreibst da 1:1 meine schlechteren Tage und Phasen, kann ich 100% genau so unterschreiben.

Wenn Du mich fragst, ist es genau das, was Du selbst auch schon vermutest: Eine Erschöpfungsdepression infolge von Überlastung, in deren Fahrwasser dann auch eine gesteigerte Sensibilität und Ängstlichkeit mit hochkommt.

Und gerade Deine Beschreibung Deiner Situation, die meine eigene in vielen (akuten) Momenten wie gesagt ziemlich exakt beschreibt, beruhigt mich gleichzeitig: Es geht nicht nur mir so! :) Es bestätigt mich vielmehr darin, daß das echt ein modernes Massenphänomen ist, und das wird - gesellschaftlich gesehen - in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eher weiter zu- denn abnehmen... :(

Das komische ist, das ich es weiß wie es anders sein kann, aber ich schaffe es noch nicht wieder ans andere Ufer zu gelangen.

Phasenweise spüre ich von innen heraus wieder dieses alte Gefühl das alles wieder passt, aber noch nicht durchschlagend.
Jepp, dito!

Ich verstecke mich nicht und versuche einen geregelten Tagesablauf zu haben, raus zu gehen und Sport zu betreiben. Auch wenn vieles sich noch nicht so wie früher anfühlt mache ich alles.
Das ist auf jeden Fall der richtige Weg, so handhabe ich es auch.

Heilt wirklich die Zeit alles + Medikamente?
Ein klares und eindeutiges "Jein" ;) - meiner Erfahrung nach:

Eine Erschöpfungsdepression / Burnout und vergleichbares entsteht "schlicht und einfach" durch Dauerüberlastung, durch Dauerstreß. Das ist wie der Rhein heute Morgen, der infolge des Tauwassers und Regens der letzten Tage und Wochen über die Ufer getreten ist: Die Situation kann sich im wesentlichen nur durch drei Dinge entspannen: Man errichtet höhere Deiche, es fließt hintendran schneller ab, oder es hört auf zu Tauen und zu regnen.

Auf unsere Situation übertragen bedeutet das für mich:
Höhere Deiche (= höhere Resiliation gegen Streß) errichtet man nicht über Nacht, das dauert einige Jahre, erst Recht über eine so große Gefährdungsstrecke hinweg. Das dauert in der Tat einfach seine Zeit.
Ein schnelleres Abfließen (= konstant schnellerer Streßabbau) dürfte kurzfristig schwer möglich sein, dafür müßte man den Rhein über Hunderte von Kilometern hinweg verbreitern o.ä. Auch das dauert Jahre bzw. Jahrzehnte. Auch das ist "einfach" eine Frage der Zeit, bis das Flußbett wieder auf Normalniveau ist.

Worauf wir allerdings einen gewissen Einfluß haben, ist, wieviel es taut oder regnet (= weniger neuer Streß). Ich weiß: Hier hinkt das Bild ein bißchen ;), trotzdem ist es so: Wir können am effektivsten versuchen, was uns die Überlastung verursacht und uns dann bemühen, diese Faktoren zu reduzieren, den Zulauf an neuem Streß zu regulieren:

- Was muß ich wirklich unbedingt tun, wo geht es wirklich nicht ohne mich (gerade jetzt, in einer Phase der Erschöpfung)?
- Was muß zwar eigentlich gemacht werden, kann aber auch langsamer erledigt werden?
- Was kann ich vielleicht auf morgen, übermorgen oder nächste Woche verschieben?
- Was kann ich delegieren?
- Was kann ich liegenlassen; ist nicht so dramatisch, wenn es nicht erledigt wird?

=> Mehr Ruhe, mehr Entschleunigung, mehr Effizienz. Du schreibst es ja selbst:
Ich benötige im Moment sehr viel Ruhe.
=> Dann höre auf diese innere Stimme, dieses Bedürfnis, und kämpfe nicht dagegen an. Es ist im Augenblick so. Punkt.
Davon bist Du kein anderer Mensch als vorher, kein schlechterer Mensch, kein faulerer Mensch.
Du bist schlichtweg überlastet, erschöpft und brauchst Zeit und Ruhe. Viel Zeit und viel Ruhe!

Und wenn dann im Frühling alles auf einen Schlag weg ist war's dann doch nur eine Winterdepressionen???
Ich würde es Dir wünschen :)
Aber im Ernst: Aufgrund Deiner Leidensgeschichte seit 2002 habe ich da so meine Zweifel dran, daß es nur eine Winterdepression bei Dir und auch mir ist. Es kommt ja immer wieder, und zwar nicht nur, wenn ab Oktober die Tage kürzer und trister werden.
Sicherlich ist es so, daß die dunkle Jahreszeit als Katalysator in der Hinsicht fungiert: Wenn man eh schon erschöpft und latent niedergedrückt ist, dann sind Lichtmangel und trübe Wolken-Regen-Nebel-Tage eher in der Lage, einen noch zusätzlich zu deprimieren. Nicht ohne Grund gibt es ja nun auch zahlreiche Studien, die belegen, daß Sonnen- und Tageslicht unbedingt notwendig sind für eine ausgeglichene Stimmung und die Gesundheit als Ganzes.

Aber wie gesagt: In unseren Fällen ist eine Winterdepression (leider) nicht der ausschlaggebende Hauptfaktor :(

Trotzdem kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und zu verzagen:
Wie schonmal beschrieben, ist die Welt einfach zu schnell und hektisch für den Menschen geworden. Der Trend zur Entschleunigung, Meditation und Achtsamkeit hat nicht ohne Grund eingesetzt! Wichtig ist nur, daraus nicht die falschen Schlußfolgerungen zu ziehen: Mein Meditationslehrer sagte einmal, die meisten Menschen gingen recht entspannt und energetisiert aus der Meditation raus - und stürzten sich dann sofort wieder mit vollem Elan in die nächste hektische Aufgabe, die "dringend" zu erledigen sei. Nachdem ich etwas darüber nachgedacht habe, stimme ich ihm zu: Das ist wie ein Smartphone, daß Du vom Ladekabel trennst, kaum, daß der Akku 11% anzeigt und die rote Leuchte ausgegangen ist: Es reicht zwar für ein Telefonat und nen kurzen Chat via WhatsApp - aber nach ner Stunde spätestens in normalem Gebrauch ist der Akku dann doch wieder leer, und das Smartphone schaltet sich aus.
=> Genauso gehen wir heutzutage mit uns um.

Und falls Du Dich noch daran erinnerst, gab es vor zehn Jahren noch Akkus, die den sogenannten "Memory-Effekt" entwickeln konnten: Regelmäßig den Ladeprozeß zu früh unterbrochen, konnte es dazu führen, daß der Akku sehr bald nicht mehr in der Lage war, sich noch voll aufzuladen - er speicherte quasi den 10/20/30%-Zustand irgendwann als scheinbar "voll" ab, und als Nutzer ärgerte man sich dann, wenn das Handy nach drei Stunden Betrieb schon wieder leer war.
=> Auch wir haben über Jahre und Jahrzehnte gelernt, daß es "normal" ist, sich hier und da mal ein bißchen auszuruhen und dann wieder voll durchzustarten. Echtes Nichtstun, faulenzen, "Akku aufladen" bis 100%, haben wir komplett verlernt. Noch nichtmal mit "SingleTasking" geben wir uns zufrieden - es muß immer "MultiTasking" von wenigstens 3-4 Aufgaben gleichzeitig sein. Was unseren Akku ebenfalls schneller wieder entleert, genau wie das Smartphone, wenn gleichzeitig Kalender, Smartphone, ein Spiel, WhatsApp, der Browser und ein YouTube-Video gestartet sind...

Deswegen:
Heilt wirklich die Zeit alles + Medikamente?
Ja, Zeit (und Medikamente) können alles heilen - wenn Du selbst Dir vor allem die Zeit auch wirklich als solche zugestehst! Gestehe Dir die Überlastung und die Erschöpfung wirklich bis in die letzte Zelle ein und handle entsprechend. Nimm den Druck aus dem System, nimm Aufgaben raus, mach langsamer, bewußter, achtsamer und ruhiger - und dann wird es mit der Zeit auch wirklich besser.
Der "Alte" im Sinne von 150/200%-Tatendrang mit Multitasking, tonnenweise Verpflichtungen und Überforderung wirst Du aber wahrscheinlich nicht mehr werden. Die Frage ist nur: Würdest Du das überhaupt so wollen, wenn Du weißt und Dir eingestehst, daß Dich das überhaupt erst in diese Situation gebracht hat...?

:)

LG,
Alex
 
alex_77


Heute und Morgen werde ich mal mit allen 6 Therapeuten ein telefonisches Vorabgespräch führen und dann mal die vom Gefühl her besten 3 Besuchen. na ja schau ma mal.

Wenn du meine Geschichte inkl. 2017 gelesen hast dann weißt du ja was so los war in den letzten Jahren. Ich bin ein Mensch der egal was er tut bestrebt ist eine optimale und zufriedene Lösung zu finden, ob das jetzt bei der Arbeit ist oder bei mir selbst. Ich bin jetzt Anfang 9 Woche mit meinem Antidepressivum. Übertriebene Ängste oder Panikattacken haben ich keine mehr. Das was ich schon noch merke und spüre sind diese Situationsabhängigen Dissoziationen.

Depersonalisation am ehesten unter vielen Menschen, in Einkaufstempeln oder an Orten, wo ich noch nicht wahr. Zuhause habe ich das gar nicht mehr (war am Anfang schon noch sehr ausgeprägt). Mich ängstigt dieses Gefühl nicht mehr, weil ich weiß, dass es zu einer Erschöpfungsdepression oder zu einer Depression dazugehört.

Das was für mich und auch für den nächste Therapeuten wichtig ist, ist schon die Tatasache, mit was für einer Krankheit man es zu tun hat.

Burnout - Depression oder einer Angsterkrankung.

DER BURNOUT
an sich ist noch keine Krankheit, aber die daraus resultierenden körperlichen und geistigen Reaktionen führen unweigerlich in eine ERSCHÖPFUNGSDEPRESSION. Und eine Erschöpfungsdepression ist ja in vielen Symptomen gleichzusetzen wie eine "normale Depression".

DEPRESSION?
Ich bin mir nicht sicher ob ich an einer Depression leide. Da ist doch alles scheisse und man hat nicht mal Energie zum Zähneputzen, Kochen, rausgehen, Freunde treffen und so, oder nicht? Oder kommt es hier auch auf den Schweregrad an? Wie schon mal geschrieben gehe ich fast jeden Tag wandern/spazieren, vernachlässige nicht mein äußeres und pflege meine sozialen Kontakte.

ANGST/PANIKATTACKEN
Ja hatte und habe ich immer wieder in der Vergangenheit gehabt. Wobei ich sagen muss, dass ich nie eine Agoraphobie hatte. Auslöser waren früher mal 2-3 Panikattacken. Ich habe keine Angst vor bestimmten Orten, Plätzen oder Situationen.

Meine Symptome oder Überforderung bauen sich fast immer gleich auf dass im Natureboy-Körperhaus bildlich gesprochen irgend wo ein Kabel durchschmort. Dies wird zwar registriert, aber es nutzt nichts, ich bin Selbstständig und es wird munter weitergearbeitet. Aus dem durchgeschmorten Kabel entsteht ein Kabelbrand mit Rauch.

Ich spüre diese Symptome, rede mir aber ein, dass ich eh bald Urlaub habe bzw. mit einem ruhigen Wochenende bringe ich wieder alles in Ordnung. Der Stress in der Arbeit bleibt gleich oder wird durch unvorhergesehene Situationen oder schwierigere Verkaufsprozesse mehr. Weil so viel zu tun ist werden Arbeitszeiten mehr (arbeiten am Wochenende) und Pausen immer weniger. 12 Stundentage sind dann keine Seltenheit mehr. Zusätzlich kommt immer wieder auch im privaten Bereich eine zusätzliche „Belastung/Situation dazu (Elternhausverkauf, Eltern Wohnung suchen, Schwägerin beim Hausbauen am Wochenende helfen, langjährige Freundschaft geht in die Brüche, Mutter bekommt Alzheimer, älteste Tochter zieht aus, Umsatzeinbußen durch sich verändernde Märkte, usw usw)und es brennt bereits das Zimmer. Danach beginnt die Phase wo das Körperhaus schön langsam anfängt in Vollbrand zu geraten. Alles und jeder Termin in der Arbeit erfordert eine enorme geistige und körperliche Anstrengung. Termine können nur mehr unter enormer innerlicher und äußerlicher Anstrengung abgehalten werden. Entspannung gelingt nur mehr Zuhause. Der Griff zum Alkohol wird schneller. Obwohl ich merke, dass ich fast keine Energie habe, arbeite ich weiter.


Verschmortes Kabel =Verspannungen, meistens Schulter-Nackenverspannungen. In dieser Phase mache ich auch viel Sport

Kabelbrand = weniger Ruhezeiten, kurzfristiges Ohrenpfeifen bzw. pochen im Ohr oder ganz leichter Tinnitus, Ärger in und wegen der Arbeit wird mehr

Zimmerbrand = verstärkte Müdigkeit auch unter Tage, unkonzentriert auf Termin bzw. Außentermine fallen aufgrund von hartnäckige Verspannungen immer schwerer, Zähneknirschen im Schlaf. Körperliche Defizite und mangelnde Entspannung kompensiere ich durch vermehrten Sport um abzuschalten

Vollbrand = starke körperliche Erschöpfung, eventuell eine Panikattacken. Angst übernimmt das Kommando (Aufgrund verschiedenster, Körperliche Missempfindungen entstehen Krankheitsfantasien und es werden diverse körperliche Untersuchungen durchgeführt), Gastritis wird wieder akut, geistige Leere, körperliche Schwächegefühle, den Tag zu bewältigen wird immer mehr eine Herausforderung. Beginn Einnahme von Antidepressiva.

Ich glaube nach wie vor, das es bei mir eine Kombination aus Burnout - Erschöpfungs- und Depressionssyndrome. Die daraus resultierenden plötzlich auftauchenden psychosomatischen und psychischen Überreaktionen meines Körper und Geistes lassen mich dann mangels Erklärung in die Angstspirale abgleiten.

Ich habe im Moment das Gefühl, dass gar nicht so viel fehlt, dass ich mich wieder rundum wohl fühle. In manchen belangen möchte ich schon wieder der Alte werden. Das gesund werden ist ein Prozess, das habe ich schon verstanden. Leider kann ich als Selbstständiger viele Dinge in der Krankheit nicht so umsetzen als ein unselbstständiger.

Warst du schon mal auf REHA? Ich Frage mich ob es für mich Sinn macht?
 
We
Warst du schon mal auf REHA? Ich Frage mich ob es für mich Sinn macht?
Nein, war ich nicht. 2014 allerdings für dreieinhalb Wochen in einer LVR-Klinik.

Grundsätzlich auch hier ein klares Jein:
Wenn Du die Zeit in der Reha-Klinik nutzt, um Dir über etwaige Baustellen klar zu werden bzw. Dir überlegst, wie Du sie entschärfst, ja.
Wenn Du aus der Reha zurückkommst und weiterhin 12-Stunden-Tage kloppst zzgl. Verpflichtungen im privaten Umfeld, wird es nicht lange dauern, und die Burnout-Depri-Angst wird wiederkommen.

Warum?
=> Unser Gehirn ist extrem lern- und anpassungsfähig, gleichzeitig aber auch in der Hinsicht "faul" als daß es gern in Automatismen verfällt, um Energie zu sparen. Bedeutet: Das, was Du über Jahre und Jahrzehnte hinweg geübt, trainiert und tagtäglich gemacht hast, hat Deine "Gedanken-Autobahnen" im Gehirn geprägt, im Denken, im Handeln und im Fühlen. Diese Autobahnen legst Du nicht so schnell und vor allem nicht dauerhaft still; das ist ähnlich wie mit (ehemaligen) Alkoholikern: Du lernst in den Reha-Wochen vielleicht neue Denk- und Verhaltensmuster, das fällt Dir aufgrund der anderen Umgebung eventuell sogar relativ leicht. Über Deine alten "Autobahnen" ist etwas Gras gewachsen, hier und da streckt ein Gestrüpp bereits seine Äste aus, um drüberzuwachsen. In fünf bis zehn Jahren ist oberflächlich genug Erde angeweht worden, daß ein kleines Wäldchen gewachsen ist :) Dafür hast Du anderenorts begonnen, eine schöne Umgehungsstraße zu errichten - erst eine einspurige Gasse, dann eine Landstraße, vielleicht bist Du nach ein paar Monaten kurz davor, daß es eine vierspurige Schnellstraße wird.

Dummerweise reicht "altes" Denken und Verhalten "von früher", das nur lange genug unregistriert wirkt, daß das entstandene Wäldchen wie durch einen Orkan weggeweht wird - und innerhalb von ein paar Wochen bis Monaten nimmt der Verkehr auf der Autobahn wieder seinen gewohnten Betrieb auf. Da geht's eben doch noch etwas schneller und (scheinbar) energie-sparsamer als auf der kürzlich eröffneten Schnellstraße, wo man max. 120 fahren darf...

Das was für mich und auch für den nächste Therapeuten wichtig ist, ist schon die Tatasache, mit was für einer Krankheit man es zu tun hat.
Du weißt es doch schon: Eine Mischung aus Burnout, Depression und Angststörung.
Da Du Dich in die Materie eingelesen hast, weißt Du ja wahrscheinlich (und sagst es ja auch selbst), daß das eine oft zum anderen führt: Dauerhafte Ängste können einen so sehr zögerlich machen, daß man sich gar nichts mehr zutraut und hilflos fühlt. Auf Dauer gesehen entsteht daraus eine Depression (vgl. die Theorie der "erlernten Hilflosigkeit"). Umgekehrt kann man durch Überlastung und Streß in einen Burnout geraten, der wiederum einem suggeriert, man würde nicht mehr alles gebacken bekommen => mehr Streß, Angst (weil Angst im Prinzip nichts anderes als eine übersteigerte Streßreaktion ist). Man sieht sich dem Ganzen hilflos gegenüber und gerät in die Depression. Schließlich machen die Symptome eine Depression von sich aus schon Angst - so kennt man sich nicht, man fühlt sich unwohl, und wenn das anhält, hat man irgendwann schon deshalb permanent Angst, weil man glaubt, die Depression und die Symptome nie mehr loszuwerden...

usw.

=> Es ist ein Kreislauf.
Und am Ende spielt es keine Rolle, woran Du genau leidest, weil Du Deine Ursache eigentlich schon exakt kennst und immer wieder selbst beschreibst.
Ein Arzt wird mit den Medikamenten nur die Symptome behandeln und erträglicher machen.
Ein Therapeut wird Dir helfen, den Ursachen auf die Spur zu kommen und Hinweise für Veränderungen geben.

Aber wenn Du 100% ehrlich zu Dir selbst bist, hast Du Dir die erforderlichen Antworten schon lange selbst gegeben. Genauso, wie ich selbst mir auch.

Die spannende Frage ist nur: Wie gehen wir mit den (offensichtlichen) Lösungsmöglichkeiten um? Akzeptieren wir die Situation und die Lösungsoptionen? Oder lehnen wir sie ab? Wie weit sind wir bereit zu gehen...?

Was ich vor dem Hintergrund all dessen von 12-Stunden-Tage halte und dem Sich-über-Wasser-halten bis zum nächsten Wochenende oder 1-wöchigen Urlaub, kannst Du Dir sicher denken... ;)

=> Du bist ausgebrannt, Dein Akku ist am Anschlag - aber Du hältst verzweifelt an all dem Streß und Multitasking fest, das Dich dahingeführt hat!

Überlege Dir wirklich mal, wo Du nachlassen kannst.
Und wenn schon aus offensichtlichen Gründen nicht im Beruf ist, dann müssen eben im privaten Umfeld Aufgaben wegfallen, wie bspw. die Unterstützung beim Hausbau des Schwagers o.ä. Was nicht geht, geht nicht. Setze Dir Prioritäten, überlege Dir, wofür Dein Akku reicht - und streiche, was nicht geht!

:)
 
alex_77

Spannend! Was fehlt mir den, du weißt es anscheinend, ich bin mir da noch nicht so sicher. Also was vermutest du mal?

Ab dem Absatz Angst- und Panikattacken ist die Beschreibung eine Aufzählung dessen, wie es bisher in der Vergangenheit war und sich immer alles Aufgebaut hat.

Seit Oktober bin ich eh schon auf Sparflamme unterwegs. Mein Glück bisher ist, dass ich aus dem Bestand heraus bis kurz vor Weihnachten noch gute Umsätze machen konnte. Jetzt ist 2018, die Fixkosten im Betrieb und Privat bleiben nicht stehen. Auch als kleiner Betrieb haben wir inkl. Einkommenssteuer/Umsatzsteuer/Sozialversicherungsvorschreibungen an die 10.000 Euro Fixkosten und da sind die Privaten noch nicht dabei. Das ist schlicht und ergreifend meine Missere!:eek:

Wir haben keine Betriebsausfallsversicherung bzw. Betriebsunterbrechungsversicherung.Die laufen erst ab Jänner 2018 weg. Ein längerer Krankenstand oder Ausfall würde die Schließung des Betriebes bedeuten.

UND DAS IST DER GRÖßTE KACK AN DER GANZEN GESCHICHTE

Es gilt einfach abzuwägen was für mich alleine in Zukunft das beste ist

Nachhaltig Gesund zu werden oder an der Selbstständigkeit festzuhalten bzw. auch für den jetzigen Moment eine Mittelweg zu finden, wie ich in Anbetracht meiner gesundheitlichen Situation trotzdem weiterarbeiten kann und mir gleichzeitig die notwendige Erholung zum gesundwerden freischaufeln kann. Eine REHA wäre grundsätzlich schon interessant ist aber wiederum als Selbstständiger eine rein finanzielle Sache ob man sich darübertraut. Als Arbeiter oder Angestellter hat man es in solche einer gesundheitlichen Situation einfach einfacher und da fällt auch ein enormer Druck weg.

Ich würde mir so wünschen einmal ausreichend Zeit zu haben um über meine Zukunft nachdenken zu können aber wo die ausreichende Zeit hernehmen.

Natürlich muss sich im Alltag und im Job und bei mir selbst einiges ändern damit es in Zukunft besser wird. Aber du merkst es ja auch selbst wie schwierig es in der heutigen Zeit ist aus seinen Verpflichtungen und Verantwortungen heraus zu kommen.

Im Moment kann ich mir einfach auch (noch) nicht vorstellen etwas anderes zu arbeiten, bzw. den Schritt zu gehen. Aber vielleicht muss ich es auch gar nicht und "kommt Zeit kommt Rat".

Einsteins Definition des Wahnsinns möchte ich auch nicht beschreiten welcher dieser wäre

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."
 
Was ich noch anfügen möchte ist einfach der Umstand erkennen zu können was in der jetzigen Situation das richtige ist ohne mit Vollgas ins Verderben zu rasen.

Darüber werde ich mir eine, so blöd es klingt Plan machen und mir wirklich die Woche beruflich wie privat versuchen einzuteilen. Diesen Balanceakt zu handeln ist die Kunst.

Bei meinen Kernursachen bin ich mir noch nicht ganz sicher. Fakt ist das ich wiederkehrende Situationen von geistiger und körperlicher Überforderung habe bzw. nicht adäquat darauf reagiere und der Beruf eine große Rolle dabei spielt.

Lg
 
Hallo Natureboy,

Sorry, ich wollte dir da nicht auf die Füße treten oder als Besserwisser rüber kommen oder so.

Ich lese mir deine Beträge nur einfach sehr aufmerksam durch, und du führst selbst massig Gründe und Ursachen an in den letzten Jahren.

Nochmal:
Meiner Auffassung nach ist der Mensch von seinem biologisch-evolutionären Erbe her schlicht nicht für diese Kombination von modernen Anforderungen geschaffen!
Manche packen es vielleicht irgendwie, viele aber nicht, und manche, die es scheinbar schaffen, haben Leichen im Keller in Form von Alkoholismus, Depressionen, Gewalttätigkeit, usw.

Du, dein Körper und deine Psyche reagieren absolut adäquat auf Stress und Überforderung - deswegen heißt es ja auch "Stress" und vor allem "Überforderung"!! Darauf weil ich hinaus.

Ich für meinen Teil jedenfalls bin mittlerweile fest davon überzeugt, daß mir nichts grundsätzliches fehlt. Ja, vielleicht habe ich eine latente Veranlagung in Richtung Depression und Ängste von meiner Mutter vererbt bekommen. Mag sein.
Aber die wesentlichere Erkenntnis ist doch einfach, daß meine persönliche Belastungsgrenze erreicht ist. Und ich habe keinen 12h-Stunden-Tag so wie du oder unterstütze jemanden aus meiner Verwandtschaft beim Hausbau. Ich hab auch nur ein Kind, du zwei, oder waren es drei? Ich habe 30 Tage Urlaub im Jahr, du sagst, in den vergangen Jahren war es eine Woche im Sommer und die Weihnachtszeit... Meine Mutter ist gestorben, Deine am Demenz erkrankt und erfordert entsprechend Aufmerksamkeit und Pflege...

Ich klappe schon zusammen, meine Frau ist auch immer wieder an der Grenze.

Woher nimmst du den Anspruch, mit Deinen Belastungen, die auch noch elf Jahre länger bestehen als meine, gut bzw problemlos zurecht kommen zu müssen...? Ganz freundlich und neutral gefragt :)
Ist dieser Anspruch gerechtfertigt?
Nicht zuletzt sind wir älter geworden, wir sind keine 30 mehr.

Schließlich - und vielleicht bin ich deshalb mittlerweile so deutlich: Es heißt in solchen Situationen wie den unseren immer erstmal pauschal, man solle kürzer treten und mehr an sich denken. Vorschläge für schöne Erlebnisse, Ereignisse, kurze Wohlfühlmomente gibt es reichlich, kennst du garantiert auch schon alle.

Das Problem ist meiner Meinung nach aber, daß einem niemand klar und deutlich sagt, daß ein Tag nun mal nur 24 Stunden hat. Und wenn man kürzer treten und sich mehr um sich kümmern soll, heißt das im Umkehrschluss, daß man woanders Zeit kurzen muss - und zwar sinnvollerweise bei den Verpflichtungen, gleich welcher Art. Die Tagessumme ist immer 1, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Klar weiß ich, daß das nicht einfach ist.
Habe ich selbst auch schon oft genug geschrieben. Und ich bin auch noch nicht so lange soweit, diese Erkenntnis zu akzeptieren und anzuerkennen. Aber es geht nicht anders: Es muss auch Zeit für Meditation sein, einmal im Monat Sauna, Massage, Sonnenbank. Im Sommer auch Mal ne halbe Stunde allein und ohne Kind im Eiscafe sitzen und ein Eis essen. Mit Sohnemann Lego spielen und bauen und sich selbst wieder als Kind fühlen. Usw.

Ich weiß, daß es nicht einfach ist :(

Aber wenn du die Überforderung loswerden willst, geht es nicht anders.

Was Du individuell für dich ändern musst und kannst, weiß ich nicht. Einen solchen Plan aufzustellen erscheint mir sinnvoll und notwendig.

Aber quäle sich nicht länger mit der Suche nach tieferen Ursachen oder persönlichen Unzulänglichkeiten: Bei dem Pensum, daß du trägst, würden die meisten irgendwann nicht mehr können. Und andere schon vorher nicht mehr! Daß es ein paar gibt, die es durchhielten, hilft nicht, dazumal du nicht weißt, wie die sich tatsächlich fühlen oder wie sie das "ausgleichen" (s.o.).

:)
 
@Erfahrungsberichte Depressionshilfe:
Ja, die kenne ich. Finde ich teilweise auch sehr gut geschrieben und hilfreich.
Trotzdem sind sie auch recht knapp und beleuchten nicht unbedingt jede Facette und jedes Puzzlestückchen der Lösung. Das schaffen schon manche Erfahrungsberichte in Buchform leider nicht... :-/
 
Hatte gestern Nachmittag nur mein Smartphone zur Hand, daher jetzt vor'm PC nochmal ein Nachtrag:

Was ich noch anfügen möchte ist einfach der Umstand erkennen zu können was in der jetzigen Situation das richtige ist ohne mit Vollgas ins Verderben zu rasen.
Ich weiß ganz genau, was Du meinst.
Ich habe diesen Konflikt in meinen Threads selbst schon mehrfach formuliert.

Um's wieder ganz deutlich zu machen:
Auch ich weiß eigentlich seit wenigstens vier fünf Jahren, daß ich meinen Job wechseln müßte.
Ich habe dahingehend auch schon einige Versuche unternommen und mich sowohl intern als auch extern wegbeworben. Leider hat's bisher nicht geklappt. Einzig letztes Jahr hatte ich ein Vorstellungsgespräch, bei dem ich (trotz gefühlt miserabler eigener Verfassung ;)) am Ende den Eindruck hatte, daß sie enttäuscht waren, daß ICH dann abgesagt hatte.
Aber es ist eben in der Tat genau, wie Du sagst: Was ist mir die Veränderung wert? Wo muß ich dabei Federn lassen? Denn die eierlegende Wollmilchsau werde ich nicht finden, bei der am Ende ALLES besser ist ;)

Und so kommt's, daß ich immer noch auf meinem alten Arbeitsplatz sitze (am 01.01. sind's zehn Jahre). Erst gestern auf dem Heimweg habe ich mir nochmal deutlich gesagt, daß es echt Zeit wird; im Oktober will ich hier mal wieder weg sein.
Aber ob ich ne Stellenanzeige finde, deren Beschreibung mich ausreichend interessiert und bei der dann am Ende auch der Rest halbwegs paßt, ist noch die spannende Frage... Pest gegen Cholera einzutauschen, erscheint mir langfristig nicht so sinnvoll, und dann doch lieber das, was ich kenne.

Genauso die Überlegungen und der Wunsch meiner Frau und mir nach einem zweiten Kind:
Meine Frau wünscht es sich sehnlichst und von Herzen, ich selbst hatte eigentlich auch immer zwei Kinder in meiner Lebensplanung und liebe unseren Sohn unendlich riesig :)
=> Trotzdem habe ich massive Zweifel, ob ich die Zusatzbelastung in meiner derzeitigen Verfassung gebacken bekomme... wieder durchwachte Nächte, zusätzlicher Streß, zusätzliche Verpflichtungen, ein weiteres Kind, das erzogen werden muß... usw. Natürlich auch wieder sehr viele schöne Erlebnisse, keine Frage :) Und langfristig werden die auch überwiegen. Aber auf kurze Sicht wird mich das auch wieder ganz gehörig fordern.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich kann Dir nachfühlen, wie schwer es ist, eine bzw. die "richtige" Lösung zu finden. Und ich bin nicht mal selbständig. Da ich aber mit nem Freund durchaus mal den Plan für zwei Geschäftsideen durchgespielt habe, kann ich ansatzweise nachempfinden, wieviel Herzblut da drin steckt. Mein Traum da ist immer noch ein eigener PC- oder Modellbauladen... *seufz-schnief*

Trotzdem denke ich, solltest Du irgendeine Lösung für das Problem finden. Denn es ist ja nicht nur der 12-Stunden-Tag, der Dich erschöpft; es sind ja auch die existentiellen Probleme, die Du beschrieben hast, die Dich immer wieder einholen und beschäftigen.


Darauf will ich in Summe hinaus, wenn es dein Eindruck erweckt, als wüßte ich, was Du hättest:
Du bist NICHT krank. Du hast KEINE Psychose, KEINE organische Fehlfunktion, kein sonstiges unerklärliches Leiden!

Die Laufweg meiner persönlichen Diagnosen war:
Nov 2013, Hausarzt: Leichte Depression
Mär 2014, Psychiater: Mittelschwere Depression
Sommer 2014, Klinik: Schwere Depression
Herbst 2014, Hausarzt: Anpassungsstörung
2016, Therapeut: Angststörung
Herbst 2017, Coachin: Wahrnehmungsstörung

Selbst identifizierte Ursachen: Häufige Umzüge und Familienstreitigkeiten in Kindheit und Jugend, zunehmende Verpflichtungen, Tod der Mutter, Tod der Großmutter, zunehmende Isolation und Eigenbrötlerei des Vaters, Streß, Mobbing im Job, Überlastung

=> Da braucht es keine weiteren großen körperlichen Ursachen, um diese Mischung aus Anpassungs-, Angststörung und Depression zu entwickeln.

Der Schei** in unserer modernen Gesellschaft ist es nur einfach, daß es nicht mehr opportun ist, krank zu sein oder schlicht nicht mehr im Takt der gesellschaftlichen, industriellen und technologischen Normen und Vorgaben zu funktionieren. Deshalb sind sämtliche gesetzlich abgesegneten Therapieformen und Medikamente in aller Regel auch nur und fast ausschließlich darauf fokussiert, die Funktionsfähigkeit des Patienten wieder herzustellen. Um den Arbeitsausfall und die Kostenbelastung für die Kassen (kurzfristig!) zu minimieren - daß man sich so vielfach langfristig höhere Folgekosten generiert, wird geflissentlich ignoriert! Die meisten pfeifen sich bei ner Erkältung lieber Wick Daymed, Grippostad und Halsschmerztabletten rein und gehen trotzdem arbeiten - und haben dann kurz darauf schlimmstenfalls drei Wochen Komplettausfall wegen Bronchitis und Lungenentzündung (ist zwei Freunden diese Saison so ergangen). Sich stattdessen für 1-2 Tage vom Hausarzt wegen Erkältung krankschreiben zu lassen, sich ins Bett zu legen und Hühnersuppe zu schlürfen, diesen (vermeintlichen) "Luxus" gestehen sich die wenigsten zu. Soviel zum Thema "sich selbst etwas gutes tun"... damit fängt es nämlich an.

Jetzt mal wirklich ernsthaft, nüchtern und von außen mit etwas Abstand betrachtet:

Wundert es Dich da wirklich, wenn man im Laufe der Zeit Burnout, Erschöpfungsdepression und Angstzustände entwickelt...? Wenn man noch nicht einmal mehr krank sein bzw. sich auskurieren darf...? Wenn permanente Einsatzbereitschaft von einem gefordert wird, egal wie dreckig es einem geht?

=> Das ist sicher nicht Gottes ursprünglicher Plan für das Leben im allgemeinen und uns Menschen im speziellen gewesen. Aber er hat uns eben auch den freien Willen gegeben, und so haben wir uns verselbständigt, abseits einer zeitgerechten, biologisch-evolutionären Entwicklung. "Es ist was faul im Staate Dänemark" - und das wissen wir nicht erst seit gestern ;)


Wie gesagt: Die Lösung ist nicht einfach, auch für mich nicht, für keinen von uns. Weil wir viel zu tief in dem System drinstecken und verwurzelt sind, gerade auch von unserem Denken und Handeln her.

Trotzdem erkenne ich das Problem als solches mittlerweile an und akzeptiere es. Nur so bekomme ich nach und nach den Blick frei für kleine Möglichkeiten hier und da, es mir etwas erträglicher zu gestalten :)

LG,
Alex
 
Hallo Alex!

Wann nimmst du dir die Zeit immer soviel zu schreiben - oder tippst du so schnell :cool:

Ich hatte gestern das letzte Gespräch mit meiner Onlinecoachin (hatte das mal für 4 Sitzungen versucht). Auch mit ihr Besprach ich den Umstand, dass es doch wesentlich ist herauszufinden in welche Richtung das Beschwerdebild geht. Depression - Burnout - Ängste. Natürlich korrelieren diese Krankheiten in vielen Punkten und die Übergänge können auch fließend sein.

Habe heute schon mit 3 Therapeuten neue Ersttermine für die nächsten 2 Wochen ausgemacht.
Bin mal gespannt wie jede einzelne Sitzung laufen wird. Dort wo ich das Gefühl habe , dass mich das weiterbringt, dort werde ich weiterarbeiten.

Auch die Onlinetherapeutin meinte, dass anhand meiner Geschichte die berufliche Situation der entscheidende Punkt ist in meinem Leben, der für den großteil meiner Beschwerden und Zustände verantwortlich ist. Natürlich hat man sich das selbst angefangen, aber wie du glaub ich auch schon geschrieben hast, entwickeln sich im laufe der Zeit auch im Beruf Komfortzonen und eine gewisse Bequemlichkeit schleicht sich ein. Aber zum Punkt Stress und Arbeitsanforderung und Überforderung. Wir sind uns in der Meinungsauffassung darüber sehr ähnlich. Nach ca. 25 Jahren im Berufsleben ist es auch völlig normal, alles in Frage zu stellen.

Der springende Punkt ist einfach, ob es den wirklich die Arbeit bzw. die Art der Arbeit/Arbeitsalltag ist, der "uns" Richtung Stress, Burnout, Ängste treibt. Man lässt sich vielfach auch reindrängen und reinzwängen in verschiedenste Stituationen und verliert immer mehr den Grund aus den Augen, warum man eigentlich diesen Job macht.

Ich kann das anhand meiner eigenen beruflichen Entwicklung gut beschreiben. Ich bin jetzt 20 Jahre als Immobilientreuhänder tätig, davon 11 Jahre mit eigener Firma. So erfolgreich wir auch über all die Jahre wahren, so viele Dinge gingen uns auch nicht auf, aber das hast du ja bereits in der genauen Schilderung von mir gelesen. Einen Jobwechsel stelle ich mir bei unselbstständig berufstätigen leichter vor als bei Selbstständigen. Eine Schließung des Betriebes ist in sehr vielen Fällen auch mit beruflichen Konkurs bis zu Privatkonkurs verbunden. Das will gut überlegt sein. Auf der anderen Seite bringt es nichts einer Arbeit nachzugehen, die einem nicht mehr erfüllt. Ich gebe zu, dass man mit 25 Jahren, ohne Haus, Kinder und Verpflichtungen, leichter berufliche und private Korrekturen machen kann als später wo man sich ein gewisses verpflichtendes Korsett angelegt hat.

Mein alter Therapeut hat mal zu mir gesagt, das er viele Klienten hatte, die irgendwann an einen Punkt angelangt sind wo sie aus diversen Gründen ihr Leben völlig umgekrempelt haben, Jobs angenommen haben, wo sie zwar auf der einen Seite weniger verdienen, dafür auf der anderen Seite mehr Lebensqualität bekommen haben.

Früher nannte man es die Midlifecrises - heute würde ich es eher so bezeichnen, dass man sich in der Mitte seines Lebens verstärkt Gedanken macht

was man bisher erreicht hat?
was wurde nicht erreicht?
was wurde aufgeschoben?
macht man das was man macht noch gern?
ist es noch das Leben das man leben will?
will man mit seinen Partner auf die weitere Zukunft gemeinsam bestreiten?
gibt es noch unrealisierte Wünsche und Träume an das Leben - sein Leben?
macht dies alles einen noch glücklich?
Was und wieviel braucht der Mensch um überhaupt noch glücklich zu sein?

Ich kann von mir behaupten, dass ich nachdem ich mein Elternhaus im Sommer 2016 verkauft habe auf der eine Seite enorm viel finanzieller Druck weggefallen ist, auf der anderen Seite auch eine gewisse Leere entstanden ist.

Eigentlich sollte der Hausverkauf (mein Erbe) in ein finanziell abgesicherte eigene Zukunft sein, was sich leider durch die Kreditmisere des Schweizer Frankens anders entwickelt hat. Jetzt sind wir zwar mehr oder minder Schuldenfrei, leben aber nach wie vor in einer großen Wohnung und haben kein eigenes Haus. Eigentlich wollten wir mit der Selbstständigkeit doch mehr erreichen bzw. das uns im Gegensatz zu einer unselbstständigen Arbeit mehr Gewinn bleibt. Das entwickelte sich in eine andere Richtung. Weiters wurde es auch in unserem Berufsfeld nicht leichter bzw. die technischen Möglichkeiten die man heute Privatverkäufern ermöglicht, befördern halt auch nicht den Willen der Leute, doch seinen wertvollsten Besitz in professionelle Hände. Vieles hat sich einfach in den letzten Jahren verändert.Ich habe mich verändert. Wir leisten als familiärer Kleinstbetrieb hochprofessionelle Dienstleistung auf höchstem Niveau. Trotzdem geht eine erheblicher Immobilienanteil am Markt an unprofessionelle Maklerunternehmen verloren, die dann eh nicht die Immos verkaufen und viel Unheil anrichten. Egal es ist wie es ist und man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber die Gegenwart anders leben und die Zukunft anders gestalten.

Die Frage was ich mir dazu stelle ist halt schon auch noch, inwiefern der momentane Gesundheitszustand dazu beiträgt, die berufliche und private Situation so zu sehen und fühlen wie es gerade ist. Man sagt ja, das man in Phasen von Burnout und Depression nicht sein ganzen Leben auf den Kopf stellen soll. Ich bin mir bei diese Aussage nicht so sicher ob das wirklich stimmt. Menschen ändern sich nur aus 2 Gründen

1. Große Ziele
2. Große Schmerzen (seelisch wie körprlich)

Man lernt doch auch aus dem Misserfolg mehr als aus dem Erfolg. Wann ist man eher bereit an sich und seinem Leben etwas zu ändern? Wenn alles perfekt läuft oder wenn irgendetwas in seinem Leben nicht mehr so läuft oder einen zufrieden stellt?

Nichts kommt umsonst - daran glaube ich einfach nicht. Eine Depression oder Burnout oder Ängste sind doch sichtbare Ergebnisse von anderen Ursachen - das ist fakt außer man kann nachweisen, dass man genetisch einfach vorbelastet ist und wie ein Diabeter nichts dafür kann für seine Krankheit und eine lebenslange medikamentöse Behandlung unvermeidbar ist.

Ich merke seit ca. Anfang/Mitte letzten Jahres, dass der Zug und Eifer in meiner Arbeit nicht mehr der ist der er einmal war. Vielleicht ist es bei mir an der Zeit nochmals etwas anderes zu machen. Unsere ältesten Töchter sind aus dem gröbsten heraus. Nur mehr die 3 Tochter mit 7 Jahren erfordert noch unsere vollkommene Aufmerksamkeit und Betreuung.

Kleiner Tipp am Rande: kauf dir das Buch "lass endlich los und Lebe". Findest du auf Amazon, aber auch im guten Buchhandel.

In diesem Buch geht es darum, dass egal wer und was man im Leben macht, ein zufriedenes und erfülltes Leben dann vorherrscht, wenn in den 4 unten angeführten Lebensbereichen Zufriedenheit herrscht.

1. Beruf
2. Familie
3. Wohnort
4. Sinn

In einem oder mehreren dieser Bereiche sind die Ursachen der Probleme zu suchen.

Was brauchen wir um glücklich zu sein?

Eigentlich benötigen wir nicht viel. Trotz allen Fortschrittes und technischen Errungenschaften negativ wie positiv, haben wir doch auch mehr den je unzählige Chancen unser Leben so zu gestalten wie wir das möchten. Wir alle, die jetzt in Bereich von 40 Jahre sind, sind die letzte Generation die ohne Handy, ohne Internet, teilweise ohne PC/Laptop ohne Sozial Media die Jugendzeit erlebt hat und ich bin mir fast sicher, dass wir es sowas von chillig und entspannt hatten, was sich die heutige Jugend nicht mehr vorstellen kann. Vielleicht ist deshalb gerade unsere Generation so empfindlich und feinfühlig, was die derzeitig anhaltende Entwicklung anbelangt


Noch mal zum Glücklich sein und das oft weniger mehr ist

1. Wir brauchen nicht wirklich in Smartphone, ein altes Handy tut es auch?
2. Wir brauchen nicht alle paar Jahre ein neues Auto
3. Wir benötigen nicht die ganzen Spielsache für Erwachsene die es heutzutage zu kaufen gibt
usw. usw. Die Liste könnte beliebig weitergeführt werden

Ich habe schon mal zu meiner Frau gesagt was wäre wenn wir nur mal für 2 Wochen den Fernseher entfernen und zwischen 18.00 - 8.00 Uhr am Handy nicht mehr erreichbar sind.
Was würde passieren habe ich Sie gefragt und gleichzeitig ihr auch schon die Antworten geliefert


1. Mehr Zeit sich wieder gemeinsam zu unterhalten
2. Statt Fernsehen wieder mehr lesen
3. Jeden Tag eine Runde spazieren gehen
4. Und mehr Sex unter Garantie, weil einfach zwischen 20-24.00 Uhr viel Zeit auf einmal bleibt
 
Moin Natureboy,

Wann nimmst du dir die Zeit immer soviel zu schreiben - oder tippst du so schnell :cool:
Zwei-Finger-"Such"-System - über 25 Jahre trainiert und perfektioniert. Die meisten, die mich mal tippen sehen, sind erstmal baff erstaunt und vermuten Zehn-Finger - und sitzen dann etwas wortlos da, wenn ich nur die beiden Zeigefinger hochhebe :cool:
Ansonsten sitzt man schonmal in Besprechungen, in denen sich zwei oder drei Leute ne halbe Stunde lang über ein Thema unterhalten, das einen so grad gar nicht (mehr) tangiert und zu dem man weniger als Null-komma-nix beizutragen hat... da tut's dann auch das Smartphone mit Swype; wenn man weiß, wo auf ner Tastatur die Tasten sind, geht auch das manchmal fast schon blind und man kann immer mal wieder scheinbar interessiert in die Runde gucken ;)


Back to topic:
Natürlich korrelieren diese Krankheiten in vielen Punkten und die Übergänge können auch fließend sein.
Ich denke, bei uns beiden trifft das auch alle Fälle zu. Es gibt Phasen, da überwiegt bei mir der Depri-Anteil, dann wieder die Angst, dann ist wieder mal alles halbwegs ok (so wie jetzt seit ein paar Tagen/2 Wochen). In der einen Viertelstunde Angst, in der nächsten deprimiert und melancholisch...

Gerade wenn und weil bei uns auch ziemlich sicher ein gewisses Maß an Midlife-Crisis hinzukommt, wird Dir kein Arzt und Therapeut eine eindeutige und zufriedenstellende, 100%ig treffsichere Diagnose stellen können. Siehe meinen diagnostischen "Lebenslauf" oben.
Versteife Dich also nicht zu sehr darauf, das WAS genau herausfinden und verstehen zu wollen. Nutze die Energie mehr für das WARUM und die Findung und das Ausprobieren von Lösungen :)

Die Frage was ich mir dazu stelle ist halt schon auch noch, inwiefern der momentane Gesundheitszustand dazu beiträgt, die berufliche und private Situation so zu sehen und fühlen wie es gerade ist. Man sagt ja, das man in Phasen von Burnout und Depression nicht sein ganzen Leben auf den Kopf stellen soll.
Das eine bedingt häufig das andere, und auch hier ist es ein bißchen wie die Frage nach Henne oder Ei: Was war zuerst da...? Sie ist nur ebenfalls müßig.

Sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen, halte ich auch nicht für richtig, zumindest nicht für jeden und in jeder Situation:
Solange, wie es genügend wirklich positive Aspekte auch an der jetzigen Situation gibt, sollte man es vorsichtig abwägen, was und wieviel man davon jeweils anpackt. Dabei können einem Gespräche mit dem Partner, Verwandten, Freunden sehr helfen, denn sie sehen die Dinge von außen und tragen damit zu einer Objektivierung bei. Umgekehrt gibt es aber sicher Mißstände, die dermaßen eindeutig sind, daß sie abgestellt werden müssen, und auch das wird einem von Außen zumeist entsprechend gespiegelt. Z.B. häusliche Gewalt: Ich denke, da sind wir uns einig, daß eine Besserung der Situation und all des Leids nur dadurch erreicht werden kann, daß man die Situation verläßt und grundlegende Veränderungen in Angriff nimmt, so schmerzlich und angstvoll auch das sein mag.
Umgekehrt ist ein unbefriedigender Job, in dem man nicht gerade bis aufs Mark gemobbt wird, sicher noch kein Grund, das Kind mit dem Bade auszukippen. Hier kann man sich sicher auch erst einmal schrittweise herantasten und sehen, wo es noch geht und was einem den Berufsalltag erträglicher macht.

In diesem Zusammenhang zwei schöne Artikel, über die ich gestern gestolpert bin:

Zeit Online: Büros sind oft erdrückend
Spiegel Online: Von meinen Idealen ist nichts mehr übrig

=> Es geht nicht nur uns so, es ist schon lange ein Massenphänomen geworden.

Wir alle, die jetzt in Bereich von 40 Jahre sind, sind die letzte Generation die ohne Handy, ohne Internet, teilweise ohne PC/Laptop ohne Sozial Media die Jugendzeit erlebt hat und ich bin mir fast sicher, dass wir es sowas von chillig und entspannt hatten, was sich die heutige Jugend nicht mehr vorstellen kann. Vielleicht ist deshalb gerade unsere Generation so empfindlich und feinfühlig, was die derzeitig anhaltende Entwicklung anbelangt
Ja, sehe ich auch so...
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob unsere Kinder später in unserem Alter psychisch sehr viel stabiler und gesünder sind, nur weil sie mit all dem groß wurden... Zum einen könnte es sehr wohl sein, daß das "Faß" der nächsten Generation dadurch schneller überläuft. Zum anderen sind moderne Kinder und Jugendliche schon heute deutlich gestresster und leiden auch häufiger und Depressionen als unsere Generation damals. Allein schon der Druck, dem manche Eltern ihre Kinder aussetzen, ist gewaltig - da ist der Wochenplan von Montag bis Samstag durchgetaktet... usw. Aber das führt jetzt auch wieder zu weit ;)


Wünsche einen schönen Mittwoch.

LG,
Alex
 
Hallo an alle, die letzten 2 Wochen liefen sehr gut und ich kann sagen, dass es von Woche zu Woche besser wird.

Hatte jetzt schon mal mit 3 neuen Therapeuten erste kennenlerntermine. Die erste, die 35 Jahre Berufserfahrung hat tendiert vorsichtigerweise Richtung posttraumatische Belastungsstörung aus der Kindheit, welche sich Phasen von Stress und Überforderung getriggert wird. Die zweite noch in Ausbildung kann noch nichts sagen. Die 3 geht auch. In der kommenden Woche habe ich mit der 4 und letzten Therapeutin Termin und dann werde ich mich entscheiden.

Ich stehe jetzt auch immer früher am Morgen auf und das allgemeine Befinden wird sukzessive besser. Wie geht's denn euch so?
 
Hallo Natureboy,

ja, ich kann im Großen und Ganzen nicht klagen.

Von Mitte vergangener Woche bis Sonntag inklusive war es etwas schlechter, was vermutlich mit dem Geburtstag meines Vaters am Samstag zusammenhing als Auslöser. Aber seit ich mich seit Montag noch stärker auf meine Meditation ausrichte und vor allem diese und die Anregungen darin noch achtsamer aufnehme, geht es mir eigentlich ganz gut. Und das, obwohl ich arbeiten muß ;)

War in den Tagen schon am Überlegen, mein Fluoxetin wieder auf 40 mg täglich zu steigern, bin dann aber doch bei 30 mg geblieben.

Ich mein - ja - Zuhause darf ich mich unter der Woche nicht umsehen - da bleibt einfach ne Menge liegen, weil wir beide berufstätig sind und Sohnemann eben auch Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, die er auch haben soll. Wenn man dann noch ein bißchen Zeit für sich haben oder auch nur ausruhen möchte, geht eben wirklich nicht alles. Gibt Momente, da kotzt mich das auch richtig an - aber im Augenblick krieg ich das irgendwie verpackt :)

Die erste, die 35 Jahre Berufserfahrung hat tendiert vorsichtigerweise Richtung posttraumatische Belastungsstörung aus der Kindheit, welche sich Phasen von Stress und Überforderung getriggert wird.
Ich denke, daß das grundsätzlich zutreffend ist - aber im weitesten Sinne wahrscheinlich eben auch für mich und viele andere Betroffene:
Wenn man sich mal überlegt, was schon Kinder in den letzten 20-40 Jahren zunehmend an Aufgaben und Verpflichtungen aufgeladen bekommen - das ist schon heftig... Und damit meine ich weniger die allgemeine Schulpflicht, wobei die individuell schon relativ heftig sein kann... Wenn ich mir unseren Sohn ansehe, dann kommen mir immer wieder Zweifel, ob das alles so "artgerechte Haltung" ist, wie wir zwangsweise aufgrund von Schule, unseren Berufen, infolgedessen Ganztagsbetreuung,Haushalt, Terminen usw. umgehen müssen *Kopf-kratz* Das belastet ihn definitiv auch - sonderlich ruhig im psychisch-mentalen Sinne ist er nicht grad, zumindest aktuell nicht.

Ich hab keine Ahnung, wie eine Kindheit zur Zeit meines Vaters vor 60 Jahren oder noch davor gewesen ist. Aber auch, wenn da sicher nicht alles Gold war, was glänzte, scheint es mir auf manche Art doch etwas harmonischer, stimmiger gewesen zu sein. Ich mag mich da aber auch täuschen - man tendiert ja auch leicht dazu, das zu glorifizieren, was man nur aus Geschichten kennt, und da wird ja auch nie alles erzählt ;)


Klar - Deine Erlebnisse damals sind sicher auch nochmal etwas speziellerer Natur.

Ich denke aber, gerade wenn ich mir meinen Sohn und mich heute ansehe, daß es im Kern immer darum geht, daß man als Kind in bestimmten Situationen Sorgen und Ängste entwickelt hat und die verantwortlichen Erwachsenen drum herum darauf nicht richtig, kindgerecht reagiert haben.

Im Zuge meiner Beschäftigung mit den ganzen Themen in den letzten Jahren bin ich natürlich auch mit den klassischen Denk- und Verhaltensmustern in Kontakt gekommen, die auf "blöden" Sätzen, Aussagen und Zurechtweisungen beruhen, die man sich als Kind immer wieder anhören durfte.

Grad heute Morgen, nachdem Sohnemann mal wieder den großen Trotzkopf gespielt hat, wurde mir auf der Fahrt ins Büro noch so ein Satz bewußt:
Wir sagen zu Kindern gern schonmal "Du hast gar keinen Grund, jetzt so stinkig zu sein; selbst Schuld", wenn sie Mist angestellt haben. Oder "Es gibt keinen Grund, (deswegen auch noch) traurig zu sein", wenn sie dann auch noch weinen o.ä.

=> Solche Sätze sind Gift für die Psyche im weiteren Leben und meiner heutigen Erkenntnis nach der Hauptgrund, warum viele Erwachsene später mit ihren Gefühlen nicht zurechtkommen.

=> Natürlich hat ein Kind allen Grund, sauer und stinkig zu sein, wenn es so empfindet und auch, obwohl es vielleicht selbst Schuld ist. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es ist eine Sache, einem Kind zu sagen, es sei (mit) verantwortlich für das Geschehene gewesen - aber ihm das Recht auf das gegenwärtige Gefühl von außen abzusprechen, ist grundfalsch!

In einem Fall wie Deinem damals bekommt man vielleicht so Sätze zu hören wie "Sei nicht traurig, es wird alles wieder gut; Du mußt nicht traurig sein, Du bist bald wieder Zuhause; Du hast keinen Grund traurig zu sein, wir kommen ja morgen wieder" usw.
=> Sowas in der Art führt auf Dauer dazu, daß man sich das Traurig-sein irgendwann verbietet - man soll es ja nicht sein. Gibt ja keinen Grund dazu. Ich wage mal zu behaupten, daß viele wenn nicht gar die meisten Erwachsenen / Eltern ihren Kindern das Traurig- oder Wütend-Sein nicht wirklich und ausdrücklich erlauben bzw. erlaubt haben. Im Gegenteil: Die Eltern sind den ganzen Tag arbeiten oder haben anderes um die Ohren, und dann muß im morgendlichen Streß Ruhe sein und abends gefälligst auch, damit sie sich ausruhen können. Das Kind in seiner augenblicklichen emotionalen Tiefe richtig wahrzunehmen, ihm diese Gefühle zu lassen und es zu trösten, zu versuchen, es zu verstehen, tun die wenigsten. Wie und wann auch - ist ja kaum Zeit dazu...


Ich will damit jetzt auch nicht unsere Eltern "schuldig" sprechen - darum geht es nicht. Auch sie steck(t)en in den gesellschaftlichen und beruflichen Zwängen und haben in den meisten Fällen genau das getan, was sie konnten und für das Beste hielten. Ich wage mal zu behaupten, daß einfach unser gesamtes westliches Leben einen achtsamen und geduldigen Umgang mit- und untereinander immer weniger zuläßt.


Falls Dich das also ein kleines bißchen beruhigt:
Du wirst da in bester Gesellschaft sein ;)


Genug der laienhaften Psychologie für den Moment ;)

Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, daß es weiter besser wird und Du die richtige Therapeutenwahl treffen wirst :)

LG,
Alex
 
Wieviel braucht man um glücklich zu sein?

Ich glaube das wir alle den falschen Ideallen nacheifern.

Viele verdienen absichtlich weniger und erreichen dadurch mehr Freizeit.

probiert mal eines bei euch Zuhause aus. Ab 18.00 Uhr Handy ausgeschaltet und im Schlafzimmer verstaut. 1 Woche kein Fernseher, kein Tablett kein Laptop/PC und auch kein Radio.

Was glaubst du was passieren wird?

mehr Ruhe
der Abend ist stiller
mehr Zeit zu reden
ein Buch lesen
oder mehr Zeit für Sex

Wenn all diese Medien wegfallen bist du 60 Jahre zurückversetzt. Probiert es aus für eine Woche
 
alex_77

Was ich dir noch sagen wollte. Du hast doch mal geschrieben, dass deine Frau bzw. ja ihr beide euch noch ein 2 Kind wünscht und du dir was ich so in Erinnerung habe nicht sicher bist ob du das bewältigen kannst.

Wir haben 3 Kinder. Die älteren sind 19 und 18 und die Nachzüglerin ist 7. Auch wenn du vielleicht im Moment mit dir haderst. Ich wuchs als Einzelkind auf und im Nachhinein betrachtet sind Geschwister eine große Bereicherung und Hilfe in seinem eigenen Leben.

Ich merke das gerade als Erwachsener wenn einem diese Möglichkeit der familiären Unterstützung fehlt. Für die eigene gesunde Entwicklung und Prägung sind Geschwister schon schön und wichtig.

Ihr will dir nicht zu nahe treten aber vielleicht würde auch dir ein zweites Kind sehr gut tun.

lg
 
Ihr will dir nicht zu nahe treten aber vielleicht würde auch dir ein zweites Kind sehr gut tun.
Tust Du nicht :)

Ich hab zwei Brüder - und Geschwister können Fluch und Segen sein ;)
Mit dem einen verstehe ich mich ziemlich gut, wir quatschen und whatsApp'en mehrmals die Woche, treffen uns regelmäßig trotz 100km Entfernung.
Der andere ist das schwarze Schaf der Familie, für ne Menge Unfrieden mit verantwortlich (den meine Eltern falsch gehandhabt haben, also den Unfrieden), wir sind absolut nicht auf einer Wellenlänge. Persönlich gesehen habe ich ihn das letzte Mal vor drei oder vier Jahren, glaube ich. Das nächste Treffen darf auch gern noch was auf sich warten lassen und möglichst nicht länger als ne halbe Stunde für nen Kaffee dauern. Klar kann er nicht unbedingt für alles was, viel "Schuld" liegt da auch an meinen Eltern, die mit ihm als Kind überfordert waren. Aber soviel Verständnis ich auch für ihn aufzubringen versuche - ich bin schon heilfroh, wenn ich möglichst noch nicht mal ihm telefonieren muß, weil mir schon die Gespräche mit ihm thematisch zu abgedreht und insgesamt zu anstrengend sind.

Unabhängig davon war allerdings, selbst zwei Kinder zu haben, immer schon Teil meines "Lebensplanes". Ein Einzelkind zu haben, fand ich auch nicht optimal; mehr als zwei erschien mir nach den Erfahrungen Zuhause damals am Ende zu langwierig und anstrengend. Aber zwei sollten es immer sein.

Dummerweise hat mir/uns dann eben meine Depri-Angst ab 36 (da war Sohnemann 3) nen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Jahre seit der Geburt unseres Sohnes 2010 waren eben für sich schon anstrengender als erwartet, und dabei war er vergleichsweise pflegeleicht. Dann der Tod meiner Mutter eine Woche vor seiner Geburt, die Herzinfarkte meiner Großmutter 2013/14, der Streß im Büro, und dann die Aussicht auf zusätzlichen Streß und schlaflose Nächte durch ein zweites Kind - da hat meine Psyche ab Herbst 2013 eben dicht gemacht, das war zuviel auf einmal. Somit war eben auch 2014 nicht an einen Ausbau der Familienplanung zu denken, mir ging's einfach zu dreckig. Es folgte Ende 2014 bis Mitte 2015 erstmal ne mittelschwere Ehekrise, den Rest von 2015 und 2016 war sowohl bei meiner Frau als auch bei mir erstmal "Wunden-lecken" und Ruhe-einkehren-lassen wichtig. 2017 im Sommer dann in der Tat der zweite Versuch, klappte auch mehr oder weniger auf Anhieb - und endete dann leider in einer Fehlgeburt... :(

Für dieses Jahr ist ein neuer Anlauf geplant, sehr wahrscheinlich unter Zuhilfenahme einer Kinderwunschklinik mit sämtlichen medizinischen Hilfen, die möglich sind. Vor allem für meine Frau tickt die biologische Uhr eben, und die Erfahrung mit der Fehlgeburt hat sie arg mitgenommen und zweifelnd gemacht, daß wir es ohne Unterstützung noch "rechtzeitig" schaffen könnten.

So gesehen - lange Rede, kurzer Sinn:
Wir haben es weiterhin vor.
Aber ich mache jetzt schon drei Kreuze, wenn meine Frau zunächst mal erfolgreich und gesund schwanger wird und das Würmchen dann hoffentlich gesund und wohlbehalten auf der Welt ist.
Wie ich dann die ersten ein bis zwei Jahre überstehe, weiß ich noch nicht ;) - aber ich hab ja nicht nur negative Erfahrungen gemacht in den vergangene Jahren und auch eine ganze Menge gelernt - es wird also schon irgendwie werden :)


Wie geht's Dir denn?

LG,
Alex
 
Wer meine Story gelesen hat kann sich ja ein Bild machen wie und warum ich immer wieder in der Spirale bin.

Mit dem alten abzuschließen bzw. es therapeutisch begleitend aufgearbeitet zu haben, ist der erste Schritt dazu eine neue Zukunft für sich selbst zulassen zu können. Ich weiß dass ich an einem Scheideweg stehe und insgeheim wissen doch viele von uns wo der Hund begraben ist oder nicht.

Sich selbst als erstes zu verzeihen fällt den meisten am schwersten. Sich selbst zu allererst mal anzunehmen so wie man gerade ist, bereitet ebenso vielen Betroffenen Schwierigkeiten.

Es ist dich so das in den meisten Fällen in einem oder mehreren Lebensbereichen hackt wenns bei einem selbst nicht mehr gut läuft.

Ich hatte das schon mal woanders geschrieben bzw. in einem tollen Buch gelesen - von 2 Amerikanern in den 90er Jahren geschrieben.

Das zufriedene Leben eines jeden Menschen hängt von folgenden Bereichen ab.

1. Familie
2. Ort/ Lebensmittelpukkt
3. Beruf
4. Sinnfindung im Leben

Die eingefahrenen Strukturen aufzubrechen liest sich immer leichter als es ist. Hingegen träumt man lieber das richtige Leben, in der Hoffnung man wird vom alten irgendwann mal erlöst! Doch das Lebensglück ist kein Vogerl das einem zufliegt. Man hat egal wie alt man ist alle Möglichkeiten und Chancen sein neues Leben zu gestalten - auch noch mit 80 Jahren.

Therapie wenn notwendig JA, Medikamente wenn notwendig JA, aber keines von beiden kann die Eigenverantwortung für sein eigened Leben einen abnehmen.

Ich selbst betrachte mich nicht als Depressiv, oder des Lebens überdrüssig. Ich für mich weiß definitiv, dass beruflich vieles sich nicht so entwickelt hat wie ich es geplant/gehofft hatte. Vieles blieb auf der Strecke.

Auch die gemeinsame 20jährige Beziehung mit meiner Frau entwickelte sich anders, besser gesagt wir entwickelten uns weiter in nicht überall denselben Richtungen.

Also sind es bei mir schon mal 2 wichtige Lebensbereiche ( Beruf, Beziehung) wo eine Veränderung ansteht.

LG
 
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