Re: Depression nach Vollnarkose
Hallo,
da ich auch betroffen bin, möchte ich mich hier kurz melden. Das Kind hat inzwischen einen Namen: Postoperatives Delir. In Großkliniken wie der Charitee in Berlin und dem UKE in Hamburg laufen inzwischen Studien dazu.
TV-Beitrag zum Thema z.B. hier:
http ://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die_reportage/videos/diereportage457.html
Ich selbst bin nach einer (leider auch noch nicht zwingend notwendigen) vierstündigen OP vor zwei Jahren mit Angst aufgewacht. Angst, Angst, Angst. Ich bestand zu 100 % aus Angst. Es gab KEIN anderes Gefühl. Vorher hatte ich keinerlei bekannte, psychische Beschwerden. Diese 100%ige Angst ließ nach ca. 36 Stunden gottlob ein wenig nach. ABER...
... ich bin bis zum heutigen Tag nicht mehr die, die ich mal war. Ich habe Depressionen, ich habe extreme Konzentrationsprobleme, mein Gedächtnis funktioniert in keinem Vergleich zu früher etc.. Ich arbeite in einem krativen Beruf und bin eigentlich nicht mehr wirklich arbeitsfähig. mogele mich so durch.
Mein Vater hat eine beginnende Demenz, und ich stelle auffallend viele Parallelen fest.
Ich könnte heulen. Über die Situation, und weil ich eh ständig und bei allem heule.
Ich nehme seit zwei Jahren mit großem Widerwillen Psychopharmaka. Ich habe 22 Kilo zugenommen. Die Pillen helfen nur bedingt. Und was das Schlimmste ist: Ich habe in Zukunft wieder diverse OP's (Zahn/Kiefer) und panische Angst vor den Folgen. Natürlich stimme ich keiner Vollnarkose mehr zu, obwohl das z.T. wirklich schlimme Schmerzen bedeuten wird.
Aber ich habe auch Angst vor der Lokalanästhesie. Wer weiß, was die bei jemandem macht, der schon angeschlagen ist (und zudem noch COPD hat)?
Ich wünsche mirt fast jeden Tag, wenigstens für einige Stunden täglich wieder ganz "die Alte" sein zu können. Seit der 4-Std-Narkose bin ich einfach nicht mehr ich.
Leider hilft meine Erfahrung keinem weiter, ich weiß. Aber vielleicht bewahrt es ja jemanden davor, einer nicht zwingend nötigen Vollnarkose zuzustimmen.
Alles Gute Euch allen!
Kassie