Ich mache die letzten Tage leider auch eine etwas schlechtere Phase durch... Ich hatte gerade eben anderthalb Stunden intensive Arbeitsbesprechung, und der Kopf ist einfach nur voll. Ohren kurz vor Streßklingeln, Druck, Nervosität, leicht depri, leicht ängstlich... Hätte am liebsten Lust, meine Klamotten zu packen, nach Hause zu fahren und mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Mal wenigstens zwei Stunden schlafen und gucken, ob's dann besser geht.
=> Auch ich hab meine Dosis vor rund drei Wochen auf 10mg reduziert, davor neun Wochen 15mg.
Und auch ich bin mir nicht 100% sicher, ob da nicht auch die geringere Dosierung o.ä. medikamentös ausgelöstes mit reinspielt.
Allerdings mache ich solche Erfahrungen auch nicht das erste Mal, und ich hatte es schon oft, daß der "Spuk" nach ein paar Tagen wieder vorüber war, als wäre nie etwas gewesen (fast nie

).
Dazu muß man ferner wissen - und das verschweigen einem Ärzte/Psychiater oft:
Sämtliche SSRI haben eine Nachkling- und Halbwertszeit. Soll heißen: Eine potentielle Verschlechterung des Gemütszustandes kann im Verlauf von vielen Wochen schleichend und immer wieder auftreten, bevor das Faß dann erst nach einigen Monaten wieder komplett überläuft. Fluoxetin ist beispielsweise erst nach rund 5-6 Monaten komplett aus dem Körper ausgeschlichen! - solange "geistern" da immer noch Restsubstanzen und Rest-Wirkstoffe durch den Körper, deren Wechselwirkungen auf die Hirnchemie und den Stoffwechsel nicht untersucht sind. Natürlich kann man logischerweise davon ausgehen, daß weniger Substanz im Blut auch weniger Wechselwirkungen hat, klar; heißt aber umgekehrt, daß es bei jedem unterschiedlich lange dauern kann, bis sich ggfs. Absetzsymptome zeigen - oder eben auch nicht.
Auch ist es schwer zu unterscheiden, ob die wiederkehrenden Symptome jetzt wirklich originär vom Ausschleichen und Absetzen kommen, oder ob sich da ggfs. eine echte neue depressiv-ängstliche Phase anbahnt. Schließlich darf man, wie Du es ja selbst auch für möglich hältst, auch nicht vergessen, daß schon das Bewußtsein des Absetzens und die Angst vor einem möglichen Rückfall genau eben diesen überhaupt erst auslöst oder etwaige Symptome als Katalysator verstärkt...
Ich bin selbst schon am Überlegen gewesen, wieder auf 20 hochzugehen. Aber ich hatte auch mit 20mg meine schlechten Phasen, auch über Tage hinweg; sogar mit 30 oder 40. Ich bin also nicht so wirklich davon überzeugt, daß mir eine höhere Dosis da wirklich zuverlässig helfen wird. Möglich ist es, aber sicher bin ich mir nicht. Von daher halte ich eigentlich wirklich noch an meinem Plan fest, die 10mg jetzt über Herbst und Winter durchzuziehen und dann im nächsten Frühjahr erst nochmal zu halbieren. Wenn bis dahin alles gut gegangen ist...
Wahrscheinlich wird auch alles gutgehen, denke ich schon - solange ich mir nicht gedanklich-emotional immer wieder ein Bein stelle.
Ist nur gerade bei so Besprechungen wie meiner eben manchmal echt schwierig, da den Kopf freizuhalten und sich nicht von dem Sog packen zu lassen. Dazumal wenigstens mein Kollege mir gegenüber selbst von sich aus sagte, die Besprechung sei anstrengend gewesen, ihm würde gleich der Schädel platzen - rein objektiv gesehen war's also wirklich nicht ohne, wie's scheint.
Aber da ich ein recht hohes Verantwortungs- und Pflichtgefühl habe, packe ich mir jetzt natürlich nicht meine Sachen und fahre nach Hause, was vielleicht das Gesündeste wäre...
Und mein Kopf und meine Gedanken drehen depressive Kreisel, im Magen ein leichtes Unruhe- und Angstgefühl, und die Ohren wie gesagt kurz vorm Klingeln...
=> Ich spreche mir innerlich in aller Liebe gerade immer wieder Ruhe, Verständnis und Mitgefühl zu, auch, während ich das hier schreibe. Und wenn es die Zeit und die Situation im Büro irgendwie zuläßt, werde ich nach dem Mittagessen auch noch irgendwie 20-30 Minuten ne leichte Meditation oder sowas anhängen, um noch weiter runterzukommen.
Klar werde ich dafür nicht bezahlt, und meine Firma kann da auch direkt nicht wirklich was für; so tickt die Welt halt.
Ich kann da aber auch nicht wirklich was für und sehe es nicht ein, da jetzt wieder auf Biegen und Brechen und bis kurz nach zwölf mit aller Gewalt auf dem Posten zu sein - da hat am Ende niemand was von, die Firma nicht und ich noch weniger.
Ergo:
Guck, daß Du Dir im Urlaub jetzt auch 2-3x am Tag Deine Ruheinseln irgendwie schaffen kannst, auch, wenn das mit Frau/Familie vielleicht nicht ganz einfach ist.
Du mußt nicht 16 Stunden Deiner Wachzeit permanent aktiv und für alle anderen da sein; Du solltest Dir da auf jeden Fall 2-3 Stunden über den Tag verteilt für Dich reservieren. Schläfchen machen, spazieren gehen, meditieren, ein Eis essen, irgendwie sowas. Und mach Dir anhand Deiner guten Untersuchungsergebnisse immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder klar, daß Du kerngesund bist!
Es ist grad ne unangenehme, anstrengende Phase - aber sie geht auch wieder vorbei. Versprochen

Durchhalten, aushalten
LG,
Alex