alex_77
New member
Ich brauche nunmal Freunde. Es müssen nicht viele sein - aber nur einer oder schlimmstenfalls keiner ist mir definitiv zu wenig. Dich nervt Gesellschaft offenbar etwas an, weswegen es für Dich mitunter eher anstrengend als entspannend ist - mir hingegen hat das Feierabend-Bierchen beim Kumpel schon oft den Tag gerettet - einfach, weil wir ganz entspannt auf seiner oder unserer Terrasse gesessen und geplaudert haben, über Gott und die Welt, die Arbeit, die Schule unserer Kinder, Hobbies, etc. pp.Ihr geht mit euren Freunden um, als ob sie euch verlassen hätten und als ob sie euch in die Einsamkeit geschickt hätten, weil sie den Kontakt abgebrochen haben. Ihr seid ihnen gram, ihr seid beleidigt auf sie und ihr leidet, weil sie euch angeblich verstoßen haben.
Ich kann mich noch an einen Sommertag vor zwei Jahren oder so erinnern, da bin ich aus dem Büro nach Hause gekommen und war richtig mies drauf. Besagter Freund wollte / sollte aber noch vorbeikommen, was zurückbringen. Hatte ich absolut keinen Bock drauf, hab mich auf der Terrasse so hingesetzt, daß er mich nicht sehen konnte und alles andere meiner Frau überlassen. Ging in dem Moment (gefühlt) einfach nicht.
Ich hör's also drin klingeln, verhalte mich ruhig, und eine Minute später geht die Terrassentür auf und mein Kumpel kommt raus. Er hatte sich wohl nach mir erkundigt, meine Frau hat ihm gesagt, daß es mir nicht so dolle ginge und wo ich sei, und daraufhin ist er dann rausgekommen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Obwohl ich im Büro den ganzen Tag bereits unter Menschen war und abends echt bedient war, hat er mir in dem Moment tatsächlich den Tag gerettet: Ich war noch zwei drei Minuten mürrisch, hab's ihm erklärt, er sagte, deswegen sei er rausgekommen, ich hab gelächelt und zwei Bier geholt. Und mich im Verlauf der nächsten halben Stunde zunehmend weiter entspannt und bessere Laune bekommen.
Menschen sind verschieden

Natürlich hätte ich es wirklich nicht toll gefunden, wenn da plötzlich ne Partyherde von zehn oder 20 Leuten um die Ecke gekommen wäre.
Aber ein guter Freund im richtigen Moment ist Gold wert.
Und ja: Eben deswegen trifft mich das in diesem speziellen Fall immer wieder so, wenn ich darüber nachdenke:
Er kennt meine Depri-Geschichte. Er hat mich schon an schlechten Tagen erlebt. Er und seine Frau waren meiner Frau eine Stütze, als ich 2014 dreieinhalb Wochen in der Klinik war. Ich will nicht behaupten, daß wir "allerbeste Freunde für's Leben geworden sind, das vielleicht nicht. Aber gute bis sehr gute Freunde, auf die man sich normalerweise im Bedarfsfall verlassen kann, denke ich schon - und das ist eigentlich schon mehr, als man von den meisten sog. "Freunden" üblicherweise erwarten kann.
Jetzt den Kontakt auf Eis zu legen, weil wir in Sachen C-Impfung grundverschiedener Meinung sind (seine Frau schrieb meiner Frau, er sei da schon fast fanatisch-missionarisch pro Impfung unterwegs) und er die Freundschaft nicht gefährden möchte, nehme ich insofern schon persönlich, weil wir uns eigentlich lange genug kennen. Und wenn ich ihm antworte, daß wir das Thema gern komplett umschiffen können und nicht drüber reden müssen, weil es auch genug andere Themen gibt, finde ich es schon schade und enttäuschend, wenn er das - um unserer Freundschaft Willen - offenbar nicht glaubt hinzubekommen...
Ja - ich hab mich vor nem halben Jahr mit dem anderen Freund für vier Wochen heftig gefetzt und verkracht. Weil ich meinen Mund damals noch nicht halten konnte.
Aber ich bin lernfähig: Wir haben uns wieder versöhnt, und wir vermeiden Diskussionen rund um C komplett - und sehr erfolgreich.
Ich weiß also, daß ich das hinkriege.
Er - also der andere Freund, von dem ich zuvor gesprochen hatte - weiß das vielleicht nicht. Möglich. Aber wir kennen uns lang genug, daß er der Sache nen Vertrauensvorschuß geben könnte.
Stattdessen wirkt es auf mich so, als sei er von seiner persönlichen Meinung derart überzeugt und hielte daran fanatisch fest, daß ein Treffen mit jedem Impfskeptiker für ihn sofort persönlich und er dagegen ist - und in dieses "Lager" falle offenbar nun auch ich.
Ich freue mich für Dich, wenn Du sagst, daß Du gelernt hast, mit Deinem Weg gut und zufrieden zu leben und daraus auch Kraft und Frieden zu schöpfen

Doch wie gesagt:
Menschen sind verschieden - dafür muß man / ich ja auch nicht gleich der große Party- und Discogänger sein

