Re: Beziehung macht mich kaputt
Ihr Lieben.
Noch mal.
Ich kritisiere hier dieses kollektive Bashing gegenüber einer jungen Frau, deren Perspektive wir nicht kennen. Zu den Fakten die wir haben:
Sie hat einen Beruf gewählt, von dem sie garantiert alleine nicht leben kann. Vielleicht auf Hartz IV Niveau, wenn überhaupt. Ihr Problem ist, dass eine Trennung im Raum steht. Also muss sie damit rechnen, mit ihren vielleicht 900 – 1.000 Euro Netto in Zukunft Miete und Lebensunterhalt alleine zu bestreiten. Wenn sie sich in einer solchen Situation begibt, unverheiratet, materiell nicht abgesichert, materiell abhängig, hat sie ein Problem.
Hier schreien alle, faul, stinkfaul , schmeiß sie raus.
Ich stelle mich jedoch hin und behaupte, dass es kein Gen für Faulheit gibt. Ein junger Mensch wird nicht faul geboren. Menschen sind von Natur aus aktiv. Ansonsten würden wir noch in einer Höhle wohnen und uns vegan ernähren. Menschen suchen von Natur aus Herausforderungen, Bewegung, Aktivität, Ziele. Die jungen Menschen die perspektivlos, demotiviert, arbeitslos sind, die sind nicht so geboren. Die Gesellschaft, vielleicht das familiäre Umfeld hat sie gebrochen. Hier ist eine junge Frau, die hat ihren Meister gemacht und fühlt sich total unterfordert. Vielleicht ist sie Friseurmeisterin oder KFZ-Mechanikerin und würde gerne einen erfolgreichen Laden aufziehen. Da ist der natürliche Input aktiv zu sein und eine Leistung zu erbringen vorhanden. Da ist nichts geknickt worden.
Ich mache keinem jungen Menschen, der keinen Schulabschluss hat und von Hartz IV lebt einen Vorwurf. Aber ich behaupte, ja, ich weiß, wie kann ich nur, dass das nicht normal ist. Ich behaupte, dass diese jungen Leute intelligent sind und nicht blöd im Kopf geboren, und dass jeder von ihnen mit der nötigen Förderung und der nötigen Wertschätzung in der Lage wäre beruflich auf eigenen Beinen zu stehen.
Rintintin nennt das reinbuttern, also alles in den Hintern geschoben kriegen. Wie kann man nur, einen jungen Menschen unterstützen und fördern, ihm Vertrauen und Zuversicht an sich und seine Potenziale geben? Das ist ja kriminell!
Ich weiß du hast das nicht so gemeint, aber denk mal darüber nach, was du da sagst, wenn du von Scheuklappen redest.
Und nun komme ich zu dieser gesellschaftlich und soziologisch doch sehr typischen Beziehungskonstellation hier. Welche sich in jedem zweiten Hilfeschrei von Seiten der Frauen hier im Forum wiederholt.
Der Mann ist selbständig, kann sich einen Wagen, ein Häuschen mit Garten leisten. Hat einen 11 Stunden Arbeitstag in dem seine Energie in seinen Beruf und seiner materiellen Absicherung rein fließt.
Sie ist Verkäuferin, hat einen 36 Stunden Job und verdient nicht genug um sich materiell abzusichern. Sie ist auf ihren Freund, auf einen Mann, als Versorgen angewiesen.
Wie komme ich bloß dazu, diese Konstellation zu kritisieren?
Und die beruflichen, materiellen Bedingungen, die diese Frau gewählt hat, „niederzumachen“?
Sie hat mit ihrer Berufswahl und ihrer daraus resultierenden Situation doch alles richtig gemacht?
Sie hätte ja auch Chefärztin werden können, sie ist nur zu faul dazu.
Jede Frau, die Verkäuferin, Kindergärtnerin, Friseurin wird, die dadurch nicht genug verdient um ohne einen etwas erfolgreicheren Mann materiell auskommen kann, ist einfach nur stinkfaul.
Das ist doch einfach die weibliche Natur, hier hören einfach ihre Potenziale auf. Ihr Gehirn ist einfach zu klein.
Und ich stelle mich hin und mache das auch noch nieder. Boah... Ich glaube, ich habe gerade die Frauenbewegung und den Feminismus erfunden. Wahrscheinlich weil ich so große Scheuklappen habe. Schenk mir doch mal bitte einer dieses Buch von Eva Hermann, damit ich wieder klar im Kopf werde. Bitte!!!
Rintintin und alle anderen Mütter hier:
Stellt euch mal vor, dass sei eure Tochter. Sie lebt in einer Beziehung seit dem sie 21 Jahre alt ist. Ein Zeitpunkt, wo sich jedes „verkorkste Kind, was alles in den Hintern reingebuttert bekommen hat“ normalerweise beruflich orientiert. Nach 9 Jahren sieht die berufliche und materielle und familiäre Situation so aus:
Sie ist nicht verheiratet, hat keine Kinder, hat einen Beruf, Verkäuferin, von dem sie alleine nicht bis ziemlich schlecht leben kann. Ist materiell von dem immernoch Freund abhängig.
Würdet ihr sagen, eurer Tochter geht es bestens? Ihr Leben ist total richtig? Sie hätte auch Ärztin werden können, aber sie ist einfach faul und stockdumm geboren?
Dann schaut ihr euch wie der 9 Jahre älterer Freund nach 6 Jahren Beziehung da steht. Wie er sich beruflich und materiell entwickelt hat. Er hat sich selbständig gemacht. Kann sich ein Haus mit Garten leisten, während eure Tochter, mit leeren Händen da steht. Ich weiß, euch wird ein seliges und zufriedenes Lächeln überkommen.
Ist doch kein Problem. Denn ihr werdet vielleicht denken, meine Tochter ist selbst schuld. In einer Beziehung ist jeder für sich alleine verantwortlich. In einer Beziehung geht es nicht darum sich um den anderen zu kümmern und sich gegenseitig auf seinem beruflichen Werdegang zu unterstützen.
Erst recht nicht wenn der eine 9 Jahre jünger ist, von Natur aus Faul, ein kleines Gehirn hat und zudem auch noch ne Frau ist. Es ist doch ganz normal, dass mal als Paar gemeinsam zusieht, wie sich die junge Freundin mit 21 Jahren in einer Abhängigkeit verrennt und nichts auf die Reihe kriegt.
Sie ist doch ein Mädchen, eure Tochter. Was erwartet die? Dass der 9 Jahre ältere Partner sagt, du kannst mehr als nur 6 Stunden Verkäuferin sein und von mir abhängig? Du kannst mehr als nur Facebook und Farmville? Wir müssen schauen, dass nicht nur ich Erfolgreich bin, wir müssen schauen, dass auch du weiter kommst? Warm frage ich euch, sollte der Partner ein Interesse daran haben? Sie muss doch nicht beruflich erfolgreich sein, sie ist eine Frau, das hat der liebe Gott nicht vorgesehen für sie. Es reicht doch, wenn sie als Dauerfreundin nach 6 Stunden Jobben, den Haushalt macht und im Garten des Freundes die Blumen gießt. Zu dumm nur, dass eure stinkfaule Tochter, nicht mal das auf die Reihe kriegt. Aber auch das ist für euch normal, denn ihr wusstet doch schon immer, dass eure Tochter etwas minderbemittelt ist, die Ärmste.
Hanelore